Autor Thema: No-Win-Situations (und Paladine)  (Gelesen 7170 mal)

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No-Win-Situations (und Paladine)
« am: 24.10.2015 | 16:27 »
Moralische Dilemma a la Kobayashi Maru sind eigentlich sehr spannend, solange sie dich regelmechanisch nicht benachteiligen.

Das ist ja der Punkt: anscheinend gibt es selbst in den 2010ern noch SLs, die dir da so einen Strick daraus drehen, dass du da - unter strikter Anwendung der alten Codes - nicht als lebender Paladin aus der Nummer rauskommen kannst. Wählst du Tor A, fällst du, bei Tor B fällst du auch, und vielleicht gibt es noch ein Tor C, bei dem du nicht fällst, aber dafür draufgehst.

Naja, das hat sich mit der 5E ja hoffentlich erledigt. Und ich stimme zu, insgesamt ist der Paladin sehr gut geschrieben.
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Re: No-Win-Situations (und Paladine)
« Antwort #1 am: 24.10.2015 | 17:57 »
Es gibt ja leider immer noch Spielleiter (zu finden in gewissen PF-Diskussionen), die es für legitim halten, Paladin-SCs einem Kobayashi Maru auszusetzen und das dann als Legitimation nehmen, sie fallen zu lassen.

Wie gruselig ist das denn? Ich meine, ich bin ganz dafür, Paladine in ein KM-Szenario zu setzen, aber doch nur, um ihnen die Möglichkeit zu geben, dann doch irgendwie als um so strahlenderer Held aus der Nummer rauszukommen.

Das geht aber mit der 5E schon noch oder?
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Re: No-Win-Situations (und Paladine)
« Antwort #2 am: 24.10.2015 | 18:21 »
Ich meine, ich bin ganz dafür, Paladine in ein KM-Szenario zu setzen, aber doch nur, um ihnen die Möglichkeit zu geben, dann doch irgendwie als um so strahlenderer Held aus der Nummer rauszukommen.

Das geht aber mit der 5E schon noch oder?

Hm, ich wittere Potential für einen eigenen Thread. ^^ Kommt drauf an, wie eng man "Kobayashi Maru" definiert. Im Original (Star Trek) ist es ist es die _Simulation_ einer No-Win-Situation, die man nur herumreißen kann, indem man außerhalb des Referenzrahmens bescheisst -- wie in der Star Trek Vorlage, wo Kirk den Simulator umprogrammiert (sodass die simulierten Klingonen Angst vor ihm haben). Ansonsten ist der Test explizit darauf ausgelegt, unlösbar zu sein -- entweder man lässt den havarierten Frachter im Stich, oder man eilt ihm zu Hilfe und wird von einer unbezwingbaren Übermacht vernichtet. Wenn es also möglich ist, durch paladineskes "Trotzdem!"-Verhalten das Ruder herumzureißen (ohne als Spieler die Würfel zu drehen), war es eigentlich kein KM im engeren Sinne.
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Re: No-Win-Situations (und Paladine)
« Antwort #3 am: 24.10.2015 | 18:27 »
Der Sinn vom KM ist ja, um zu sehen wie sich die Person in einer Situation verhält, die sie nicht gewinnen kann. Die Lösung der eigentlichen Situation ist eigentlich nebensächlich.
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Re: No-Win-Situations (und Paladine)
« Antwort #4 am: 24.10.2015 | 18:42 »
Eben, das originale KM-Szenario ist eine Prüfung, im Normalfall ohne echte Konsequenzen. Man will nur wissen, wie sich der Kandidat in so einer Situation verhält.
Am Spieltisch hat man sowas ja normalerweise nicht. Da müsste schon ein Gott entsprechende Arrangements treffen -- kann man außen vor lassen. Stattdessen führt das Spiel selbst oft von ganz allein zu No-Win-Situationen. Und natürlich stürzen sich Spieler bevorzugt in die riskante Option, weil ihre Charaktere halt doch Helden sein sollen, und erwarten letzten Endes doch, die Situation zu ihren Gunsten drehen zu können (oder zumindest ein Unentschieden rauszuholen).

