Da kamen interessante Gedanken zusammen.
Eine faszinierende Sache bei Genre-Bezeichnungen ist, dass sie - üblicher Weise - auftauchen und nicht geplant werden. Wir können natürlich Rollenspiel auf vielen Ebenen beschreiben. Wir tun es gewöhnlich nicht.
Weiterhin bezeichnen Genre-Bezeichnungen üblicher Weise Elemente auf mehreren Ebenen in einer Packung. Eine Komödie ist nicht nur witzig, es ist auch ein Schauspiel. Und eine Bürgerliche Komödie ist nicht einfach eine Komödie im bürgerlichen Milieu. Selbst wenn ich vom "First Person Shooter" spreche, werdet ihr annehmen, dass man dort mit modernen oder futuristischen Waffen schießt, nicht mit neolithischen Wurfspießen. Unsere Genre-Bezeichnungen sind merkwürdig eindimensional.
Der Hinweis, dass wir eine Genre-Bezeichnungen aus der Literatur quasi übernommen haben, ist völlig richtig. Unsere Genre-Bezeichnungen sind merkwürdig ausgeborgt. Feuersänger hat da einen interessanten Erklärungsansatz: Demnach sind Rollenspiele alle so gleich, dass sich eine Kategorisierung nicht anbietet.
Wenn das so ist, wäre die Frage, was eigentlich das Rollenspiel am Rollenspiel ist. Hotzenplotz weist darauf hin, dass wir nicht mal mit Gruppenspiel so richtig gut durchkommen, weil es ja Soloabenteuer gibt. Jiba und Woozle haben weitere Elemente genannt. Es gibt also wohl Unterschiede, aber die scheinen nicht so wesentlich oder erkennbar gewesen zu sein, dass sich daraus organisch Genre-Bezeichnungen entwickelt haben.
Tatsächlich benutzen ja auch die meisten Rollenspiele ziemlich ähnliches Spielmaterial, was bei Gesellschaftsspielen eine ziemlich offensichtliche Unterscheidung bietet: Charakterbögen mit Werten drauf, Würfel. Entsprechend nennen dann Leute außerhalb der Szene, diejenigen Spiele Rollenspiele oder "mit Rollenspielelementen", wenn man einen Charakter mit Werten bauen kann, die dann im Laufe des Spiels besser werden.
Nach diesem Standard habe ich in der Tat wenige Rollenspiele gespielt, die keine Rollenspiele sind. Insofern ist D&D ein eigenes Genre: Das Rollenspiel-Genre an sich.
Beigetragen könnte zu jener Genrelosigkeit auch die Separation der Player Base beigetragen haben. Es gibt - wenn auch weniger hier - doch massig Leute, die ein Spiel spielen und kein anderes. Insofern stimme ich Contains Disease zu, dass "OSR-Spiel" sich wie eine Genre-Bezeichnung benimmt und so verwendet wird. Storygames fallen mir da von der Produktseite schwieriger, aber irgendwas genrehaftes muss da sein, wenn inzwischen auch Spielen, die gar nicht aus der Ecke kommen entsprechende Züge unterstellt werden.