Autor Thema: Haben Regelerweiterungen nachteilige Auswirkungen auf das Rollenspiel?  (Gelesen 8116 mal)

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Eulenspiegel

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@ Bad Horse
Also die meisten SLs, die ich kenne, sind mit echten Freunden gesegnet. Das heißt, die "Freunde" sind nicht nur daran interessiert, den SL auszunutzen, sondern auch daran, dass der SL Spaß am leiten hat.

Ich würde mir als Spieler niemals herausnehmen, meinem SL etwas aufzudrängen, von dem ich weiß, dass dem SL das nicht gefällt. Und umgekehrt erwarte ich als SL das gleiche Verhalten von meinen Spielern.

Freundschaft geht nunmal in beide Richtungen und ist keine Einbahnstraße!

Und "eine Lösung mit der alle leben können" schließt den SL nunmal ein.
« Letzte Änderung: 22.09.2015 | 22:10 von Eulenspiegel »

Offline TeichDragon

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Ich sehe Zusatzbücher als Angebot, nicht als Zwang. Und was an einem Angebot (das man annehmen, aber auch ablehnen kann) schlecht sein soll, erschließt sich mir nicht so wirklich.

Sehe ich genauso.
Wir haben damals (tm) viel Rolemaster (II) gespielt, und da waren Regelerweiterungen ja fast schon an der Tagesordnung.
Als einer meiner Kumpel damals unbedingt einen Arcanist spielen wollte, haben wir das ausdiskutiert.
Er durfte dann den Arcanist spielen, der Warrior Monk bekam Zugriff auf den ganzen KI-Sche**** (Und damit 4 Angriffe und 2 Paraden im Nahkampf oder so.) und natürlich durften die Gegner so einen Kram auch haben. Außerdem durften die Bösewichter dann bei mir als SL Void und Nether verballern, wo der Arcanist die Sprüche mühsam finden & lernen musste, wenn es ihm dann überhaupt möglich war.
Netter Ausgleich. :D
« Letzte Änderung: 22.09.2015 | 22:20 von TeichDragon »

Offline Bad Horse

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Und "eine Lösung mit der alle leben können" schließt den SL nunmal ein.

Da widerspricht ja auch keiner. 
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline 1of3

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Supplements halten neben Verlagen auch das Fandom am Leben. Wenn kein neues Buch rauskommt, worüber soll man denn posten? Aus dem Grund werden ja auch Fate und die Apokalypse Engine durchs Dorf getrieben. Da wirken neue Spiele, wie sonst nur Supplements. Bzw. die einzelnen Anbieter pushen sich so gegenseitig.

Offline Kowalski

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Ich glaube nicht, dass der Ansatz zu weniger Problemen führt. Sondern zu anderen und im Zweifel sogar zu mehr.
Vetorechte sind zwar ein gutes Mittel zum Schutz der Minderheit, aber auch eine todsichere Methode für die Minderheit sich ins Aus zu schießen.

Nun, dann muß man ALLE SCs umbauen dürfen/können. Neue, mit Power Creep versehene Regelzusätze, machen AUCH Probleme. Eigene halt.
In meiner Erfahrung gab es ein paar die sich diese Splatbooks zugelegt haben und der Rest hat in die Röhre geschaut. Entweder weil zu wenig Taschengeld, oder weil einfach keine Extremkomplettisten unter den RPGlern
Bitcoin = Drown the poor

Offline YY

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Zitat
Sure, you can be the hardass DM, GM or SG and say my way or the highway, but that's never a good alternative. The reality is that there are no good alternatives at that point and the group inevitably falls apart.

Das liest sich für mich im Kern so, als hätten es die betroffenen Gruppen i.d.R. nicht hinbekommen, sich auf irgendwas zu einigen, und weil sie in dieser Hinsicht nicht konfliktfähig sind, besteht natürlich der Wunsch nach totaler Konfliktfreiheit - hier in der Form, dass es keine Regelalternative "von außen" gibt.

