Thema: I call her "Vera" - charakterdefinierende Waffen

[Vigilluminatus]

Bin gelangweilt. Bei uns ist hauptsächlich wegen einer Pollenepidemie jetzt zum vierten Mal hintereinander der RPG-Tag ausgefallen  , also hab ich zur Ablenkung alte Char-Sheets rausgekramt und ein Detail bemerkt, über das ich glaub ich hier noch kein Thema gesehen habe. Die meisten RPG-Charaktere haben viel mit Waffen zu tun - aber sind das irgendwelche Standardwaffen oder sind sie was Besonderes? Haben sie vielleicht sogar einen Namen? Sprechen sie mit den Charakteren?

Einer meiner lustigsten Charas, ein bärbeißiger, nicht mit übermäßiger Intelligenz gesegneter Traveller-Marine namens Siegfried "Steinmauer" Granitz, war im Besitz eines Gaussgewehrs, mit dem er durch viele Schlachten und durch noch mehr Leichenteile gewatet war. Diese Waffe war sein Glücksbringer, weil sie ihn einmal vor einer unehrenhaften Entlassung, vielleicht sogar einem Kriegsgericht gerettet hatte. Nach einem ziemlich missglückten Befreiungsversuch von Geiseln waren zwar die Geiselnehmer tot, aber auch die Mission nicht erfüllt. Der stinkwütende Vorgesetzte wollte wissen, ob sich Granitz auch genau nach Handbuch für Geiselnahmen verhalten hatte. Granitz blickte den Mann mit soldatischem Gleichmut an und meinte:

Granitz: "Sir, ich werde auf alles, was Sie wollen, schwören, dass ich es zunächst mit ,Diplomatie' versucht habe. Da wir aber daraufhin beschossen wurden, sind die Dinge leider eskaliert."

"Diplomatie" war natürlich der Name des Gaussgewehrs. Da alle Mitglieder von Granitz' Truppe natürlich von diesem Detail wussten und die Geschichte bestätigten und der Vorgesetzte nicht weiter nachhakte, bekam Granitz keine Schwierigkeiten. Und Granitz hat auch später im Spiel immer wieder fröhlich betont, dass Diplomatie seine bevorzugte Verhandlungsform sei.

Hatten einige eurer Charaktere auch besondere Waffen, mit denen ihr lustige/epische Geschichten verbindet?

[Bad Horse]

Mein schottischer Ars-Magica-Krieger hatte ein Bastardschwert namens "Gebrochene Klinge". Das Schwert war dreimal gebrochen und dreimal geschmiedet worden - nicht magisch oder irgendwas, aber einfach irgendwie cool. Einmal ist es im Traum gebrochen, deswegen stimmt die Rechnung auch.

Mein Ars-Magica-Magier hat ein Schwert namens Steinhauch. Das hat er mal von den Zwergen geschenkt bekommen, weil sein altes kaputt gegangen ist, als er bei ihrer Verteidigung gegen einen Dämon gekämpft hat. Hm, das Schwesterschwert von unserer mittlerweile verstorbenen Kriegerin müsste ja eigentlich ihr Sohn haben...

[Edvard Elch]

Ich hab gegen Waffen mit Namen eine Allergie entwickelt, als ich bei einer kleineren Larp als SL Charaktergeschichten lesen musste. Das fünfte Langschwert, das von seinem Besitzer "Blutsäufer" genannt wurde (bei insgesamt 30 Spielern …) war einfach zu viel.

[Vigilluminatus]

"Blutsäufer"? Originell... hätte nur noch gefehlt, dass der Spieler bei jedem Hieb mit dieser Waffe laute Schmatzgeräusche macht.

[Feuersänger]

Und wo kommt das her? Gibt es in irgendeinem Mangafranchise oder Computerspiel ein Käsemesser namens Blooddrinker oder so?
Oder sind die wirklich alle so einfallsreich, dass sie alle denselben Einfall hatten?

@Topic, mir fällt grad kein Name ein, den ich je offiziell einer Waffe gegeben hätte. Allerdings haben wir den Meteorhammer meines letzten 3.5-Warblades schon sehr bald nur noch "Abrissbirne" genannt.

Allerdings, mein AD&D-Gish eroberte relativ früh in seiner Karriere das Schwert der Täler, und das wurde durchaus charakterdefinierend. Eigentlich hätte es dem König zugestanden, aber der war der Meinung es brächte ihm Pech und wollte es nicht annehmen. Mir hingegen hat es, nachdem der darin wohnende Halbschatten erstmal ausgezogen war, die gesamte Kampagne hindurch hervorragende Dienste geleistet. Es bekam aber keinen Spitznamen, sondern wurde mit seinem offiziellen Titel referenziert. Da mein Gish auch selber Titel und Ländereien in den Tälern verliehen bekommen hatte und alles tat, um Schaden vom Volke abzuwenden, hat das auch gut gepasst.

