Der Spruch hat eine Geschichte, die eine bedenkenlose Verwendung unmöglich machen. Genauso, wie in KÄ bestimmte Dinge sagen wir mal ... gedankenlos präsentiert wurden.
Die Aussage "Ich finde das jetzt aber nicht schlimm" ist in dem Zusammenhang ebenso gedankenlos.
Dann sind die genannten Filme ebenfalls gedankenlos. Es ist immer möglich, dass ein Medium bestimmte Trigger und Traumata beim Rezipienten auslöst, ohne dass dies explizit so beabsichtigt war (einen Zombie-Slasher oder Dungeoncrawling mit jemanden zu spielen, der sich z.B. 1994 in Ruanda aufgehalten hat oder die Exzesse der kolumbianischen Drogenbarone aus erster Hand erleben durfte, halte ich bspw. für grob fahrlässig). Das sind aber Sachen, welche die Rezipienten in das Medium hineintragen, und nichts was direkt beabsichtigt war (was es nicht entschuldigt, wenn man ihnen solche Filme, Bücher oder Spiele
aufdrängt - aber man kann diesen Medien nicht den Vorwurf machen, dass sie existieren).
Ein Grenzfall wäre, wenn in einem Medium (und Rollenspiele sind Medien) ein allegorischer Bezug zu einem schwierigen Thema hergestellt wird. Ich finde so etwas nicht verkehrt, solange die Darstellung Empathie für die Opfer fördert, verstehe aber ebenfalls, wenn Opfer nichts davon wissen wollen oder nicht-Opfer sich nicht mit dem Thema auseinandersetzen wollen. Wo ich eine deutliche Grenze ziehe, ist beim Genre der "Exploitation", wo die besagten Taten in aller Deutlichkeit gezeigt oder (im Falle des Rollenspiels) "nachgespielt" werden, um einen billigen Schockeffekt zu erreichen. Das geht für mich gar nicht.
Solche Filme wie "I spit on your grave" halte ich für billige Exploitation und mag sie mir weder anschauen, noch würde ich so ein Thema auf diese Weise als Teil des Rollenspiels haben wollen. Trotzdem denke ich, dass die grundlegenden Themen der zugrunde liegenden Problematik (gesellschaftliche Rollenbilder, Kontroll- und Identitätsverlust, Umgang mit dem Trauma) es wert sind behandelt zu werden (z.B. als Teil des Rollenspiels "My Life with Master"). Sicherlich mag sich jemand der etwas ähnliches schon einmal erlebt hat möglicherweise nicht damit auseinandersetzen (immerhin geht es in der Verarbeitung des Mediums um die Thematisierung von Emotionen, welche diese Person höchstwahrscheinlich nicht wieder durchleben möchte), trotzdem finde ich es wichtiger, dass diese mediale Umsetzung des Themas existiert (selbst auf die Gefahr hin, dass Leute damit in Kontakt kommen, denen sie unangenehm ist), als wenn das Thema und die damit verbundenen Traumata von der Gesellschaft totgeschwiegen und überhaupt nicht thematisiert werden (was auf lange Sicht deutlich gefährlicher ist).
Bei "Kleine Ängste" geht es mmn
entweder darum, sich auf die
Emotionen hinter Fällen von Kindesmissbrauch (Angst, Ausgeliefertsein, Selbstzweifel etc.) einzulassen und zu versuchen (soweit das im Rahmen eines Mediums möglich ist) zumindest ansatzweise mitzufühlen - ohne den Missbrauch selbst zum Thema des Spiels zu machen. Oder man spielt damit Geschichten ohne Bezug auf diese Thematik (im Stile von typischen Jugendgeschichten der 80er) und hat damit Spaß. Beides ist imo nicht verwerflich.