Aus mir unerfindlichen Gründen bin ich über einen Kommentar von Rumpel gestoßen, der mich zum Grübeln gebracht hat. Rumpel hat einmal im Bezug auf ein paar Biswanger-Covers von alten DSA-Abenteuern Folgendes geschrieben:
Ich bin mal wieder an dem Punkt, festzustellen, dass irgendwer mal dieses Setting schreiben muss ... irgendwie gibt es das, was diese DSA-Cover und einige ganz frühe Produkte versprochen haben, so noch nicht richtig, oder? Märchen+Sword&Socery+diese komische Wurzeligkeit?
Darauf wollte ich antworten: Gibt es doch, nimm einfach DCC RPG!
Aber das stimmt so natürlich nicht. Denn für das DCC RPG gibt es im eigentlichen Sinne kein Setting, jedenfalls hätte sich meine Antwort nicht auf ein beschriebenes Setting bezogen (es gab mal eine Setting-Box zu den alten, für D&D produzierten DCC Abenteuern, aber den Inhalt der Box kenne ich gar nicht, und auf die wird bei DCC RPG eigentlich auch nicht verwiesen, auch wenn der Name der Welt derselbe ist), sondern nur auf ein paar Hinweise im GRW und vor allem auf einen Haufen Abenteuer, die ich gelesen und gespielt habe.
Wenn hier einige aus meiner Perspektive Gleichgesinnte nostalgisch über die Welt von DSA1 schwärmen, dann beziehen wir uns auch auf ein Setting, das nicht als Setting "geschrieben" war, sondern das man über eine Handvoll Abenteuer diffus zu fassen bekommen hat.
Von dieser Feststellung ausgehend habe ich mir überlegt, was wäre, wenn tatsächlich jemand Rumpels Aufforderung nachkommen und dieses (oder ein ähnliches/anderes) Setting schreiben würde? Meine erste Reaktion wäre inzwischen (in meiner Jugend war das ganz anders): Ächz, wieder ein Setting-Buch, durch das man sich durcharbeiten muss!
Und die Frage ist: Was habe ich davon, wenn ich ein Setting habe? Klar, die Lektüre witziger, interessanter, spannender Ideen kann unterhaltsam und inspirierend sein, wenn ich selber Abenteuer bastle. Und sicher braucht man auch für alle Spieler am Tisch verbindliche Settingvorgaben. Aber bei den Details geht es mir mehr und mehr so, dass ich denke: Das, was im Abenteuer nicht erlebbar ist, kann mir gestohlen bleiben. Und das, was ich im Abenteuer erlebe, das ergibt das tatsächliche Setting.
Gerade in den Abenteuern zum DCC RPG sind so viele tolle Ideen, Widersacher, Monster, Orte drin, die überraschen und direkt "bespielbar" sind, die in einen Plot eingebunden sind. Würde jemand dazu (oder zu den Biswanger-Covers o.ä.) ein Setting schreiben, dann wäre es zwar für den Leser sehr angenehm, von all diesen Widersachern, Monstern und Orten zu lesen, aber sie sind erst mal nicht erlebbar. Sie sind einfach nur Setzung. Und wenn ein Spieler sich das Setting durchliest, dann kommt beim Spielen der Aventurien-Effekt, den ich zu Ende meiner abgebrochenen Borbarad-Kampagne hatte. Da war nämlich ein Spieler dabei, der wahnsinnig gerne Settingbücher gelesen hat und mit einem guten Gedächtnis gesegnet war. Sobald ein Monster, NSC oder sonstwas auftauchte, kam von dem erstmal der (Outgame-)Vortrag mit allen wissenswerten Fakten. Die Überraschung ist weg.
Je mehr Setzung, Setting, desto weniger Überraschung, Abenteuer, desto weniger das, was zum Beispiel die Biswanger-Covers verheißen. Und egal, wie gut ein Setting geschrieben ist, bleibt halt die Frage: Macht ein umfallender Baum ein Geräusch, wenn es niemand hört? Sind die 250 Seiten Quellenbuch tatsächlich Setting, wenn sie am Spieltisch nicht erlebt werden? Oder sind sie nur Lektüre?
Dabei würde ich mich durchaus auch freuen, wenn dieses Setting jemand schreiben würde. Es ist eine Crux.
Ich grüble mal weiter.