Es gibt ja auch andere moralische Dilemmata, wo man selber gar nicht in Gefahr ist, aber trotzdem bittere Entscheidungen treffen muss. So nach dem Motto "Würdest du 100 Unschuldige opfern, um 1000 zu retten?" - Sowas geht natürlich ganz unabhängig von System oder Edition.
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Re: No-Win-Situations (und Paladine)
« Antwort #5 am: 24.10.2015 | 20:11 »
Zitat
Es gibt ja auch andere moralische Dilemmata, wo man selber gar nicht in Gefahr ist, aber trotzdem bittere Entscheidungen treffen muss. So nach dem Motto "Würdest du 100 Unschuldige opfern, um 1000 zu retten?" - Sowas geht natürlich ganz unabhängig von System oder Edition.
Sobald es in die Richtung des von mir so bezeichneten "Orkbaby-Dilemmata" geht, bin ich sofort raus.

Muss ich nicht haben.
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Re: No-Win-Situations (und Paladine)
« Antwort #6 am: 24.10.2015 | 20:20 »
"Rechtschaffen Gut", nicht "Rechtschaffen Nett" oder "Rechtschaffen Blöd".

Moralische Dilemma sollten auch moralische Dilemma für die Charaktere sein, nicht für die Spieler. Bei Dilemmata à la "Wenn du die Dorfbewohner retten willst, verlierst du deine magischen Gegenstände" wird mein SC zu John Galt. In 5e bekomme ich dann immerhin meinen Charismamodifikator auf Schaden. Untote und Scheusale verprügeln mich dann leichter, aber Objektivismus hat eben seinen Preis  :P
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Re: No-Win-Situations (und Paladine)
« Antwort #7 am: 24.10.2015 | 20:38 »

Moralische Dilemma sollten auch moralische Dilemma für die Charaktere sein, nicht für die Spieler.

Für mich sind die immer Charakterdilemmata. Deswegen spiele ich doch einen Charakter mit einer Gesinnung, um herauszufinden, was er in solchen Situationen tun würde und was nicht.
Blöd ist es, wenn es eine "richtige" Entscheidung gibt, die zur Lösung des Abenteuers führt oder sonstwie vom SL favorisiert ist, anstatt zwei nahezu gleichermaßen beschissene.

Andere Frage ist, ob solche Dilemmata gerade bei D&D gespielt werden sollten, oder nicht eher was für z.B. Warhammer wären. Kommt vielleicht aufs Setting an, aber D&D ist für mich eher ein klassischer amerikanischer Western, wo die Guten eben weiße Hüte tragen und die Guten sind, und die Bösen mit ihren schwarzen Hüten die Bösen. Dreckige Italowestern oder postmoderne Post-Western würde ich vielleicht eher mit anderen Spielen spielen wollen.
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Re: No-Win-Situations (und Paladine)
« Antwort #8 am: 24.10.2015 | 21:07 »
Hm, ich wittere Potential für einen eigenen Thread. ^^ Kommt drauf an, wie eng man "Kobayashi Maru" definiert. Im Original (Star Trek) ist es ist es die _Simulation_ einer No-Win-Situation, die man nur herumreißen kann, indem man außerhalb des Referenzrahmens bescheisst -- wie in der Star Trek Vorlage, wo Kirk den Simulator umprogrammiert (sodass die simulierten Klingonen Angst vor ihm haben). Ansonsten ist der Test explizit darauf ausgelegt, unlösbar zu sein -- entweder man lässt den havarierten Frachter im Stich, oder man eilt ihm zu Hilfe und wird von einer unbezwingbaren Übermacht vernichtet. Wenn es also möglich ist, durch paladineskes "Trotzdem!"-Verhalten das Ruder herumzureißen (ohne als Spieler die Würfel zu drehen), war es eigentlich kein KM im engeren Sinne.

