Was mich anhand des einen oder anderen Trailers deutlich gestört hat, war die kleine Rolle von Saw Gerrera - der wirkte im Vorfeld eher als das Mastermind hinter der ganzen Operation, ist dann aber eigentlich nur eine Randnotiz.
So ist der ganze Aufbau rund um ihn verschwendet, was mich um so mehr ärgert angesichts der großartigen Stelle im Gespräch mit Jyn, wo seine Paranoia bzw. allgemein sein Geisteszustand in vollem Ausmaß klar wird.
Hätte auch im Gesamtbild besser gepasst, weil die Allianz sich ja anscheinend irgendwie noch gar nicht so sicher ist, ob sie jetzt den bewaffneten Kampf gegen das Imperium aufnehmen will, obwohl sie schon eine Riesenbasis hat und munter paramilitärische und geheimdienstliche Operationen durchführt. Das war für mich schon ein deutlicher "Echt jetzt?"-Moment in der Besprechung vor dem Finale.
Die Einführung der Charaktere und die ganze Exposition war ein fast totaler Fehlgriff, wie schon angesprochen.
Planetenhopping mit eher kurzen Szenen, die direkt im Anschluss bedeutungslos werden und als Alternative die einzig längere Szene mit Zeitsprung und einem nur kurz aufblitzenden Saw Gerrera, dessen Rolle man sich dann im Nachhinein aus Gesprächen erschließen muss.
Das ist mMn die größte Schwachstelle des Films und es dauert enstprechend lange, bis er richtig ins Rollen kommt.
Dass Cassian trotz ausreichender Gelegenheit nicht schießt, fand ich deutlich daneben.
Entweder hätte es sich halt nicht ergeben oder er hätte schießen müssen - ob es Jyn dann herausfindet oder nicht, sei mal dahingestellt.
Aber so ist das ein deutlicher Bruch, zumal er in der folgenden Diskussion mit Jyn wieder genau in die andere Richtung tendiert.
(Dass er den Blaster in die SSG-Konfiguration umbaut, fand ich übrigens alles andere als einen schlüssigen Hinweis auf seine Absichten - aber gut)
Jyn Erso ist mMn etwas farblos geblieben und besonders ihre Rede im Allianzstützpunkt kam nicht so rüber - da hätte man vielleicht die im ersten Akt vertane Zeit eher mit Charakterentwicklung verbringen sollen...

Noch seltsamer fand ich aber ihre zweite Ansprache an die Frewilligen vor dem Finale. Da dachte ich mir nur "Hast du dir die Typen überhaupt mal angeguckt? Denen brauchst du ja wohl nicht mehr erklären, was hier Sache ist!"
Gestört haben mich ansonsten hauptsächlich Kleinigkeiten wie das ewige Zerstören von wichtigen Objekten, direkt nachdem sie ihren Zweck erfüllt hatten.
Dass Chirrut seinen großen Auftritt mit Todesszene bekommt - noch ok. Aber Sekunden (!) später obendrauf Baze mit der selben abgedroschenen Hollywood-Standard-Darstellung...das war doch mehr als unrund. Zumal K-2SO im selben Zeitraum so eine Szene bekommt. Hätte ich mir anders gewünscht.
Warum gerade so eine kleine Hammerhead-Korvette die Sternenzerstörer zusammenschieben muss, wenn doch ohnehin das Flaggschiff der Allianz hinterher schwer angeschlagen sein muss und sich dafür anbieten würde...hm. Wirkt jedenfalls unfreiwillig komisch, als man das in der Totalen sieht.
Manche Szenen und Gastauftritte hätte es wirklich nicht gebraucht - von Vaders Festung bis hin zu C3PO und R2D2. Da war vieles überflüssig, aber ist ja irgendwie auch Pflichtveranstaltung.
Dafür gab es auch jede Menge Klenigkeiten, die mir gut gefallen haben.
Der erhöhte "Nahostfaktor" in der ersten größeren Schießerei mit Gerreras Männern ist mir z.B. auch aufgefallen, aber dadurch gewinnt die Darstellung mMn spürbar. War ja in den früheren Filmen und im EU auch stellenweise erkennbar.
Sowohl Chirrut mit seinem Mantra und sonstiger Darstellung als auch Direktor
Kripke Krennic schaffen genau den Spagat zwischen unfreiwilliger Komik und erfrischendem Anderssein.
Endlich mit K-2SO mal ein Droide, der zwar witzig, aber keine totale
Witzfigur ist. Der ist quasi die Personifizierung des atmosphärischen Unterschiedes zu den anderen Star Wars-Filmen.
Die Waffenprops in der Tradition der alten Filme, allen voran Jyns und Krennics Blaster sowie einige neue Rebellenumbauten.
Der U-Wing hat mich insofern nicht gestört, weil seine Funktion in Ep. 4-6 nicht zwingend gebraucht wird und er dort deswegen auch nicht auftauchen muss.
Der Retcon mit der Schwachstelle des Todessterns funktioniert mMn sehr gut - hätte es nicht unbedingt gebraucht, aber ist ok.
Tarkin und Leia sind natürlich kontrovers - gerade von Tarkin hört man von vielen Leuten, dass er mitten im Uncanny Valley ist.
In Sachen Filmtechnik und Kinogeschichte aber jedenfalls interessant. Ich bin mal gespannt, ob das in ein paar Jahren noch ansehnlich wirkt oder ob es sehr schlecht altert.
Der Todesstern läuft zwar nur auf einem Bruchteil seiner Maximalleistung, dafür sind die Auswirkungen um so spürbarer.
Während in Ep. 4 nur ein paar Sekunden auf einen komplett zerstörten Planeten verwendet werden und in Ep. VII im Vorbeigehen ein Sonnensystem ausradiert wird, wird hier überdeutlich vorgeführt, was da eigentlich passiert.
Auch der Gegensatz zwischen den Auswirkungen auf der Oberfläche und dem geradezu majestätischen Anblick aus dem Orbit ist schön gelungen.
In diesem Zusammenhang auch gleich Bonuspunkte für den Tod von Cassian und Jyn - spätestens als klar war, dass der Todesstern auf den Planeten feuert, habe ich das in sehr ähnlicher Weise so erwartet.
Wäre mit ein paar Zeilen Dialog und aufrecht stehend der Explosion zugewandt noch besser gewesen, aber soll mir recht sein

Und von den vielen Kleinigkeiten zurück aufs Gesamtbild:
Ein "moderner" Star Wars-Film
muss natürlich nicht so sein wie Rogue One - der andere Blick auf das Star Wars-Universum tut ihm aber mMn sehr gut und er ist nicht so eine wenig eigenständige, auf Sicherheit spielende Reminiszenz wie The Force Awakens.
Davon sehe ich gerne mehr.
Trotz der deutlichen Pacing-Schwächen am Anfang und einigen kleineren Macken gehört er für mich zu den besten drei.
Endlich mal wieder Space Opera, die meinen Geschmack trifft
