Autor Thema: Charaktertiefe  (Gelesen 5515 mal)

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Aoyuki

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Charaktertiefe
« am: 11.06.2015 | 13:34 »
Hallo Menschen!

Ich leite seit einigen Wochen eine Pathfinderkampagne. Ich und auch meine 4 Spieler sind alle komplett neu und hatten keinerlei Erfahrung mit Pen and Paper bevor wir mit dieser Kampagne angefangen haben.
 Nachdem wir jetzt einigermaßen mit dem Regelwerk zurechtkommen und wissen wann welcher Würfel zu werfen ist, würde ich gerne die Spieler dazu bringen sich mehr mit ihrem eigenen Charakter zu beschäftigen. Klar kann ich meinen Spielern das so einfach an den Kopf werfen wie etwa: "Bis nächstes mal macht ihr euch mal bitte mehr Gedanken zu eurem Charakter."

Habt ihr vielleicht ein paar Tipps wie ich das anders machen könnte?

 Vielleicht sogar Im Spiel? Eine Idee die ich bis jetzt hatte war meine Spieler einzeln zu fragen was denn ein Geheimnis ihres Charakters ist, dass der Charakter bis jetzt niemandem erzählt hat.
Ich freue mich auf eure Antworten :)

 Grüße Aouyki

PS: Da ich auch hier im Forum neu bin kann das natürlich an einen passenderen Ort verschoben werden, sofern dieser existiert.  ;)

Offline Tarin

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Re: Charaktertiefe
« Antwort #1 am: 11.06.2015 | 13:39 »
Doch, wirf es an den Kopf. Verpack es aber vielleicht besser als "Ich würde gern auch die Hintergründe eurer Charaktere ins Spiel einbringen, habt ihr da auch Bock drauf und ein paar Ideen, die ich nutzen kann?".

Ansonsten finde ich Blanko-SC auch nicht so schlimm. Ein paar Abenteuer weiter sind die SC schon höherstufig und wurden durchs Spiel schon zu den Bezwingern des Goblinkönigs, den Rettern von Hügelwald und den Trägern der Donnerhallschwerter.
Es verstößt gegen die Hausordnung, aus dem Necronomicon zu zitieren.

Offline Tyloniakles

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Re: Charaktertiefe
« Antwort #2 am: 11.06.2015 | 13:42 »
Ich würde vorschlagen, ihr macht es gemeinsam. Reihum darf jeder eine Beziehung oder Vorgeschichte zu einem anderen Charakter oder einem NSC definieren. Vielleicht entwerfen manche Spieler sogar für den jeweils anderen Charakter ein Story-Detail oder ein düsteres Geheimnis?

Geht nicht zu sehr ins Detail. Wichtig sind die Dinge, die auch ins Spiel eingebaut werden können.

Offline Blechpirat

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Re: Charaktertiefe
« Antwort #3 am: 11.06.2015 | 13:47 »
Ich rate dir eher dazu, seltsam konkrete Fragen zu stellen: Was ist aus der Jugendliebe deines Charakters geworden? Oder: Wo hast du das Zaubern gelernt?

Damit tun sich die meisten Spieler leichter, als mit einem vollwertigen "Hintergrund" und du kannst damit einen so hohen Detailgrad erzeugen, dass du damit Abenteuer rund um die Charaktere bauen kannst. Und im Abenteuer lernst du dann den Rest.

Offline JS

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Re: Charaktertiefe
« Antwort #4 am: 11.06.2015 | 13:54 »
Ich nutze ganz gerne einen Fragenkatalog, den ich aus mehreren Systemen (u.a. Splimo) mal zusammengestellt habe.

Wie sieht der SC aus und wie wirkt er auf Fremde?
In welchem Umfeld ist der SC aufgewachsen?
Wie kam der SC zu seinem augenblicklichen Leben?
Hat der SC eine Familie und/oder eine große Liebe?
Hat der SC einen besten Freund und/oder ärgsten Feind?
Wie steht der SC zu Magie?
Zu welchen Göttern betet der SC?
Was ist der sehnlichste Wunsch oder das große Ziel des SC?
Wovor fürchtet sich der SC am meisten?
Wie sehen die Moralvorstellungen des SC aus?
Wie steht der SC zu Gewalt und Töten?
Hat der SC seltsame Verhaltensweisen oder Macken?
Ist der SC humorvoll?
Ist der SC aufgeschlossen gegenüber Neuem?
Hat der SC tiefe Geheimnisse?
Welche Eigenschaften zeichnen den SC aus?
Positiv:
Neutral:
Negativ:
Wer gern sagt, was er denkt, sollte vorher etwas gedacht haben.

