Thema: Billigheimer Inc.

[D. M_Athair]

Als Pegasus mit Shadowrun 5 angefangen hat extrem günstige Bücher auf den Markt zu werfen, war das Echo zweigeteilt.
"Preiskampf", "Preisverfall", "Marktflutung", "wovon sollen die Mitarbeiter bei dem Preis leben?" waren Schlaglichter des Diskussion.

Nun sind wir mit den "Billigausgaben" von Earthdawn, DSA5, Savage Worlds ... mit den unschlagbaren Bundle-Preisen von Rolemaster et al. und günstigen regulären Ausgaben von Cthulhu 7 angekommen bei wirklich günstigen Preisen.

Doch: Was hat das für Auswirkungen? Positive? Negative?
Gerade auch vor dem Hintergrund, dass PoD sich als Bezugsquelle für obskuren (und oft inhaltlich sehr wertigen) Kram etabliert hat. Bei ... akzeptablen Preisen. Und außerdem Kickstarter & Co., die für limitiertes Zeug, Gimmicks, ... auch mal alternative Spiele, eine reguläre Quelle geworden sind.

Oder seht ihr die Entwicklung eher als Zeichen der Diversifizierung des Marktes, bei dem "günstig" eine Überlebens-, bzw. Hegemonie-Startegie der Mainstream-Spiele ist?

[Ucalegon]

Oder seht ihr die Entwicklung eher als Zeichen der Diversifizierung des Marktes, bei dem "günstig" eine Überlebens-, bzw. Hegemonie-Startegie der Mainstream-Spiele ist?

Eben dies.

[sangeet]

Pff, schwieriges Thema, ist immer die Frage bei wem was hängen bleibt. Beim Autor oder beim Verlag.

Irgendwie wird das meist auf dem Rücken der Autoren ausgetragen. Am Ende soll man noch dafür Bezahlen, das man Veröffentlicht wird.
Gut - warum ich für ein Buch 60€ bezahlen soll, wo man ein ganzes Brettspiel für Bekommt, finde ich stellenweise schon etwas Fraglich. Otto kann auch einen Farbigen Katalog verschenken.

 Ihr Nettopreis    64.261,41 €
MwSt.  (19 %)    12.209,67 €
Ihr Bruttopreis
   76.471,08 €

Das war für eine 20.000 Auflage , eines bunten Kataloges mit 400 Seiten...

3,8 Pro Katalog. 135 Gramm Papier. (Normales Druckerpapier wäre noch bei 80 gramm, was das ganze noch verbilligen würde. Wenn ich mir die 40 Gramm seite von Pathfinder anschaue, wird es noch günstiger, wobei das schon sehr gutes dünnes Papier ist, da ist evtl noch Plastik mit drin ?)

Das ist natürlich erst mal kein Gebundenes Buch. Aber sagen wir mal, das Erhöht den Preis noch um 2€.

20.000 ist für Shadowrun & Co evtl drin, bei Earthdawn vllt 2 - 5k Auflage. Das macht dann 4,8 € für einen bunten Katalog. (Auch 135 gramm.)

Wenn man dann also 20€ will für so ein Buch, bleibt noch 50%, vermutlich weniger für den Verlag. Die Frage ist dann was geht noch für Logistik drauf, d.h. wer bezahlt den Versand, normalerweise der Händler, ab einer Summe X.

Wenn der Verlag und der Händler noch was Verdienen will, und der Logistiker, dann wird das verdammt Eng, bis lohnt sich kaum noch.

Der Punkt ist natürlich, das man bei Earthdawn oder Shadowrun 5, hier alten content verwurstet. Paar neue Regeln, die alles inkompatibel machen, und man kann viel Text nochmal verkaufen, den man schon
in 4 Editionen vorher geliefert hat. Da muss man das Rad nicht neu Erfinden, sondern hat einen Text Editor, und macht suchen und ersetzen bei den Relevanten Dokumenten.

Ist bei Earthdawn das gleiche, alter Content, paar Regel Updates, über die man sich dann streiten kann ob das das Spiel schneller macht.
Bei Shadowrun das gleiche. Das System ist mittlerweile ein Monster für sich. Ganze Bücher über coole Wummen? Wenn ich mir die Amazon Seite anschaue, dann gibts sogar noch das coole Wummen Karten Spiel für das System.

Ich finde nicht, das man das Vergleichen darf mit Systemen die Wirklich was neues Liefern. Neue Spielwelten und Regeln, und da ist auch ein anderer Preis gerechtfertigt. Spli Mo (Auch wenn ich es nicht mag, ist was neues, mit neuen Regeln /Welten /Ideen.)
Kostet auch 40€, ist aber gerechtfertigt, finde ich, da man hier auch mehr geleistet hat, als nur einen Versionsupdate.

