Mein Bauchgrimmen bei solchen Spielen im Spiel rührt weniger von der Sorge um die wie auch immer definierte Immersion, als schlicht daher: Wenn ich mich mit meinen Freunden zu unserer Rollenspielrunde treffe, dann erwarte ich auch Rollenspiel und habe kein großes Interesse, statt dessen auf einmal ganz was anderes zu machen. Schach zu spielen, oder Poker, zum Beispiel.
Das ist allerdings auch eine Frage der Erwartung. Wenn die Spieler beim Dungeoncrawling sich durch die Gänge und Räume vortasten und es dann auf einmal heißt: „… und dann sagt der Skelettwächter zu euch: ‚Wenn ihr durch diese alles entscheidende Tür wollt, müßt ihr mich erst im Schach besiegen!‘ “ und *zack* holt der Spielleiter ein Schachbrett unter dem Tisch vor – dann würde ich als Spieler schon aufmucken und es wahrscheinlich einfach auswürfeln wollen.
Aber wenn die Spieler schon im Voraus wissen, daß die vom Superschurken gestohlene Wunderwaffe bei einem Pokerturnier an den Gewinner geht, und das als Höhepunkt der Kampagne zum Teil mit echten Karten am Tisch ausgespielt wird, dann ist das eine ganz andere Sache. Vor allem, wenn sie die Möglichkeit haben, sich für einen anderen Verlauf zu entscheiden – etwa das Pokerturnier nur als Ablenkung für einen Einbruch zu nutzen – oder gar das Turnier zu manipulieren und sich in der Fiktion Vorteile zu verschaffen, die ihnen dann auch am Tisch zugute kommen – Infrarotbrille, Karte-im-Ärmel-Maschine, Knopf im Ohr … Spieler sind da erfahrungsgemäß sehr einfallsreich.
Das abgenudelte Schachskelett habe ich als Spielleiter selbst schon aus einem sonst großartigen Fertigmodul gestrichen. Aber mit der entsprechenden Absehbarkeit und Handlungsfreiheit könnte das Pokerturnier auch mich durchaus reizen.