Autor Thema: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...  (Gelesen 17488 mal)

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Offline Bad Horse

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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #50 am: 30.06.2015 | 21:33 »
Eigentlich kann man doch noch an der Schraube "wie schwer ist so ein hinterhältiger Angriff" drehen.

So ein hinterhältiger Angriff fällt ja nicht vom Himmel, den kann man in den meisten System nicht einfach mal so statt einem normalen Angriff benutzen. Selbst ein D&D-Rogue braucht eine Rechtfertigung, auch wenn die relativ leicht zu erreichen ist.

Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Erg

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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #51 am: 1.07.2015 | 10:39 »

Und genau das ist der Knackpunkt:
Man hat ja i.d.R. eben doch noch irgendein Netz oder einen doppelten Boden, mithilfe derer man sich um die Konsequenzen für ehrenhaftes Verhalten an der falschen Stelle drücken kann.
Nimm das mal weg, und schlagartig ändert sich die Bereitschaft der Spieler, diesen Weg zu gehen.


Um es nochmal klarzustellen: es geht mir nicht darum, eine Lanze für den ritterlichen (ehrenhaften, fairen) Kampf zu brechen. Das soll jeder handhaben, wie er mag. Das ist der springende Punkt: wie er mag. Kein System, das ich kenne, zwingt mir aufgrund seiner Mechanik irgendeine Charakterkonzept-Entscheidung auf. In all diesen Systemen ist es möglich, suboptimale Taktiken einzusetzen, ohne das zwingend der Charaktertod die Folge wäre. Das Heilmöglichkeiten existieren, trägt dazu bei. Es mag möglicherweise tatsächlich Systeme geben, in denen z.B. ein ehrenhafter Paladin aufgrund der Mechanik keine Überlebenschance hat (mir ist noch keines begegnet), und ich kann mir vermutlich eines ausdenken, in dem das so ist, aber vermutlich wäre es dann so tödlich, das Kampf egal in welcher Form an Selbstmord grenzte.


Aber in solchen Konstellationen sollte man dann vielleicht noch erwähnen, dass man dann als Einziger alle Naselang neue SC erstellen müssen wird und die anderen Spieler sich irgendwann fragen, ob man was an der Waffel hat.

Das ist doch wohl ein wenig übertrieben. Wie schon gesagt, die Systeme, die ich kenne, haben durchaus einen beträchtlichen Spielraum, was die Notwendigkeit optimaler Taktiken angeht. Es ist ja nicht so, daß ich im offenen Kampf zu 50% ins Gras beiße, und bei einem Hinterhalt keinerlei Risiko habe. "Tödliche" Kampfsysteme sind ja selten (ich kenne keines) deterministisch tödlich, sondern meist zufällig tödlich. In der allgemeinen Varianz der Tödlichkeit fällt die zusätzliche Varianz durch Optimierung der grundlegenden Kampftaktik (offen/aus dem Hinterhalt) meist eher wenig ins Gewicht.

Aber selbst wenn die Lebenserwartung des "ehrenhaften" Charakters etwas geringer sein sollte (wovon ich durchaus ausgehe): so what ? Charaktere sterben (besonders in "tödlichen" Systemen), manche früh am Glück ihrer Gegner, manche früh an ihrem eigenen Pech, und manche an Altersschwäche in ihrem Bett.
Beispiel Rolemaster (das ja im Ruf eine gewissen Tödlichkeit steht): Ich habe Charaktere, die spiele ich seit Jahrzehnten, und ich hatte Charaktere, die habe ich nur ein paar Stunden gespielt, bevor sie das Zeitliche segneten, und ich kann keinen Zusammenhang zwischen Lebenserwartung und Charakterkonzept erkennen (tatsächlich ist der "langlebigste" Charakter gleich auf mehreren Ebenen suboptimal, da müsste er eigentlich längst tot sein...)

Zudem spiele zumindest ich nicht zwei- oder dreimal hintereinander das Gleiche; ich vermute, daß eher selten immer wieder das gleiche suboptimale Charakterkonzept zur Anwendung kommt.

Abschließend nocheinmal meine These: Ob ich den Anreizen eines Systems, speziell auf Kampftaktik bezogen, folgen möchte oder nicht ist eine Entscheidung. Ich kenne kein System, in dem die Entscheidung, das nicht zu tun, offensichtlicher, hahnebüchener Unsinn wäre, und nur von geistig Minderbemittelten so getroffen werden kann. Folglich zwingen die mir bekannten Systeme niemanden zu irgendetwas.

