Autor Thema: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?  (Gelesen 6787 mal)

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Supersöldner

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Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« am: 24.11.2015 | 12:22 »
hab in einem Blog gelesen Urban Fantasy sei das neue Cyberpunk. Mh ja das ist ein satz der sich richtig an fühlt. aber IST er richtig? und auch wenn ich Urban fatasy sehr mag möchte ich nicht auf sachen wei Cyberpunk 2020 verzichten. Wie seht ihr das ist UF das neuen CP ? und ist CP Tod ?

Offline Edvard Elch

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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #1 am: 24.11.2015 | 12:31 »
Ist [beliebiger Fantasy-Autor] der neue Tolkien? Ist Analog das neue Bio? Ist Afrika das neue Asien? War Saddam Hussein der neue Hitler? War die Antwort auf die Frage "Ist X das neue Y?" jemals ja? Nein.
Du könntest alerdings den entsprechenden Blogbeitrag wenigstens verlinken, dass vielleicht ein bisschen Diksussionsgrundlage da ist.
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Achamanian

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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #2 am: 24.11.2015 | 12:35 »
War das nicht Blechpirats These hier irgendwo im Tanelorn? Er meinte damit glaube, dass Urban Fantasy in ähnliche Weise eine zeitgenössische Wirklichkeitswahrnehmung abbilden würde, wie Cyberpunk das in den 80ern tat.
Mir hat das nicht so richtig eingeleuchtet, kann aber auch daran liegen, dass ich für den Cyberpunk immer noch eine nostalgische Zuneigung hebe, während ich mit dem, was man so Urban Fantasy nennt, meistens wenig anfangen kann (allerdings mit vielen Ausnahmen, die die Regel bestätigen ...).

Ucalegon

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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #3 am: 24.11.2015 | 12:40 »
War das nicht Blechpirats These hier irgendwo im Tanelorn? Er meinte damit glaube, dass Urban Fantasy in ähnliche Weise eine zeitgenössische Wirklichkeitswahrnehmung abbilden würde, wie Cyberpunk das in den 80ern tat.

Hier: http://www.tanelorn.net/index.php/topic,95237.msg2004523.html#msg2004523

Offline Antariuk

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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #4 am: 24.11.2015 | 12:48 »
War das nicht Blechpirats These hier irgendwo im Tanelorn? Er meinte damit glaube, dass Urban Fantasy in ähnliche Weise eine zeitgenössische Wirklichkeitswahrnehmung abbilden würde, wie Cyberpunk das in den 80ern tat.

Das klingt auf den ersten Blick interessant, aber Urban Fantasy ist ja seit deutlich mehr als nur einem Jahrzehnt eine Präsenz. Fafhrd and the Gray Mouser ist zum größten Teil Urban Fantasy und ist mehr als 50 Jahre alt. Selbst Vampire (das RPG) ist schön älter als 25 Jahre. Wenn man jetzt nur Dresden Files und Co. als Beispiel heranzieht dann mag das sehr zeitgenössisch aussehen aber ich denke das Subgenre Urban Fantasy gibt es schon sehr viel länger, es ist aktuell nur wieder in Mode gekommen.
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Offline Crimson King

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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #5 am: 24.11.2015 | 13:07 »
Ich halte den Satz aus dem Topic für ausgemachten Blödsinn.

Urban Fantasy ist klassischer Eskapismus. Werwölfe, Vampire, Feen, Magier etc. sind nun mal pure Fiktion. Cyberpunk setzt sich dagegen mit den Konsequenzen gewisser technologischer und gesellschaftlicher Entwicklungen auseinander. Cyberware, Cyberspace, die Übernahme hoheitlicher Aufgaben durch Konzerne, das gibt es alles oder kann es geben.

Es ist eher so, dass der Cyberpunk, der im Rollenspiel repräsentiert wird, sich stark an Urban Fantasy annähert, weil die technischen und sozialwissenschaftlichen Aspekte des Genres sehr oberflächlich behandelt und gerade futuristische Technik auf ihre quasimagischen Eigenschaften reduziert wird.
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Achamanian

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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #6 am: 24.11.2015 | 13:16 »
Ich halte den Satz aus dem Topic für ausgemachten Blödsinn.

