Autor Thema: Einen neuen und unerfahrenen Spieler in eine erfahrene Gruppe integrieren?  (Gelesen 5500 mal)

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Offline OulSmonk

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Hallo Leute!

Eingangs: Ich bin neu hier, hab diese Seite erst gestern entdeckt und will mal kurz erwähnen, dass ich mich freue, dass es hier einen Haufen solche Freaks wie uns gibt. Sehr sympathisch.

Ich beschreib euch jetzt mal unsere Situation und um was es mir bei der Frage geht. Dazu sei erwähnt, dass bereits eine Entscheidung getroffen wurde - nämlich, dass wir den neuen Spieler nicht aufnehmen - und dass es folglich nicht um Lösungsvorschläge, sondern einfach um Meinungen zu dem Thema geht.

1. Unsere Gruppe besteht aus drei Leuten. Dies sind mein Bruder, mein Cousin und ich. Wir sind zwischen 30 und 35 Jahre alt und spielen seit etwa 20 Jahren in dieser Konstellation zusammen. Seit etwa 10 Jahren spielen wir komplett ohne Würfel. Bei uns geht's halt sehr viel um die Charaktere an sich, um Entwicklungen und das Leben. Da kann es schon gut und gern vorkommen, dass 50 Stunden gespielt werden, ohne dass gekämpft wird. Durch unsere Berufe, unsere Wohnorte, Familie, etc., kommen wir nicht regelmäßig zum Spielen zusammen, manchmal liegen schon ein paar Monate dazwischen. Wenn wir uns treffen, spielen wir vier Tage durchgehend und reißen da so 15-18 Stunden täglich runter.

2. Seit etwa einem Jahr kommt öfters ein weiterer Cousin von uns zu den Sessions und schaut beim Spiel zu. Er ist etwas jünger als wir (vielleicht 25), hat noch nie Pen & Paper gespielt, aber er zeigt Interesse daran, einmal mitzuspielen.

3. Anfang dieses Jahres habe ich begonnen, eine neue Kampagne zu schreiben. Dazu hab ich ein neues Setting in einer neuen Welt erfunden. Zu meinem SL-Stil: Ich bevorzuge die Sandbox, hab aber immer eine große Storyline im Hintergrund (was eben in der Welt passiert). Das verlangt von den Spielern ein hohes Maß an Eigeniniatitive. Als ich meinen Bruder über das neue Projekt informierte, meinte er, ob wir da nicht unseren Cousin als neuen Spieler aufnehmen können. Das wurde dann auch ausführlichst diskutiert, aber im Endeffekt hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits so viel Zeit in das Projekt gesteckt, und mir auch diverse Dynamiken überlegt, die das Spiel für die Spieler anspruchsvoller machen, dass ich diese Experimente nicht durch einen Anfänger gefährdet sehen wollte.

Jetzt würd's mich halt interessieren, welche Meinungen ihr so zu dieser Thematik habt, wie ihr in der Vergangenheit mit solchen Situationen umgegangen seid oder in Zukunft damit umgehen werdet, aber auch, welche Erfahrungen ihr überhaupt mit neuen, unerfahrenen Spielern habt.

Freu mich auf euere Antworten, greez
OulSmonk

Offline Chiarina

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Erstmal ein herzliches "Hallo!", OulSmonk.

Um eure Absage beurteilen zu können fehlen mir ehrlich gesagt noch ein paar Informationen.
Ihr spielt zwar würfellos... aber spielt ihr auch relativ regellos?
D. h.: Braucht man eine profunde Regelkenntnis, um in eurer Gruppe mithalten zu können? Für mich hört sich die Information, bei euch ginge es "viel um die Charaktere an sich, um Entwicklungen und das Leben", ein bisschen so an, als würdet das freie Spiel bei euch einen relativ großen Raum einnehmen... da kann ich mich aber auch irren.
Was auch noch relativ interessant zu wissen ist: Ist das die erste Sandbox, die ihr spielen werdet? Du schreibst, es sei dein "Stil" sandboxartig vorzugehen, andererseits schreibst du aber auch, der neue Anlauf sei ein Experiment. Wie habe ich mir das vorzustellen?

Was mich ein bisschen gewundert hat: Euer Cousin schaut seit einem Jahr (!) bei euch zu, weiß also einigermaßen, auf was er sich einlässt, oder? Ihr hingegen habt einen Spielleiter und zwei Spieler (nichts dagegen, aber nicht gerade eine große Gruppe...) und lasst es noch nichtmal auf einen Versuch ankommen. Ich habe erlebt, dass Rollenspielneulinge gerade bei den nicht ganz so regelbetonten Rollenspielen meist ganz gut mithalten können und wenn sie ernsthaft interessiert sind, bringen sie auch oft ein bisschen frischen Wind in eine Runde.

