Die m. W. übliche Übersetzung "Schöne neue Welt" hätte nicht gepasst?
Sie hätte gepasst, ist aber für sich auch nur eine Notlösung, weil es nur einen Teil der Ironie aufgreift, die Huxley in den Titel gelegt hat. Die Funktion von "brave" reicht von "prächtig" (Was man immerhin mit "schön" übertragen kann ...) bis hin zu "unerschrocken". Das Ganze hat einen Bedeutungsinhalt, der sich sogar manchen englischen Muttersprachlern nicht erschließen muss, der sich aber mehrdeutig auf den Inhalt anwenden lässt. Das ist ein wenig so, als würde man das deutsche "treu" nur auf Treue im engeren Wortsinn beziehen und individuelle Beständigkeit und Ehrlichkeit ausklammern. Als Literaturwissenschaftler (insbesondere als Altphilologe) kann den Bedeutungskosmos (siehe mhd. "triuwe") sogar noch mehr ausdehnen. Das Beispiel kommt nicht von ungefähr, denn das englische "brave" ist ethymologisch gesehen stark vergleichbar und bezieht sich auf den ganzen Schatz an Eigenschaften, die mit dem Ideal des edlen Streiters zu tun haben, der stark, tapfer, treu, trotzig und natürlich prächtig sein sollte.
Huxley war Literaturwissenschaftler und wird sich dabei schon etwas gedacht haben, als er seinerseits die Referenz auf Shakespeares "The Tempest" vollzog. Zur Entstehungszeit des Romans war die Bedeutung von "brave" als "prächtig" im allgemeinen Sprachgebrauch bereits obsolet, was Huxley nicht stören musste und uns auch nicht: Weder "Schöne neue Welt" noch "Tapfere neue Welt" treffen den Bedeutungsumfang. Im Deutschen gab es zur gleichen Zeit schon keinen Begriff mehr, der diesen Bedeutungsumfang tragen kann und die erste deutsche Übersetzung, die überhaupt den Titel zu übernehmen versuchte, lautete auch "Wackere neue Welt", was erst später auf die Bedeutung geändert wurde, die der Passage aus "The Tempest" entspricht. Und wenn seit 1932 jeder mit Notlösungen arbeitet, darf das auch der Übersetzer einer Dialogzeile im Film. Und wenn er dabei nicht das Richtige trifft, befindet er sich zumindest in guter Gesellschaft.

Ich für meinen Teil würde das Ganze übrigens mit "Herrliche neue Welt" übersetzen, sowohl in Hinblick auf den Ursprung (Shakespeare), als auch die feine Ironie des ersten Zitats (Huxley) und auch auf den beißenden Sarkasmus des Zitats des Zitats im Film. Das trifft zwar immer noch längst nicht den ganzen Umfang, wäre aber zumindest stilistisch angeglichen - ein augenrollendes "Das ist ja mal wieder herrlich!" ist schließlich gängiger als ein "Das ist ja mal wieder schön!".