Offline Uebelator

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Re: Charaktertiefe
« Antwort #5 am: 11.06.2015 | 14:00 »
Ha das wollte ich auch gerade schreiben, aber JS war schneller... heir noch ein paar ergänzende Fragen, die ich immer ganz interessant finde:
- Wen liebt Dein Charakter? (auch platonisch)
- Wer ist der Rivale Deines Charakters und warum?
- Wofür würde dein Charakter töten?
- Was ist der wichtigste Besitz Deine Charakters und warum?
- Wovon träumt Dein Charakter?
- Warum begibt sich Dein Charakter immer wieder in Gefahr, wenn er auch einfach ein geruhsames Leben führen könnte?

Offline Tyloniakles

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Re: Charaktertiefe
« Antwort #6 am: 11.06.2015 | 14:10 »
Was der Blechpirat sagt. Ausufernde Fragenkataloge, aus denen sich oft wenig Spielinhalt ergibt, finde ich nicht so sinnvoll. Lieber ein paar knackige Antworten auf vielleicht 4-5 Fragen.

Offline Oberkampf

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Re: Charaktertiefe
« Antwort #7 am: 11.06.2015 | 14:16 »
Aus dem d20-Bereich gibt es ein Spiel namens 13th Age, das einige Ideen zum Thema Charakterspiel hat. Eine davon ist das One Unique Thing, das ich für meine Gruppe mit Eine Einzigartige Besonderheit übersetzt habe. Jeder Charakter hat so eine Besonderheit, die ihn auf der Welt oder in der Kampagne außergewöhnlich macht. Die Magierin-Klerikerin meiner Gruppe hat z.B. einen Schatten, der silbern leuchtet. Warum das so ist, wird die Abenteuerreihe zeigen. Die Dunkelelfe hat ein Spinnentatoo, das langsam zu ihrem Herzen kriecht. Was Lolth damit zu tun hat, wird sich noch herausstellen. Die Paladinin hat einen Geist der Genialität bei ihrer Geburt eingehaucht bekommen, durch den sie wirre Träume hat. Und so weiter.
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Offline Hotzenplot

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Re: Charaktertiefe
« Antwort #8 am: 11.06.2015 | 14:20 »
Etwas weiter führend: Ich empfehle dir, wie oben schon angedeutet, flag-framing.

Wichtig dabei ist, dass nicht nur Charaktertiefe aufgeschrieben wird, sondern dass damit auch was im Spiel passiert. Ein Hintergrund, der keine Rolle spielt, ist kein guter Hintergrund.

Hier mal die Übersetzung zum Flag framing vom guten alten Jörg anno 2009
http://www.tanelorn.net/index.php/topic,46226.msg1850998.html#msg1850998

Ein flag-Formular habe ich dir mal angehängt.



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« Letzte Änderung: 11.06.2015 | 14:28 von Hotzenplotz »
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Aoyuki

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Re: Charaktertiefe
« Antwort #9 am: 11.06.2015 | 14:24 »
Wow! Danke für die vielen schnellen Antworten! Ihr habt mir schon sehr geholfen!  :d

Mal so als kleinen Kommentar zu euren Antworten:
Ich kann gut nachvollziehen, dass manche Leute solche "Fragenkataloge" eher meiden. Trotzdem werde ich das mal so ausprobieren, weil ich das Gefühl habe, dass meine Spieler (und ich auch) gar nicht so recht wissen über was man sich bei seinem Charakter alles überlegen kann. Deswegen hat meiner Meinung nach die klassische Vorstellungsrunde, wie sie hier auch jemand vorgeschlagen hat, in unserer ersten Session bei eher weniger gebracht.


Offline Hotzenplot

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Re: Charaktertiefe
« Antwort #10 am: 11.06.2015 | 14:33 »
Wow! Danke für die vielen schnellen Antworten! Ihr habt mir schon sehr geholfen!  :d

Mal so als kleinen Kommentar zu euren Antworten:
Ich kann gut nachvollziehen, dass manche Leute solche "Fragenkataloge" eher meiden. Trotzdem werde ich das mal so ausprobieren, weil ich das Gefühl habe, dass meine Spieler (und ich auch) gar nicht so recht wissen über was man sich bei seinem Charakter alles überlegen kann. Deswegen hat meiner Meinung nach die klassische Vorstellungsrunde, wie sie hier auch jemand vorgeschlagen hat, in unserer ersten Session bei eher weniger gebracht.