Kurz: Hinsichtlich der Informationen, die du hier so geliefert hast, bin ich eher etwas irritiert. Wahrscheinlich weiß ich einfach zu wenig darüber, warum die Teilnahme des neuen Spielers das Experiment gefährden könnte. Kann das sein?
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Offline KhornedBeef

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Klingt erstmal, als wäre das, was du dir fürs Spiel überlegst, intuitiv auf eure Gruppe zugeschnitten. Ein Neuling würde erstmal jede Erwartung durchbrechen. Frustrationspotential auf allen Seiten: hoch.
Wieso spielt ihr nicht mal etwas komplett anderes, also anderes System, anderes Setting? Wenn alle sich hineinfinden müssen, ist das für einen Neuling sicher angenehmer. Ich weiß, Zeit ist knapp, und das wirft eure liebgewonnene Kampagne zurück, aber ihr gewinnt sicher auch neue Impulse, das würde ich nicht unterschätzen.
Nehmt ein System, das wenig Einarbeitung und keine langen Zahlenfiddeleien für die Charaktererstellung braucht (ich gehe davon aus, dass ihr bei eurem Spielstil ohnehin wenig Geduld dafür hättet, oder? :) ). Und es sollte, wenn möglich, deinem SL-Stil entsprechen, evtl. beschreibst du den noch etwas. Wenn ihr jetzt würfellos spielt, sollte die Mechanik wohl am besten wenig Zeit und Arbeit fressen.
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Offline 1of3

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Was für Erfahrungen? - Fast nur gute. Einige haben festgestellt, dass es nicht so ihr Ding ist, aber nicht wieder eingeladen wurden fast nur "erfahrene". Liegt wahrscheinlich daran, dass neue Leute explizit eingeladen werden, Leute, die es kennen, aber fragen, ob sie mitspielen können.

Anfängern war mehrmals nicht klar, was Spielleiter bedeutet. "Warum macht Stefan das alles?" Ansonsten hab ich keine Unterschiede zu Leuten erkannt, die meinetwegen zwar Rollenspiel, aber das Regelwerk nicht kennen.

Offline Auribiel

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Vorweg: Ich spiele in einer Zweierrunde mit einer guten Freundin auch seit Jahren quasi würfellos (ggf. Smiley-Entscheidungswürfel, wenn wir etwas nicht selbst festlegen wollen). Ich empfinde es als sehr schwierig, in eine so eingeübte Nicht-Würfel-Runde jemand neues aufzunehmen und bin selbst daran gescheitert, als ich in einer solchen anderen Runde mitspielen sollte. Allerdings war das auch eine bereits laufende Kampagne, wo die anderen beiden Mitspieler bereits ihre Rollen gefunden hatten. Bei einer neu gestarteten Kampagne wäre das sicher anders gelaufen. Und ich denke, es gibt auch Runden, bei denen das Aufnehmen neuer Mitglieder besser funktioniert.

Blick zurück auf die eher "klassische" Rollenspielrunde:
In den letzten 12 Monaten hatten wir das Glück, zwei Neuspieler für unsere Runden gewinnen zu können. Eine davon spielt mittlerweile leider zeit- und ortbedingt nicht mehr mit. Der andere (mein Bruder) spielt etwa einmal monatlich in unserer StarWars-Runde mit. Beide waren von Anfang an super Charakterspieler, kaum war der Char erstellt, waren sie auch schon drin in der Rolle und haben ihn mit eigenen Ideen ausgeschmückt. Liegt vielleicht auch daran, dass meine anderen beiden Mitspieler keine Hack'n'Slayer sondern Charakterdarsteller sind und damit auch die Neuspieler sofort mitziehen.

Die mittlerweile nicht mehr mitspielende Dame hatte allerdings Probleme damit, in der Gruppe zu spielen und Ingame erlebtes (was Gruppenzusammenhalt angeht) auch umzusetzen, was immer wieder die Ingame-Gruppe vor enorme Zerreißproben gestellt hat. Allerdings habe ich das selbe auch schon mit langjährigen Rollenspielern erlebt, die ihre Ego-Schiene (muss ich jetzt leider mal so nennen) durchgezogen haben ohne Rücksicht auf die anderen Mitspieler und deren Charaktere.


Zusammenfassung:
Mit Neuspielern habe ich keine negativen Erfahrungen gemacht. Liegt ev. daran, dass sie gleich mit der Art von Rollenspiel in Kontakt kommen, dass in der Gruppe vorherrscht. Viel mehr Probleme hatte ich da mit Alt-Spielern, die in ihren Gruppen eine ganz andere (stärker kampf-/regel-/zwistbetonte) Art des Spiels kennen gelernt haben oder eben ganz andere Vorlieben für das Rollenspiel (entwickelt) haben.


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Offline OulSmonk

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Bevor's zum Antworten kommt: Kann mir bitte kurz jemand erklären, wie ich einzelne Sätze oder Fragen aus euren Posts zitieren kann?

Offline Chiarina

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Markieren und speichern, dann auf die Sprechblase (Zitat einfügen) über dem Textfeld klicken, dann den gespeicherten Text zwischen die eckigen Klammern kopieren. Wenn du hinter das erste "quote" noch ein = und den Nick des Urhebers setzt, wird angezeigt, wen du zitierst.
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Offline OulSmonk

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Danke!

Zitat von: Chiarina
Ihr spielt zwar würfellos... aber spielt ihr auch relativ regellos?
Ja, wir spielen komplett regellos.

Zitat von: Chiarina
Für mich hört sich die Information, bei euch ginge es "viel um die Charaktere an sich, um Entwicklungen und das Leben", ein bisschen so an, als würdet das freie Spiel bei euch einen relativ großen Raum einnehmen...
Das stimmt so. Die Spieler sind halt auch angehalten, zu agieren, zu leben, sich zu entwickeln... Sonst steht das Spiel evtl. auch mal eine Zeit lang, wenn niemand den Arsch hochkriegt.