Beim Kobayashi Maru-Test geht es ja darum, die Reaktion der Prüflinge darauf zu testen, dass sie vor eine unlösbare Situation gestellt werden. Kirks Weigerung, den Test wie gedacht zu vollziehen liegt ja an seiner Einstellung, dass es keine solchen Situationen gibt. Seine Lösung: Er verändert den Test (zugegebenermassen auf unpaladinhafte Weise).

Die Frage für mich ist halt, ob dieses "außerhalb des Referenzrahmens bescheissen" nicht auch für den Paladin möglich ist, zumal es für ihn ja nicht um einen einfachen Test geht, den man wie Kirk beschummeln kann, sondern den Ernstfall darstellt. Die Frage ist halt dann, ob die Regeln des "Testes" vom Paladin nicht umgangen werden können, ohne dabei gegen den Codex zu verstoßen.

Zitat von: Huntress
Für mich sind die immer Charakterdilemmata. Deswegen spiele ich doch einen Charakter mit einer Gesinnung, um herauszufinden, was er in solchen Situationen tun würde und was nicht.

Das Problem bei Elfenlieds Beispiel ist aber ja gerade, dass es für den Paladin überhaupt kein Dilemma darstellt. Der würde seine magischen Gegenstände leichten Herzens opfern, wenn er damit die Dorfbewohner retten kann.

Dem Spieler hingegen stellt sich gerade bei D&D das anschliessende Problem, dass der Charakter rein regeltechnisch auf diese Gegenstände angewiesen ist, um weiterhin im Spiel zu funktionieren und gegebenenfalls beim nächsten Kampfencounter stirbt, weil ihm ebendiese Items fehlen.

Das Dilemma ist also: Verhalte ich mich charaktergemäß und fang zur Strafe gleich schon mal an, mir einen neuen Charakter zu bauen? Oder pfeiff ich auf charaktergemäßes Spiel und verderbe mir damit selbst den Spass an meinem Charakter.

James T. Kirk würde wahrscheinlich dem SL ein paar hinter die Löffel geben, wenn der ihn vor so eine Wahl stellte.
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Re: No-Win-Situations (und Paladine)
« Antwort #9 am: 24.10.2015 | 21:57 »
Wenn die Items gebraucht würden um ein anderes (größeres?) Übel abzuwenden?
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Re: No-Win-Situations (und Paladine)
« Antwort #10 am: 24.10.2015 | 22:40 »
Wenn die Items gebraucht würden um ein anderes (größeres?) Übel abzuwenden?
... ist das im Sinne der D&D-Regeln ein beschissenes Szenario vom SL.

Ein KM-Test im Star Trek Sinn wird wahrscheinlich eher nicht funktionieren, aber halt so Dinge wie:
Der Pala muss wichtige Dokumente/Items/Zauberkomponenten über/gegen einen gefährlichen Feind in die Hauptstadt bringen und die Zeit läuft ihm davon. Er kann es schaffen, aber nur, wenn er gnadenlos durchreitet. Auf dem Weg bemerkt er von weitem, wie ein Dorf, das abseits seines Weges liegt, von Banditen/Orks/Untoten angegriffen wird.

Bringt er die Dokumente/Items/Zauberkomponenten rechtzeitig in die Stadt und überlässt das Dorf seinem Schicksal oder rettet er die Dorfbewohner und verschlechtert die Chancen des Reiches im kommenden Krieg?

Oder:
Der Pala erfährt, dass im laufenden Krieg zwei Ortschaften am nächsten Tag angegriffen werden. Er kann nur einem Ort zu Hilfe eilen, jegliche mögliche Verstärkung ist mindestens eine halbe Wochenreise entfernt. Der eine Ort ist das religiöse Zentrum der Gegend (verantwortlich für die Moral der Truppen, die Heilung inkl. Raise Dead, den Kontakt zu den lokalen Schutzgöttern etc.), der andere der wirtschaftliche Dreh- und Angelpunkt (ohne den es massive Nachteile in der Versorgung geben würde).