Auf der anderen Seite habe ich auch bei Rules-heavy-Systemen schon Frusterlebnisse gehabt, weil um Dinge drumherum geregelt wurde. Das Musterbeispiel ist doch die Matrix bei Shadowrun. Ich baue mir einen Decker, dann will ich - SCHOCK!!! - vielleicht auch decken. Die allermeisten Gruppen drücken sich handwedelnd um diesen Grundpfeiler des Cyberpunk 1 und kriegen die Regeln aus dem Grundregelwerk nicht hin. Hier schränkt tatsächlich die Kompliziertheit von Regeln die Möglichkeiten des Rollenspiels ein.

(fett von mir)

In diesem Spezialfall allerdings, weil die Regeln je nach Edition wahlweise fast unspielbar kompliziert, frustrierend fummelig oder wenig durchdacht sind und daher nicht wirklich leicht von der Hand gehen.

Und das ist ja bei SR i.d.R. schon direkt im Grundregelwerk so, von daher liegt der Fall da etwas anders.
Da führen nicht nachträglich eingeführte Regeln zu internen Konflikten, sondern von Anfang an schlechte Regeln führen dazu, dass Teile des Spiels in der Praxis gar nicht spielmechanisch behandelt werden.

"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Chiungalla

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@ Samael und Chiungalla
Wieso ist man als SL ein Arschloch, wenn man sich bereit erklärt, für ein bestimmtes Setting mit einem bestimmten Regelsatz zu leiten?

Ich habe das Wort Arschloch nicht geschrieben. Und mein Beitrag bezog sich auch niemals ausdrücklich auf Spielleiter. Ich unterscheide bei solchen Fragestellungen auch nicht zwischen Spielleitern und Spielern. Das ist ein Fall für den Gruppenvertrag. Und bei dem hat jeder gleich viel Stimmrecht. IMHO.

Ich würde nicht so weit gehen, dass der Spielleiter gleich ein Arschloch ist, wenn er mehr Rechte für sich beansprucht. Aber Spielleiter die dort ihre Spieler gleichberechtigt behandeln sind schon die netteren. Der Diktatur-friss-oder-stirb-Spielleiter ist halt irgendwie voll 90er.  8)

Nun, dann muß man ALLE SCs umbauen dürfen/können. ...

Damit hast Du das Dilemma wunderbar erkannt. Wenn nicht alle einer Meinung sind führt das oft zu Spannungen. Egal ob die Minderheit dann über Vetorecht der Mehrheit die Suppe versalzt oder die Mehrheit die Minderheit überstimmt. In der Regel kein Problem das sich nicht lösen lässt, wenn man sich des Problems bewusst ist und konstruktiv darüber redet. Aber letzteres geht halt oft in die Hose.

Eulenspiegel

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Naja, es gibt halt mehr Spieler als SLs. Gleichzeitig hat der SL häufig auch mehr Arbeit als die Spieler.

Daher kann es sich ein Spielleiter ohne Probleme leisten zu sagen: "Ich biete das System X an. Wer hat Lust zu spielen?"
Ein Spieler dagegen wird wenig Aussicht auf Erfolg haben, wenn er sagt: "Ich will das System Y spielen. Wer hat Lust zu leiten?"

Daher finde ich es ziemlich hinterhältig von einem Spieler, wenn er erst zum SL sagt: "Ja, ich will bei dir das System X spielen." und sobald er in der Gruppe ist und 1-2 Spielabende mitgespielt hat, verlangt er dann plötzlich "Ich möchte das System Y spielen." Das war einfach nicht Teil des Gruppenvertrages.

Und ja, ich habe hauptsächlich gute Erfahrungen mit dem Spielstil der 90er Jahre gemacht. (Sowohl als Spieler als auch als SL.) Vor allem scheint es in diesem Spielstil keine Probleme mit Regelerweiterungen zu geben. 8)

Just_Flo

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Außerdem boomte das Rollenspiel in den 90ern, also kann damals gar nicht soviel falsch gemacht worden sein.

Chiungalla

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Naja, es gibt halt mehr Spieler als SLs.

Man braucht aber auch mehr Spieler als Spielleiter.

Gleichzeitig hat der SL häufig auch mehr Arbeit als die Spieler.

