Mal kurz meine Meinung zum Spiel, nach dem Lesen.
Erstmal: Die deutsche Version ist über alle Maße erhaben und in praktisch jeder wirklich relevanten Hinsicht besser. Gerade die Aufmachung und die neuen Bilder passen sich 100% ein (und wirken sogar meinem Kritikpunkt unten ein wenig entgegen). Da auch schnell nachgelegt werden soll, ist es imho zumindest im Vergleich zur englischen die definitive Version, Punkt. *-* Krasser Einstand von System Matters. Kaufen!
Zum Spiel an sich: Das Drumherum find ich sehr nett. Also den Dorfkram, die Charaktererschaffung, selbst das Monster- & Zauberrepertoire ... jap, passt gut! Auch die Thematik (zusammen mit den Vorlagen) und die Atmosphäre sind durchweg sympathisch und ein wenig "anders" als es üblich ist. Gefällt!
Allerdings hab ich mich beim Lesen der Regeln ziemlich oft gefragt, warum das Spiel jetzt eigentlich OSR ist und nicht bspw. den D&D5-Regelkern ohne Feats, Skills etc. verwendet, oder irgendein anderes simples und klassisch angehauchtes System aus der Moderne. Dazu muss ich erst einmal sagen, dass ich Sachen wie DCC und LotFP durchaus mag, und zwar gerade auch, weil sie sehr bewusst (und tendenziell "hart") OSR sind. Hier allerdings kommt es mir so vor, als würden gerade die Thematik und die Atmosphäre eher darunter leiden, bzw. als würden umgedreht die OSR-Aspekte unter der Thematik leiden. Ich kann mir bspw. nicht vorstellen, in diesem Setting ernsthaftes Ressourcen-Management mit Fackeln und Geld und so zu betreiben, einfach weil es für mich null zur märchenhaften Atmosphäre passt, die trotz (und wegen) "dunkler" Momente aus den Appendix-Vorlagen und niedrigem Powerlevel immer allgegenwärtig ist, auch in den Vorlagen. Selbst Dungeonkarten zeichnen und harter Charaktertod kommen mir teilweise fehl am Platz vor. Wenn solche Sachen aber fehlen, geht für mich ein großer Reiz der OSR verloren. Ich spiel sowas ja nicht, weil die Regeln von vor 40 Jahren objektiv besser wären, sondern weil diese "Bewegung" einige Sachen bietet, die moderne Spiele zugunsten anderer Prioritäten beiseite schieben, also u.a. hart herausforderungsorientiertes Spiel. Und ich glaube, dass BtW als modernes Spiel besser aufgehoben wäre.
Kurz: Es kommt mir also vor, als wäre Beyond the Wall allem voran deshalb OSR, weil die Autoren OSR mögen, nicht weil es die passendsten Regeln sind. Ist das okay? Sicherlich. Und es ist total verständlich, es deshalb zu mögen. Aber ich werde dann wohl lieber Minimal-D&D5 in dem Setting spielen und vielleicht die eine oder andere Sache übernehmen.
Soll den Hype um das Spiel (und gerade die großartige deutsche Version!
) jetzt nicht schmälern, gerade weil es BtW ganz bestimmt nicht komplett "entschärft" oder so, aber ich war schon etwas verwundert, das das scheinbar niemand so empfunden hat.