Zitat von: Chiarina
Ist das die erste Sandbox, die ihr spielen werdet? Du schreibst, es sei dein "Stil" sandboxartig vorzugehen, andererseits schreibst du aber auch, der neue Anlauf sei ein Experiment. Wie habe ich mir das vorzustellen?
Nein, ist es nicht. Die Kampagne, die wir davor gespielt haben (und die wir irgendwann auch weiterspielen werden), war auch sandboxartig und vor allem auf Endlosigkeit ausgelegt. Mit Experiment meine ich: Es gibt diverse Dynamiken, die das Spiel anspruchsvoller machen - und damit für einen Anfänger natürlich noch schwieriger.
Beispiele: Die Spieler haben ihre Charaktere nicht selbst entwickelt, sondern es gab am Anfang vier fertige, von mir entwickelte Charaktere zur Auswahl, von denen sich jeder einen aussuchen konnte. Dabei erwarte ich von den Spieler aber auch, dass sie sich im Spiel an die Vorgaben halten. Außerdem hat jeder der Charaktere ein Geheimnis, von dem der andere Spieler nichts weiß. Auch dabei braucht es ein gewisses Maß an Erfahrung, ein solches Geheimnis gut zu spielen.

Zitat von: Chiarina
Euer Cousin schaut seit einem Jahr (!) bei euch zu, weiß also einigermaßen, auf was er sich einlässt, oder?
Prinzipiell richtig. Trotzdem hab ich eher das Gefühl, dass er sich was anderes erwartet oder als Spieler in eine andere Richtung steuern würde. Meine Spieler ziehen zB Gewalt als Lösungsansatz erst sehr spät in Betracht, der Neuling (ein DOTA- und WoW-Spieler) würde wohl eher sehr schnell zu dieser Lösung tendieren. Hab ich zumindest so im Verdacht.

Zitat von: KhornedBeef
Wieso spielt ihr nicht mal etwas komplett anderes, also anderes System, anderes Setting?
Diese Überlegung gibt's schon (vor allem Chtulhu würde mich sehr, sehr reizen - aber als Spieler). Da herrscht einfach das verdammte Zeitproblem - und das wird eher schlechter als besser (noch dazu, da ich bald zum ersten Mal Papa werd)...

Offline Bad Horse

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Wenn ihr prinzipiell glücklich mit dem Stil seid, in dem ihr spielt, und selbst genug neue Impulse generiert, um die Runde interessant zu halten, dann braucht ihr einfach keinen neuen Spieler.

Falls ihr aber ab und an das Gefühl habt, dass das alles schon mal irgendwie da war und es euch an Überraschungsmomenten und unerwarteten Entwicklung fehlt, dann lohnt es sich sicher, einen neuen Spieler aufzunehmen. Eigentlich würde ich zu dem Experiment raten, einfach, weil es mal was anderes ist und frischen Wind reinbringt. Vielleicht könnt ihr ja mal einen One-Shot mit dem Cousin machen, um zu sehen, wie das funktioniert.
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Just_Flo

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Ich bin positiv überrascht, wie friedlich es hier bisher geblieben ist. Schließlich triggert der Ausgangspost doch ziemlich viele Beißreflexe bzw, berührt einige heilige Kühe. Dazu (friedlich) später heute mehr.

Offline KhornedBeef

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Das mit dem Zeitproblem verstehe ich wie gesagt. Es gibt aber eben auch Systeme, die sich für ein One-Shot-Abenteuer eignen, ohne dass es viel Aufwand ist. Hängt auch etwas vom Setting ab (modern und klassisches Fantasy kann sich jeder gut vorstellen, anderes weniger).
Ich muss mich allerdings ein bisschen Bad Horse anschließen, das setzt voraus, dass ihr als bestehende Runde mal was Neues machen wollt.
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Offline Grandala

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Also ImHo:

Das Hobby ist schon klein genug, da muss man die Veranstaltung an sich nicht noch exklusiv gestalten. Die Einbindung neuer Spieler in das Hobby ist mMn SL Aufgabe und dieser sollte sich jeder SL auch stellen. Hochentwickelte Konzepte und geplante Dynamiken neu zu interpretieren, zur Not auch on the fly, ist ebenfalls Aufgabe eines SL. Solange dieser nicht allwissend ist muss er sowieso auf die jeweilige Gruppe und deren Entscheidungen professionell und seriös reagieren.

Wenns schief geht, dann hast du ein paar Abende, die nicht gut gelaufen sind und kannst in Absprache mit dem neuen Spieler und den alten Veteranen eventuel Anpassungen machen, damit trotzdem alle Spaß haben. Dann dauert die Integration eines neuen Spielers halt länger als geplant. Im besten Fall habt ihr frischen Wind in der Runde und alle Spieler wie auch du als SL sind um einige Erfahrungen reicher. Im allerbesten Fall erschafft ihr einen neuen Spielleiter, der seine eigenen Ideen und seine Talente eurer Gruppe zur Verfügung stellt, damit alle mehr vom Hobby haben.

Die Einführung von Neulingen ist meiner Erfahrung nach besonders dann möglich, wenn die Spieler alle motoviert sind und die Neuen einfach mit auf ihre Reise durch die Fantasie nehmen. Der Rest passiert dann von ganz allein.