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Re: No-Win-Situations (und Paladine)
« Antwort #11 am: 24.10.2015 | 22:44 »
Ja. So Dilemmata die auf "So oder so mache ich meinen Charakter unspielbar" hinauslaufen sind natürlich absolutes No-Go.

Allerdings finde ich das mit den Items schon ziemlich weit hergeholt. Spontan kann ich mir gar nicht vorstellen, wie das passieren könnte. Da müsste schon der SL es explizit darauf angelegt haben, ausgerechnet den Paladin zu ficken.

Das von Rhylthar verabscheute "Orkbaby" Szenario ist dagegen sehr viel eher zu erwarten, wenn man auch nur ein bisschen simulationistisch spielt (in einer Welt, in der Orks sich biologisch vermehren und nicht einfach in Kesseln erbrütet werden).

Was bei unserer letzten Kampagne ziemlich häufig vorkam, war, dass wir uns mit einigen Bösen NSCs verbünden mussten, um gegen andere Bedrohungen bestehen zu können. Das hat manchmal schon weh getan, weil die natürlich eine Gegenleistung für ihre Hilfe wollten, die ihnen wiederum bei ihren Zielen vorangebracht hat. In der Kampagne konnte man sich schwarz/weiss-Denken sowieso komplett an die Backe schmieren.
Nun, wir hatten da keinen Paladin dabei, und selbst wenn hätte der SL ihm da sicher keinen Strick draus gedreht, aber auch ohne mechanische Sanktionen wäre ein Paladin-Spieler vielleicht nicht unbedingt glücklich mit dieser Art Spiel geworden. Weil einfach so ziemlich alles, was wir taten oder ließen, auch negative Auswirkungen nach sich zog.
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Re: No-Win-Situations (und Paladine)
« Antwort #12 am: 24.10.2015 | 22:51 »
... ist das im Sinne der D&D-Regeln ein beschissenes Szenario vom SL.
Warum`?
Da müsste schon der SL es explizit darauf angelegt haben, ausgerechnet den Paladin zu ficken.
Vielleicht hat er auch nur intelligente Protagonisten ausgespielt

Wenn die NSCs  dodo sein sollen nehme ich DSA
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Re: No-Win-Situations (und Paladine)
« Antwort #13 am: 25.10.2015 | 02:05 »
Warum`?
Weil die Items ein Teil der Mechanik von D&D sind. Diese wegzunehmen kann je nach Edition den oder die SCs bis zur Unspielbarkeit beschneiden. Die Spieler dazu zu zwingen, sie wegzugeben, ist entweder extrem arschig oder dämlich. Je nachdem, ob man eine Ausgleichsschwemme mit neuen Ersatzitems einplant oder nicht.

In der 5. Edition soll es ja angeblich nicht so schwerwiegend sein, aber fragwürdig bleibt sowas allemal.
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Re: No-Win-Situations (und Paladine)
« Antwort #14 am: 25.10.2015 | 02:16 »
- Auch in der 5E schaut man recht bald dumm aus der Wäsche, wenn man keine magische Waffe hat (wg Monsterresistenzen).
- Sword&Board rentiert sich auf lange Sicht auch nur mit magischen Schilden.
- Rüstung sollte langfristig auch magisch sein um vor Auflösungseffekten geschützt zu sein.

Ansonsten, ja, sind magische Items in 5E lang nicht mehr so lebensnotwichtig wie in 3E, aber nichtsdestotrotz macht das Spiel mit einfach mehr Spaß als ohne. ;)
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Re: No-Win-Situations (und Paladine)
« Antwort #15 am: 25.10.2015 | 08:11 »
Der Pala erfährt, dass im laufenden Krieg zwei Ortschaften am nächsten Tag angegriffen werden. Er kann nur einem Ort zu Hilfe eilen, jegliche mögliche Verstärkung ist mindestens eine halbe Wochenreise entfernt. Der eine Ort ist das religiöse Zentrum der Gegend (verantwortlich für die Moral der Truppen, die Heilung inkl. Raise Dead, den Kontakt zu den lokalen Schutzgöttern etc.), der andere der wirtschaftliche Dreh- und Angelpunkt (ohne den es massive Nachteile in der Versorgung geben würde).