Urban Fantasy ist klassischer Eskapismus. Werwölfe, Vampire, Feen, Magier etc. sind nun mal pure Fiktion. Cyberpunk setzt sich dagegen mit den Konsequenzen gewisser technologischer und gesellschaftlicher Entwicklungen auseinander. Cyberware, Cyberspace, die Übernahme hoheitlicher Aufgaben durch Konzerne, das gibt es alles oder kann es geben.

Nee, so kannst du die Urban Fantasy da aber nicht abwatschen - diese Trennung zwischen "könnte es geben" und "ist bloß Eskapismus" ist nun wirklich nur die SF-Sparversion von Hochliteraten-Naserümpfen. True Blood (die Serie) mag ich z.B. zwar nicht besonders, man kann aber nicht abstreiten, dass die sich mit sehr realen gesellschaftlichen Problemen wie Homophobie, Rassismus, religiösem Fundamentalismus usw. usf. auseinandersetzt. Ein Cyberpunk-Film wie Matrix gibt sich dagegen gesellschaftskritisch, ist in meinen Augen aber auf der Ebene dessen, was da thematisiert wird, bloß mystizistischer, hochgradig faschistoider Erwählten-Müll.

Ucalegon

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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #7 am: 24.11.2015 | 13:22 »
Nö. Den "kulturell/gesellschaftlich relevant" - Schwanzvergleich braucht es wirklich nicht. Nirgends.

Abgesehen davon bin ich sicher, dass man im Urban Fantasy-Bereich (was auch immer der einschließt. Harry Potter z.B.?) Autor(inn)en findet, die sich mit Gibson messen können.
« Letzte Änderung: 24.11.2015 | 13:26 von Ucalegon »

Offline Blechpirat

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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #8 am: 24.11.2015 | 13:25 »
Ich halte den Satz aus dem Topic für ausgemachten Blödsinn.

Ey!

Im übrigen sind diese "puren Fiktionen" ja irgendwie entstanden - sie sind kodifizierte Ängste. Vampire sind die Angst vor dem Tod, Werwölfe Angst vor Gewalt, etc. Sie sind Probleme, die vermenschlicht wurden, damit man mit ihren Reden kann. Das ist ein spannender Teil von Urban Fantasy. Wenn du nur die Variante "Twilight" liest, merkste das aber nicht. (PS: Vampire glitzern gar nicht, Crimson King!)

Und (jetzt wirds aber glaube ich Widerspruch ernten) auch Cyberpunk hat das Thema Angst. Angst vor übermächtigen Konzernen, Angst vor Umweltverschmutzung, Angst vor Asien, Angst davor, was die Technik uns an Menschlichkeit nimmt. Beide Genres haben ihre Helden, die diesen Ängsten trotzen. Sie sind nur anders lackiert, und die Ängste aus Urban Fantasy sind universaler.
« Letzte Änderung: 24.11.2015 | 13:32 von Blechpirat »

Offline Sethomancer

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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #9 am: 24.11.2015 | 13:53 »
Und (jetzt wirds aber glaube ich Widerspruch ernten) auch Cyberpunk hat das Thema Angst. Angst vor übermächtigen Konzernen, Angst vor Umweltverschmutzung, Angst vor Asien, Angst davor, was die Technik uns an Menschlichkeit nimmt.
Wieso Widerspruch, die Angst vor einer ungewissen Zukunft war das Thema in den 80er und damit auch eine Triebfeder für das entstehen von Cyberpunk, da bin ich voll bei dir.

Ich denke das kann man zwar Unterschiedlich betrachten, aber zu mindestens für mich gibt es einen relevanten Unterschied zwischen Cyberpunk und Urban Fantasy, vor allem weil für mich ja schon Shadowrun Urban Fantasy ist und kein Cyberpunk. Es gibt zwar immer mal wieder Urban Fantasy mit einzelnen Elementen die cyberpunkig sind, aber im allgemeinen bin ich da eher Hardliner, ich liebe halt mein nostalgisches Cyberpunk.
Und da ich zu mindestens noch den einen oder anderen kenne der das ähnlich sieht halt ich Cyberpunk weder für Tod, noch Urban Fantasy für den Nachfolger, beides hat für mich seine Berechtigung und seine guten Seiten und keins kann das andere für mich ersetzen.
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Offline Crimson King