Offline Lichtbringer

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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #52 am: 1.07.2015 | 11:24 »
Hier ein unqualifizierter Einwurf von jemandem, der keine Zeit hat, die Beiträge vor zu lesen:

Die Regeln dieses Universums zwingen einen, unfair zu kämpfen. Passtet ihr im Geschichtsunterricht nicht auf?   >;D

Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #53 am: 1.07.2015 | 12:50 »
@Erg


Meinst du fair kämpfen oder ehrenvoll kämpfen`?

Ehrenvoll I= fair, dumm, Rondriotisch, Schwert aufheben lassen,  0,5 h zu Rondra beten bevor man beginnt zu kämpfen während der Kampf tobt,

Hinterhalt, Überraschungsangriff, (auf dem Marsch,(Trasimenischer See) in die Flanke, in den Rücken sind NICHT, überlegen Waffen sind NICHT Unehrenhaft

Unehrenhaft wäre es Vereinbarungen zu brechen, Parlamentärsflagge, Sicheres Geleit, Die Regeln des Krieges missachten(z.b. eine Oase abholzen) Leichenschänden(nicht ausplündern) menschliche Schutzschilde

Fair kämpfen kann man im Turnier oder in einem Duell.

Wenn du ehrenvoll=fair setzt gäbe es wohl Settings wo der Char von den Göttern NICHT als Paladin akzeptiert würde!
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
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Offline Erg

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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #54 am: 1.07.2015 | 13:25 »
Ich habe die Begriffe synonym verwendet, sollte dies zu Mißverständnissen geführt haben, bitte ich um Verzeihung. Was ehrenhaft oder fair bedeutet, dürfte stark kulturabhängig sein.
Tatsächlich spielt es für meine Aussagen keine Rolle, welche konkrete Form ein Verhaltenskodex annimmt, welche Aktionen er fordert oder verbietet. Es geht darum, daß der Charakter, um einem "höheren" Ideal zu genügen, in bestimmten Situationen auf die Anwendung der (aus der Meta-Perspektive) optimalen Vorgehensweise zur Erreichung eines Zieles verzichtet. Ob das nun bedeutet, keine Unbewaffneten anzugreifen, Dienstags nur mit einem Zahnstocher zu kämpfen oder sich vor jedem Kampf zwei Minuten zu geißeln, ist eigentlich unerheblich. Das muß auch nicht auf den Kampf beschränkt sein: niemals lügen, nichts essen, was ein Ungläubiger berührt hat etc. fällt alles in diese Kategorie.
Der ehrenhafte, ritterliche, faire Paladin war nur ein Beispiel, das bei der ursprünglichen Formulierung der von mir zurückgewiesenen Behauptung nahe lag.

Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #55 am: 1.07.2015 | 13:39 »
Ich habe die Begriffe synonym verwendet,
sind sie nicht!

Fair:  If you fight fair your tactics suck


Zitat
Ob das nun bedeutet, keine Unbewaffneten anzugreifen
,Warum ergeben die sich nicht?
Unbewaffnet ist Nicht Hórs de combat, Niemand angreifen der ein Nichtkombattant(Zivilist, Sanitätsdienst...) oder Kampfunfähig ist verständlich und ehrenhaft, aber Gegner nicht angreifen die gerade die Artilleriestellung vorbereiten, Munition heranschaffen weil sie dabei gerade keine Waffen tragen können bedeutet im Endeffekt das Leben der Gegner höher zu bewerten, als diejenigen auf deiner Seite.
Als Paladin das Leben der Täter höher zu bewerten als das der Opfer

 
Zitat
Ob das nun bedeutet, keine Unbewaffneten anzugreifen, Dienstags nur mit einem Zahnstocher zu kämpfen oder sich vor jedem Kampf zwei Minuten zu geißeln, ist eigentlich unerheblich....Der ehrenhafte, ritterliche, faire Paladin war nur ein Beispiel,
er ist weder ehrenhaft noch ritterlich, da er seine Pflicht gröblich verletzt und seine Gefährten im Stich lässt bzw. unnötig gefährdet
Du kannst dir so einen Char bauen, als Paladin würde ich ihn nicht unbedingt akzeptieren, er bekäme ggf zielich viel Flak für sein eitles, arrogantes, suizidiales ego Verhalten ab, gut möglich das die anderen Chars ihn nicht in der Gruppe haben wollen(z.b. weil er sie beim Suizid mitreissen kann, unverhältnismäßig gefährdet...)
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Pyromancer