Und mal ganz ehrlich eine Person ein Jahr nur zugucken zu lassen und dann so Sätze zu bringen wie: "Ich möchte dich nicht als Spieler weil..." finde ich schon recht unschön auf der zwischenmenschlichen Ebene. Wobei ich natürlich auch nicht den ganzen Kontext kenne.

Wenn ihr prinzipiell glücklich mit dem Stil seid, in dem ihr spielt, und selbst genug neue Impulse generiert, um die Runde interessant zu halten, dann braucht ihr einfach keinen neuen Spieler.

Und genau an dieser Einstellung liegt das Problem, welches das Hobby langsam weg von der Einkaufsmeile treibt und damit noch verschärft eine Exklusivität nach sich zieht. Zumindest in meiner Stadt war dem so.... Ein Haufen Spieler, die überhaupt nix für Nachwuchs getan haben und später alles an Büchern hatten was sie wollte, hat den örtlichen Laden innerhalb von ein paar Jahren deutlich zu Grunde gerichtet.

Ich bin positiv überrascht, wie friedlich es hier bisher geblieben ist. Schließlich triggert der Ausgangspost doch ziemlich viele Beißreflexe bzw, berührt einige heilige Kühe. Dazu (friedlich) später heute mehr.

Vielleicht war das jetzt weniger friedlich aber anders kann ich das nicht in der richtigen Deutlichkeit ausdrücken.

Es gibt aber eben auch Systeme, die sich für ein One-Shot-Abenteuer eignen, ohne dass es viel Aufwand ist. Hängt auch etwas vom Setting ab (modern und klassisches Fantasy kann sich jeder gut vorstellen, anderes weniger).

Also Cthulhu ist mMn ein hervorragendes OneShotSpiel! Auf der Pegasus Website gibt es z.B.:

Der Teufelspackt:
www.pegasus.de/fileadmin/Downloads/Spiele/Buecher/Cthulhu/091123-Teufelspakt.pdf

Ein Hammer Ding mit viel Ermittlungsarbeit und einem eventuell abgefahrenen Ende. Eines meiner Lieblinge zur Einführung neuer Spieler in die Welt von Cthulhu. (ca 7Mal gespielt)

Das Grauen von den Sternen:
http://www.pegasus.de/cthulhu/fuer-einsteiger/

Ebenfalls der Wahnsinn. Leicht zu Leiten, leicht zu spielen und ebenfalls eine gute Erfahrung zum Thema Call of Cthulhu.  :ctlu:

Eingangs: Ich bin neu hier
Ich auch Wilkommen!!! :d
« Letzte Änderung: 4.10.2015 | 12:57 von Grandala »
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Offline OulSmonk

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Vielen Dank schon mal für Antworten, bin zufrieden damit, mich hier angemeldet zu haben. Dann gehe ich mal auf ein paar Punkte ein.

Zitat von: Just_Flo
Ich bin positiv überrascht, wie friedlich es hier bisher geblieben ist. Schließlich triggert der Ausgangspost doch ziemlich viele Beißreflexe bzw, berührt einige heilige Kühe.
Da werd ich schon neugierig. Welche heiligen Kühe hab ich denn begrapscht?

Zitat von: Bad Horse
Wenn ihr prinzipiell glücklich mit dem Stil seid, in dem ihr spielt, und selbst genug neue Impulse generiert, um die Runde interessant zu halten, dann braucht ihr einfach keinen neuen Spieler.
Das ist natürlich auch ein wichtiger Punkt: Brauchen tun wir keine neuen Spieler. Allein von dem her, was wir uns gegenseitig bieten können, können wir problemlos die nächsten 20 Jahre auch noch so weiter machen. Aber andererseits bringt es ja trotzdem was, wenn wer dazu kommt, eben den frischen Wind, usw., egal, ob man den jetzt braucht oder nicht, erfrischend ist er jedenfalls.

Grandala:
Ich gebe dir in weiten Teilen recht. Und es ist schon klar, dass man ausstirbt, wenn man sich nicht um den Nachwuchs kümmert. Als Gegenargument nehme ich einfach das Jahr 2015 her: Wir haben bis jetzt im Jänner, im April und im September jeweils einmal gespielt (jeweils vier Tage). Da kann man nicht gerade von einem ertragreichen Jahr sprechen. Wenn man so wenig Zeit für eine seiner absoluten Lieblingsbeschäftigungen hat, dann sinkt gewissermaßen die Risikobereitschaft. Will heißen: "Soll ich wirklich eine ganze Session dafür aufs Spiel setzen, dass ich es nach 20 Jahren mit einem Neuen probiere, wenn die Runde doch so gut funktioniert" (Überspitzt ausgedrückt!)
Danke übrigens für die Cthulhu-Tipps.

Was mir vorher noch eingefallen ist, wäre praktisch eine Lösung auf Probe. Mir schwebt da gerade vor, ihn als so eine Art "Gastspieler" teilnehmen zu lassen. Da fehlt zwar gerade noch der genaue Plan, aber es ginge wohl in die Richtung, dass man sich in der laufenden Kampagne (dadurch, dass er eh so oft dabei ist, kennt er das Setting ja) einen Charakter überlegt, mit dem er mal eine halbe Session oder so mitspielen kann und man schaut sich halt an, wie's läuft. Dazu müsste man wahrscheinlich von Anfang an klar kommunizieren, dass es evtl. auch nicht passt. Ideen dazu?

