Damit ein Charakter als Protagonist gilt muss er meiner Meinung nach nicht nur x% zu sehen sein.
Er sollte auch Handlungsrelevant handeln respektive die Handlung tragen.
Bei Sicario ist meiner Meinung nach zumindest bei der weiblichen Figur das nicht gegeben.
Das heißt bei den meisten Sherlock Holmes würde ich Watson weder als Hauptfigur noch als Protagonist sehen.
Dem ganzen wird dann auch nicht geholfen wenn ich als Zuschauer dort den Eindruck gewinne das der Charakter deutlich naiver ist als ich. Wenn vermittelt wird das die einzige weibliche Figur mit Namen und Text keine Kompetenz hat, als Ventil für die Geschichte einer anderen Figur gilt und die einzige 'richtige' Funktion das StandIn für eine uninformierte Sichtweise zu geben.
Hinsichtlich der Motivation. Am Anfang möchte sie gerne mehr bewirken. Was dann jedoch durch das auftreten des Vorgesetzten gleich relativiert wird.
Eine Motivation die sich dann nur noch dadurch zeigt halbherzig zu fragen ob man den nun endlich mehr Informationen kriegt, der halbherzige Versuch des Verweis auf Jurisdikationen und Vorgehensweisen und das war es. Halbherzig weil sie nach kleinsten Widerstand aufgibt und soweit zu nahezu keinem Zeitpunkt auch nur die Stärke zeigt heimzufahren. Meiner Meinung nach ist das kaum mehr Motivation als morgens aus dem Bett zu fallen.
Weil das was sie versucht der Absicht des Einschleusens des Sicario und der Ablenkung der Sicherheitskräfte des Kartells entgegengesetzt ist?
Der Plan war einen Sicario dazu zu bringen das eine Kartell bzw. den lokalen Gebietskontroleur umbringen zu lassen und durch ein anderes, das kleiner ist oder von dem man hofft es leichter kontrollieren zu lassen, zu ersetzen. Das heißt wenn ich mich richtig erinnere spricht man vom kleineren Übel. Neben dem Umstand das der Sicario es ihr bei dem letzten Besuch nochmal erklärt und der Film mit der Abschlußszene den Punkt nochmal macht.
Es steht ihr frei das NICHT zu machen. Und das Ihr dann klar ist das das weder karrierefördernd noch wirklich andere Ergebnisse zeitigt (man findet dann halt jemand anderen....) macht sie es dann doch. Und nicht weil der Chef Ihr das unter die Nase gerieben hat, so viel Arsch hat sie in der Hose da auch Nein zu sagen. Das trau ich der Figur zu.
Ich beziehe mich auf die Szene wo der Chef ihr deutlich macht was eigentlich Sache ist.
Am Anfang hätte sie den Auftrag ablehnen können. Das hat sie aufgrund von Karrieregedanken oder Naivität nicht getan. Um den Auftrag zu machen musste sie sich allerdings freiwillig melden. Bei dem Gespräch bestätigt sich dann eigentlich das es nicht mit ihren Werten einhergeht und sie damit eigentlich nichts zu tun hab mag, eher raus will. Der Chef sagt ihr dann einerseits - um an den Werten zu rütteln - das sie damit dem Kampf gegen die Kartelle schadet und zudem das sie sich ja freiwillig gemeldet hat. Das sie ja volunteered hätte.
Abgesehen davon was man der Figur zutraut kippt sie da um und hat keinen Arsch in der Hose.
Gehen wir mal davon aus das die bürgerkriegsähnlichen Szenen eher die AUSNAHME sind, nicht täglich Brot. Da kriegt man dann in New Mexico von dem was das Kartell in Juarez macht alle Jubeljahre mal was mit. Horrorstories ja, aber von Angesicht zu Angesicht ist schon was anderes.
New Mexico ist wie Texas in Spuckreichweite von Mexiko.
Der Charakter arbeitet bei einer Bundersbehörde an kapitalen Verbrechen.
Ich würde da erwarten das man um die teilweise bürgerkriegsähnlichen Zustände aufgrund der Kartelle in Mexiko und Südamerika weiß.
Zumindest eine Vortstellung davon hat das die Polizei / Behördeneinsätze dort ziemlich militärischen Charakter haben. Das dann der Charakter dort scheinbar keine Ahnung hat und sich nicht nur von der Gewalt überfordert sieht sondern auch mit dem auftreten so nicht zurecht kommt passt imho nicht. Ich mein gerade so als Amerikanerin sollte sie doch die Sachen um Escobar mitbekommen habe, das was aktuell um El Chapo geschehen ist oder andere Berichte.