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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #56 am: 1.07.2015 | 14:00 »
Tatsächlich spielt es für meine Aussagen keine Rolle, welche konkrete Form ein Verhaltenskodex annimmt, welche Aktionen er fordert oder verbietet. Es geht darum, daß der Charakter, um einem "höheren" Ideal zu genügen, in bestimmten Situationen auf die Anwendung der (aus der Meta-Perspektive) optimalen Vorgehensweise zur Erreichung eines Zieles verzichtet. Ob das nun bedeutet, keine Unbewaffneten anzugreifen, Dienstags nur mit einem Zahnstocher zu kämpfen oder sich vor jedem Kampf zwei Minuten zu geißeln, ist eigentlich unerheblich. Das muß auch nicht auf den Kampf beschränkt sein: niemals lügen, nichts essen, was ein Ungläubiger berührt hat etc. fällt alles in diese Kategorie.

Was ist denn das Optimierungskriterium?

Offline Erg

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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #57 am: 1.07.2015 | 14:18 »

 er ist weder ehrenhaft noch ritterlich, da er seine Pflicht gröblich verletzt und seine Gefährten im Stich lässt bzw. unnötig gefährdet
Du kannst dir so einen Char bauen, als Paladin würde ich ihn nicht unbedingt akzeptieren, er bekäme ggf zielich viel Flak für sein eitles, arrogantes, suizidiales ego Verhalten ab, gut möglich das die anderen Chars ihn nicht in der Gruppe haben wollen(z.b. weil er sie beim Suizid mitreissen kann, unverhältnismäßig gefährdet...)


Wie ich schon sagte, die konkreten Inhalte des Verhaltenskodex, und ob man seine Vorschriften als ehrenhaft, fair, ritterlich, bescheuert oder Bob bezeichnet, sind für meine Aussagen unerheblich. Ist ehrenhaft gleich fair ? Nein. Spielt das für meine Betrachtung eine Rolle ? Ebenfalls nein. Genauso wenig wie die Frage, ob ich mich mit so einem Charakter beliebt mache, der Gruppe schade, oder die Paladinprüfung bestehe. Ich sage nicht: so soll ein Charakter sein, oder: ein solcher Charakter ist empfehlenswert. Ich sage: kein mir bekanntes (Kampf)system zwingt mich, auf einen solchen Charakter zu verzichten. Natürlich sind dem Grenzen gesetzt, es sind durchaus Verhaltensvorschriften denkbar, die den Charakter unspielbar machen würden (denen sieht man den Blödsinn aber dann auf mehrerer Meilen Entfernung an). Aber die ursprünglichen Alternativen, nennen wir sie "hinterhältig" und "nicht-hinterhältig"(um der ehrenhaft-ritterlich-fair-Problematik zu entgehen) können durchaus beide zur Anwendung kommen, ohne das katastrophale Folgen zwingend eintreten müssten; Hinterhältigkeit bietet zwar unbestreitbare Vorteile, der Verzicht auf Diese bringt den Charakter aber nicht zwangsläufig in eine unhaltbare Position. Mithin gibt es keinen Zwang zur Hinterhältigkeit 


Was ist denn das Optimierungskriterium?


Die Erfolgswahrscheinlichkeit. Beispiel: Im Kampf dürfte das Ziel häufig so aussehen: Gegner kampfunfähig machen/in die Flucht schlagen und dabei selbst möglichst unverletzt bleiben. Ein geübter Scharfschütze, der aus dem Hinterhalt angreift, hat da in vielen Systemen bessere Erfolgs-Aussichten als jemand, der offen in den Nahkampf zieht.
« Letzte Änderung: 1.07.2015 | 14:20 von Erg »

Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #58 am: 1.07.2015 | 14:29 »
Wie ich schon sagte, die konkreten Inhalte des Verhaltenskodex, und ob man seine Vorschriften als ehrenhaft, fair, ritterlich, bescheuert oder Bob bezeichnet, sind für meine Aussagen unerheblich.
aber für deren Verständnis

 
Zitat
Aber die ursprünglichen Alternativen, nennen wir sie "hinterhältig" und "nicht-hinterhältig"(um der ehrenhaft-ritterlich-fair-Problematik zu entgehen) können durchaus beide zur Anwendung kommen,
ich glaube die Worte lauten Heimtücke bzw. Perfide.