Offline Chiarina

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Wenn du schon über Gastspieler nachdenkst: Über solche Befürchtungen ("Trotzdem hab ich eher das Gefühl, dass er sich was anderes erwartet oder als Spieler in eine andere Richtung steuern würde.") kann man auch mit dem Neueinsteiger mal reden! Und zwar besser vorher als hinterher!
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Offline Grandala

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Wir haben bis jetzt im Jänner, im April und im September jeweils einmal gespielt (jeweils vier Tage).  ....

... ihn als so eine Art "Gastspieler" teilnehmen zu lassen. ...

... von Anfang an klar kommunizieren, dass es evtl. auch nicht passt.

Da hast du doch deine Lösung. Ich machs auch nicht anders. Mitspielen, wenn ich SL bin ist IMMER unter vorbehalt. Da man mit verschiedenen, manchmal auch ziehmlich abgefahrenen, Gestalten einen Tag verbringt kann es sein, dass es manchmal einfach nicht passt. Das is ja auch nicht weiter schlimm, wenn man das vorher kommuniziert.

Ich erzähle neuen Spielern und neuen Runden immer, dass ich als SL mir viel Arbeit mache und daher mir das Recht heraus nehme evt. die Gruppenkonstellation zu verändern. Es gibt nunmal Menschen, mit denen ich meine Freizeit verbringen möchte, die haben dann einfach Vorrang bei meiner Spielerauswahl. Wenn dann mal wer gehen muss finde ich das nicht schlimm. Und wenn man das Ganze erwachsen auf Augenhöhe vorher bestimmt, dann gibt es meiner Erfahrung nach eine große Chance, dass solche Sachen friedlich ablaufen.

@ Timeframe:
Das ist wirklich wenig Spiel pro Jahr und ich dachte ich spiele im Moment wenig.....
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alexandro

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, aber im Endeffekt hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits so viel Zeit in das Projekt gesteckt, und mir auch diverse Dynamiken überlegt, die das Spiel für die Spieler anspruchsvoller machen, dass ich diese Experimente nicht durch einen Anfänger gefährdet sehen wollte.

Eine feste Dynamik widerspricht eigentlich dem Gedanken einer Sandbox ("Was halt in der Welt passiert"). In eine Sandbox kann man beliebige Charaktere reinwerfen und die Welt reagiert dann halt auf deren Verhalten. Eine feste Gruppendynamik (welche sogar schon in die Kampagnenplanung einbezogen wird) klingt eher danach, dass du sich so sehr auf deine Stammspieler eingestellt hast, dass du in der Vorbereitung instinktiv auf diese Konstellation hinarbeitest (weil du weißt, was die wahrscheinlich machen, und was nicht). Das ist sicherlich OK, trotzdem wäre es sicherlich mal eine lohnende Leiterfahrung, mit unbekannten Spielern zu spielen, und auf diese Weise sein Repertoire als Leiter zu erweitern (speziell der Umgang mit Situationen, die man nicht erwartet und daher nicht vorbereitet hat).

Ich würde auch nicht zu sehr abqualifizieren, dass der "Neuling" hauptsächlich kämpfen will. Immerhin schaut er euch seit etwa einem Jahr zu und sieht, dass Kämpfe eher die letzte Option sind - und trotzdem will er mitspielen. Selbst wenn sein Charakter etwas aggressiver angelegt ist, kann es (vom rollenspielerischen Standpunkt) interessant sein, zu sehen wie die "gesetzteren" Charaktere den Heißsporn unter ihre Fittiche nehmen und ihm erklären, dass Gewalt nicht immer die beste Lösung ist.

Offline OulSmonk

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Zitat von: alexandro
Eine feste Dynamik widerspricht eigentlich dem Gedanken einer Sandbox ("Was halt in der Welt passiert").
Hm. Kann schon sein, dass ich den Terminus "Sandbox" vielleicht falsch interpretiere. Ich sah es immer als gegenseitiges Anbieten von Möglichkeiten. Das schließt einerseits die Spieler mit ein, andererseits aber auch den Spielleiter. Für mich heißt das auch, als SL diverse Plots in der Hinterhand zu haben - was aber ganz wichtig dabei ist, ist, dass die Spieler nie eine Verpflichtung empfinden sollen, darauf einzusteigen. Ebenso umgekehrt: Auch ich als SL muss nicht auf alles einsteigen. Und ich hatte schon immer das Gefühl, dass man auch eine Sandbox mit festen Rahmenbedingungen (wie in diesem Fall vorgegebene Charaktere) verbinden kann, ohne der Grundidee zu widersprechen. Aber wie bereits erwähnt, vielleicht interpretiere ich das auch falsch. Aber wie in der echten Welt: Manche Dinge passieren eben, egal, ob man sich damit auseinandersetzt (überspitztes Beispiel: Zombieapokalypse). Wie würdest du es bezeichnen?

