Persönlich sehe ich nicht per se irgendwelche Settings als Geschmackslos an. Ich kann problemlos Charaktere spielen, die Sachen tun, die ich weder gutheiße noch selbst tun will. Genauso könnte ich auch nen Film mit Nazis anschauen, wo eben die Bösen nicht auf karmatisch korrekte Art und Weise am Ende durch die eigene Bösartigkeit zugrunde gehen, sondern gewinnen. Klar, die meiste Zeit bin ich Happy End Fan, die Nazis fallen in die eigene Fallgrube o.ä. - aber das muss ja nicht immer so sein in Geschichten. Es ist nicht so, als bin ich nun scharf drauf, KZ Wächter zu spielen, schlicht, weil mir das nichts gibt - aber unangemessen? Nö. Ich würde mit Leuten, denen der Gedanke daran, das real zu sein, Spaß bereitet, nichts zu tun haben wollen, aber mit Leuten, die das nur spielen können, habe ich kein Problem. Klar würde ich bei so nem Setting darauf achten wollen, dass kein anderer Spieler sich daran gestört fühlt, aber mich pers. stört so schnell nichts. Unangemessen fände ich, wenn sowas aus den falschen Gründen gespielt wird, also wenn jemand nen Elfenhasser spielt, weil er real Ausländerfeindlich ist - aber gut, sowas passiert nicht, weil ich mit so jemandem eh nicht spielen wollte. Wenn jemand als Spieler problemlos anerkennen kann, dass das Verhalten des Charakter bösartig, moralisch verwerflich, etc. ist, sehe ich da kein Problem, rein persönlich. Meine Charaktere sind weder ich noch jemand, der ich sein will. Ich kann als überzeugter Atheist problemlos nen fanatischen Christen spielen - mit leichter Sorge, ob ich das unabsichtlich zur Karrikatur abgleiten lasse, natürlich - oder nen muskelbepakten Barbaren, ohne dass ich real den Wunsch verspüren, in die Kirche zu gehen (außer als Tourist) oder das Blut meiner Feinde auf dem Steppenboden zu verteilen...
Gedanken sind frei. Phantasie und Spiele sollten es auch sein. Natürlich, das gilt, solange es privat bleibt. Auf nem Con sehe ich das schon wieder anders, da würde ich nun nicht gerade die Nazi-Flugscheibenpiloten-Kampagne spielen wollen. Und nur, weil ich so schnell nichts unangemessen finde, bedeutet es nicht, dass es mir Spaß machen würde - aber das gilt ja nun auch für das Spielen von aventurischen Reisbauern-Alltag.
Ich bin auch kein Freund davon, Rollenspiel zu über-interpretieren. Für mich ist es zu 99% ein Spiel, nicht mehr. Eventuell ergibt sich daraus auch ne Diskussion zwischen Spielern, ok, aber ich fände es doppelplus ungut, wenn sich an jeden Rollenspiel-Abend eine politische Diskussion anschließen muß, wo dann alles politisch korrekt interpretiert wird und sich alle versichern, was für Gutmenschen sie doch trotzdem sind.