Schach gibts seit 400 Jahren - unkompliziert, dafür sehr komplex. Die Regeln sind konstant, genauso wie zentrale Mechanismen im Rollenspiel. Auch zahllose andere Gesellschaftsspiele haben seit ihrem Erscheinen konstante Regeln.
Es wurde zwar schon geschrieben, aber trotzdem:
Schach kennt viele Varianten, von denen einige sehr neu sind.
Der Regelkern bleibt gleich, aber es wird explizit nach einem anderen Spielgefühl bzw. anderen/zusätzlichen Schwerpunkten im Spielverlauf gesucht.
Und Monopoly ist dahingehend mein Lieblingsbeispiel - ein Urgestein der modernen Gesellschaftsspiele, bei dem die Regeln unter Spieldesign-Aspekten einzig den Vorteil der Einfachheit haben und ansonsten eine ziemliche Katastrophe sind.
Da trägt die Einfachheit sicher zur Verbreitung bei, aber gut ist dann doch anders.
Wie viele von den richtigen Brettspielcracks spielen Monopoly?
Zumindest zeigt eine 5. Ed. in 40 Jahren, dass das bisherige Regelwerk wohl nicht der Weisheit letzter Schluss war.
Aber der Weg, den die 5. Ed. einschlagen wird, zeigt auch:
Da wird "nur" an der Ausführung gefeilt und hoffentlich verbessert, nicht aber an der grundsätzlichen Ausrichtung.
DSA 5 wird definitiv nicht zu den einfachen Regeln auf dem Level von DSA 1 und 2 zurückkehren.
Guckt man in laufende Runden, findet man mittlerweile selten Spieler unter 30 Jahre. Wie alt waren die alle noch, als sie selber zum RPG kamen? Gibt der Unterschied, derzeitiges Durchschnittsalter gegenüber Einstiegsalter zu denken? Warum waren wir im Einstiegsalter 12 - 17 Jahren so begeistert, trotz der damals schlankeren Regeln?
Mit "Überalterung" bzw. schleppendem Nachwuchs haben in der Breite fast alle Vereine und Freizeitorganisationen zu kämpfen.
Aber ich kann aus meiner Erfahrung und dem Blick zu vielen Bekannten sagen:
Nach dem Einstieg fing bei vielen eben die Bastelphase an, weil gefühlt Regeln für mache Dinge "fehlten". Man schrieb Hausregeln oder ganze eigene Regelwerke, kaufte zig andere - komplexere - Systeme usw..
Einige gingen dann wieder zurück zu einfacheren Regeln, andere blieben bei eigenen oder gekauften komplexen Regelwerken.
Heute kann man Einsteigern und Neulingen die
Selbstfindung erleichtern.
Wer fragt und sucht, hat es viel leichter, über den Tellerrand zu blicken und die regeltechnische Ecke im Hobby zu finden, in der er sich am Wohlsten fühlt.
Dass man nicht gut mit enorm komplexen Regelwerken einsteigen kann, ist unbestritten.
Aber dafür gibt es im Zweifelsfall Einsteigerboxen oder gleich einfache Regelwerke.
Man kann aber nicht zu jedem Einsteiger sagen: "Zum Zeitpunkt X in der Zukunft wirst auch du erkennen, dass komplexe Regelwerke ein Irrweg sind, und du wirst zu einfacheren Regeln zurückkehren wollen. Deswegen geben wir dir erst gar keine komplexen Regeln."
Das müssen die Leute mindestens selbst merken und darüberhinaus ist gar nicht gesagt, dass diese "Erkenntnis" irgendwann kommen wird.
Angesichts der Verbreitung und Marktdurchdringung komplexer Systeme muss man sagen: Die Zahl derer, die "das Licht gesehen" haben und heute wieder bewusst einfache Regelsysteme nutzen, ist wohl relativ klein.
Die breite Masse fühlt sich nach der Einstiegsphase sehr wohl mit komplexen Regeln.