... aber häufig auch mehr Spielanteile und Gestaltungsmöglichkeiten.

Daher kann es sich ein Spielleiter ohne Probleme leisten zu sagen: "Ich biete das System X an. Wer hat Lust zu spielen?" Ein Spieler dagegen wird wenig Aussicht auf Erfolg haben, wenn er sagt: "Ich will das System Y spielen. Wer hat Lust zu leiten?"

Das macht es möglich aber nicht richtig. Might doesn't make right.

Daher finde ich es ziemlich hinterhältig von einem Spieler, wenn er erst zum SL sagt: "Ja, ich will bei dir das System X spielen." und sobald er in der Gruppe ist und 1-2 Spielabende mitgespielt hat, verlangt er dann plötzlich "Ich möchte das System Y spielen." Das war einfach nicht Teil des Gruppenvertrages.

Das ist ein massiv konstruierter Sonderfall und so einer war bisher nicht Gegenstand unserer Diskussion. Und ja, die Situation wäre hinterhältig.
« Letzte Änderung: 23.09.2015 | 00:13 von Chiungalla »

Eulenspiegel

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Klar, man braucht etwa 4mal so viel Spieler wie Spielleiter. Aber es gibt grob geschätzt 6mal so viel Spieler wie Spielleiter. Oder anders ausgedrückt: Als Spieler hatte ich schon paar mal das Problem, einen SL zu finden. Als SL hatte ich aber noch nie das Problem, genügend Spieler zu finden.

Und die Gestaltungsmöglichkeiten sind nicht im mindestens ein Ausgleich. Wenn dem so wäre, würden mehr Spieler den SL machen wollen.

bzgl. "Might doesn't make right"
Das was ich meinte ist das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Wir können jetzt darüber philosophieren, ob Kapitalismus etwas Gutes oder etwas Schlechtes ist. Aber da wir überall von Kapitalismus umgeben sind, halte ich es für gerechtfertigt, dass man diesen beim RPG nicht extra ausklammert. Und auch hier muss man sich dann halt an das Gesetz von Angebot und Nachfrage halten.

bzgl. konstruierter Sonderfall
Das ist genau der Fall, der im Eingangspost beschrieben wurde: Der SL wollte System X spielen (Grundregelwerk ohne Splatbook).
Der Spieler will dagegen System Y spielen (Grundregelwerk mit Splatbook).

Die Gruppe hatte sich auf System X geeinigt (Grundregelwerk ohne Splatbook). Nach einigen Runden beschließt der Spieler, dass er unbedingt System Y (Grundregelwerk mit Splatbook) spielen will.

Offline Kowalski

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Daher finde ich es ziemlich hinterhältig von einem Spieler, wenn er erst zum SL sagt: "Ja, ich will bei dir das System X spielen." und sobald er in der Gruppe ist und 1-2 Spielabende mitgespielt hat, verlangt er dann plötzlich "Ich möchte das System Y spielen." Das war einfach nicht Teil des Gruppenvertrages.

Naja, das ist nicht hinterhältig.
Es ist Interesse an neuen, coolen, cooleren, Konzepten als bisher.
Hat man als SL Zeit und Lust ist das in der Regel kein Problem das mit einzubauen.

WENN es zum Setting/Spielgefühl/Genre bisher passt (hierbei mag der SL eine andere Sicht als einige der Spieler haben), und der SL die Neuerwerbung AUCH haben will, warum nicht?
Manche Spieler mögen sich leicht unterbuttert fühlen wenn der einen Spieler was kriegt was sie nicht kriegen.
Oder alle sind happy.

Heute wäre mir das ggf. einfach zu viel Arbeit, wenn es mir nicht passt ist das auch eine gute Ausrede....
Schliesslich kann jemand anderes genauso gut SL machen wie ich das tue.
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Offline Kowalski

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Das macht es möglich aber nicht richtig. Might doesn't make right.

Auch die Mehrheit hat kein Recht vom SL zu fordern er solle was leiten was er so nicht leiten will.
Ob man es will oder nicht.
SL sein heisst ein kleiner Diktator/Demiurg zu sein.

