Um jetzt auch mal die Zeitgenossen zu würdigen...
Qiu Shihua ist einer meiner Lieblingskünstler. Er malt Landschaften, die aber so zart auf weißem Grund, dass die Bilder auf den ersten Blick einfach nur weiße Felder sind. Man muss warten und nach fünf, zehn Minuten erkennt man erst das Bild. Elektronisch lässt sich das natürlich nicht so gut nachvollziehen, finde ich aber eine unglaublich spannende Sache - die trotz dass die Motive eher von Cezanne inspiriert wurden, sehr tief chinesisch sind. Weiße Flächen in der Tuschmalerei (Qiu malt mit Öl) integraler Bestandteil des Bildes, die durch das Zerlegen des Motivs das Auge zum wandern bringen. Außerdem steckt da viel Philosophisches aus dem Daoismus drin. Mensch und Natur, das Innere und Äußere, sind hier weniger stark getrennt als bei anderen Arbeiten, denn ohne Betrachter tritt das Bild gar nicht erst hervor. Und wer sich nicht dem "Handeln im Nicht-Handeln" hingibt, sondern nur ein Blick auf das Bild wirft, sieht das Gemälde ebenfalls nicht.
Viele Installationen von Hans op de Beeck gefallen mir auch sehr gut - da ist das vor allem eine emotionale Sache, weil die in ihrer Farblosigkeit eine sehr eigentümliche Atmosphäre aufbauen, beruhigend, irgendwie, aber auch melancholisch.
Als Vergleich hier die ausgebaute Installation:
Andreas Gurskys Fotografien mag ich auch sehr, die in echt ziemlich monumental sind und einen Teil ihrer Wirkung auf dem Monitor verlieren. Die Bilder sind immer distanziert, selbst wenn Menschen abgebildet sind. Die Strukturen werden teilweise überarbeitet und aus gewinnen aus dem Kontext genommen eine gewisse Abstraktion - die sich natürlich verliert, wenn der Betrachter selbst nahe an die Arbeiten herantritt.