Zitat von: Grandala
Das ist wirklich wenig Spiel pro Jahr und ich dachte ich spiele im Moment wenig.....
Oh ja... Weißt du, meine beiden Kollegen leben etwa 700 km voneinander entfernt und ich halt in der Mitte. Dann noch dazu komplett verschiedene Jobs in komplett unterschiedlichen Spaten mit abweichenden Dienstzeiten ----- da wird die Sache irgendwann kompliziert.

alexandro

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Und ich hatte schon immer das Gefühl, dass man auch eine Sandbox mit festen Rahmenbedingungen (wie in diesem Fall vorgegebene Charaktere) verbinden kann, ohne der Grundidee zu widersprechen.

Vorgegebene Charaktere sind kein Problem. Ein gewisses Verhalten von diesen zu erwarten (z.B. Tendenz zu gewaltloser Konfliktlösung), halte ich allerdings für problematisch. Ich denke die Theoretiker hier würden in diesem Fall eher von einer funktionierenden Form von "Illusionismus" (anscheinend haben die Spieler alle Möglichkeiten offen, aber der SL erwartet trotzdem einen bestimmten Ausgang - und die Spieler tragen das, weil sie nicht "das Boot schaukeln" wollen oder der SL ihre Interessen wirklich sehr gut kennt, halt mit, so dass der SL gar nicht eingreifen muss, um den Ausgang durchzudrücken) sprechen, bin mir da aber nicht sicher.

Ein größeres Problem sehe ich darin, dass bei euch ziemlich viel über implizite, niemals wirklich geäußerte oder auch nur groß in Frage gestellte, Spielerwartungen läuft. Ihr spielt halt schon so lange in dieser Konstellation, dass sich bestimmte Verhaltensweisen einfach "eingeschliffen" haben und nicht groß reflektiert werden. Das mach es schwierig, Neulinge in die Gruppe zu integrieren oder euren Spielstil Leuten im Forum zu vermitteln, welche "halt nicht dabei waren".  wtf?
« Letzte Änderung: 4.10.2015 | 22:37 von alexandro »

Offline KhornedBeef

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Sehe das wie alexandro, daher der Vorschlag, alle Spieler aus der gewohnten Welt "herauszuschleudern". Im Extremfall durch ein SL-freies Spiel, wobei ich davon gar keine Ahnung habe.
Mal als Frage, wie weit ist denn dein Cousin weg? Sonst könntest du auch erstmal mit ihm alleine ein paar Stunden spielen, um zu sehen wie er "im Gefecht" tickt.
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Offline dunklerschatten

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....3. Anfang dieses Jahres habe ich begonnen, eine neue Kampagne zu schreiben. Dazu hab ich ein neues Setting in einer neuen Welt erfunden. Zu meinem SL-Stil: Ich bevorzuge die Sandbox, hab aber immer eine große Storyline im Hintergrund (was eben in der Welt passiert). Das verlangt von den Spielern ein hohes Maß an Eigeniniatitive. Als ich meinen Bruder über das neue Projekt informierte, meinte er, ob wir da nicht unseren Cousin als neuen Spieler aufnehmen können. Das wurde dann auch ausführlichst diskutiert, aber im Endeffekt hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits so viel Zeit in das Projekt gesteckt, und mir auch diverse Dynamiken überlegt, die das Spiel für die Spieler anspruchsvoller machen, dass ich diese Experimente nicht durch einen Anfänger gefährdet sehen wollte....

Imho schadet es enorm wenn der SL "Angst" um seine Welt etc hat.

Zitat
Jetzt würd's mich halt interessieren, welche Meinungen ihr so zu dieser Thematik habt, wie ihr in der Vergangenheit mit solchen Situationen umgegangen seid oder in Zukunft damit umgehen werdet, aber auch, welche Erfahrungen ihr überhaupt mit neuen, unerfahrenen Spielern habt.


Ihr seid innerhalb von einer Gruppe Exoten (RPGLER) noch mal extrahyperexotisch.... (das meine ich nicht negativ !) da wird es sehr schwer passende Neuzugänge zu finden.
Ergo würde ich alles beim alten lassen und glücklich weiter spielen, oder aber den Rahmen und so ändern, damit es Einsteigerfreundlich wird.


Und last but not least:
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Offline Antariuk

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Meine Situation ist (war) nicht komplett vergleichbar da ich keine sooo eingefleischte Runde habe die in langen Jahren ihre eigene Subkultur aufgebaut hat, aber ich habe mittlerweile zwei Neulinge in meine wöchentliche Pathfinderrunde integriert die zwar wussten was ein Pen&Paper RPG ist, aber keine wirklichen Erfahrungen damit hatten. Gerade bei Pathfinder kann das schon ein Problem sein weil das System sehr komplex und sperrig in den Einzelheiten ist - die Basics sind in 10 Minuten vermittelt, aber der Teufel steckt hier echt im Detail. Daher hatte ich halt auch Befürchtungen wie das wohl am besten aufzieht und mir richtig viele Sachen überlegt (bis hin zu speziellen Einsteigerepisoden), aber am Ende habe ich den Neulingen mehrere vorgerfertigte Charaktere mitgebracht damit sie sich einen aussuchen und daran die letzten Details selber einfügen und dann gings mit Vollgas direkt ins Abenteuer. Die Charaktere durften dann zu nach 1-2 Sitzungen tiefgehender geändert oder gegen selbstgebaute Versionen ausgetauscht werden, was auch gut ankam. Im Nachhinein die absolut richtige Entscheidung.