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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #10 am: 24.11.2015 | 14:16 »
Nee, so kannst du die Urban Fantasy da aber nicht abwatschen - diese Trennung zwischen "könnte es geben" und "ist bloß Eskapismus" ist nun wirklich nur die SF-Sparversion von Hochliteraten-Naserümpfen. True Blood (die Serie) mag ich z.B. zwar nicht besonders, man kann aber nicht abstreiten, dass die sich mit sehr realen gesellschaftlichen Problemen wie Homophobie, Rassismus, religiösem Fundamentalismus usw. usf. auseinandersetzt. Ein Cyberpunk-Film wie Matrix gibt sich dagegen gesellschaftskritisch, ist in meinen Augen aber auf der Ebene dessen, was da thematisiert wird, bloß mystizistischer, hochgradig faschistoider Erwählten-Müll.

Du kannst Cyberpunk natürlich verpulpen und auf Crash Boom Bang plus Style, ergänzt durch oberflächliche Gesellschaftskritik reduzieren. Genauso kannst du Urban Fantasy mit realweltlichen Themen anreichern. Das ändert nichts daran, dass die Auseinandersetzung mit Themen, die die Realität betreffen, die Transposition realer Zustände und Entwicklungen ins Extrem und die Betrachtung möglicher Konsequenzen, zur Essenz des Cyberpunk zählt, während dies bei Urban Fantasy nicht der Fall ist. Für Cyberpunk als Rollenspiel-Genre könnte diese Bewertung allerdings anders aussehen, siehe die Verpulpung.

Ich habe hier in keinster Weise eine allgemeine Wertung der Genres vorgenommen und halte das auch für grundfalsch. Das ändert aber nichts daran, dass in Bezug auf Relevanz für eine Bewertung realer Zustände und Entwicklungen ein klarer Unterschied zu erkennen ist. Dort, wo das Übernatürliche, wie Blechpirat es z.B. für Vampire und Werwölfe, als Synonym für Teile der menschlichen Psyche steht, wird es sicherlich interessant. Nur passiert das in der Urban Fantasy nur höchst selten. Solche Werke werden üblicherweise dem magischen Realismus oder dem Horror zugerechnet, wobei Unterscheidungen hier vermutlich fließend und teilweise willkürlich getroffen werden.
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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #11 am: 24.11.2015 | 14:18 »
Ich denke das kann man zwar Unterschiedlich betrachten, aber zu mindestens für mich gibt es einen relevanten Unterschied zwischen Cyberpunk und Urban Fantasy, vor allem weil für mich ja schon Shadowrun Urban Fantasy ist und kein Cyberpunk. Es gibt zwar immer mal wieder Urban Fantasy mit einzelnen Elementen die cyberpunkig sind, aber im allgemeinen bin ich da eher Hardliner, ich liebe halt mein nostalgisches Cyberpunk.
Und da ich zu mindestens noch den einen oder anderen kenne der das ähnlich sieht halt ich Cyberpunk weder für Tod, noch Urban Fantasy für den Nachfolger, beides hat für mich seine Berechtigung und seine guten Seiten und keins kann das andere für mich ersetzen.
Das Shadowrun eine unheilige Vermählung der Genres ist, darüber sind wir uns wohl einig... :)


Aber mit Urban Fantasy kann ich die Themen von Cyberpunk abbilden (soweit sie sich nicht bereits erledigt haben, viel ist ja aus Angstvorstellung in die Realität gewandert), umgekehrt nicht. Cyberpunk hat die konkreteren Ängste (Angst vor Polizeigewalt, Angst davor, vom Chef die Kündigung zu kriegen), Urban Fantasy hat die abstrakteren Ängste (Angst vor Gewalt, Angst vor Kontrollverlust). Deshalb ist für mich die Titelthese auch richtig (klar, stammt ja auch von mir). Cyberpunk ist für mich kein eigenes Genre mehr, sondern nur noch ein Skin, den ich über generische Geschichten lege.
« Letzte Änderung: 24.11.2015 | 14:20 von Blechpirat »

Offline Crimson King

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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #12 am: 24.11.2015 | 14:25 »
Ich finde deine Verengung der Themen auf Ängste etwas beängstigend. ;)