btw. jemand der mit einem Messer zu einem Feuergefecht kommt, hat normalerweise lausige Chancen

btw. theoretisch nicht optimale Taktiken sind ggf theoretisch optimalen Taktiken zumindest auf lange Sicht vorzuziehen, bedenkt man Vergeltungsmassnahmen und Sanktionen von Gegnern bzw. der Gesellschaft.

z.b. Schiessen Piloten nicht auf Piloten die am Fallschirm hängen
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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #59 am: 1.07.2015 | 14:38 »
Die Erfolgswahrscheinlichkeit. Beispiel: Im Kampf dürfte das Ziel häufig so aussehen: Gegner kampfunfähig machen/in die Flucht schlagen und dabei selbst möglichst unverletzt bleiben. Ein geübter Scharfschütze, der aus dem Hinterhalt angreift, hat da in vielen Systemen bessere Erfolgs-Aussichten als jemand, der offen in den Nahkampf zieht.
Na ja, das ist halt einer von vielen möglichen Optimierungsparametern. Wenn man nach "dem eigenen Gott gefallen" oder "gesellschaftlichem Ansehen" optimiert, dann ist eben oft eine andere Vorgehensweise optimal.

Und da du die Meta-Ebene erwähntest: Ich kann als Spieler die Figur z.B. auch so spielen, dass der Spielspaß der Gruppe optimiert wird.

Offline Erg

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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #60 am: 1.07.2015 | 15:19 »
Durchaus. Aber der Ausgangspunkt der Betrachtung war die postulierte Notwendigkeit der spielmechanischen Optimierung der Erfolgs-Aussichten im Kampf (durch "Hinterhältigkeit") in "tödlichen" Kampfsystemen.

Natürlich gibt es noch reichlich andere mögliche Bezugssysteme zur Beurteilung von Taktiken und deren Folgen; wenn ich sie berücksichtige, fällt die Billanz der "Nicht-Hinterhältigkeit" möglicherweise weniger negativ aus. Oder noch negativer, das hängt von den Details ab...

« Letzte Änderung: 1.07.2015 | 15:21 von Erg »

Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #61 am: 1.07.2015 | 15:23 »
Könntest du erklären, wo du die negativen Ergebnisse aus einem Hinterhalt erwartest?

Also für denjenigen, der den Hinterhalt gekonnt durchführt(Hannibal) und nicht für denjenigen der so blöd ist sich aus dem Hinterhalt angreifen zu lassen(Flaminius)!
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Offline Erg

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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #62 am: 1.07.2015 | 15:33 »
Ich erwarte keine "negativen Ergebnisse" aus einem Hinterhalt. Wenn man eventuell mögliche Setting-Konsequenzen außer acht läßt, ist ein Hinterhalt  sicherlich erfolgversprechender als ein offener Kampf. Ich fürchte, ich habe mich nicht klar genug ausgedrückt.

Vorsichtshalber eine Umformulierung meiner Aussage: Der Verzicht auf die Vorteile der Hinterhältigkeit benachteiligt einen Charakter nicht so stark, daß er dadurch unspielbar wird.

Offline Harlekin78

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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #63 am: 1.07.2015 | 15:35 »
Also der Simulationist (heisst das so? Simulant?) in mir behauptet jetzt mal: hinterhältige, perfide oder wie auch immer genannte Angriffe werden in der Realität gewählt, weil sie "besser" sind, also eine höhere Erfolgschance (Zielerreichung) haben.
Solange das Rollenspielsystem keinen mechanischen Tugend, Ehre, Fairness, Menschlichkeits...-Wert hat, der von solchen einer Angriffen beeinflusst werden kann, werden unfaire Angriffe wohl "besser" sein. Der bewusste mit Einbußen behaftete Angriff / Verzicht auf Situationsbedingte Vorteile trennt doch den "Helden" vom "Täter".

imho
“The baby has known the dragon intimately ever since he had an imagination. What the fairy tale provides for him is a St. George to kill the dragon.” - G.K. Chesterton

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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #64 am: 1.07.2015 | 15:49 »
hinterhältige, perfide oder wie auch immer genannte Angriffe

imho
erstmal Was meinst du Hinterhalt oder Perfidie, das sind nämlich legal und ethisch 2 verschiedene Dinge

Hinterhalt ist eine altehrwürdige, legitime Taktik die NICHT unehrenhaft ist!