Damit die Spieler mit einem spielen wollen muss man Ihnen natürlich etwas Anreize geben.
Das man sich wie ein Despot benimmt, ist einfach ohne Stil und Kontraproduktiv.
Ebenso kann man nicht auf alle Launen der Spieler eingehen.

Man findet einen Kompromiss oder eine temporäre Einigung.
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Offline Holycleric5

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Haben Regelerweiterungen nachteilige Auswirkungen auf das Rollenspiel?

Ich nehme mal Rolemaster.
Im Grundregelwerk gibt es 9 Berufe: 3 Magie-Unkundige (Krieger, Dieb, Schurke), 3 Teilmagiekundige (Barde, Waldläufer, Trickser) und 3 Magiekundige (Magier, Kleriker, Mentalist)

Im Kampfhandbuch kommen Berufe wie Kriegermönch, Barbar, Haudegen oder Kundschafter dazu.
Der Kundschafter und der Barbar verbinden z.B. den Kampf mit Naturfertigkeiten, haben aber im Gegensatz zum Waldläufer wesentlich eingeschränktere Magiefähigkeiten (keine Basislisten, teurere offene / geschlossene Listen)

Im Band "Erweiterung Leitmagie" gibt es Berufe wie den Beschwörer oder den Phantompaladin (einen Teilmagiekundigen "Inquisitor")

Haben solche Regelerweiterungen nachteilige Auswirkungen auf das Rollenspiel?

Ja, wenn:
- die Charaktere / Charakterklassen so exotisch sind, dass sie nur Platz in bestimmten Settings / Themenkampagnen finden können (z.B. Ninja, Samurai und Gunslinger in Pathfinder)
- Wenn manche Charaktere aus Erweiterungen Charaktere aus den Grundregeln in den Schatten stellen (Bei solchen Klassen stellt sich mir immer irgendwie die Frage "und warum soll ich dann noch diese Grundklasse spielen?")
- Wenn man den unterschied zwischen 2 Klassen mit der Lupe suchen muss bzw sich die Charaktere fast nur im Namen der Klasse unterscheiden. (Beispiel aus einem Rolemaster-Thread "Was der unterschied zwischen einem Kriegermönch und einem geweihten Kriegermönch ist, hat sich mir bis heute noch nicht erschlossen")

Außerdem kann die "Abhängigkeit" von Zusatzbänden auch das Rollenspiel negativ beeinflussen, wenn man zwar einen bestimmten Beruf spielen will, der entsprechende Regelband allerdings auf sich warten lässt
[Ja, 13Mann, ich sehe Euch an. Ich möchte endlich mal einen Arkanisten / einen Seher / einen Kampfmagier spielen!]
und sich die angestrebten Berufe nur sehr schlecht / halbgar (oder häufig überhaupt nicht) mit vorhandenem Material umsetzen lassen. Da leidet meiner meinung nach einfach die Fähigkeit einen solchen Charakter glaubhaft darzustellen, wenn man außer dem namen nichts hat (bei exotischen Charakteren wie dem Arkanisten gibt es ja im Gegensatz zu Klassen wie dem Barbaren besonders in "regeltechnischer" Hinsicht nicht gerade viele gängige Klischees, an denen man sich orientieren könnte.)

Bei mir ist meistens nur dann eine Motivation zur rollenspielerischen Unterscheidung gegeben, wenn sich die SC auch mechanisch deutlich voneinander unterscheiden. (Bei vielen Archetypen in Pathfinder, die nur hier und da mal ein Class feature austauschen [z.B. Burglar oder Divine Tracker] sind die unterschiede zur Hauptklasse meiner Meinung nach nur sehr marginal, auf das Rollenspiel wirkt es sich ebensowenig aus wie auf den Charakter - also fast gar nicht. z.B. Spiele ich meinen Divine Tracker eher wie einen normalen Waldläufer, der demnächst wohl auch mit dem zähmen von Tieren beginnen wird.)