Hier kamen mir allerdings auch meine Stammspieler zu Hilfe die sehr geduldig immer gerne geholfen haben wenn das mit dem Würfeln unklar war, oder was man in der aktuellen Situation so machen könnte. Der Grundansatz wurde dann immer die Frage an den Neuling: "Was willst du gerne tun?" und wir haben dann aufgezeigt wie das regeltechnisch umsetzbar wäre, bzw. was eine riskante und was eine sichere Option wäre. Und der Rest kam dann irgendwie von alleine. Man darf vor allem nicht den Fehler machen sofort einen längeren Fokus auf den neuen Charakter zu legen, das schüchtert ein. Lieber ein paar kurze Momente inszenieren wo der Neuling mit einer kurzen, schnellen Entscheidung einen merkbaren Beitrag leisten kann und dann gehts weiter. Wenn die Leute dann "drin" sind kann man die Samthandschuhe ausziehen.

Was ich selber dann auch lernen musste (weil darüber nachdenken und es wirklich tun sind eben nicht zwei verschiedene Paar Schuhe... ) ist das Annehmen von Impulsen der Neulinge, die auf den ersten Blick vielleicht komisch oder gar "unpassend" wirken. Auch wenn man da manchmal gerne als Redaktor agieren will um die Ansage in etwas zu übersetzen was in den eigenen Augen besser zum Spiel passt - Nix da! Solange den Spielern klar ist was die Konsequenzen ihres Tuns sind ("Da hochzuklettern ist nicht einfach, wenn du abstürzt könnte das extrem gefährlich werden.") sollte man alles einfach annehmen und durchexerzieren. Da kommen nämlich manchmal die besten Sachen bei raus weil die Leute noch nicht konditioniert sind wie RPGler zu denken und mehr als nur einmal saß ich mit offener Kinnlade da weil da die wunderbarsten Dinge an meinem Spieltisch passierten :)
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"Ein Zauberer mag noch so raffiniert sein, ein Messer im Rücken wird seinen Stil ernsthaft versauen." - Steven Brust

Offline The_Nathan_Grey

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Also ich habe zwei Anfänger (beide 17) in meine D&D Runde (die meisten Spieler über 30 aber mind. 25) geholt und bin sehr zufrieden mit der Entscheidung, auch weil aus diesen zwei Spieler eine weitere Runde entstanden ist, in welcher nur Leute (4-5 Personen) bis max. 19 mitspielen (außer mir altem Knochen, der den SL macht) und alles sind begeistert und wollen dauernd spielen.

Auf der anderen Seite kann ich auch verstehen, wenn keine Unruhe durch neue Spieler in der Gruppe haben möchte. Aber bei deiner Beschreibung fuchst mich persönlich am meisten, dass du anscheinend soviel vor raus geplant hast, dass ein weiter Spieler deine ganze Kampagne kippen würde. Sowas kann ich nicht verstehen, was aber vermutlich daran liegt, dass ich immer nur einen sehr groben Rahmen habe und alles andere improvisiere ohne Notizen usw. (außer der ein oder anderen Monsterstatkarte und diversen Listen für NSC-Namen, da Namen für mich immer schwierig sind).
« Letzte Änderung: 6.10.2015 | 13:57 von Nathan Grey »
"Ne Ansichtskarte aus Solingen" - Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle

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Pyromancer

  • Gast
Wie wäre es, wenn ihr nicht mit deiner Super-Kampagne anfangt, sondern mit einem kürzeren Szenario, das vielleicht so auf 1-3 Sitzungen ausgelegt ist? Da könnt ihr euch "einspielen" und sehen, wie gut ihr in der Praxis zusammenpasst. Wenn es gut läuft könnt ihr danach ja die "große Kampagne" anfangen, und wenn es nicht läuft, dann habt ihr wenig verloren.

Offline Nikita

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  • Username: Nikita
Hallo,

also ich kenne auch eine Gruppe, in der die beteiligten Spieler seit über 10 Jahren "fest" zusammenspielen. Da ist es so, dass zwar immer wieder nach Neueinsteigern gesucht wird, dies aber letztendlich immer daran scheitert, dass neue Spieler (ob mit oder ohne Spielerfahrung) auch im Spiel neue Ideen einbringen.

Die beteiligten Stammspieler plus SL sind so intensiv aufeinander eingespielt, dass die Darstellung der jeweiligen Charaktere, ohne dass die Spieler noch darüber nachdenken müssen, ziemlich exakt zu den inhaltlichen und atmosphärischen Erwartungen des SL passt. Die Rollen sind so verteilt, dass es einen wortführenden Charakter gibt und zwei aktive Nebendarsteller.

Meist wird ein eigens entwickeltes System gespielt, an deren Erschaffung die Spieler auch mitbeteiligt waren, sodass die Gruppe in diesem Bereich vor einiger Zeit entschied, hier keine neue Mitspieler anzuwerben, da niemand von außen in diesem System so inhaltlich und atmosphärisch stimmig agieren kann wie sie.

Andere Systeme werden auch zeitweise angespielt, doch auch hier bleiben neu gefundene Mitspieler nur kurz, da der Zusammenhalt der Ursprungsgruppe selbst dort deutlich zu spüren ist, was eine wirklich Integration neuer Leute erschwert. Es sei denn, man knödelt als relativ unbedeutender Nebendarsteller Abend für Abend bereitwillig vor sich hin.