Das liegt daran, dass andersherum ein Schuh draus wird. Schau mal in das oben von mir angehängte Flag-Formular. Es ist wichtig, erst zu erkennen, was ihr als Spieler wollt. Dann fällt einem das mit dem Spielercharakter schon leichter. Wichtig ist, wie ich oben schon schrieb, eben auch die Benutzung der Hintergründe. Schreibt erst gar nichts auf, was niemand, vor allem nicht der Spieler, benutzen möchte. Und später im Spiel könnt ihr immer noch Fakten etablieren, auch im Nachhinein.
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Offline 1of3

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Re: Charaktertiefe
« Antwort #11 am: 11.06.2015 | 14:35 »
Fragenkatalog ist gut. Dabei sit der von Uebelator deutlich zielführender als der von JS.

Ich will ja als SL nicht, dass die Spieler über ihre SCs nachdenken und dann ist gut. Ich will Material haben, dass ich auch benutzen kann. Alle Fragen, deren Beantwortung den Entwurf eines NSCs erfordert, sind also gut.


Es gibt noch die Technik, die auf neudeutsch Pointed Questions heißt. Man stellt dazu individuelle Fragen, die schon eine gewisse Situation implizieren. Blechpirats Frage mit der Jugendliebe geht in die Richtung. Noch extremer: Warum hast du dem Fürsten Schießmichtot sein Pferd gestohlen? - Das kann man ganz verschieden beantworten:

- Er hatte ein tolles Pferd, ich wollte es.
- Ich wollte schnell in die Hauptstadt, um den König vor des Fürsten Intrige zu warnen.
- Ich habe es im Würfelspiel gewonnen. Dass er dann so einen Aufstand macht, wenn ichs mitnehme... nicht mein Problem.
- Das Pferd war ein seltener Nachfahre der Einhörner von Schnackpuk. Dadurch konnten wir unbehelligt in die schnackpuckschen Ruinen eindringen und den beinah frei gekommenen Dämon wieder einsperren.

Was nicht passieren darf ist die Antwort: "Mein Charakter klaut keine Pferde." Insofern ist die Methode etwas fortgeschrittener. Sie erfordert, dass alle das Prinzip "Never say No" kennen und dann auch weiterspinnen können. Ich weiß nicht, ob das für euch was ist. Du müsstest auf jeden Fall erklären, dass man bei die implizierte Situation fast beliebig umdeuten darf, aber eben nicht rundheraus ablehnen.

Online Saffron

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Re: Charaktertiefe
« Antwort #12 am: 11.06.2015 | 14:37 »
Vielleicht kannst du den Fragenkatalog als Hilfestellung anbieten, nicht als Pflichtübung. Also nach dem Motto: wem selbst nicht so viel zum Hintergrund seines Charakters einfällt, der kann sich von den Fragen inspirieren lassen und sich ein paar davon aussuchen, die er dann beantwortet.

Viel Erfolg und weiterhin viel Spaß mit der Runde.
Ich leide nicht an Realitätsverlust. Ich genieße ihn.

Offline JS

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Re: Charaktertiefe
« Antwort #13 am: 11.06.2015 | 14:40 »
Fragenkatalog ist gut. Dabei sit der von Uebelator deutlich zielführender als der von JS.

Ja, überdeutlichst, vor allem, weil er nur eine ergänzende Frage bietet:
"- Was ist der wichtigste Besitz Deine Charakters und warum?"
;)
« Letzte Änderung: 11.06.2015 | 23:08 von JS »
Wer gern sagt, was er denkt, sollte vorher etwas gedacht haben.

Offline LushWoods

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Re: Charaktertiefe
« Antwort #14 am: 11.06.2015 | 15:08 »
Ha das wollte ich auch gerade schreiben, aber JS war schneller... heir noch ein paar ergänzende Fragen, die ich immer ganz interessant finde:
- Wen liebt Dein Charakter? (auch platonisch)
- Wer ist der Rivale Deines Charakters und warum?
- Wofür würde dein Charakter töten?
- Was ist der wichtigste Besitz Deine Charakters und warum?
- Wovon träumt Dein Charakter?
- Warum begibt sich Dein Charakter immer wieder in Gefahr, wenn er auch einfach ein geruhsames Leben führen könnte?

