Das von Elfenlied eingebrachte Beispiel mit den magischen Items hat meiner Meinung nach zwei Schwachpunkte, die es zu einem schlechten Dilemma für einen Charakter machen, egal ob Paladin oder nicht.
Gerade die magischen Items sind einer der Punkte, warum bestimmte Arten von Dilemmata sich nicht mit D&D - zumindest nicht mit jeder Edition - gut vertragen. Magische Items sind fast sowas Festes wie Klassenfertigkeiten. Bei einigen Editionen, insbesondere der 3. und teilweise auch der 4., sind magische Items gewissermaßen notwendig, um überhaupt am Spiel entsprechend des Levels beteiligt zu sein, wenn man nicht an der Grenze zum Munchkin optimiert oder eine der Top-Klassen spielt, zu denen der Paladin nicht unbedingt zählt.
Es ist vielleicht ok, einen von mehreren magischen Gegenständen als Preis für die Rettung eines Dorfes zu verlangen, aber alle Items zu verlangen bedeutet eigentlich, wie andere ja schon gesagt haben, den Charakter zu schrotten. Das scheint mir aber nicht die Idee hinter D&D zu sein, das angelegt ist auf zunehmend kompetentere Charaktere, die über sich hinauswachsen und einen halbgottähnlichen Status erreichen.
Außerdem fehlen natürlich die alternativen Möglichkeiten. Ein Dilemma wird meiner Meinung nach dadurch interessant, wenn mehrere gleich unerfreuliche Optionen vorliegen. Im Rollenspiel kann unerfreulich natürlich nicht heißen, den Charakter schrotten zu müssen, aber einen Preis, der auch mechanisch mit Nachteilen verknüpft ist, kann er durchaus bezahlen - wenn es andere, gleichwertig unerfreuliche Optionen gibt. Beispielsweise, dass er einen guten magischen Gegenstand für die Rettung des Dorfes opfern muss ODER einen anderen, offensichtlich riskanten Weg einschlägt, um dieses Ziel zu erreichen.
Das funktioniert beispielsweise, wenn man Gegenstände mit wenigen Ladungen aber starken Effekten hat, oder extrem wertvolle Einmalgegenstände, die NICHT extra für diese Situation verteilt/erbeutet wurden.
Beispiel: Ein roter Drache bedroht das Dorf, der wahrscheinlich mit der Gruppe den Boden aufwischen würde, wenn sie sich ihm in den Weg stellt. Chancen für einen Sieg sind vorhanden, aber nicht sehr groß. Ein Kampf wäre ein enormes Risiko, das deutlich den normalen Abenteuerrahmen sprengt. Üblicherweise würde die Gruppe so einer Gefahr aus dem Weg gehen, bis sie ein passendes Level erreicht hat, um sich ihr anzunehmen. Das ist aber gerade nicht möglich, weil sie unter Zeitdruck stehen, da der verdammte Drache gleich beim Dorf sein wird!
Natürlich können die Charaktere ihm trotzdem entgegentreten und es auf einen riskanten Kampf ankommen lassen. Das ist Option 1.
Man kann mit dem Drachen verhandeln. Andere Dörfer haben sich schon erfolgreich von ihm freigekauft. Für eine beträchtliche Menge Gold oder einen magischen Gegenstand in diesem Wert gewährt er dem Dorf ein Jahr und einen Tag Ruhe - vielleicht genug Zeit, um zu Leveln und ihm beim nächsten Mal zu vertreiben. Die Charaktere können die Summe oder den Gegenstand aufbringen. Das belastet sie, aber wirft sie nicht völlig aus dem Spiel. Das ist Option 2.
Drittens verfügt sie Gruppe über einige ausgezeichnete Gegenstände mit einmaliger Anwendung, oder ein paar Gefallen bei mächtigen Verbündeten, die sie einmal einlösen kann. Damit ließe sich der Drache sicherlich für längere Zeit vertreiben oder vielleicht sogar töten, allerdings wären die Gefallen/Gegenstände dann weg. Das ist Option 3.
Man kann die noch ein bisschen variieren und mischen, aber so ungefähr stelle ich mir interessante Entscheidungsfragen in D&D vor. Weniger "Tu das richtige und geh dabei drauf!" als vielmehr "welchen Preis bezahlst du, um das richtige zu tun?". Wenn dagegen die Option käme, dass man einzelne Dorfbewohner opfern kann, um das ganze Dorf zu retten, fände ich das wieder so irrelevant und unpassend für D&D - außer vielleicht, man legt es unbedingt auf eine böse Kampagne an.