Summa Sumarum: viel bleibt bei RPG Verlagen nicht hängen, da die Auflagenzahl so niedrig ist. Sieht natürlich anders aus für PDF´s für 20€. Kosten => Nur die Inhaltliche Produktion, und bliebiges Geld scheffeln, solange es noch ehrliche Käufer gibt. (Gut Web shops , und Server kosten auch, aber im Vergleich zur Papier Produktion, ist das deutlich erschwinglicher.)

Das Billig zu einer Abwärtsspirale führt ist auch mittlerweile hoffentlich jedem Klar. Sieht man an jedem 1 € Shop in der city.

[Mustafa ben Ali]

Ich bin immer wieder begeistert, was für Auflagenzahlen immer genannt werden.

Hier
http://www.ulisses-spiele.de/neuigkeiten/2015-09-27-ulissescast-3/
Und hier zu Pathfinder
https://www.die-dorp.de/index.php/dorpcast/1887-dorpcast-episode-35-fuer-eine-handvoll-themen-kaffeeklatsch-runde-2

Ich schätze, dass Earthdawn eine geringere Auflage hat, als Pathfinder.

[angband]

Irgendwo müssen, bzw. sollten die Verlage schon wissen was sie tun. Im Gegensatz zu uns Forumusern, die wir uns mit Spekulationen, Indizien und Kaffeesatzleserei beschränken müssen, haben die Verlage konkrete Zahlen und können damit kalkulieren. Der Kunde kann sich vielleicht einfach mal freuen. Dass genug Profit übrig bleibt, darum müssen sich die Geschäftsleute schon selbst kümmern.

[Deltacow]

Die Preise von SR5 habe ich mitbekommen, Earthdawn und DSA5 findet sich bei bei mir am Schirm noch immer auf 40-50€? Oder wovon sprecht ihr?

Zum Teil, v.a. SR5 + Earthdawn4 sind das recylcelte Editionen; besser kann ich es nicht ausdrücken. Viel Inhalt war bereits da. Also kein "gänzlich neues" Produkt. Teilweise nicht mal ein "halbwegs neues" Produkt.

Ich vergleich das jz mal einfach mit dem Remake von DeGenesis. Da habe ich das Gefühl bei der "neuen" Edition wirklich neue, separate Arbeit in der Hand zu halten. Bei SR5 oder Earthdawn habe ich das Gefühl durchaus für eine bessere Errata zu zahlen. Klingt jetzt aber gemeiner und unfairer als ich es will, weil ich beides gekauft habe und weiter kaufen werde. Schon allein aus dem Gedanken heraus, dass ich die Arbeit der Autoren dieser Szene ganz grundsätzlich würdige.

[YY]

Otto kann auch einen Farbigen Katalog verschenken.

In dem dann lauter Sachen zum Bestellen drinstehen, die das Geld für den Katalog in Nullzeit wieder reinholen.
Das ist doch eine leicht andere Baustelle als ein GRW.

Bei SR5 oder Earthdawn habe ich das Gefühl durchaus für eine bessere Errata zu zahlen. Klingt jetzt aber gemeiner und unfairer als ich es will, weil ich beides gekauft habe und weiter kaufen werde. Schon allein aus dem Gedanken heraus, dass ich die Arbeit der Autoren dieser Szene ganz grundsätzlich würdige.

Grad für SR5 muss ich sagen, dass da von amerikanischer Seite so viel Murks kommt, dass mir mittlerweile geschenkt noch zu teuer wäre.
Zumal die englischen Regelwerke zum "gewohnten" Preis verkauft werden und nicht zu den deutschen Kampfpreisen.


Wo Splittermond schon genannt wurde:
Da merkt man, dass gerade regelseitig sehr ordentlich gearbeitet wurde. Für eine Erstausgabe ist das Regelwerk so gut wie fehlerfrei und das was man nach einigem Suchen findet, sind Kleinigkeiten.

Das ist mir dann das Geld allemal wert.

Blöderweise funktioniert es andersrum nicht: Ich kann einem x-beliebigen Autor nicht einfach mehr Geld anbieten oder gar direkt mehr hinlegen und dann werden die Bücher automatisch besser

Die Preise sind von der inhaltlichen Qualität absolut entkoppelt - was man positiv oder negativ sehen kann.

[Der Nârr]

@mezzimuh: Es gibt für DSA5 und Earthdawn 4 besondere Softcover-Ausgaben, die günstiger sind.

Und ja, ich finde die niedrigen Preise gut. Aus meiner Sicht ist das eine längst fällige Preiskorrektur. Für mich ist deutlich sichtbar, dass manche Rollenspiele auch rein preislich andere Klientel ansprechen. Bei Savage Worlds oder Old-School-D&D ist man halt viel billiger dabei als bei DSA. DSA könnte ich mir schlicht gar nicht leisten (also mit Quellenband-Kauf), selbst wenn ich wollte. Soviel Geld habe ich für Rollenspiel nicht über.