Perfidie ist normalerweise ein ziemlich unethisches Verbrechen ggf unmenschlich, dazu zählen z.b. Missbrauch der weissen Flagge, Angriffe auf Nichtkombatanten z.b. Verwundete oder Zivilisten

Fairness heisst übersetzt durch Dummheit sich selbst bzw andere zu gefährden bzw. zu töten.
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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #65 am: 1.07.2015 | 15:54 »
Ich erwarte keine "negativen Ergebnisse" aus einem Hinterhalt. Wenn man eventuell mögliche Setting-Konsequenzen außer acht läßt, ist ein Hinterhalt  sicherlich erfolgversprechender als ein offener Kampf. Ich fürchte, ich habe mich nicht klar genug ausgedrückt.
ich hatte mich explizit auf solche Konsequenzen bezogen.
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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #66 am: 1.07.2015 | 16:20 »
Mögliche Konsequenzen im Setting können vielfältig sein. Beispielsweise soziale Ächtung des "heimtückischen Gesindels"; Verlust des Anspruchs, selbst "ehrenhaft" behandelt zu werden; ein Blitz, geschleudert vom Gott des offenen Kampfes, der Fairness und der geistigen Unterbelichtung verbrennt die Frevler zu Asche (wahlweise nach Ankündigung oder überraschend), der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt.

Im Übrigen ist die Frage, was in welchen realen Kulturen zu welchen Zeiten als ehrenhaft galt (oder noch gilt) zwar durchaus historisch oder kulturwissenschaftlich interessant, hat aber keinen zwingenden Einfluß darauf, was in einem Rollenspiel-Setting als ehrenhaft angesehen wird. Es kann also im Rollenspiel durchaus ehrenhaft = fair sein.

Aber dieses Thema wäre wohl in einem eigenen Thread besser aufgehoben.

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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #67 am: 1.07.2015 | 16:26 »
Mögliche Konsequenzen im Setting können vielfältig sein. Beispielsweise soziale Ächtung des "heimtückischen Gesindels";
welchen?

Zitat
Es kann also im Rollenspiel durchaus ehrenhaft = fair sein.
in solchen Fällen empfehle ich demjenigen welchen die Benutzung eines Wörterbuches.
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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #68 am: 1.07.2015 | 16:56 »
Naja, des heimtückischen Gesindels, das den Hinterhalt gelegt hat.


Ehre bezieht sich immer auf (teil)gesellschaftliche Normen, die durchaus sehr unterschiedlich aussehen können. Damit dürfte eine universal gültige Begriffsbestimmung wohl eher schwierig sein.

Offline Harlekin78

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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #69 am: 1.07.2015 | 17:14 »
erstmal Was meinst du Hinterhalt oder Perfidie, das sind nämlich legal und ethisch 2 verschiedene Dinge

Hinterhalt ist eine altehrwürdige, legitime Taktik die NICHT unehrenhaft ist!

Perfidie ist normalerweise ein ziemlich unethisches Verbrechen ggf unmenschlich, dazu zählen z.b. Missbrauch der weissen Flagge, Angriffe auf Nichtkombatanten z.b. Verwundete oder Zivilisten

Fairness heisst übersetzt durch Dummheit sich selbst bzw andere zu gefährden bzw. zu töten.

Wo hasst du deine Übersetzung von Fairness her?
Für mich hat Fairness was mit Gerechtigkeit und/oder Anständigkeit zu tun. Und so ist wohl auch die offizielle Lesart.

Hinterhältig und Hinterhalt sind in diesem Zusammenhang unterschiedlich. Ein Hinterhalt bedeutet auf jemanden Lauern in feindlicher Absicht. Hinterhältig ist bedeutungsgleich mit falsch, hinterlistig, heimtückisch.

Ehre ist ein sehr kulturell und moralisch, damit zeitlich bzw. der Epoche verhafteter Begriff und nicht(!) ein allgemeingültiges Axiom.
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Offline Feuersänger

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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #70 am: 1.07.2015 | 17:19 »
Stimmt. Beispiel: Fernkampf galt hier in manchen Kulturen als ehrenhaft, in anderen als unehrenhaft.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #71 am: 1.07.2015 | 17:37 »
Ein Hinterhalt kann Heimtückisch sein, wenn er z.B. Waffenstillstand oder freies Geleit bricht, er ist ansonsten aber eine legitime Taktik.