Gibt es jedoch komplett neue (optionale!) Regelbausteine wie z.B. Organisationen in Dragon Age oder das Erbauen / Verwalten eines Königreichs in Pathfinders AP "Königsmacher" können solche Erweiterungen gerne in Extrabänden erscheinen (z.B. Volksexklusive Kampschulen in den Regionalbänden von Arcane Codex). Z.B. kann man sich dann besser als angehender Herrscher oder Leiter einer Organisation versuchen, ohne das man als SL irgendwelche halbgaren Lösungen zusammenschrauben muss.
Leitet (als SL): -
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Online Lichtschwerttänzer

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Da machst du aber einen Denkfehler: gerade in OD&D bedeuteten die neuen Klassen nicht, dass es jetzt jemanden gab, der etwas neues konnte, sondern, dass etwas, was (je nach Gruppe und DM) jeder konnte (da über Hausregel/Ruling gelöst) den anderen weggenommen wurde und als "Exklusivfertigkeit" eingeführt wurde. Insofern macht es dann auch Sinn, wenn ich auf die neue Klasse umsatteln will, auch wenn ich bisher mit der alten völlig zufrieden war.
führte das aber nicht auch zu schärferen Profilen und Nischen?
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
“Crap.”

Offline Rhylthar

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Für mich hängt es ein wenig davon ab, wie man in das jeweilige System einsteigt:

Fange ich damit an, wenn schon zig Regelerweiterungen vorhanden sind oder "wächst" die Gruppe quasi mit?

Gerade letzeres klappte nach meiner Erfahrung relativ problemlos, da sowohl Spieler wie auch SL schrittweise (aber kontinuierlich) Regeln dazubekamen, was auch nicht in Reitüberflutung ausartete. Ich kann auch nicht pauschal der Aussage zustimmen, dass es bei den Spielern dabei meist um Powercreep ging. Manchmal sind die Grundoptionen zwar okay, aber Erweiterungen treffen dann doch noch mehr den Nerv dessen, was man evtl. spielen wollte.

Man kann das doch gerade bei D&D 5E gut sehen; man kann ohne weiteres mit den Basic Rules spielen. Aber die Auswahl zu Beginn beschränkt sich auf 4 Rassen und 4 Klassen, keine Feats. Klar, reicht, um anzufangen, aber bestimmte Dinge, die evtl. gewünscht werden, sind damit eben nicht abgedeckt. Da darf es dann eben auch mal mehr sein.

Problematisch wird es, neben der oben genannten Sache mit dem Einstieg in ein System mit zig Erweiterungen, wenn der Verlag und/oder der SL wirklich die Übersicht verlieren, was das System noch verträgt und was nicht. D&D 3.5 Ära habe ich da noch gut in Erinnerung, da irgendwann die "kritische Masse" erreicht war. Verlagsseitig kamen Dinge heraus, die vollkommen aus der Bahn schlugen und als SL war irgendwann dann auch die Grenze dessen erreicht, was man noch überschauen konnte. Wobei das eigentlich immer nur dann ein Problem war, wenn man "von vorne" angefangen hat; in laufenden Kampagnen war dies nach meienr Erfahrung auch eher ein Randproblem.
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Luxferre

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Um mal auf die konkrete Frage zu antworten:

nein, auf Rollenspiel wirkt es sich nicht nachteilig aus. Vielleicht sogar positiv, weil ein Spieler sein Konzept besser in das Regelgerüst/-korsett pressen kann.

ja, auf die mechanische Seite wirkt es sich nachteilig aus, weil der SL sich auf zig mehr Optionen und Regelformulierungen vorbereiten muss.

ja, weil sich die werte Spielkultur im T in ihre Gräben verzieht und ein Fremdthema mit dirketem Bezug diskutieren muss. Nämlich: wieviel Autorität hat ein SL am Spieltisch  :yawn:

Chiungalla

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Klar, man braucht etwa 4mal so viel Spieler wie Spielleiter. Aber es gibt grob geschätzt 6mal so viel Spieler wie Spielleiter. Oder anders ausgedrückt: Als Spieler hatte ich schon paar mal das Problem, einen SL zu finden. Als SL hatte ich aber noch nie das Problem, genügend Spieler zu finden.