Auch sonst kam es freilich öfter vor, dass der jeweilige Charakter eine besondere Waffe eroberte, aber eine besondere Bedeutung im Sinne der Charakterentwicklung hatte das eigentlich eher nicht.

[Rhylthar]

Meinem Charakter in 3.5 wurde mal eine "Moonblade" zugeschustert. Ich war aus verschiedenen Gründen nicht sonderlich glücklich darüber, denn abgesehen von den reinen Werten hat so eine Waffe auch eine immense "Fluff"-Bedeutung, die ich a) so nicht gewollt habe und b) auch kein bisschen zum Tragen kam.

Als sie dann auch noch gestohlen wurde und ich sie wiederbesorgen musste (wobei dies ein sehr cooles Abenteuer war; abgewandeltes "Fires of Dis"), habe ich mir gesagt, dass ich sowas als SL einem Spieler nicht unbedingt geben muss.

[Blizzard]

Hatten einige eurer Charaktere auch besondere Waffen, mit denen ihr lustige/epische Geschichten verbindet?

Meine Charaktere hatten vor grauer Urzeit mal Waffen mit netten Zusatzeigenschaften wie "+X Schaden", waren aus irgendeinem besonderen Material gefertigt oder von ungewöhnlicher Qualität. Aber einen Namen? Nicht, dass ich mich erinnern könnte.

Ich erinnere mich allerdings an einen Priester einer Deadlands-Runde, der zudem auch noch Huckster gewesen ist. Der hatte die ungewöhnliche Angewohnheit, durch seine Waffe (doppelläufige Schrotflinte)mit seinem Gott zu kommunizieren, bzw. sein Gott sprach durch die Waffe zu ihm. Der Spieler hat dann aber bei den Flüchen für seinen Huckster so unglaublich schlecht(e Kartendecks) gezogen und teilweise echt mies gewürfelt, dass sein Char am Ende der Sitzung die Waffe samt Kartendeck verfluchte, das Kartendeck in einem Lagerfeuer verbrannte und der Waffe den Namen "Lucifer" verpasste. Der Spieler wollte dann den Charakter anschließend nicht weiterspielen oder behalten(war auf einem Con) sondern überließ ihn mir, damit ich ihn irgendwann mal als NPC einbaue, da -nach Ansicht des Spielers-der Charakter nur Unglück (für den Spieler) bringen würde.

[Kriegsklinge]

Ich hatte mir dazu mal ein ganzes Minirollenspiel ausgedacht.

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Es gab Spieler und 1 Spielleiter. Alle Spieler würfelten aus einer Tabelle 3 Waffen und Waffeneigenschaften (giftig, eisig, trinkt Seelen, flammend, verbreitet Krankheiten, spricht, verflucht ...) aus, die SL so viele, wie Spieler + 2. Das waren die gesamten Charaktereigenschaften bzw. die NSC, die dem SL zur Verfügung standen. Spieler durften 3, 2 und 1 Würfel auf die drei Waffen/Gegner verteilen, die SL hatte (Anzahl der Spieler *2) Würfel zu Verteilen auf die Waffen.

Dann wurden wie bei Primetime Adventures und verwandten Indies reihum Szenen geframt, in denen je ein Spieler Spotlight hatte, und durch "reinerzählen" seiner Waffe die Würfel zur Konfliktlösung nutzen durfte. Am Ende wurde gegen die SL gewürfelt, mehr Erfolge (gerade Zahlen) gewannen, höchste Zahl gab Erzählrecht, halt auch wie bei PtA. Die eingesetzten Würfel der Spieler waren weg, Erfolge gingen an die SL (Ressourcenerschöpfung der Spieler, Ressourcenaufbau der SL bis zum Endkampf).

Gewannen die Spieler eine Szene, bekamen sie allerdings, anders als bei PtA, die verbrauchten Würfel der SL als "Loot", also neue Waffen dazu. Wenn alle einmal dran waren (oder zweimal, je nach Gusto) kam Endgame, also Bossfight. Tja, ein PtA-Waffen-Dungeonhack halt. Hatte keinen Namen, aber ich nenne es jetzt "AXXTVERGLEICH" Wenn ich das auf 100 Seiten aufblase und von international bekannten IllustratorInnen vollmalen lassen, kann ich per Kickstarter schon 25000 Dollar dafür einsammeln!