Ich kann das weder in der Urban Fantasy noch im Cyberpunk in größerem Maß entdecken. Cyberpunk ist im Wesentlichen vulgärphilosopisch, wie der Großteil der härteren SciFi. Urban Fantasy wird dann psychologisch, wenn es sich eigentlich um Horror handelt. Ob man das dann noch Urban Fantasy nennen will, steht auf einem anderen Blatt.
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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #13 am: 24.11.2015 | 14:53 »
Das war von Blechpirat sicher nicht so gemeint wie Supersöldner das aufgefasst hat.
Wobei die Frage "Ist Transhuman Sci-Fi das neue Cyberpunk?" schon etwas interessanter wäre ... da das Erstere ja schon irgendwie ein Update des Zweiteren darstellt.

Offline Blechpirat

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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #14 am: 24.11.2015 | 14:59 »
Ich finde deine Verengung der Themen auf Ängste etwas beängstigend. ;)


Offline Sethomancer

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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #15 am: 24.11.2015 | 15:03 »
Im Prinzip empfinde ich Cyberpunk auch eher auf der emotionalen Ebene. Die ursprünglichen cyberpunk-Medien, seien es jetzt Romane (Gibson, Sterling, etc...), filme oder halt das Cyberpunk 2020 RPG haben bei mir ein Gefühl ausgelöst, was ich als cyberpunkig beschreibe. Auf dieser emotionalen Ebene entscheide ich für mich was ich als Cyberpunk empfinde oder wahrnehme, weil ich so halt darein "sozialisiert" wurde.
Cyberpunk ist für mich eher ein Stil als ein spezieller Inhalt. natürlich kann man die Inhalte auch mit anderen Mitteln transportieren, dann verliert es aber zumindest für mich das cyberpunkige Gefühl.
Fantasy-Elemente, egal wie urban das Setting ist sind für mein Cyberpunkgefühl schon recht Grenzwertig, daher kann Cyberpunk zu mindestens für mich nicht durch Urban Fantasy ersetzt werden (es fühlt sich halt nicht cyberpunkig an).

Ich denke ein Problem ist das die Thematik teilweise sehr Emotional ist und daher nicht wirklich argumentativ Begründbar. damit meine ich für eine wahren Liebhaber von Erdbeerkuchen wird dieser nicht durch Apfelkuchen zu ersetzen sein, einem generellem Kuchenfreund dürfte der Unterschied nicht groß auffallen (Kuchen ist Kuchen), nur mal so als Beispiel.
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Friedrich Nietzsche

Offline Prisma

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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #16 am: 24.11.2015 | 15:07 »
und ist CP Tod ?

Cyberpunk ist nicht tot. Es wird immer deutlicher war, wir leben darin. Es hat sich langsam in unser Leben geschlichen, noch ohne "Spielzeuge".
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Ucalegon

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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #17 am: 24.11.2015 | 15:20 »
Um mal konkret zu werden: Was Rollenspiele angeht, ist die Lage - auf die letzten 10 Jahre betrachtet - recht eindeutig.

Es gab bis etwa 2010 eine kleine Rückkehr zum Cyberpunk. (Corporation 2006, Misspent Youth 2008, Remember Tomorrow 2010, Interface Zero 2010/14, Technoir 2011, Always/Never/Now (KS!) 2011; wer möchte, kann noch transhumanistische Spiele wie v.a. Eclipse Phase 2009 und evtl. Kuro 2007/12 oder Psi-Punk 2012 (KS!) dazurechnen). Danach folgte erstmal eine Pause. 2015 ist Bleeding Edge erschienen und es laufen Kickstarter für The Sprawl, Vurt und Headspace. Shadowrun habe ich hier als Evergreen mal ausgeblendet.

Zum Inhaltlichen:
Die meisten aufgelisteten Cyberpunk Spiele kommen mir jetzt nicht unangenehm nostalgisch oder komplett aus der Zeit gefallen vor. Ein wirklicher Volltreffer a la "das ist Cyberpunk für 2015" ist allerdings zugegebenermaßen auch nicht dabei. Naja, mal abwarten.

Für Urban Fantasy darf die Aufstellung jemand anderes machen. Da kenne ich mich nicht aus. Dresden Files 2010, Monsterhearts 2012, Monster of the Week 2012, Urban Shadows 2015 fallen mir spontan ein.










