Ich hatte nur einen einzigen Trailer im Vorfeld gesehen (ich gehe Dingen, die gehypt werden, grundsätzlich erstmal aus dem Weg). Der hat mich aber neugierig gemacht, weswegen wir uns den Film gestern abend gleich angesehen habe.
1. Die Einführung der Charaktere. Ich liebe lange Einführungen und Expositionen, wie die Zwerge im Hobbit vorgestellt werden, gehört für mich mit zum Besten, was Kino in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Hier war zwar der Wille da, aber da wurde einiges verschenkt. Der Funke sprang nicht im Geringsten über, im Gegenteil. Jyn Erso bleibt blass und eher unsympathisch, ein trotziges Kind. Das lag auch daran, dass Felicity Jones gefühlt einen Gesichtsausdruck konnte: Schmollen. Das wirkt aber nicht bei toughen Einzelkämpferinnen. Dann kommt die Geschichte mit dem Piloten, die sich unglaublich gezogen hat, was sich mir überhaupt nicht erschlossen hat. Erst steht Bodhi in der Wüste und heult rum, dann steht er bei Saw und heult rum, und dann kommt dieses Penis-Monster. Sorry, letzteres sollte vielleicht gruselig wirken, ich fands lächerlich. Ich glaube, es sollte Saw zu einem ambivalenten Charakter machen, was überhaupt nicht funktioniert hat. Star Wars ist ein Märchen, da gibt es eben nur Gut und Böse.
Cassian und K2 waren ein bißchen Han Solo/Chewie 2.0, was man aber hätte vermeiden können, hätte Cassian seine traurige Geschichte auch mal erzählen dürfen. Stattdessen ist Diego Luna mit Dackelblick durch die Kulissen geeiert. Die Exposition von Chirrut und Baze wiederum war viel zu kurz (aber gut), das waren aber mit Bodhi auch die coolsten Charaktere im Film. Diego Luna fand ich insgesamt nicht schlecht, der hat versucht, aus seiner Rolle rauszuholen, was ging, aber es war imho nichts da.
Mads Mikkelsen als Guter - ja, ist ein Versuch wert. Aber ich hab immer ein bißchen drauf gewartet, dass er Krennic oder die Ingenieure aufisst. Bei ihm und Forest Whitaker sehe ich definitiv auch viel verschenktes Potential. Mikkelsen hat sehr schön, aber kurz gelitten, während Forest Whitaker gefühlt einfach nur die Regie-Anweisung hatte: "Du weisst schon, wie damals in The Shield und als du einen Oscar bekommen hast."
2. Das Imperium: Ist ja eine nette Idee, Grand Moff Tarkin wiederauferstehen zu lassen. Aber ich fands einfach nur schlimm. Zum einen bin ich generell gegen das Wiederauferstehenlassen toter Schauspieler, zum anderen war die CGI echt mies. Gerade wenn er neben Krennic steht, ist so deutlich zu sehen, dass Tarkin nicht echt ist.
Krennic war ein tapferer erfolgloser Bösewicht, Darth Vader hatte offensichtlich auf Sauron umgeschult und war nach Mordor gezogen. Was das sollte, hat sich mir gar nicht erschlossen. Den Moment im Tank dagegen fand ich sehr spannend.
3. Die Handlung. Wie gesagt, das Pacing der Exposition war miserabel. Dafür ging es dann, als alle zusammen waren, richtig ab. Jeder hatte seine Nische, keiner kam zu kurz. Dafür waren die Logiklöcher am Schluß so groß wie das Loch im Schild. Warum zur Hölle lässt Admiral Raddus nicht gleich die Antriebe der Sternenzerstörer zerstören und sie dann in den Schild rammen? Klar, es muss den vorbestimmten Ausgang geben, aber so... Das ist mir bisher in noch keinem Film so extrem aufgefallen. Und der angeblich achso große Datenspeicher wird mit einem Knöpfchendruck gesendet, der Master Switch ist ein lächerliche Kipphebel. Neeee..
Genauso gestört hat mich, dass Cassian plötzlich nicht mehr auf Galen schießen will, ohne dass es dafür einen ersichtlichen Grund gibt.
4. Die Charaktere: Jyn Erso wie gesagt, unsympathisch und blass. Der Funke zwischen ihr und Diego Luna ist so gar nicht übergesprungen meiner Meinung nach, was aber eher an ihr lag. Ihre Inspirational Speech an die Freiwilligen war dann auch mal so absolut uninspiriert ("And then we take a chance. And then, we take another chance, until we run out of chances.") Cassian kommt, sagt einmal "Make 10 men look like 100!" und ich sitze mit Begeisterung im Kinosessel.
Chirrut und Baze waren ein grandioses Grumpy-Gespann, Bodhi ist irgendwann über sich hinausgewachsen. Den mochte ich richtig gerne, und da hat man auch gemerkt, dass der Schauspieler wirklich Spaß an seiner Rolle hatte. Die Mischung hat mir überhaupt sehr gut gefallen, die Ensemble-Leistung war wirklich gut. Auch bei den Rebellen gab es sehr viele kleinere, prominent besetzte Rollen. Krennic war zwar ein Bilderbuch-Bösewicht, aber grandios gespielt. Ich fand auch gut, dass es eine Mischung aus sehr bekannten und unbekannten Gesichtern war.
Fazit: Ein schöner Film, bei dem der Funke aber nicht übergesprungen ist. Ich will Emotionen und Tränchen bei Star Wars-Filmen, ich will mit den Helden leiden können und mitfiebern. Hier hab ich irgendwie nicht so wirklich gefiebert. Das Drumherum ist sehr schön und gut gemacht, aber ich glaube, da ist noch Luft nach oben.