Ach, ich hatte mir damals noch überlegt, dass man durch verschiedene Waffentabellen verschiedene Genres darstellen bzw. mischen könnte. Hey, die Folgebände sind auch schon voll! Her mit den Kickstarter-Mäusen!

[Vigilluminatus]

Nett! Eine Nacht auf Tanelorn und ich bin schon nicht mehr so gelangweilt.

Mir ist noch eine Geschichte von einem meiner Spieler eingefallen, dem ich eine intelligente (3.5) Armbrust gegeben habe. Der Vorbesitzer der Waffe war ein Ranger namens Duegal, der sein ganzes Leben gegen Goblins gekämpft hatte, die schließlich auch seine Burg überranten und alle darin töteten - sein Geist aber verschmolz mit der Waffe, damit er auch nach dem Tod weiter Goblins töten konnte. Da's aber nun in Age of Worms nicht so recht um Goblins geht, kam Wrmbl, der Charakter, zuerst nicht so recht mit der Waffe aus... bis er sich seiner beachtlichen Bluff-Checks besann und der Waffe einredete, dass in all der Zeit, in der sie begraben gewesen war, die Goblins ein Zuchtprogramm gestartet hatten, aus dem so gut wie jedes beliebige Monster entstanden ist - auf diese Weise hat Wrmbl es geschafft, das volle Potenzial der Waffe gegen Riesen (Arbeitssklaven der Goblins), Zombies (Soldaten der Goblins) und Drachen (gezüchtete Reittiere der Goblins) einzusetzen. Es hat geholfen, dass die Waffe nicht ALLZU intelligent war... ich hab bei jedem neuen Monster einen neuen Bluff-Check verlangt, und er hat fast alle geschafft.

Das gipfelte in einer glorreichen Szene, als Wrmbl im Kampf gegen ein urböses Baummonster zu Boden ging und er Duegal mit letzter Kraft einreden konnte, dass dies der Baum war, an dem der allererste Goblin als Frucht (!) gewachsen war. Nach einem kritischen Bluff-Check hab ich erlaubt, dass Duegal durchdreht und von allein wild fluchend auf den Treant feuert, obwohl sein Besitzer im Sterben lag. Hab nie bereut, dass ich einem intelligenten, silberzüngigen Schurken wie Wrmbl eine sture, aber dümmliche und leicht beeinflussbare Waffe gegeben habe.

[1of3]

Ich nenne es jetzt "AXXTVERGLEICH"

[Timberwere]

In unserem Aven-Huren-Fate-Oneshot auf dem letzten Tanelorn-Treffen hatte die Zwergische Puffmutter eine Axt namens "Hausordnung".

[Space Pirate Hondo]

Relevant zum Thema!

[Gorbag]

Und wo kommt das her? Gibt es in irgendeinem Mangafranchise oder Computerspiel ein Käsemesser namens Blooddrinker oder so?
Oder sind die wirklich alle so einfallsreich, dass sie alle denselben Einfall hatten?

Mein Tipp wäre League of Legends. Da gibt es die relativ gute Klinge "Bloodthirster". Da das als "Blutdürster" aber so schlecht über die Lippen geht im Deutschen liegt die deutlich schneidigere Bezeichnung "Blutsäufer" wohl nahe. So wäre jedenfalls meine Theorie zu dieser Schwemme.

@Topic
Ich finde Waffen mit Namen sind nicht so der Bringer. Jeder kann seine Pistole "Lucy" nennen und dann eine emotionale Beziehung zu ihr aufbauen. Viel besser finde ich es dann schon, wenn der Name der Waffe auch direkt eine Geschichte dahinter haben aus der ihr Name herrührt. Siehe z.B. die eben genannte Schrotflinte Luzifer.

[ElfenLied]

Die ausfahrbare Unterarmklinge "Dr Lobotomy" aus Titansgrave fand ich auch nicht schlecht 

[Chruschtschow]

Mein Tipp wäre League of Legends.

Es gibt den Begriff des Blutsäufers schon ein kleines bisschen länger in der deutschen Umgangssprache. Und als wir vor einem Vierteljahrhundert jedes zweite Schwert bei DSA Blutsäufer genannt haben, waren wir schon wahrscheinlich auch da schon weder besonders originell noch an League of Legends orientiert. Das Ding ist wahrscheinlich älter als der Buchdruck...

Es ist nun ein Mal ein sehr passender und dereinst auch recht gebräuchlicher Begriff für einen ziemlich fiesen Typen.