War natürlich polemisch
Aber auch aus einem bestimmten Grund. Beiden Aussagen liegt nämlich derselbe Denkfehler zugrund, über den ich schon manches Mal mit unterschiedlichen SLs aneinander geraten bin: Der Grundprämisse, dass es objektive Bewertungskriterien für "logische" oder "nicht-dumme" Handlungen gibt, bzw. die erweiterte Prämisse, dass sich Charaktere nun mal nicht so verhalten.
Das Argument kommt gerne von SL, die ihre Welt als Pseudo-Simulation begreifen - also als Simulation einer Fantasiewelt, die aber grundsätzlich den geichen Gesetzen wie unserer gehorcht, sowohl physisch als auch sozial usw.
Und da wird dann gerne irgendeine Logik ins Feld geführt, nach der die Charaktere dann handeln sollten, weil das ja irgendwie zwingend sei. Instanz dafür, was logisch ist, ist dann üblicherweise der SL. Der nächste Schritt ist dann "Das würde dein Charakter nicht tun", aber so weit muss es gar nicht kommen.
"Dumm handeln" - ich vermute, hiermit sind Dinge wie das gerne genommene Taschenlampenfallenlassen gemeint, der SL will wohl sichergehen, dass die Spieler im Sinne der allmächtigen Story Dinge tun, die nicht gänzlich der Gruppe widersprechen.
Das Problem ist: Die Welt, die Menschen, die Kreaturen - all das funktioniert so nicht! Wir machen dauernd dummes und unlogisches Zeug- aber es macht unsere Geschichte nicht kaputt, sondern formt uns. "Aus Fehlern lernt man" - aber dafür muss man auch Fehler machen (dürfen). Die Vorstellung, man würde nur vernünftig, besonnen, logisch, schlau handeln hat mit der Realität (von der ja die ausgedachte Welt abgeleitet wird) rein gar nix zu tun.
Ich zitiere an diser Stelle gern die Macher der Serie "The Wire", die auf die Frage, wie viel sie zum realen Baltimore dazuerfunden haben sinngemäßg geantwortet haben "Wir mussten viel weglassen - sonstn hätten uns es die Zuschauer nicht geglaubt".
Dieser SL mag ja im Grunde ganz here Vorsätze haben, indes: Durch das Festschreiben in einem - meiner Meinung nach: in höchst arrogantem Tonfall gehaltenen - Vertrag schafft der SL eine Mißtrauens-Atmosphäre, die solche Aktionen seitens der Spieler geradezu herausfordert.
Und er erweist dadurch dem Hobby, in dem man ein Miteinander anstrebt, in dem jeder das gleiche Recht auf Spass haben sollte und in der es letztlich um das freie Entfalten einer ausgedachten Persönlichkeit geht, einen Bärendienst.