Brettspiele (Pöppel, Würfel und mechanistische Regeln, die ein Computer 100x besser umsetzen könnte)
Mit Betonung auf
könnte.
Ich z.B. bin nämlich wie große Teile der rollenspielenden Bevölkerung in der Situation, dass ich gerne an Regeln bastle, Systeme auf meine Bedürfnisse anpasse usw. usf..
Ich hätte auch eine ganze Anzahl an Ideen, was man an bestehenden Computerspielen anders machen könnte oder wie man ein bestimmtes Spiel von Grund auf anlegen sollte.
Aber: Ich habe weder Zeit noch Muße noch die nötigen Fähigkeiten (bzw. nicht die Zeit und den Willen, mir jene anzueignen), um "mein" perfektes Computerspiel zu programmieren.
Im Computerbereich bin ich dazu verdammt, darauf zu hoffen, dass mir jemand genau oder zumindest weitestgehend das liefert, was ich will, ohne mich jemals gesehen oder mit mir gesprochen zu haben.
Das passiert ziemlich selten, wie man sich leicht vorstellen kann.
Allein deswegen ist der Rechner für vieles, was ich durch regellastiges Rollenspiel am Tisch umsetze, eben keine echte Alternative.
Er
könnte es sein, aber das bringt mich nicht weiter.
Mich irritiert nur immer der frühes-zwanzigstes-Jahrhundert-Wargaming-Krampf beim Rollenspiel, der sich normalerweise bei der Kampfabwicklung gnadenlos seine Bahn bricht.
Die ersten Wargames, die sich deutlich in den historischen Kontext der Rollenspielgeschichte einfügen lassen, sind aus dem 18. Jahrhundert - und quasi von Anfang an gab es ziemlich unterschiedliche Ansätze, was Regelkomplexität und "Laberanteil" betraf.
Einige Entwickler hätten sich damals wahrscheinlich ein Bein abgeschnitten, um einen Computer zur Verfügung zu haben. Andere hätten davon gar nichts gehalten, weil der Computer den Schiedsrichter nicht ersetzen kann. Höchstens in Abwesenheit halbwegs gut vertreten - was im Prinzip genau das ist, was der Rechner heute für viele tut.
Gibt man einzelnen Pöppeln Charakterzeichnungen und befreit sie aus dem mechanistischen Brettspielkorsett, wird sukzessive "modernes" Rollenspiel daraus. Wo immer man die Battlemat ausrollt, fällt man hingegen in die alte Zeit zurück. Während das Sprechrollenspiel jung ist wie am ersten Tag, hat sich das Wargaming am Spieltisch aufgrund der erweiterten Möglichkeiten aber mittlerweile völlig überholt und nervt durch seine Steinzeitlichkeit.
Ich würde sagen: Im Gegenteil - das, was man als erste Rollenspiele bezeichnet, liegt irgendwo auf der Schnittkante zwischen Brettspiel/mechanistischem Wargame und relativ freiem/kaum verregeltem Erzählspiel.
Die Übergänge sind fließend und man kann den Bereich Rollenspiel in beide Richtungen verlassen.
Das sind aber alles letztlich "nur" Spielarten und keine Stationen einer linearen oder zwingenden Entwicklung.