« Letzte Änderung: 24.11.2015 | 15:23 von Ucalegon »

Offline Blechpirat

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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #18 am: 24.11.2015 | 15:33 »
Im Prinzip empfinde ich Cyberpunk auch eher auf der emotionalen Ebene. Die ursprünglichen cyberpunk-Medien, seien es jetzt Romane (Gibson, Sterling, etc...), filme oder halt das Cyberpunk 2020 RPG haben bei mir ein Gefühl ausgelöst, was ich als cyberpunkig beschreibe. Auf dieser emotionalen Ebene entscheide ich für mich was ich als Cyberpunk empfinde oder wahrnehme, weil ich so halt darein "sozialisiert" wurde.
Cyberpunk ist für mich eher ein Stil als ein spezieller Inhalt. natürlich kann man die Inhalte auch mit anderen Mitteln transportieren, dann verliert es aber zumindest für mich das cyberpunkige Gefühl.
Fantasy-Elemente, egal wie urban das Setting ist sind für mein Cyberpunkgefühl schon recht Grenzwertig, daher kann Cyberpunk zu mindestens für mich nicht durch Urban Fantasy ersetzt werden (es fühlt sich halt nicht cyberpunkig an).

Ich denke ein Problem ist das die Thematik teilweise sehr Emotional ist und daher nicht wirklich argumentativ Begründbar. damit meine ich für eine wahren Liebhaber von Erdbeerkuchen wird dieser nicht durch Apfelkuchen zu ersetzen sein, einem generellem Kuchenfreund dürfte der Unterschied nicht groß auffallen (Kuchen ist Kuchen), nur mal so als Beispiel.

Das, was du mit "Stil" beschreibst, versuchte ich mit "Skin" zu umschreiben - die Haut, die über das Skelett der Story gezogen wird. Hat es Mirrorshades, ist es Cyberpunk, leuchten dike Augen rot, ist es Urban Fantasy...

Ich würde mich auch als Fan von Cyberpunk bezeichnen, und Gibson ist (noch immer) einer meiner Lieblingsautoren, auch mit seinem aktuellen Büchern. Aber ich finde eben auch, dass Cyberpunk auserzählt ist, so umfangreich neu erfunden werden müsste, dass es ein neues Subgenre begründen würde.

Offline Boba Fett

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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #19 am: 24.11.2015 | 15:42 »
UF ist das neue CP - eine Frage der Perspektive!
Ich finde, es gibt durchaus Berührungspunkte, aber eben auch krasse Unterschiede.

Was mir bei urban Fantasy (nennen wir es mal lieber "modern fantasy") bisher fehlt, sind Fragen zu alternativen Gesellschaft.
Damit befasste sich Cyberpunk ja recht stark - weg von Demokratie, hin zur globalen Konzernherrschaft VS alternative Underground-Societies.
(DAS ist übrigens auch der stärkste Grund, die "Cyberpunk tot?" Frage zu stellen, da diese alternative Fiktion inzwischen stark Realität angenommen hat.)
Am ehesten finde ich da noch was bei Harry Potter, mit der Gesellschaft der Magier und die dier Muggles...
Vielleicht entgeht mir da bei der Fantasy der Moderne ja auch was, weil ich sie kaum konsumiere.
Aber irgendwie sind die meisten UF Medien ein "wir nehme die aktuelle Welt als Setting und quetschen eine unentdeckte Nische ins Bild, wo unsere Kreaturen hausen".
Davon ab, fehlt mir die "style over substance" Komponente und die "right attitude" Notwendigkeit im Urban Fantasy.
Man nehme den Emo Harry Potter mal als Beispiel... Cyberpunk? Noooo way!!!!!  :headbang:

Ganz nebenbei: Gerade William Gibson hatte zu Neuromancer-Zeiten keinen Computer und auch keine Ahnung von Computern, und in den 80ern, war "Computer-Netzwerk" für alle etwas sehr fiktives,
da nur Militär-relevant. Insofern war das damals durch aus eine totale Fiktion.
« Letzte Änderung: 24.11.2015 | 15:49 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline CokeBacon

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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #20 am: 24.11.2015 | 16:34 »
Und (jetzt wirds aber glaube ich Widerspruch ernten) auch Cyberpunk hat das Thema Angst. Angst vor übermächtigen Konzernen, Angst vor Umweltverschmutzung, Angst vor Asien, Angst davor, was die Technik uns an Menschlichkeit nimmt. Beide Genres haben ihre Helden, die diesen Ängsten trotzen. Sie sind nur anders lackiert, und die Ängste aus Urban Fantasy sind universaler.
Sicher haben die beiden Genres das gemeinsam. Cyberpunk ist aber ein Subgenre der Science Fiction, daher kann die Urban Fantasy nur die Themen des Cyberpunk aufgreifen, kann aber nicht wirklich Cyberpunk sein.

