Sowas passiert ja auch nicht absichtlich. Man sieht den Charakter der scheinbar mit allem klar kommt, und versucht ihm etwas zu bieten mit dem er Probleme bekommt.
Und stellt dann fest, dass er diese Probleme dadurch löst, dass er andere Stärken nutzt um seine Schwächen auszugleichen, oder um etwas gegen diese zu tun. Und bemüht sich dann noch mehr, diese Gegenmaßnahmen zu unterlaufen.
Das kann sich dann schnell hochschaukeln, auch dann wenn man nicht der böse SL ist, sondern eigentlich nur dem Spieler etwas Thrill geben wollte, oder anderen zeigen wollte "hey, der ist gar nicht so unverwundbar".
Auch wenn man mit diesem Fokus auf den Teflonbilly eigentlich erst dafür sorgt, dass sich alles um die Suche nach dessen Schwächen dreht. Das ist so ein wenig vergleichbar wie der Versuch ein Loch in eine Wasserfläche zu schlagen damit diese nicht nur glatt und konturlos ist. Egal wo man hinhaut - das Wasser fließt von den Seiten wieder hinein. Lasse ich es dagegen laufen und sich verästeln, so entsteht von alleine ein einzigartiges Muster.
Das Hochschaukeln habe ich hoffentlich hinter mir, da gab es einige unschöne Szenen, aber aus Fehlern lernt man bekanntlich. Ich binde die Spielercharaktere in meine Welt ein und dazu gehören unter anderem auch Dinge, die sich erst einmal nachteilig auf den Charakter auswirken (unser Kleriker zum Beispiel ist gegenüber seinen Vorgesetzten total hörig und befolgt deren Befehle auch über die Köpfe der anderen Chars hinweg, was auch in der laufenden Kampagne zu einer hochinteressanten Szene eskaliert ist). In diesem Falle war der Nachteil, das der Kleriker die Gruppe für 6 Tage verlassen hat, um einem Hochkleriker Bericht zu erstatten. Das ist erst mal nicht tragisch, wenn dann aber ein Halbleichnahm zu bekämpfen ist, wirds unlustig. Im Nachhinein wird der Orden des Klerikers nun Freiwillige schicken um bei einer großen Aufgabe zu helfen.
In unserer Runde spielen wir die Schwächen der (Nicht-)Spielercharakter wie selbstverständlich aus, ich habe aber in den letzten Wochen hier viel gelesen und bin immer wieder über dieses Thema gestolpert und habe mich entschieden mich über die Hintergründe zu informieren. Und trotz der ungenauen Fragestellung, habe ich doch schon einige Sachen gelernt. Ich hoffe das geht noch etwas weiter, aber das wird die Zeit zeigen. Eine Diskussion hier ist sehr spannend und ich ziehe großen Nutzen daraus, insbesondere da ich ja jetzt auch wieder Spieler (in einer SW Runde) bin.
Ich spiele eigentlich kein D&D und meine Systemkenntnisse sind eher rudimentär, ich finde das Thema aber interessant.
@Rentin: Auch für mich wird nicht so wirklich greifbar, auf welches Phänomen du jetzt genau raus willst. Du fragst, wieso Spieler optimieren (also mit den harten Regeln von D&D arbeiten, um starke Charaktere zu bauen) sprichst aber gleichzeitig von Teflonbillys, die – korrigiere mich, wenn ich das falsch verstanden habe – keine Angriffsfläche für Drama bieten und nicht ordentlich mit der Welt vernetzt sind (wofür D&D keine Regeln hat). Ich sehe da nicht so recht den Zusammenhang und bin verwirrt. Könntest du vielleicht mal – ironie- und sarkasmusfrei – ein oder zwei prototypische(s) Beispiel(e) posten, damit wir wissen, von welchem Verhalten du jetzt genau sprichst und wo dein Problem damit ist?
Eigentlich meinte ich tatsächlich die TB, welche weder noch durch Drama oder Regeln angreifbar sind. Ich weiß nicht, ob es da noch einen weiteren Begriff gibt und kann mich gar nicht oft genug für die misslich gestellte Frage entschuldigen.
Eben jene Spieler, welche sich immer dann auf das Regelwerk berufen wenn auch nur der kleinste Nachteil für sie im Raum steht. Sei es der Sniper, der immer hinten bleibt und Mörderschaden rauspumpt, sich aber sofort beschwert, das er die anschleichenden Raider nicht bemerkt hat. Der sein Metawissen geschickt einsetzt, zu jeder Zeit an jedem Ort des Geschehens ist, lalala.
Ich nenn sie ab sofort A-löcher.
Aber, aufgrund der Frage des Optimierens kamen hier so viele gute Antworten zusammen, das ich mich lieber darauf konzentrieren möchte.
Definiere mir Haken und Ösen.
D&D 5E kennt für den Background "Flaw", "Bond" und "Ideal". Damit habe ich imho, wenn ich nicht gerade als Flaw die Angst vor Breitmaulnashörnern genommen habe, dem SL schon Dinge gegeben, bei denen er ansetzen kann, was auch vollkommen okay ist, so lange er nicht permanent mit moralischen Dilemmata wie "Paladin vs. Orc Baby" kommt.
Auch wieder ein sehr gutes Beispiel, aber wer zwingt einen Spieler, sich daran zu halten? Nicht das ein Zwang notwendig sein sollte, aber nehmen wir mal den Flaw "I have trouble keeping my true feelings hidden. My sharp tongue lands me in trouble." (Quelle D&D PHB Seite 131).
Der Spieler ist allerdings rhetorisch sehr begabt und weiß es, seinem Gegenüber Honig ums Maul zu schmieren. Er bleibt immer cool und verliert nie die Contenance. Und wenn dieser Spieler sein Verhalten trotz gutem Zuredens nicht ändert, dann ist das eben so? Dann hat er zwar einen Nachteil, aber den muss er ja nicht ausspielen.