Da hast Du ganz andere Erfahrungen gemacht als ich (und viele andere). Wir hatten durchaus auf Cons schon das Problem nicht genügend Spieler für all die Spielleiter zu haben. Und das lag nicht an exotischen Systemen die niemand spielen will, sondern tatsächlich an einem krassen Überhang an Spielleitern. Und in meinen Rollenspielgruppen haben wir immer > 50% Spielleiter und es kommt sogar vor, dass die Leute fragen ob sie nicht auch mal dürfen. Und ich habe ständig mehr Anfragen irgendwo mitzuspielen als ich Zeit habe.

Wenn ich da marktwirtschaftlich argumentieren würde wäre ich beim fast reinen Dienstleistungs-SL. Denn bei uns gibt es Spieler-Mangel.

Vielleicht ist das eines der Probleme am 90er Stil. Denn in den 90ern kannte ich den von Dir beschriebenen Spielleitermangel auch noch.
Aber es ist ja auch alles andere als gute Werbung, wenn die Spielleiter ihre Rolle immer als selbstloses Opfer und schwere Bürde darstellen.
Da hätte ich als Spieler auch keine Lust mal die Fronten zu wechseln.

Im modernen Rollenspiel hat der Spielleiter meiner Erfahrung nach weniger Rechte als früher, aber deshalb auch weniger Pflichten und Verantwortung.
Macht den Job viel entspannter. Und man hat letztendlich mehr Spaß als früher, weil man kein Alleinunterhalter mehr ist.

bzgl. "Might doesn't make right"

1. Marktwirtschaft nicht Kapitalismus.
2. Naturalistischer Fehlschluss in der Ethik

Und ich halte es für absolut unabdingbar im Umgang mit Freunden marktwirtschaftliche Überlegungen auszuklammern.

Geh mal in Dich und stell Dir selbst folgende Frage: Sehe ich das wirklich anders, oder willst Du nur die Diskussion nicht verloren geben? Wenn Du am Ende zu dem Schluss kommst, dass es okay ist marktwirtschaftliche Zwänge gegen seine eigenen Freunde zu seinem eigenen Vorteil auszunutzen erübrigt sich glaube ich jede weitere Diskussion.

Die Gruppe hatte sich auf System X geeinigt (Grundregelwerk ohne Splatbook). Nach einigen Runden beschließt der Spieler, dass er unbedingt System Y (Grundregelwerk mit Splatbook) spielen will.

Den Teil vermisse ich im Eingangspost völlig. Es wurde sich darauf geeinigt D&D oder whatever zu spielen. Nirgendwo wurde gesagt, dass es vorher verbindlich und explizit festgelegt und abgesprochen wurde Splatbooks auszuklammern.

Auch die Mehrheit hat kein Recht vom SL zu fordern er solle was leiten was er so nicht leiten will. Ob man es will oder nicht.

Habe ich ja auch niemals behauptet. Das ist das andere Extrem. Und beide Extreme berücksichtigen nicht die Interessen aller Beteiligten in der Findung eines gangbaren Kompromisses.

SL sein heisst ein kleiner Diktator/Demiurg zu sein.

Nein. Als guter Spielleiter bist Du da eher beim wahren Königtum. Mit großer Macht kommt große Verantwortung.

Man findet einen Kompromiss oder eine temporäre Einigung.

Darauf läuft es natürlich hinaus. In dem Kompromiss spielen dann aber ALLE Meinungen eine Rolle. Nicht zwingend immer eine gleich große. Und es kann selbstverständllich auch mal sein, dass man einfach nicht zusammen findet. Nur wenn sich einer hinstellt und sagt "zu exakt meinen Bedingungen oder gar nicht", dann ist er halt der Spielverderber. Egal wie glorifiziert er seine Rolle in der (jetzt ja eh nicht zustande kommenden Runde) bewertet und darstellt.