Das ganze ist ja kein kleines Problem was nur in einer Stadt ist, die meilenweit entfernt ist, und wo Horrorszenarien nur in Ausnahmen passieren.
(Die Szene mit der Brücke mit den verstümmelten Leichen war ja bevor sie das ganze noch weiter eskaliert haben.
Sie ist ein FBI-Agent. Keine Special Forces Amazone und auch nicht in einem SWAT Squad. Soviel ist klar. Die anderen sind halt eine andere Liga. Und als Team eingespielt.
Der Charakter hat davor als Agent ein Kidnap Response Team für 3 Jahre geleitet und das in erster Reihe. Was man auch sieht.
Was der Grund ist weshalb man sich für sie entscheidet und nicht den Partner. Dessen Job danach auf "der Schwarze Fahrer" reduziert ist.
Da würde ich doch schon erwarten das er sich zumindest gegen eine Bar-Bekannschaft behaupten kann und nicht gerettet werden muss.
Ich mein das es gegen den Sicario nicht gut läuft geschenkt. Aber das davor und danach passt hinten wie vorne nicht.
Stattdessen befleissigt sich der Film herauszustellen das man nicht nur um gegen die Kartelle vorzugehen foltert, sondern das Folter natürlich auch funktioniert.
Eigentlich nicht. Erpressung mit Gewalt gegen Angehörige funktioniert.
Ich meine die Szene in der der Sicario die Information zu dem Polizisten aus dem Verhafteten erfährt.
So wie es dargestellt wird weder mit Erpressung oder Gewalt gegen Angehörige sondern mit Folter.
Von mir aus hätte es auch eine Studie des Vorgehens der Amerikaner sein können, nur wurde dafür der Zuschauer zu sehr mit Blunt aus dem Fokus geschoben.
Sehe ich gerade nicht so. Emilys Charakter nimmt meinen naiven Standpunkt ein. Und es wird angedeutet das man, um die Situation zu bereinigen, wieder ein einheitliches Kartell haben möchte das man dann besser im Blick haben kann und besser kontrollieren kann.
Weil so wie es aussieht verliert man gerade den Krieg gegen die Drogen, BIG TIME.
Für eine Studie taugt es meiner Meinung nach nicht weil man den Charakter dafür bei wichtigen Situationen raushält. Das ergibt innerhalb der Geschichte mit der Wahl der Figur Sinn, allerdings nicht wenn man das Vorgehen mehr als in groben Strichen gezeichnet haben möchte.
Was den Krieg betrifft. Es geht da m.E. nicht nur um harte Drogen sondern auch um ein weiteres Portfolio an Verbrechen des Kartells. Wovon Drogen halt das ist was man als Verbrechen am einfachsten vermitteln kann. Es gibt da ja auch Aspekte wie z.B. die eingangs erwähnten und gezeigten Entführungen. Hinsichtlich des Verlust, es stimmt das der Film hingeht und es so darstellt als würde man den Krieg komplett verlieren ... wobei er halt sehr "konservative" Alternativen aufzeigt (Folter, Mörder beschäftigen, Überlegungen hinsichtlich öffentlicher Sachen wie das mit der Brücke oder auch wie das im Stau).
Ist eine Geschichte, muß nicht realitätsnah sein. Wenn man davon ausgehen kann das die Hauptmacht der Wachen gerade in Juarez die Trümmer löschen und retten was zu retten ist, dann ist das Vorgehen des Sicario gar nicht so abwegig. Voraussetzung ist natürlich das man ziemlich genau weiss wieviele Wachen da sind und wie das Grundstück gesichert wird.
Ich persönlich finde das sich eine Geschichte entscheiden sollte wie realitätsnah sie ist. ^^;
Das heißt "Dokumentary Style mit Paragraphen" passt meiner Meinung nach nicht zu "Mit Glück den Unterboss gefunden. Der einen direkt zum Jefe führt. Der auch noch da ist und gerade mal ~2 Wachen am Tor hat und inkompetente drin." Gerade wenn der Hauptcharacter dann noch durchgeht wie wer im Godmode das selbst John Wick blass würde.
Wenn es wie ein Inside-Job oder ein Job eines Nachbarkartells aussehen soll, dann geht das so. Dann kann man die Special Forces nicht hinschicken.
Ich fand es unschön, aber irgendwie logisch, ob es die beabsichtigte Wirkung zeigt ist dagegen zweifelhaft.
In wie weit eine komplette Legalisierung von Drogen da hilft, also nicht nur Marihuana sondern auch Heroin, Meth und anderes,.. ich wage es zu bezweifeln.
Da scheint eher ein gesellschaftliches Problem vorhanden zu sein. Das heißt riesige Städte mit gigantische Trümmergürteln, jede Menge Menschen und viel Armut.