Neue Leute bringen einfach neue Ideen, Spielstile und vor allem neue Gedanken mit- nicht jede langjährige Gruppe mag das und nicht jede Gruppe möchte die Veränderungen in Kauf nehmen, vor allem, wenn sich eine Konstellation über Jahre bewährt hat.

« Letzte Änderung: 7.10.2015 | 08:37 von Nikita »

Offline OulSmonk

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Liebe Leute,

angesichts eurer zahlreichen fundierten und höchst interessanten Antworten fühle ich mich natürlich besonders motivierte, nochmal detailliert auf die Sache einzugehen. Beginnen möchte ich mit der Frage an sich, dann möchte ich eine Art vorläufige Conclusio zur bisherigen Diskussion liefern und zuletzt noch auf einige Aussagen im speziellen eingehen.

Die Frage an sich
Bei Fragen sollte man öfters auch darüber nachdenken, welche heimliche oder unbewusste Intention der Fragensteller hatte. In diesem Fall also über mich selbst: Warum melde ich mich in einem Forum an, um diese Frage zu stellen? Was erwarte ich mir davon? Und vor allem auch: Welche Antworten erwarte ich? Offensichtlich bin ich mir meiner Entscheidung, den neuen Spieler nicht aufzunehmen, nicht allzu sicher. Gut. Wenn ich noch genauer hinschaue, dann wollte ich wahrscheinlich von Anfang an dazu überredet werden, diese Entscheidung zu überdenken (ist tendenziell gelungen). Ihr habt mir eigentlich bei meiner Selbstmanipulation geholfen, oder so ähnlich.

Vorläufige Conclusio
Es wurde recht schnell klar, dass es die Argumentation in zwei Richtungen gehen kann:
1. Pro neuer Spieler, aus diversen guten Gründen.
2. Das alte System beibehalten, wenn man sich darin wohlfühlt.
Für mich sind die Argumente in beide Richtungen sehr schlüssig und auch überzeugend. Auf jeden Fall wurde in mir die große Motivation entfacht, mit neuen Leuten etwas zu machen. Und was man auch dazu sagen muss, es gibt ja eigentlich keine Verpflichtung, das eine mit dem anderen zu vermischen. Ich kann meine Kampagne meine Kampagne sein lassen und mich an einem anderen Wochenende mit ganz anderen Leuten um einen Tisch setzen und etwas ganz anderes spielen. Die Rechnung geht jedenfalls auf: Ich investiere Zeit und kann dafür mehr spielen und ich kann jungen/unerfahrenen Spielern die Leidenschaft am Spiel näherbringen. Und trotzdem kann ich mein Großprojekt bei dem belassen, wie ich es mir vorgestellt habe. I don't lose here.

Antworten
Zitat von: alexandro
Ihr spielt halt schon so lange in dieser Konstellation, dass sich bestimmte Verhaltensweisen einfach "eingeschliffen" haben und nicht groß reflektiert werden.
Hier muss ich zum Teil widersprechen. Ich bin es (auch berufsbedingt) gewohnt, fast schon gebetsmühlenartig (Selbst-) Reflexion einzufordern und praktiziere das auch exzessiv in unserer Gruppe. Nimmt allerdings phasenweise auch groteske Züge an.....

Zitat von: KhornedBeef
Mal als Frage, wie weit ist denn dein Cousin weg? Sonst könntest du auch erstmal mit ihm alleine ein paar Stunden spielen, um zu sehen wie er "im Gefecht" tickt.
Der wohnt nicht so weit weg. Ich hab jetzt aber überhaupt beschlossen, alle Leute, die sich schon mal interessiert gezeigt haben (alles Neulinge im Rollenspiel), zusammenzutrommeln und mit denen etwas eigenes zu spielen.

dunklerschatten: Deine gesamte Antwort hat mir sehr, sehr gut gefallen!

Zitat von: Nathan Grey
Aber bei deiner Beschreibung fuchst mich persönlich am meisten, dass du anscheinend soviel vor raus geplant hast, dass ein weiter Spieler deine ganze Kampagne kippen würde. Sowas kann ich nicht verstehen, was aber vermutlich daran liegt, dass ich immer nur einen sehr groben Rahmen habe und alles andere improvisiere ohne Notizen usw. (außer der ein oder anderen Monsterstatkarte und diversen Listen für NSC-Namen, da Namen für mich immer schwierig sind).
Da hab ich mich wohl missverständlich ausgedrückt! Im Prinzip arbeite ich da nämlich ziemlich genau gleich wie du. Ich habe zwar über ein halbes Jahr an der Kampagne gearbeitet, aber dabei ging es nicht um die Story, sondern um das Setting, die Welt, die Gesellschaft, die Religion, uswuswusw... Insofern hab ich mich in meinem Anfangspost wahrscheinlich auch dramatischer ausgedrückt, als es wirklich ist, denn meine Kampagne ist sowieso ungefährdet. Eigentlich ist es so - und das mag sich eventuell etwas hart anhören - dass mir sogar jede einzelne Session mit meiner Gruppe so viel wert ist, dass ich nicht einmal ein Wochenende für einen neuen Spieler aufs Spiel setzen möchte. Die Lösung dafür hab ich eh oben schon geschrieben: Einfach eine zweite Gruppe bilden.

Prost!