All das zeigt doch deutlich, dass die Regeln die Spielweltphysik beeinflussen: Normalerweise geht man davon aus, dass die Spielweltphysik mit der realen Physik identisch ist. (Sofern nichts anderes in Hintergrundbänden steht.)
Durch die Regeln wird die Spielweltphysik aber gegebenenfalls nochmals modifiziert.
Das ist aber noch mal etwas anderes als die Aussage, der ich ursprünglich widersprochen habe:
Prinzipiell bilden die Regeln die Physik der Welt ab.
An dieser Aussage stört mich erst mal natürlich das "prinzipiell"; deshalb habe ich Beispiele dafür gegeben, dass selbst bei simulationistischen Spielen die Vorstellung, dass die Regeln die Physik der Welt abbilden würden (worunter ich verstehe: im Großen und Ganzen Deckungsgleich mit ihr sind) keinen Sinn ergibt.
Ich habe allerdings den Begriff der Simulation da falsch verwendet: Natürlich haben du und YY recht, dass so was wie Waffenschaden auch als sehr grobe Simulation physikalischer Vorgänge betrachtet werden kann.
Was aber m.E. nicht funktioniert, ist die Vorstellung, dass die Regeln die physikalischen Gesetzmäßigkeiten der Welt auf den Punkt bringen. Wenn das so wäre, dann hätten wir nämlich bei den allermeisten Systemen Welten, in denen es beispielsweise qua Naturgesetz unmöglich ist, dass ein unverletzter Mensch mit weniger als drei Schwerthieben oder fünf Dolchstichen getötet wird; in denen es unmöglich ist, dass jemand sich beim Sturz von einer einen Meter hohen Mauer das Genick bricht ...
So eine Welt könnte man natürlich postulieren, die wäre dann aber auch um Erzählmöglichkeiten ärmer; Der Fürst von Murgelheim kann dann halt nicht beim Treppensturz sterben und dadurch einen Erbfolgekrieg auslösen. Wollte man streng gleiche Regeln für SC und NSC durchhalten und die noch dazu als physikalische Gesetzmäßigkeiten der Welt auffassen, müsste nämlich jeder bei der Nachricht von dem Treppensturz Einspruch erheben: "Moment, das Hinabsteigen einer Treppe erfordert keinen GE-Wurf, und selbst wenn der Fürst hätte stürzen können, dann hätte der Fallschaden von 4m Treppe nicht genügt, um einen ausgewachsenen Menschen zu töten!"
Anstatt also anzunehmen, dass die Regeln die Physik der Spielwelt darstellen, die noch dazu für alle gleich gilt, und mir damit den Treppensturz des Fürsten zu verunmöglichen, finde ich es deshalb sehr viel sinnvoller, dass die Regeln selbst bei simulationistischen Spielen vor allem Übereinkünfte darüber sind, welche Folgen die Handlungen der SC für sie haben können/was sie mit diesen Handlungen bewirken können.
Und ich würde davon ausgehen, dass die allermeisten eben Leute sowieso so spielen - und dabei auch sowieso unterschiedliche Regeln für SC und NSC gelten lassen: Der Fürst kann sich halt beim Sturz das Genick brechen, ein SC kann das nicht. Anzunehmen, dass das etwas mit den physikalischen Gesetzen der Welt zu tun hat, erscheint mir absurd, zumal die meiner Vorstellung nach keinen Unterschied zwischen SC und NSC machen dürften.
(Natürlich kann man auch eine Welt mit derart ausgefallenen Naturgesetzen postulieren, könnte sogar Spaß machen, aber ich denke halt nicht, dass es das ist, worauf die meisten Rollenspiele abzielen ...)