[Archoangel]

Die Frage ist doch eher: wie viele Rollos findest du, die bereit sind 80€+ für das neue GRW ihres Spiels zu zahlen ... vermutlich sehr sehr wenige; die sagen dann: "Och nö, dann bleibe ich eben bei der alten Edition - da hab`ich eh schon alle Bücher." Wir sind eben mittlerweile auch in einem zeitalter angekommen, da du dein liebstes Hobby mit Tonnen von material älteren Datums durchspielen kannst. Wenn ich mir meine Sammlung an BECMI-D&D, AD&D und 2nd Edition Module durchsehe und von einem wöchentlichen Spieltermin von 8h Dauer ausgehe ... tjo ... dann langen die Module sicher über meinen Tod hinaus.

Wenn du allerings als Verlag vom verkauf aktueller Ausgaben lebst, dann must du diese in einem Preissegment vertreiben, dass auch Leute die eigentlich schon alles haben was sie jemals brauchen könnten werden kaufen. Will sagen: für 40,60,80€ würde ich mir das GRW einer neuen Edition niemals kaufen - ich hab auch so noch genügend Material rumliegen ... für 20-30 überlege ich es mir dann doch. und wenn mir das Teil dann gefällt werde ich sicher auch noch mehr neue Bücher kaufen, denn: zum konvertieren ist mir mittlerweile die Zeit zu kostbar. Und auch für neukunden gilt: warum sollte ich für ein analoges Buch mehr bezahlen als für ein gaioles neues PC-Spiel (vor allem da meine Freunde eh kaum Zeit haben um dieses Rollendingsbums regelmäßig spielen zu können). Wenn ich aber nun ein Rollendingsbums für den Bruchteil des Preises eines Games bekomme ... dann klingt das Versprechen von "endlosen Abenteuern" auf einmal verführerisch genug.

[YY]

Das sind mMn deutlich verschiedene Zielgruppen.

Sammler, die Sachen nicht "brauchen" und trotzdem teuer kaufen, gibt es genug - dafür muss das Ding dann aber auch entsprechend gestaltet sein und was bieten.
Gut aufgezogene Limited Editions gehen doch z.B. weg wie nichts, habe ich den Eindruck.


Und grad PC-Spiele bekommt man mit etwas Geduld terabyteweise nachgeschmissen - da kannst du auch mit 20 € für Printprodukte nicht gegen anstinken.
Muss man aber auch gar nicht, weil der Vergleich mMn keinen Sinn ergibt.

[Archoangel]

Die Konkurrenz der Rollenspiele ist aber nunmal heutzutage eine völlig andere als vor 30 Jahren. oder denkst du DSA1 hätte sich 100.000+ mal verkauft (damals) und heute DSA5 nur (geschätzt) 10.000 mal weil Dienstag ist.

[Lysander]

Die Anfangszahlen habe ich nicht verstanden. Ich hab nur mal gerechnet das mich ein pdf als Fotobuch soviel wie das Original gekostet hätte....
Wenn die Tendenz jedenfalls zu Quantitaet geht ist das nicht schoen. 
Ja, so versucht man über viel Günstiges letztlich mehr Kohle zu machen.

[Der Rote Baron]

Ich besitze Shadowrun 5 als Normalausgabe und als Taschenbuchausgabe, zudem den SL-Schirm, die "Retro"-Ausgabe des Settings (2050) und Kreuzfeuer - letzteres, weil ein Freund mir es schenkte (wir tauschen Dubletten).
Ich spiele SR 5 nicht einmal!

Warum habe ich es gekauft? Weil ich blöd bin? Ja. Auch.
Aber auch, weil ich es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren konnte, bei dem Preis ein solches Buch (besser: solche Bücher) NICHT zu kaufen. Hätt eich nir nie verziehen. NIE!

Das heißt nun aber nicht, dass ich generell der Ansicht bin, dass gute (Rollenspiel-)Bücher zu solchen Preisne rausgehauen gehören. Nö, zahle gutes Geld für gute Spiele.
Aber meine Bereitschaft, auch Spiele zu kaufen, die etwas weiter weg von meinen Kerninteressen liegen (SW, Cthulhu, DCC, RQ, Old School-Krams), wird dadurch enorm erhöht.

[Lysander]

Ich hab schon gern am Preis gemaeckelt. Zb beim fruehen DSA war schon wenig drinn in den Boxen. Aber viel Labertexte wie bei DSA spaeter  manchmal im Regelwerk braucht es auch nicht. "Enzyklopedia Aventurika " ( 90ger)waren aber nur zb  zwei richtig prall mit Infos gefuellte Setting-Hefte.
Die AD&D - Sachen sind da auch oft positiv. MERS freute mich mit manchen neuen Details  zur Welt.....
Ist komischerweise in USA scheinbar teurer als Hier.