Jedes neue Splatbook hat dann das Potential neuen Kompromissbedarf (und damit neue Spannungen) zu generieren. Dabei wird es sehr selten vorkommen, dass man sich über ein Splatbook alleine so in die Haare bekommt, dass man sich streitet und einer oder mehrere die Gruppe verlassen. Aber manchmal ist das Fass halt voll und der nächste Tropfen bringt es zum überlaufen...
« Letzte Änderung: 23.09.2015 | 08:30 von Chiungalla »

Offline Teylen

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Als ein Gedanke,.. in dem Zitat im Eingangspost geht es doch eigentlich nicht um Erweiterungsbände.
Es geht doch eher darum das zunächst alles gut war, gerade so mit nostalgischen Blick.
Dann schlich sich Frustration bzw. Probleme ein und daran war dann nur die Veränderungen schuld.
Die deshalb auch grundlegend böse sind,..
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Offline Nebula

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Meine Sicht als Spieler:
Ich bin ein Regelfan, je mehr Optionen desto mehr kann ich mich austoben.

ABER nicht jede Erweiterung ist gut.

Man nehme Hunter GRW, keine Flaws/Merits
Man nehme Hunter Spielerhandbuch. Hier gibt es Flaws/Merits, aber nicht als Option sondern als Charaktererschaffungs Regel

Jetzt soll es Leute geben, die nur nach GRW spielen wollen und sagen: Spinnst du, die Merits brechen die ganze Balance, ich will den Mist nicht
Und Leute die sagen: Toll, mehr Individualisierung, mehr Power...

Oder nimm D&D 3.5
GRW mit Grundklassen
dann das Masters of the Sword mit Klasse Warblade z.b.

Jeder Kriegerspieler ist einfach mal gearscht

Wo ziehst du die Grenze? Ein SL der mir Bücher verbietet würde ich eh meiden und die Runde lieber beenden.
Erlaubst im Buch X alle Regeln bis auf Regel Y? Oder alle Klassen aus dem "XY Buch" nur den Z verbietest?

Man kann natürlich alles Diskutieren und der Ton macht die Musik, aber das: "ich leite das System mit den Regeln, die ich will, du kannst ja ne eigene Runde aufmachen" würde ich nicht akzeptieren.

Nun meine Sicht als SL:

Puh, jede Erweiterung bedeutet potentielles Risiko die Balance zu kippen und daß ein Powergamer/Exploiter mal wieder die Regeln knechtet. Gegenstand aus Buch 37 mit Klassenpower aus Buch 14 imba? geil, nehm ich...

Ich hasse es, Bücher/Inhalte/Regeln zu verbieten. Mache ich nicht. Optionale Regeln sind wieder was anderes, da bin ich als SL Gott (bei D&D 5 ganz toll mit Variant oder optionale Regeln gekennzeichnet)

Ein Spieler will ja glänzen, toll sein... Daß er damit dem SL mit Powergaming auf die Nerven geht, ist ja nicht sein Ziel, nur die Nebenwirkung

Wie sagt es Fate so schön: wenn du ein +5 Schwert findest, brauchen die Gegner +5 Rüstungen um noch eine Herausforderung zu sein, also lass es gleich bleiben.

Auch als SL liebe ich jede Erweiterung, aber keine Pflichtregeln. Hier mag ich lieber Settinginfos oder optionale Regeln, aber nichts was mich beim Spielen nervt, z.b. wenn ein Spieler meint: hey seit Regelerweiterungsband 981 kann mein Char das und das. oder ich habe ein Anrecht auf dies und das

Offline KhornedBeef

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[...]
Erlaubst im Buch X alle Regeln bis auf Regel Y?
[...]

"Ja. Und?"
 Alle Regeln sind optional, wenn das vor Spielbeginn geklärt wird, und optimalerweise nicht per Diktat, sondern nachdem der SL oder irgendwer erklärt "Hört mal Jungs, dies und das bricht das Spiel, das wir uns vorgestellt hatten. Ich würde das gerne weglassen bzw. anpassen."
Da man eh darüber sprechen sollte, was man sich im Spiel vorstellt, ist das selektieren von Regeln doch überhaupt nicht ungewöhnlich. Ich würde eher meinen, dass es sehr ungewöhnlich ist, dass man vor Spielbeginn sagt "Ok, es gelten alle Regeln und Errate die je offiziell für das System veröffentlicht worden sind, ohne Ausnahmen und Hausregeln. Jetzt kauft und studiert, wir sehen uns in 8 Monaten."

