Klar, man braucht etwa 4mal so viel Spieler wie Spielleiter. Aber es gibt grob geschätzt 6mal so viel Spieler wie Spielleiter. Oder anders ausgedrückt: Als Spieler hatte ich schon paar mal das Problem, einen SL zu finden. Als SL hatte ich aber noch nie das Problem, genügend Spieler zu finden.
Da hast Du ganz andere Erfahrungen gemacht als ich (und viele andere). Wir hatten durchaus auf Cons schon das Problem nicht genügend Spieler für all die Spielleiter zu haben. Und das lag nicht an exotischen Systemen die niemand spielen will, sondern tatsächlich an einem krassen Überhang an Spielleitern. Und in meinen Rollenspielgruppen haben wir immer > 50% Spielleiter und es kommt sogar vor, dass die Leute fragen ob sie nicht auch mal dürfen. Und ich habe ständig mehr Anfragen irgendwo mitzuspielen als ich Zeit habe.
Wenn ich da marktwirtschaftlich argumentieren würde wäre ich beim fast reinen Dienstleistungs-SL. Denn bei uns gibt es Spieler-Mangel.
Vielleicht ist das eines der Probleme am 90er Stil. Denn in den 90ern kannte ich den von Dir beschriebenen Spielleitermangel auch noch.
Aber es ist ja auch alles andere als gute Werbung, wenn die Spielleiter ihre Rolle immer als selbstloses Opfer und schwere Bürde darstellen.
Da hätte ich als Spieler auch keine Lust mal die Fronten zu wechseln.
Im modernen Rollenspiel hat der Spielleiter meiner Erfahrung nach weniger Rechte als früher, aber deshalb auch weniger Pflichten und Verantwortung.
Macht den Job viel entspannter. Und man hat letztendlich mehr Spaß als früher, weil man kein Alleinunterhalter mehr ist.
bzgl. "Might doesn't make right"
1. Marktwirtschaft nicht Kapitalismus.
2. Naturalistischer Fehlschluss in der Ethik
Und ich halte es für absolut unabdingbar im Umgang mit Freunden marktwirtschaftliche Überlegungen auszuklammern.
Geh mal in Dich und stell Dir selbst folgende Frage: Sehe ich das wirklich anders, oder willst Du nur die Diskussion nicht verloren geben? Wenn Du am Ende zu dem Schluss kommst, dass es okay ist marktwirtschaftliche Zwänge gegen seine eigenen Freunde zu seinem eigenen Vorteil auszunutzen erübrigt sich glaube ich jede weitere Diskussion.
Die Gruppe hatte sich auf System X geeinigt (Grundregelwerk ohne Splatbook). Nach einigen Runden beschließt der Spieler, dass er unbedingt System Y (Grundregelwerk mit Splatbook) spielen will.
Den Teil vermisse ich im Eingangspost völlig. Es wurde sich darauf geeinigt D&D oder whatever zu spielen. Nirgendwo wurde gesagt, dass es vorher verbindlich und explizit festgelegt und abgesprochen wurde Splatbooks auszuklammern.
Auch die Mehrheit hat kein Recht vom SL zu fordern er solle was leiten was er so nicht leiten will. Ob man es will oder nicht.
Habe ich ja auch niemals behauptet. Das ist das andere Extrem. Und beide Extreme berücksichtigen nicht die Interessen aller Beteiligten in der Findung eines gangbaren Kompromisses.
SL sein heisst ein kleiner Diktator/Demiurg zu sein.
Nein. Als guter Spielleiter bist Du da eher beim wahren Königtum. Mit großer Macht kommt große Verantwortung.
Man findet einen Kompromiss oder eine temporäre Einigung.
Darauf läuft es natürlich hinaus. In dem Kompromiss spielen dann aber ALLE Meinungen eine Rolle. Nicht zwingend immer eine gleich große. Und es kann selbstverständllich auch mal sein, dass man einfach nicht zusammen findet. Nur wenn sich einer hinstellt und sagt "zu exakt meinen Bedingungen oder gar nicht", dann ist er halt der Spielverderber. Egal wie glorifiziert er seine Rolle in der (jetzt ja eh nicht zustande kommenden Runde) bewertet und darstellt.
Jedes neue Splatbook hat dann das Potential neuen Kompromissbedarf (und damit neue Spannungen) zu generieren. Dabei wird es sehr selten vorkommen, dass man sich über ein Splatbook alleine so in die Haare bekommt, dass man sich streitet und einer oder mehrere die Gruppe verlassen. Aber manchmal ist das Fass halt voll und der nächste Tropfen bringt es zum überlaufen...