Welchem Ort hilft er?

Gute Entscheidung und hat sicher auch Auswirkungen, nur halt nicht auf den Paladin (dessen Kodex ja davon unberührt bleibt, sofern er wenigstens eine der Optionen zu verwirklichen versucht).

Wenn wirklich mal eine Option ist, bei welcher der Bruch des Kodex größeres Unheil verhindert (ich denke da an die Folge bei Critical Role, in welcher die Gruppe wollte dass die NSC-Paladin mit einem Illithiden gemeinsame Sache macht, um ein noch böseres Monster zu besiegen), dann würde ich dem Spieler da auch keinen Strick draus drehen. Er hat dann halt kompetente und vernünftige Vorgesetzte, welche ihm regelmäßig ein Atonement spendieren, und gut ist.

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Re: No-Win-Situations (und Paladine)
« Antwort #16 am: 25.10.2015 | 08:19 »
Das von Elfenlied eingebrachte Beispiel mit den magischen Items hat meiner Meinung nach zwei Schwachpunkte, die es zu einem schlechten Dilemma für einen Charakter machen, egal ob Paladin oder nicht.

Gerade die magischen Items sind einer der Punkte, warum bestimmte Arten von Dilemmata sich nicht mit D&D - zumindest nicht mit jeder Edition - gut vertragen. Magische Items sind fast sowas Festes wie Klassenfertigkeiten. Bei einigen Editionen, insbesondere der 3. und teilweise auch der 4., sind magische Items gewissermaßen notwendig, um überhaupt am Spiel entsprechend des Levels beteiligt zu sein, wenn man nicht an der Grenze zum Munchkin optimiert oder eine der Top-Klassen spielt, zu denen der Paladin nicht unbedingt zählt.

Es ist vielleicht ok, einen von mehreren magischen Gegenständen als Preis für die Rettung eines Dorfes zu verlangen, aber alle Items zu verlangen bedeutet eigentlich, wie andere ja schon gesagt haben, den Charakter zu schrotten. Das scheint mir aber nicht die Idee hinter D&D zu sein, das angelegt ist auf zunehmend kompetentere Charaktere, die über sich hinauswachsen und einen halbgottähnlichen Status erreichen.

Außerdem fehlen natürlich die alternativen Möglichkeiten. Ein Dilemma wird meiner Meinung nach dadurch interessant, wenn mehrere gleich unerfreuliche Optionen vorliegen. Im Rollenspiel kann unerfreulich natürlich nicht heißen, den Charakter schrotten zu müssen, aber einen Preis, der auch mechanisch mit Nachteilen verknüpft ist, kann er durchaus bezahlen - wenn es andere, gleichwertig unerfreuliche Optionen gibt. Beispielsweise, dass er einen guten magischen Gegenstand für die Rettung des Dorfes opfern muss ODER einen anderen, offensichtlich riskanten Weg einschlägt, um dieses Ziel zu erreichen.

Das funktioniert beispielsweise, wenn man Gegenstände mit wenigen Ladungen aber starken Effekten hat, oder extrem wertvolle Einmalgegenstände, die NICHT extra für diese Situation verteilt/erbeutet wurden.

Beispiel: Ein roter Drache bedroht das Dorf, der wahrscheinlich mit der Gruppe den Boden aufwischen würde, wenn sie sich ihm in den Weg stellt. Chancen für einen Sieg sind vorhanden, aber nicht sehr groß. Ein Kampf wäre ein enormes Risiko, das deutlich den normalen Abenteuerrahmen sprengt. Üblicherweise würde die Gruppe so einer Gefahr aus dem Weg gehen, bis sie ein passendes Level erreicht hat, um sich ihr anzunehmen. Das ist aber gerade nicht möglich, weil sie unter Zeitdruck stehen, da der verdammte Drache gleich beim Dorf sein wird!