Edit: Zitierungsmurks
« Letzte Änderung: 23.09.2015 | 09:42 von KhornedBeef »
"For a man with a hammer, all problems start to look like nails. For a man with a sword, there are no problems, only challenges to be met with steel and faith."
Firepower, B&C Forum

Ich vergeige, also bin ich.

"Und Rollenspiel ist wie Pizza: auch schlecht noch recht beliebt." FirstOrkos Rap

Wer Fehler findet...soll sie verdammt nochmal nicht behalten, sondern mir Bescheid sagen, damit ich lernen und es besser machen kann.

Offline Kowalski

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Nein. Als guter Spielleiter bist Du da eher beim wahren Königtum. Mit großer Macht kommt große Verantwortung.
Nein
Doch!
Ach!

Das, auf Dauer aushaltbare, Spielleiter "wohlwollende" Diktatoren sind, versteht sich von selbst.
Ich gehe mit meinem Vetorecht, mit meinen Eingriffen was SCs dürfen und was nicht, SEHR sparsam um.

Oft reicht ein Nachfragen bei einer besonders unlogischen, out-of-charakter motivierten, Aktion um den Spieler inne halten zu lassen. Gut, ist natürlich mit MEINER Sicht der SCs verknüpft, was eine Spielweltadäquate Handlung wäre und was nicht.
In der Regel laufen SCs bei mir aber auch nicht Amok.
« Letzte Änderung: 23.09.2015 | 09:32 von Kowalski »
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Offline ElfenLied

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Es ist letztlich eine Frage, wie gut der Inhalt des GRW ausbalanciert ist. In vielen Systemen ist dieser z.B. nur unzureichend oder gar nicht ausbalanciert. Viele RSP Produkte erreichen erst gegen Ende des Lebenszykluses eine gute Spielbalance, eben weil neue Inhalte nachgeliefert werden, die die alten quasi als "Patch" ersetzen.

Das GRW erstmal als ausbalanciert zu betrachten ist ein Trugschluss, der letztlich nur zu Frustration führt. Bestes Beispiel in diesem Thread:
Oder nimm D&D 3.5
GRW mit Grundklassen
dann das Masters of the SwordTome of Battle mit Klasse Warblade z.b.

Jeder Kriegerspieler ist einfach mal gearscht

Hier wird angenommen, dass die Klasse Kämpfer, die durch die Erweiterungsklasse Warblade ersetzt wird, ausbalanciert ist mit den anderen Klassen des GRW. Das ist objektiv gesehen aber nicht der Fall. Der Kriegerspieler ist von Haus aus "gearscht", wenn auch nur die GRW Klassen Druide, Kleriker oder Barbar in der der Gruppe sind, da sie ihn in jeder relevanten Hinsicht in der eigenen Nische ausstechen.

Die Erweiterung bietet dem Kriegerspieler eine Möglichkeit, einen Krieger zu spielen der nicht komplett abgehängt wird.
The belief that a cosmic Jewish Zombie who was his own father can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree... yeah, makes perfect sense.

Offline Nebula

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also wir spielen D&D 5.0 und ja es gelten alle Regeln, wenn ein Errata rauskommt, stechen diese

Würden wir 3.5 spielen, würden alle Bücher/Bände gelten. Da ich diese nicht habe, könnte ein findiger Powergamer (oder jemand der google beherrscht) ziemlich wüten

Jemand der dazu keine Lust hat, würde das GRW nehmen und damit Spaß haben (müssen). Innerhalb meines Spieles als SL würde ich schwächere Klassen (also wo ICH merke, daß der echt total abstinkt) mit magischen Items den Unterschied ausgleichen. Die einzige Regel die ich bisher echt ignoriert habe war das Gold/Level bzw. Magische Items pro Lvl

Chiungalla

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@ Kowalski:
Mit wohlwollenden Diktatoren ist man dann beim wahren Königtum. Also sind wir da im Grunde einer Meinung.
Und ja, auch meine Spieler verhalten sich in aller Regel nicht wie tollwütige Vollidioten.