Die berühmten "20 Questions" ...
Find ich immer sehr gut, v.a. für Background-Schreibfaule.

Deine Fragen gehen teilweise über die üblichen hinaus, gefällt mir gut.

Offline Stagger

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Re: Charaktertiefe
« Antwort #15 am: 11.06.2015 | 15:26 »
Kleiner Tipp vom alten SL-Hasen:
Gerade zu Beginn die Charaktere der Spieler nicht mit Hintergrundinformationen voll frachten. Es ist 1) einfacher und 2) interessanter, wenn über die Dauer mehrerer Abenteuer die Charaktere erst richtig Gestalt annehmen. Vieles an Background kann von Beginn an Freiheiten im Spiel beschränken. Belasst es anfangs ruhig dabei, nur eine Handvoll Informationen über die Charaktere festzulegen.

Ihr macht das schon!  :d
Oh Lord, please, don't let me be misunderstood.

Offline First Orko

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Re: Charaktertiefe
« Antwort #16 am: 11.06.2015 | 15:39 »
Für mich hat es sich als unpraktikabel erwiesen, den Charakter vor dem Spiel mit dutzenden von Fragen zu definieren, nur um die Hälfte davon nach 5 Sitzungen eh wieder vergessen zu haben. Will sagen: Viel Information geht nicht zwingend mit Tiefe einher.
In unserer 1904-Runde haben wir damit angefangen, vor der jeweiligen Spielsitzung jeweils nur eine Frage an den Charakter zu richten, dabei gilt das lockerer "Wer grad eine Idee hat, stellt die Frage"- Prinzip, kann man natürlich auch brav nach Reihenfolge machen - wie's beliebt.
Das Ganze sollte nicht mehr als 10min beanspruchen und hat gleich drei positive Effekte:

a) ein fließender Übergang vom Smalltalk in die Welt und das Signal: Jetzt geht es los
b) jeder am Tisch bekommt die Antworten mit und bekommt ein imemr deutlicheres Bild auch von den anderen Charakteren, auch über Eigenschaften, die so nie ausgespielt werden aber trotzdem den Charakter formen
c) da sich die SCs weiterentwickeln, werden sich auch die Art der Antworten verändern, und da jede Sitzung eine Frage dazukommt, begleitet das die Entwicklung, die während des Spiels IG stattfindet

Die Art der Fragen ist überhaupt nicht festgelegt, von 1of3s geladenen Fragen aber auch ganz konkrete "Hat / Hatte dein Charakter eine Liebesbeziehung, mit wem?" , "Was ist ihre Lieblingsfarbe?", "Was machst du als erstes, wenn du in eine unbekannte Stadt kommst?"
Dadurch, dass jeder sich einbringt, merkt man auch, was für Infos den Mitspielern wichtig sind.
« Letzte Änderung: 11.06.2015 | 15:42 von Orko »
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Offline Lord Verminaard

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Re: Charaktertiefe
« Antwort #17 am: 11.06.2015 | 16:31 »
Bei einem Spiel wie Pathfinder brauchst du keine nuancierten, vielschichtigen, "tiefen" Charaktere. Sondern du brauchst prägnante Charaktere. Wenn ich als Spieler einen Pathfinder (D&D, Savage Worlds, Dungeonslayers, etc.) Charakter erstelle, bin ich inzwischen dazu übergegangen, recht dick aufzutragen und durchaus mit Humor heranzugehen. Nicht klamaukig, aber auf jeden Fall eher witzig als todernst. Dann überlege ich mir zwei, drei Angewohnheiten / Zitate mit hohem Wiedererkennungswert, die ich im Spiel häufiger mal anbringen kann. Denn beim Pathfindern steht das Charakterspiel ja eher nicht im Mittelpunkt und soll es ja auch nicht, wenn man also einen Charakter mit Wiedererkennungswert haben möchte, dann muss man mit wenig viel erreichen.

Beispiel: Halbling-Schurke (D&D4). Konzept: Der Erol Flynn unter den Halblingen. Furchtlos, prahlerisch, Frauenheld. Neigt zur Selbstüberschätzung. Zitate: "Hahahaha!" "En Garde!" Angewohnheit: Zwirbelt seinen Bart.