Natürlich können die Charaktere ihm trotzdem entgegentreten und es auf einen riskanten Kampf ankommen lassen. Das ist Option 1.

Man kann mit dem Drachen verhandeln. Andere Dörfer haben sich schon erfolgreich von ihm freigekauft. Für eine beträchtliche Menge Gold oder einen magischen Gegenstand in diesem Wert gewährt er dem Dorf ein Jahr und einen Tag Ruhe - vielleicht genug Zeit, um zu Leveln und ihm beim nächsten Mal zu vertreiben. Die Charaktere können die Summe oder den Gegenstand aufbringen. Das belastet sie, aber wirft sie nicht völlig aus dem Spiel. Das ist Option 2.

Drittens verfügt sie Gruppe über einige ausgezeichnete Gegenstände mit einmaliger Anwendung, oder ein paar Gefallen bei mächtigen Verbündeten, die sie einmal einlösen kann. Damit ließe sich der Drache sicherlich für längere Zeit vertreiben oder vielleicht sogar töten, allerdings wären die Gefallen/Gegenstände dann weg. Das ist Option 3.

Man kann die noch ein bisschen variieren und mischen, aber so ungefähr stelle ich mir interessante Entscheidungsfragen in D&D vor. Weniger "Tu das richtige und geh dabei drauf!" als vielmehr "welchen Preis bezahlst du, um das richtige zu tun?". Wenn dagegen die Option käme, dass man einzelne Dorfbewohner opfern kann, um das ganze Dorf zu retten, fände ich das wieder so irrelevant und unpassend für D&D - außer vielleicht, man legt es unbedingt auf eine böse Kampagne an. 
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Re: No-Win-Situations (und Paladine)
« Antwort #17 am: 25.10.2015 | 09:11 »
Das "magische Gegenstände" Dilemma war ja bewusst ein Beispiel, wie es nicht gemacht werden soll.
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« Antwort #18 am: 25.10.2015 | 09:34 »
Das "magische Gegenstände" Dilemma war ja bewusst ein Beispiel, wie es nicht gemacht werden soll.

Mit solchen Ansagen triggerst du natürlich Reflexe. Du bist immerhin im Internet.

Hihi. Alberner Gedanke am Morgen: Drachen lieben ja Gold. Ich stelle mir gerade vor, die Gruppe schmeißt zusammen und stellt sagen wir 5000GP Lösegeld bereit, sorgt aber dafür, dass es keine Säcke gibt. Ich amüsiere mich gerade köstlich über das Kopfkino, wie der Drache die Goldmünzen mehr oder weniger einzeln transportieren darf. ;D
Und da will ich jetzt keine Spielverderber hören.

Das nur am Rande. Es gibt ja auch noch andere NWS. Mir gefällt das Beispiel weiter oben mit "dem kleinen Dorf zu Hilfe eilen oder die Informationen rechtzeitig in die Stadt bringen".
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« Antwort #19 am: 25.10.2015 | 09:42 »
Zitat
Und da will ich jetzt keine Spielverderber hören.
Doch!  :P
Der Feuerdrachen schmilzt es ein mit seinem Odem und nimmt den abgekühlten Klumpen mit und der Schwarzdrache lässt es seine Minions abholen.  ;)

Das Dorfbeispiel gefällt mir auch...und sowas ind er Art ist ja auch in meinen Augen fantastisch in LotCS umgesetzt worden.

