Siehst du, und schon machst du einen Zug, der nicht Teil der Regeln ist. Die Regeln gehen nämlich davon aus, dass du versuchst den Gegner schachmatt zu setzen und nicht irgendwelche anderen, selbst gesetzten, Ziele zu erreichen.
Die Regeln gehen vielleicht davon aus, dass du versuchst, deinen Gegner schachmatt zu setzen - aber sie schreiben es nicht vor. Du kannst dir auch andere Ziele setzen und die innerhalb der Regeln zu verfolgen versuchen, ohne sie dabei zu brechen oder zu ändern. Wenn du sagst: "Okay, ich habe verloren, aber diesen Turm will ich noch schlagen", dann wird ein ernsthafter Schachspieler vielleicht auf dich herabblicken, aber er wird dir nicht vorwerfen, dass du zu schummeln versuchst.
In den meißten Rollenspielen kannst du dich auch nicht weiter als deine Bewegungsrate bewegen, oder einen zusätzlichen Angriff außerhalb der Ini-Reihenfolge machen, nur weil dein Gegner dir mal die Freundin ausgespannt hat. Und jetzt?
Nimm mal folgendes Beispiel: Das RSP hat irgendwelche Regeln für "Blutrausch", und du hast deinen Gegner gerade mit wilden Beleidigungen in Rage versetzt, worauf die SL beschließt, dass er jetzt in eben solchen Blutrausch verfällt und deshalb - ganz laut Regeln - +2 auf Angriff und -5 auf Verteidigung erhält. Die Fiktion hat also die Anwendung einer Regel ausgelöst. Bei Schach oder Mensch ärgere dich nicht ist das nicht möglich; Es gibt im Schach keine Regel, die dadurch ausgelöst werden kann, dass ich eine Geschichte über die Figuren erzähle.
Tabletops würde ich normalerweise zu Schach sortieren - ich würde erwarten, dass die Fiktion keine Regel auslösen (oder gar ändern) kann. Wie gesagt kann's aber gut sein, dass ich da falsch liege und es in vielen Tabletop-Runden üblich ist, auszudiskutieren, welche regeltechnischen Auswirkungen es jetzt haben sollte, dass ich den gegnerischen Piloten wild beleidige.
Ich sehe durchaus ein, dass die Grenzen in der Praxis wahrscheinlich fließend sind; aber man kann schon sehr klar unterscheiden zwischen Spielen, in denen Regeln ein in sich abgeschlossenes System darstellen, auf das nicht von außerhalb eingewirkt werden kann (Ich kann entscheiden, was ich innerhalb der Regeln tue, aber ich kann nicht von einer anderen Ebene - der der Fiktion - aus beeinflussen, welche Regeln angewendet werden), und welchen, in denen die Anwendung der Regeln durch eine Fiktion über das Spielgeschehen beeinflusst werden kann.