So was funktioniert bei einem missions-/kampfzentrierten Spiel meiner Erfahrung nach viel besser, als sich lange Gedanken zu machen über Vater, Mutter, Geschwister, verflossene Liebschaften und innere Überzeugungen und Zweifel. Das alles wird im Spiel dann doch immer zu kurz kommen, denn darum geht es bei Pathfinder einfach nicht.

Wie du nun deine Spieler dazu animierst, naja. Gut wäre natürlich, wenn sie selber daran Interesse hätten, das muss aber von ihnen ausgehen. Dann kann man ihnen einfach mal den Tipp geben. Oder vielleicht anhand von NSCs mit gutem Beispiel vorangehen.

Edit: Und gerade wenn ihr komplett neu seid beim Pen & Paper, reicht es erst mal völlig, den Adventure Path zu spielen, so wie er geschrieben steht, und das Charakterspiel auf die ein oder andere Frotzelei zu beschränken. Mehr kann, muss aber nicht!

Edit2: Und wenn man einen Adventure Path spielt, ist das letzte, was man braucht, Flag Framing! (Sorry Hotzi.) :)

Edit 3: Ach ja, wo bleiben meine Manieren? Willkommen im Tanelorn! :)
« Letzte Änderung: 11.06.2015 | 16:55 von Lord Verminaard »
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Pyromancer

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Re: Charaktertiefe
« Antwort #18 am: 11.06.2015 | 16:44 »
Ich leite seit einigen Wochen eine Pathfinderkampagne. Ich und auch meine 4 Spieler sind alle komplett neu und hatten keinerlei Erfahrung mit Pen and Paper bevor wir mit dieser Kampagne angefangen haben.
 Nachdem wir jetzt einigermaßen mit dem Regelwerk zurechtkommen und wissen wann welcher Würfel zu werfen ist, würde ich gerne die Spieler dazu bringen sich mehr mit ihrem eigenen Charakter zu beschäftigen. Klar kann ich meinen Spielern das so einfach an den Kopf werfen wie etwa: "Bis nächstes mal macht ihr euch mal bitte mehr Gedanken zu eurem Charakter."

Habt ihr vielleicht ein paar Tipps wie ich das anders machen könnte?

 Vielleicht sogar Im Spiel? Eine Idee die ich bis jetzt hatte war meine Spieler einzeln zu fragen was denn ein Geheimnis ihres Charakters ist, dass der Charakter bis jetzt niemandem erzählt hat.

Die Hauptfrage für mich ist: Was machst du mit der Antwort?

Wenn die Antwort sich nicht im Spiel niederschlägt, dann ist das Ganze völlig überflüssig. Es ist keine Charaktertiefe, wenn irgendwo auf einem Zettel steht, dass der Schoßhund, den der Charakters als Kind hatte, Fiffi hieß, und dass die Lieblingsfarbe seiner Großtante mütterlicherseits gelb war. Das sind einfach unnütze Details.

Offline Scimi

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Re: Charaktertiefe
« Antwort #19 am: 11.06.2015 | 16:50 »
Für mich funktionieren diese Fragenkataloge gar nicht. Die meisten Fragen könnte ich nicht einmal für mich selbst beantworten. Und wenn ich sowas für meinen Charakter ausgefüllt habe, kann ich mir die Antworten nie merken, für andere Charaktere schon gar nicht. Meistens interessieren mich die Informationen auch gar nicht. Was ist Batmans wichtigster Besitz? Wie war die Kindheit von Sherlock Holmes? Wovon träumt Aragorn nachts?

Mein Bild von einem Charakter ensteht dadurch, wie ich ihn in einer Geschichte erlebe. Welche Entscheidungen er trifft, wie er in einer bestimmten Situation reagiert. Passende Informationen kann ich mir schnell aus den Fingern saugen und trotzdem bleiben sie üblicherweise besser hängen als irgendwelche irgendwann aufgeschriebenen Fakten ohne Kontext. Ein Charakter gewinnt für mich Tiefe im Spiel, nicht durch das vorherige Ausformulieren langwieriger Hintergründe. Ich will den Charakter in Aktion erleben und keine Biographie-Hausaufgaben machen müssen.

