Wie wäre es mit "beides"? Das überschneidet sich doch offensichtlich. Selbst bei so Brettspielschwarten wie Talisman, das nun wirklich nicht viele Handlungsoptionen offen lässt, tauchen manchmal Optionen auf, die aus dem Charakter heraus entschieden werden. Die scharfe Abgrenzung ist jedes Mal dahin, wenn sich der Spieler des Mönchs denkt: "Gehe ich da hin, kann ich eine Abenteuerkarte ziehen. Gehe ich dort hin, kann ich dem bösen Ghul eins auf die Omme hauen. Nieder mit den Untoten!" Damit ist Talisman natürlich immer noch ein Brettspiel, aber es bekommt Teilaspekte des Rollenspiels.
Schaut mal, was im Computerspielbereich alles das Label RPG bekommt. Im Prinzip ist da jedes Spiel dabei, das eine an die Spielperson gebundene Entwicklung erfährt, meistens dargestellt durch bestimmte Sonderfähigkeiten und größer werdende Zahlen. Fallout? Sicher! Deus Ex? Joah, schon. Borderlands? Ja? Nein? Puuuuh... XCom Enemy Unknown? Steam sagt: ja. Und es gibt tatsächlich eine Anzahl gemeinsamer Merkmale. Das muss ja noch nichts heißen. Aber ich tendiere dazu, mein Bodenteam nach einer Weile als Truppe von Individuen zu sehen. Und mit Sicherheit - dabei habe ich mich nämlich schon erwischt - treffe ich dann manchmal Entscheidungen, die vielleicht nicht zwingend die taktisch besten sind, sich jedoch aus meinem Bild des Charakters heraus ergeben. Es ist also durchaus ebenfalls ein Rollenspiel, so wie ich es spiele.
Wenn die Truppe in deinem Szenario also nicht aus völlig gesichtslosen Mensch-ärgere-dich-nicht-Pöppeln besteht, hast du sehr gute Chancen, dass das neben dem Brettspiel auch ein Rollenspiel ist.