Ich finde die grundlegende Idee des zweiten Bandes wunderbar. Das ganze Manöver passt hervorragend zu Haffax und das geht total in Ordnung. Was mich an dem Abenteuer massiv stört, ist der Umstand, dass die Entscheidungen der SC zwingend in eine Richtung laufen müssen. Du, Teichdragon, hast das ja auch schon angemerkt.
Es handelt sich beim Schattenmarschall leider um einen Rückfall in eigentlich überwunden geglaubte DSA-Zeiten. Dieser pädagogisch erhobene Zeigefinger, dieses im Grund sehr christlich geprägte und zugleich moralinsaure Geschwafel in Verbindung mit dem Aufzwingen einer sehr spezifischen ethisch-moralischen Perspektive: ich mag das nicht. Meiner Ansicht nach hätte man das Abenteuer in Bezug auf den Handlungsspielraum der SC erheblich offener gestalten müssen.
Aber noch mal: den Impetus der Klamotte finde ich super und Haffax als zentralem NSC wird das wunderbar gerecht. Die (indirekte) Schienenfahrt gepaart mit der moralischen Oberlehrerattitüde geht mir aber nur schwer runter.
Was mir parallel oft auf den Sack geht bei den neueren DSA-Abenteuern: diese gigantomanischen NSC-Aufläufe. Welcher SL, sorry: Meister soll das denn bitte cool rüberbringen? Ich gebe mir als SL echt Mühe, meinen NSC ein unverwechselbares Bild zu verleihen in Aussprache, Gestik, Duktus und Mimik gepaart mit Beschreibungen des Auftretens. Aber das geht halt nur, wenn es eine überschaubare Zahl gibt. Sonst ist das nicht vernünftig vorbereitbar. Leider sind viele DSA-Autoren bei Abenteuern noch immer viel zu stark im Autorenmodus und weniger im Umsetzungsmodus für das Spiel. Ich kann mir blühend vorstellen, wie die Autoren die Abenteuer zusammentippen und sich dabei vom Kopfkino einer idealtypischen, filmischen Umsetzung leiten lassen. Was da halt zu kurz kommt, ist das Medium: Rollenspiele funktionieren nun mal anders als Filme. Das muss in Zukunft deutlich stärker bedacht werden.
Im Prinzip macht der Schattenmarschall lustiger Weise all das falsch, was ich
neulich schon mal angemerkt hatte. Sehr schade.
So überaus positiv sich die Abenteuerqualität bei DSA-Ulisses in den letzten Jahren auch entwickelt haben mag: der Schattenmarschall ist ein klarer Rückschritt. Ich würde das nicht leiten wollen.
Mir gefällt andererseits übrigens an der Kampagne, dass eine Menge alter und ausgelutschter NSC-Zöpfe nun endlich mal abgeschnitten werden konnten. Das gewährt viel Freiraum für DSA5. Ich bin schon sehr gespannt, wie Ulisses die Abenteuer- und Metaplotplanung angeht. Hoffentlich haben die sich was Cooles überlegt. Mein Vorschlag wäre ja, dass man erst mal auf totalem Grassrootslevel anfängt, langsam NSCs aufbaut und im Hintergrund einen lässigen Metaplot langsam einfädelt. So kann man viele Leute mitnehmen.