Gutgolf, Ich glaube, du hast da erstens zu wenig eigene Erfahrung mit jungen Rollenspielern und zweitens ein paar festgefahrene Konzepte von Rollenspiel im Kopf, die vielleicht deine eigenen Vorstellungen von Rollenspiel darstellen aber nicht so relevant sind für Pen&Paper im Allgemeinen. Man sollte da unterscheiden zwischen eigenen Erwartungen und prinzipiellen Möglichkeiten.
Eine Unterscheidung des Charakters von der eigenen Person ist z.B. für Rollenspiel sicher nicht notwendig. Man darf in Pen&Paper-Rollenspielen als Charakter durchaus sich selbst spielen.
Wäre bei dir ein Pen&Paper Rollenspiel, wo du dich selbst auf einem Charakterbogen aufschreibst und spielst kein Rollenspiel? Klingt für mich sinnlos.
Du meinst vermutlich, dass man nicht sich selbst spielen soll, wenn der Charakter auf dem Papier ganz andere Merkmale hat. Das hat aber mein Sohn nicht getan, er hat den Charakter so
gespielt, wie er auf dem Bogen aufgemalt war und wie er ihn sich vorgestellt hat.
Und das war nicht er selbst, sondern so einen Typ mit einer Zweihandaxt, der Bäume fällen kann und auf dem Charakterbogen auch nicht im Mindesten ihm selbst ähnlich sah.
Ich stimme auch nicht mit dir überein, dass man Lesen, Schreiben oder Rechnen können muss, um eine Rolle erzählerisch darstellen zu können.
Ich weiß auch nicht genau, was du mit Erzählspiel meinst. Was würde denn ein Erzählspiel vom Rollenspiel unterscheiden, bei dem du eine einzelne fiktive Rolle spielst und mit Ausrüstungsgenständen, die du dir auf ein Papier aufnotiert hast ein vom SL vorgegebenes Problem löst, indem du die Handlungen deines Charakters beschreibst und für deren Erfolg würfelst?
Muss die Rolle irgendwelche Zahlenwerte haben? Dann wäre z.B. Engel mit Arkanakarten kein Rollenspiel für dich.
Resourcen im Rollenspiel müssen auch nicht immer durch graduelle, berechenbare Zahlenwerte abgebildet werden, sie können durchaus absolut abgebildet werden.
Und ob du auf deinem Charakterbogen "5 Gold" stehen hast ist vom Informationsgehalt genauso gut wie wenn du die Geldstücke drauf malst.
Ich kann dir auch nicht folgen, was die 3 Stunden Konzentrationszeit/Spielzeit angeht. Ist das kein Rollenspiel, wenn ich auf dem Feen-Con eine 2-Stunden-Einsteigerrunde leite?
Oder eine Stunde, oder eine Halbe? Welchen qualitativen Sinn hat eine solche Mindest-Zeitangabe für Rollenspiel?
Und dann der Punkt mit der Unterscheidungsfähigkeit. Wie würdest du dann Immersion verorten. Wirklich tiefe Immersion (die von einer Menge Rollenspielern angestrebt wird) sind
doch Momente im Rollenspiel, wo die Trennung zwischen Spieler und Charakter verwischt und man so vollständig im Spiel versunken ist, dass man denkt man wäre selber da.
Ist es für dich prinzipiell guter Spielstil allen SLs zu raten, den Spieler dann aus seiner tiefen Spielerfahrung zu reißen? Sind diese Momente für dich tatsächlich kein Rollenspiel?
Bist du ein immersiver Rollenspieler? Hattest du mal solche Momente beim Spiel?