Aus meiner Sicht sieht's momentan halt so aus:
Auf niedrigen Stufen hat man nicht viele Handlungsmöglichkeiten, das stimmt, wenn man das rein auf spielmechanischer Ebene betrachtet. Man kann trotzdem erstmal "alles" tun, bzw. versuchen. Was man nicht kann - als Spieler - ist es Lösungen zu erzwingen (ohne zu würfeln mit echter Chance, dass es schiefgeht). Mächtige Charaktere mit vielen"Handlungsmöglichkeiten" haben viele Möglichkeiten Probleme direkt zu lösen, einfach weil sie eine entsprechende Fähigkeit, Zauber oder Gegenstand haben, welcher klar definiert mit der Problem-Situation interagiert und diese dann in der Regel auflöst. Das ist quasi auf der gamistischen Ebene. D&D 3e war da die krasseste Ausprägung.
Ich mag da nicht mehr so. Es führt halt immer mehr zu Situationen, wo die Helden vor einem Problem stehen und einer der Spieler schaut dann auf und sagt: "Keine Sorge, ich hab' 'nen Zauber, der löst das Problem und fertig.". Systemmastery / die Fähigkeit des Spielers wird dann sehr wichtig, da man seine Fähigkeiten klug auswählen muss und auch gut erkennen können muss, wann man sie einsetzt.
Und der Kampf wird immer komplexer und taktischer mit höheren Stufen. Auch davon bin ich kein Fan mehr. Ich will in aller Ruhe ein paar HP runter würfeln, viel mehr brauch ich da nicht mehr. Die taktische Tiefe von D&D 5 auf den ersten paar Stufen halte ich für genau richtig. Das, was wir jetzt die letzten Sessions mit der 10-Stufigen Truppe fan ich schon nicht mehr so toll.
Im Endeffekt hab ich das Gefühl, dass das Spiel, je höher die Stufen werden, immer gamistischer wird. Auf niedrigen Stufen habe ich eher das Gefühl, dass ich mich als Spieler mit den konkreten Situationen in denen mein Charakter steckt auseinander setzte und wirklich überlege, was der Charakter jetzt tut. Auf höheren Stufen wird das immer mehr zur Vogelperspektive, wo ich dann eher auf der Ebene der spielmechanischen Fähigkeiten bzw. "Handlungsmöglichkeiten" denke und im diese im Auge behalte während ich überlege, was jetzt die beste Lösung für ein Problem auf der mechanischen Ebene wäre. Effektiv wird das Spiel immer gamistischer, weil es auf der gamistischen Ebene mit steigenden Stufen eben immer mehr an Entscheidungen und Möglichkeiten dazu kommen und die Komplexität an dieser stelle einseitig steigt, was den Fokus auf diese Ebene verlagert.
Und zur Zeit ist mit das einfach nicht besonders sympathisch, da mag ich eher das (gamistisch) weniger kompexe Spiel der niedrigen Stufen.
Aber ich kann dich schon gut verstehen, es ist ja nicht so, als wäre hier eines besser als das andere. Aber es zeichnet sich ja jetzt auch schon seit längerer Zeit ab, dass wir zwei in vieler Hinsicht sehr gegensätzliche Ansichten und Erwartungen an das Spiel haben, nicht nur in diesem Punkt.