Hannibal gilt als genialer Feldherr, nicht als heimtückischer
Zitat
Ehre bezieht sich immer auf (teil)gesellschaftliche Normen, die durchaus sehr unterschiedlich aussehen können
Ja und Nein, ggf zählt Bäume fällen dazu genauso wie Verrat.
Ehre bedeutet ein Mann hält sein Wort, ob es im Kontext ethisch ist  wird davon nicht unbedingt berührt.

Die universalen Prinzipien der Ehre sind sowas wie:
His Word is his Bond, ich halte mich und mein Kit kampffähig, fit usw.
Ich halte mich an den Kodex meines Berufes.

Eine Frau die sexuell ausserhalb der Ehe aktiv war, auch unfreiwillig , war entehrt.

BTW laut Augustinus war sie damit bei unfreiwillig keine Sünderin

Ehrenhaft beinhaltet nicht automatisch ethisch positiv.
Wobei einen Hinterhalt als unehrenhaft zu kategorisieren besagten Punkt der Ehre schon mal ethisch fragwürdig ist.
Das heisst nämlich auch zu sagen das es ehrenhafter ist, je mehr auf der eigenen Seite sterben

@Turning Wheel

Zitat
Die Schlacht von Sekigahara wurde wie so viele andere japanische (Samuraiära) Schlachten durch Verrat entschieden

Dir ist klar das der Code Duello und Regeln ähnlicher Zweikämpfe nicht viel mit denen normaler Kämpfe und Schlachten zu tun haben.
https://en.wikipedia.org/wiki/Warrior#Behavioral_codes
https://en.wikipedia.org/wiki/Code_duello
Was im Zweikampf Frevel war, war in der Schlacht erlaubte List

Du kannst Beweisen, wo ich da falsch liege?

@Harlekin78

Fair Play, gleiche Chancen, kein Schwergewicht gegen ein Leichtgewicht

Du kannst belegen wie sich im Kern die Ehrenkodizes unterscheiden?

@Feuersänger

Mir fällt da jetzt gerade keine IRL Kultur ein wo das gegolten hat
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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #72 am: 1.07.2015 | 18:23 »

Als Paladin das Leben der Täter höher zu bewerten als das der Opfer


Noch nie vom "grünen" Ritter gehört?

Und Zivilisten verheizen kann auch unter Religionsfreiheit fallen. Dann ist der "unmoralisch", der das nicht so sieht.
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Offline Oberkampf

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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #73 am: 1.07.2015 | 18:31 »
Ich würde nicht in historischen Quellen suchen, um herauszufinden, was wann als ehrenhaft und unehrenhaft bezeichnet wird. Erstens kann sich das von Zeit zu Zeit, zweitens von Kultur zu Kultur und drittens von Partei zu Partei ändern, und außerdem bleibt immer die Frage bestehen, ob irgendwelche ethischen Erwartungen sich in ihrer Zeit realisiert haben.

Stattdessen wäre mein Vorschlag, eher zu schauen, was für ein Genre das Rollenspiel bespielbar machen will, dann festzulegen, was die im Genre erwünschten "ethischen Handlungen" und was die "ehrlosen Schandtaten" sind und schließlich das Kampfsystem - wie auch das generelle Regelwerk - so zu gestalten, dass sich erwünschtes (genretypisches) Verhalten auch mechanisch lohnt.

Ein Kampfsystem für ein Rollenspiel, bei dem man edle Ritter wie aus einem Märchenfilm spielen soll, das Hinterhalt und Meuchelmord attraktiv macht, setzt einfach die falschen Anreize, das zu spielen, wofür das Spiel gedacht ist.
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Re: Hilfe! Mein Kampfsystem zwingt mich, unfair zu kämpfen...
« Antwort #74 am: 1.07.2015 | 18:53 »
Ein Kampfsystem für ein Rollenspiel, bei dem man edle Ritter wie aus einem Märchenfilm spielen soll, das Hinterhalt und Meuchelmord attraktiv macht, setzt einfach die falschen Anreize, das zu spielen, wofür das Spiel gedacht ist.

Wenn du es typisch Kleindeutsch haben willst: Nimm genau ein solches System, aber führe ein Ehrensystem für SCs ein, bei dem Ritter für das Aufrechterhalten der Ehre belohnt/nicht bestraft werden. Gleichzeitig sind die Gegner Halunken, Gesindel und Meuchelmörder, die sich keinen Deut um Ehre scheren und denen das Ehrensystem am Allerwertesten vorbeigeht.  :gasmaskerly:
The belief that a cosmic Jewish Zombie who was his own father can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree... yeah, makes perfect sense.