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Re: No-Win-Situations (und Paladine)
« Antwort #20 am: 25.10.2015 | 09:44 »
Bei mir hätte der Drache einfach ein portable hole ausgepackt  ~;D
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Re: No-Win-Situations (und Paladine)
« Antwort #21 am: 25.10.2015 | 10:00 »
Wobei es für das "Dorfbeispiel" diverse einfache Lösungen gibt:
a) Split the Party. Soll der schnellste Char schonmal mit der Botschaft vorauslaufen/reiten/fliegen, der Rest kümmert sich um die Bedrohung vor Ort.
b) man setze einen Dorfbewohner aufs Pferd, um Gleiches zu tun.

Was sowieso voraussetzt, dass die Info nicht magisch übermittelt werden kann - also ab einem gewissen Level ist dieses Dilemma eh kaum noch möglich. Ab Level 9 zB gibt es Dream.

Sending oder Animal Messenger, falls die Info kompakt genug ist.
Der Wizard könnte seinen Familiar als Boten schicken.
Selbst der Paladin könnte sein beschworenes Reittier, welches ja mehr als tierische Intelligenz besitzt, schicken.
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Re: No-Win-Situations (und Paladine)
« Antwort #22 am: 25.10.2015 | 10:31 »
Gerade die magischen Items sind einer der Punkte, warum bestimmte Arten von Dilemmata sich nicht mit D&D - zumindest nicht mit jeder Edition - gut vertragen. Magische Items sind fast sowas Festes wie Klassenfertigkeiten. Bei einigen Editionen, insbesondere der 3. und teilweise auch der 4., sind magische Items gewissermaßen notwendig, um überhaupt am Spiel entsprechend des Levels beteiligt zu sein, wenn man nicht an der Grenze zum Munchkin optimiert oder eine der Top-Klassen spielt, zu denen der Paladin nicht unbedingt zählt.

Das war mMn auch schon in älteren Editionen der Fall, nur nicht ganz so explizit. Siehe z.B. all die netten Monsterchen "für fortgeschrittene Abenteurer", für die man magische Waffen mit zunehmend höherem Bonus braucht, um sie überhaupt verletzen zu können...und das in einer Ära mit ausdrücklichem Hang zu Zufalls-Schatztabellen.

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Re: No-Win-Situations (und Paladine)
« Antwort #23 am: 25.10.2015 | 11:19 »


Egal, back to topic plx ^^
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Re: No-Win-Situations (und Paladine)
« Antwort #24 am: 26.10.2015 | 05:03 »
Ich finde es eigentlich ganz nett, dann und wann ein Dillemma zu präsentieren, ohne selbst eine goldene Lösung parat zu haben. Ist immer ganz interessant, was Spieler so aushecken, wenn die Möglichkeit der Lösungen n ist.

KM hatte (Kirks Schummeln ausgenommen) nur begrenzte, vorgesehene Lösungen. Also, weniger als n. Ist damit, für mich, doof. Genauso, den Charakteren Gegenstände dauerhaft wegzunehmen, gibt immer böses Blut.

Ist vielleicht auch wichtig, zu entscheiden, welche Entitität dafür verantwortlich ist, den Paladinstatus zu verlieren, und welche Bedingungen dafür eintreten müssen. Zählt die Absicht oder zählen Mittel und Wege? Muss er sich entleiben, wenn er scheitert? Sowas sollte man im Vorfeld miteinander klären.

Ich bin da im allgemeinen ziemlich liberal, denn: Von den Göttern auserwählter Champion des Lichts hin oder her, der Charakter ist immer noch ein Murderhobo.

Was ich nochmal ganz witzig fände: Ein Spieler, dessen Charakter absichtlich zum Oathbreaker werden soll, oder, als solcher startet, um dann wieder zurück ins Licht zu finden.

Etwas off-topic: Sehe ich das richtig, dass es regeltechnisch möglich ist, einen multiclass Paladin (Devotion)/Warlock (Fiend) zu haben?
Oger ist jetzt nicht mehr traurig. Oger darf jetzt seinen Blog in die Signatur aufnehmen: www.ogerhoehlen.blogspot.com


Welche Lösung bleibt da noch? - Ruft die Murderhobos!