Wenn man eine Weile sucht, findet man auch modernere Werke, die man als Cyberpunk klassifizieren könnte, z.B. die schwedische Serie "Real Humans" (2012). Der typische 80er Cyberpunk ist halt nach heutigem Maßstab als Science Fiction tot, weil er unmodern ist.

Offline WeepingElf

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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #21 am: 24.11.2015 | 16:41 »
Cyberpunk ist nicht tot. Es wird immer deutlicher war, wir leben darin. Es hat sich langsam in unser Leben geschlichen, noch ohne "Spielzeuge".

Dass wir "darin leben", mag zwar übertrieben sein, aber wenn ich heutzutage beispielsweise die Neuromancer-Trilogie lese, kann ich mir immer noch gut vorstellen, dass sich diese Geschichte im Wesentlichen so in der 2. Hälfte unseres Jahrhunderts abspielt.  Na gut, ein paar Details stimmen nicht (Leute haben keine Handys und in Restaurants wird geraucht, und die Missverständnisse Gibsons bezüglich Computertechnik sind ja legendär), aber das sind eben Details.  Im Gegensatz dazu erscheinen die Dritte-Weltkriegs-Geschichten jener Zeit heute hoffnungslos überholt, und zu den heute so modischen Zombieseuchen brauche ich wohl gar nichts zu sagen...
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Offline Wisdom-of-Wombats

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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #22 am: 24.11.2015 | 16:55 »
Ja, Urban Fantasy ist das neue Cyberpunk, weil das Genre prinzipiell genauso tot ist wie Cyberpunk. -- Okay, zuspitzende Übertreibung.

Cyberpunk als Gattung ist in der Literatur ziemlich tot, weil so ziemlich alle Dystopien, die Cyberpunk ankreidet, langsam wahr werden (oder wahr geworden sind). Man braucht keine spekulative Fiktion über Dinge zu schreiben, die bereits eintreten bzw. eingetreten sind. Nicht umsonst korrigieren die Rollenspiele gerade alle ihre Zeitlinien, weil die Jahre, die in den 1980ern noch in der Zukunft lagen, inzwischen Vergangenheit sind.

Interessanterweise ist die logische Fortsetzung des Cyberpunks der Transhumanismus, der sich in der Literatur (und im RPG Bereich) breit macht. Statt als reine Dystopie wird der Transhumanismus auch mit optimistischen Elementen besetzt, die wieder mehr Fortschritt durch Technik betonen und nicht alle Technik als Teufelszeug abtun. Sicherlich hat auch der Transhumanismus noch mit Mega-Corporations und einem Industriekomplex zu kämpfen, der Regierungen bestimmen kann. Aber dort werden auch die Effekte einer post-scarcity Ökonomie und Überwindung der Arbeitsgesellschaft angedacht.

Von daher, nein, Urban Fantasy ist nicht das neue Cyperpunk. Urban Fantasy hat aber ähnlich wie der Cyberpunk seinen Zenith überschritten. Urban Fantasy kam in den 1990ern richtig gehend auf, kam in 00er Jahren (oder WC Jahren) im Mainstream an (Twilight, True Blood, Vampire Diaries etc), und jetzt wird sie langsam abgeräumt. Stattdessen gibt es klar zwei neue Trends, die man beobachten kann:

a) Dystopische SF ohne Cyberpunk (Tribute von Panem und Epigonen)
b) Superhelden-Filme, die zur Inszenierung unterschiedlicher Genres genutzt werden (von klassischer Heldengeschichte, über Techno-Thriller, bis hin zu Heistfilmen, Film Noir, Psycho-Thriller etc.)