Wenn ein Charakter etwas Besonderes oder Unerwartetes tut, wenn er spektakulär Erfolg hat oder scheitert, egal, ob das jetzt ausgewürfelt wurde oder eine Spielerentscheidung war, wird das nach meiner Erfahrung sowieso am Spieltisch kommentiert und ausgelegt. Hat er gut gefrühstückt, oder warum crittet er heute so? Hat er was gegen Zwerge? Wo hat er denn so fahren gelernt? Als SL kann man solche Situationen provozieren und das dann wieder aufgreifen und zum Thema machen. Mit der Zeit bekommt der Charakter so seine Macken und Eigenheiten. Im Spiel findet man immer mehr über ihn heraus und mit der Zeit kann man einige der Katalogfragen beantworten (und andere vielleicht nie, weil es nie aufgekommen ist).

Das kann man natürlich auch von Anfang an befördern: Die Spieler könnten sich auch einfach kleine Fakten und Trivia zu ihren Charakteren ausdenken. Der SL kann sich Fragen aufschreiben, deren Antworten er im Spiel herausbekommen möchte (jetzt nicht "Was ist die Lieblingsfarbe von deinem Charakter?" sondern eher sowas wie "Warum hat dieser Magier eigentlich so ein hohes Stärkeattribut?"). Das immer wieder einbauen, nachhaken, kommentieren und ändern.

Funktioniert gut für mich und ich kann mich lebhaft an eine Menge Charaktere aus vielen Runden erinnern, eigene und die von Mitspielern. An vorher festgelegte Hintergründe so gut wie gar nicht, wenn die nicht im Spiel nochmal aufgetaucht sind.

Offline First Orko

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Re: Charaktertiefe
« Antwort #20 am: 11.06.2015 | 18:06 »
Wenn die Antwort sich nicht im Spiel niederschlägt, dann ist das Ganze völlig überflüssig. Es ist keine Charaktertiefe, wenn irgendwo auf einem Zettel steht, dass der Schoßhund, den der Charakters als Kind hatte, Fiffi hieß, und dass die Lieblingsfarbe seiner Großtante mütterlicherseits gelb war. Das sind einfach unnütze Details.

Völlig richtig. Das trifft auf den 10-Seiten-DinA4-Hintergrund genauso zu, wie auf die "20 Fragen an den Charakter" (von Lieblingstier bis zu den Berufen der Großeltern) oder auf Flags, Kicker, Storypoints und all die hippen SC-Merkmale: Wenn der SL sie ignoriert, sind sie nix wert.
Wenn ich also am Anfang stehe und nicht weiß, wie und wohin die Reise geht... ob es ne große Kampagne wird oder ein paar Oneshots, Drachenjagd und Dungeons räumen, dramatische Entscheidungen, freie Improvisation oder oder oder... dann habe ich als Spieler sowieso erstmal das Problem, dass ich gar nicht weiß, worauf ich mich mit meinem SC einstellen sollte, wie der SL damit umgehen wird, was ich ihm liefere.

Ich fahre für mich am besten, den SC dann halt erstmal grob zu beschreiben (plakativ, so wie Vermi es beschreibt) und je nach Spielzeit, Gruppe und Dynamik dann davon abzuleiten. Um dann diese so definitionsbedürftige ;) "Charaktertiefe" dann zu bekommen brauche ich aber mittelfristig "Futter": Dinge, die _über das eigentliche Spiel hinaus_ den Charakter geformt haben. Lieblingsfarbe ist da vielleicht zweitranging, aber wenn ich weiß, dass er mal ein Haustier hatte an dem er sehr hing, dann ist das für mich durchaus eine prägende Erfahrung von der ich dann _vielleicht_ mal währennd des Spiels ableiten kann.

Das oben von mir beschriebene Vorgehen hat auch nicht primär als Ziel, dass man Infos auf Zettel schreibt, sondern als Gruppe mal über die Teile der Charaktere spricht, die im Spiel nicht zum Tragen kommen. Eine Art "Meta-Charakterspiel" sozusagen (wie gesagt, das geht alles in 10-15min pro Sitzung, also nimmt auch nicht viel Raum ein).
Geladene Fragen können da natürlich direkt "Flags" erzeugen, aber die müssen gar nicht aktiv vom SL angespielt werden sondern können auch zu Entscheidungen des Spielers führen, auf die er ohne diesen Hintergrund wohl nicht gekommen wäre!
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Re: Charaktertiefe
« Antwort #21 am: 11.06.2015 | 18:36 »
Völlig richtig. Das trifft auf den 10-Seiten-DinA4-Hintergrund genauso zu, wie auf die "20 Fragen an den Charakter" (von Lieblingstier bis zu den Berufen der Großeltern) oder auf Flags, Kicker, Storypoints und all die hippen SC-Merkmale: Wenn der SL sie ignoriert, sind sie nix wert.

20 Fragen sind auch deutlich zu viel. Besser ist es - wenn man einen allgemeinen Katalog machen will - den auf die spezifische Kampagne zuzuschneiden.

- Was hast du gemacht, als der Letzte Krieg zu Ende ging?
- Wofür rufen andere Magier dich an? (Wenn die Technokratie aufmuckt? Wenn sie Lehrlinge über haben? Wenn sie Heilung brauchen? Wenn es Gerüchte über Artefakte gibt?)

"Wovon träumt dein Charakter nachts?", ist tatsächlich unnütz. Es sei denn man spielt ein Spiel, wo das zufällig relevant ist.

Batmans wichtigster Besitz ist - anders als Scimi meint - dagegen ziemlich offensichtlich und definierend: Wayne Manor a.k.a. die Bathöhle.

Offline Bad Horse

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Re: Charaktertiefe
« Antwort #22 am: 11.06.2015 | 20:17 »
Ich fand Fragenkataloge als Spieler häufig irgendwie nutzlos. So richtig beantworten konnte ich die doch eh erst, wenn ich den Charakter schon ein bisschen kennengelernt hatte.

Da bin ich bei Blechpirat: Eher konkrete Fragen stellen. Am besten sogar auf den Abenteuerpfad zugeschnittene; wenn ihr also irgendwas mit Piraten und Untoten spielt, empfiehlt sich eher die Frage "Wer von euch kennt jemanden, der zum Untoten geworden ist? Was hattest du damit zu tun?" oder "Sag mal, ist nicht einer von euch schon mal von Captain Fang versenkt worden? Wessen Schwester fährt eigentlich in seiner Crew mit?"

Wenn du den Charakteren einfach nur ein bisschen Farbe geben willst, empfehlen sich Fragen nach den Dingen, die am Charakter ungewöhnlich sind. "Warum bist du hier und hast keinen gemütlichen Job bei der Wache angenommen?" "Was haben deine Eltern gesagt, als du Magierin geworden bist? Waren sie stolz?" "Was war das Erste, was du je gestohlen hast?"
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Uebelator

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Re: Charaktertiefe
« Antwort #23 am: 12.06.2015 | 08:29 »
Absolut. Fragen nach so Dingen wie dem Beruf der Großeltern oder dem liebsten Spiel zu Kindertagen bringen halt mal nix.
Wenn ich solche Fragen stelle, wie ich sie oben genannt habe, dann ist das im grunde nur eine andere Art zu sagen:
"Gebt mir als Spielleiter irgendwas mit dem ich arbeiten kann. Sagt mir, was für NPCs ihr sehen wollt, vor welche Probleme ihr euren Charakter stellen wollt und gebt mir irgendeine Motivation für euren Charakter, mit der ich euch auf jeden Fall kriege."

Die Frage nach dem Traum des Charakters war nicht darauf abgezielt, ob der Gute nun Nachts von fliegenden Schweinen träumt.
So wie ich es meinte, könnten man das Wort Traum auch mit Lebensziel austauschen.
Und wenn die Antwort darauf dann lautet "Mein Name is Guybrush Threepwood und ich will Pirat werden.", dann kann man damit doch schon was anfangen bzw. darauf aufbauen.

Offline JS

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Re: Charaktertiefe
« Antwort #24 am: 12.06.2015 | 09:24 »
Ich mag solche Fragenkataloge und überlege mir anfangs auch gerne "unwichtigere" Details zu meinen SC; mir bringt das dann etwas. Allerdings hängt das auch von meinen Erwartungen an eine Kampagne und meiner Tageslaune ab. Zeitweise schätze ich völlig blanke SC und sehe keinen Zwang zu einem Hintergrund. Außerdem mag ich es nicht, wenn die SL sich zu sehr um meinen SC-Hintergrund scheren und ihn ständig (negativ) ins Spiel einbinden (Tod der Eltern, Entführung der Verwandten, Verrat der Freunde usw.).
Wer gern sagt, was er denkt, sollte vorher etwas gedacht haben.