Im deutschen Rollenspielbereich entsteht hier das Problem der Zugänglichkeit, da Superhelden-RPGs alles andere als beliebt im Land sind. Während in den USA da richtig viele Spiele auf dem Markt sind/waren (Marvel Heroic RP, Mutants & Masterminds, Masks, Worlds in Peril), tut man sich in Deutschland schwer mit dem Genre. Wobei auch Superhelden alltägliche Probleme (Diskriminierung etc) aufbereiten.

Von daher meine zusammengefasste Antwort:
- Transhumanismus ist das neue Cyberpunk.
- Urban Fantasy ist auf dem absteigend Ast.
- Superhelden sind groß im Kommen und die Teenager Jahre des 21. Jahrhunderts gehören ihnen.
Spiele regelmäßig: Dungeons & Dragons 5e (Call of the Netherdeep und eine Homebrew-Kampagne)
Leite regelmäßig: Dungeons & Dragons 5e
Leite manchmal: Cypher System, Dragonbane, Liminal, Old Gods of Appalachia, Star Trek Adventures 2e
Bereite vor: nichts. Ich warte auf Daggerheart und Legend in the Mist

Offline Dark_Tigger

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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #23 am: 24.11.2015 | 17:24 »
Im übrigen sind diese "puren Fiktionen" ja irgendwie entstanden - sie sind kodifizierte Ängste. Vampire sind die Angst vor dem Tod, Werwölfe Angst vor Gewalt, etc. Sie sind Probleme, die vermenschlicht wurden, damit man mit ihren Reden kann. Das ist ein spannender Teil von Urban Fantasy. Wenn du nur die Variante "Twilight" liest, merkste das aber nicht. (PS: Vampire glitzern gar nicht, Crimson King!)
Auch wenn das alles stimmt ist Urban Fantasy nicht das Cyberpunk der Zweitausendzehner.  Sondern ein aufkochen von Themen des inzwischen vorletzten Jahrhunderts.

Vampire, Untote, Werwölfe, irgendwie seltsam unterschwellige* Ängste vor Sexualität, das sind alles Themen der Horrorliteratur des 19 Jhd.

In Cyberpunk geht es meiner Meinung nach eben nicht um Verarbeitung von Ängsten, sondern um die Frage quo vadis? Das seh ich in Urban Fantasy eben nicht.

*auch schwellige und hyperschwellige
Zitat
Noli Timere Messorem
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Offline Jiba

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Re: Urban Fantasy das neue Cyberpunk?
« Antwort #24 am: 24.11.2015 | 17:30 »
[...] und zu den heute so modischen Zombieseuchen brauche ich wohl gar nichts zu sagen...

Doch, da muss man Einiges zu sagen, denn die heute so beliebte Zombie-/Epidemie-Apocalypse geht in moderneren Auskopplungen in der Regel schon in Richtung des Cyberpunk, zumindest was die gesellschaftliche Reflexion angeht: Da werden der ideologische Nihilismus der Wohlstandsgesellschaft, die absolute Technikabhängigkeit und das Zurückfallen in ein prä-industrielles Leben, Entmenschlichung und Entfremdung, sowie der drohende Tod an jeder Ecke, den wir in unserer Gesellschaft überwunden zu haben glauben, thematisiert.

Das würde ich fast schon in die Kategorie

Zitat
a) Dystopische SF ohne Cyberpunk (Tribute von Panem und Epigonen)

stecken wollen, nur eben mit deutlich weniger SciFi-Anteilen. Ich denke die Dystopien sind aufgrund der immer komplexer und unübersichtlicher werdenden politischen Gegebenheiten in unserer Welt und des Nichteinhaltens der Versprechen des Kapitalismus sicher in Zukunft groß im Kommen. "Urban Fantasy" und seine Themen beziehen sich sehr stark auf die emotionale Ebene, sie sind eine Art Innenschau. Ich glaube im Moment gibt es eher wieder einen Trend in Richtung der Bedrohung von Außen (Superhelden, Kriegsfilm-Renaissance, klassische Fantasy) oder sogar der eigenen Gesellschaft als Feind des Einzelnen (Von "Der Große Crash" bis "Panem"). Nur meine Einschätzung.
« Letzte Änderung: 24.11.2015 | 17:38 von Jiba »
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini