12. Sitzung (11h), Teil 1
Während die beiden Elfen und Lialin im Wald damit beschäftigt waren, mit Hilfe eines Humusgeistes die Komponenten für das Zorganpockenheilmittel Xordai zu beschaffen, wurde den restlichen Helden schnell klar, in welch schlimmer Lage sie sich befanden: Es mangelte an Brennholz, Nahrungsmitteln, Kleidung, Decken und vor allem Medizin. Die Helden suchten nach Lösungen für diese Probleme, Phileasson und der Rest der Mannschaft ging derweilen Barraculus zur Hand.
Nach einiger Zeit kam TiaLi zu der Überzeugung, dass sie die Hilfe der Geister brauchte. Also setzte sie sich ans Feuer, versenkte sich in ihrer Meditation und wagte schließlich den Blick ins Geistreich. Der Wind, das leise Wehklagen aus dem Krankenlager, das knallende Geräusch einer Axt auf Holz – all das verblasste, nur das Knistern des Feuers war noch zu hören. Ihr gegenüber saß eine geisterhafte Gestalt. Eine alte Frau mit langen weißen Haaren, dünn und klein, das Gesicht vom Wetter gegerbt, in einfache nivesische Kleidung gehüllt. Sie stellte sich ihr als Roika vor, die Schamanin der Sairan-Hokke. Im Gespräch mit ihr erfuhr TiaLi, dass Roika erst dann Ruhe finden würde, wenn sie TiaLi bei der Rettung der Sairan-Hokke zur Hand ginge. Offenbar war nicht nur TiaLi der Meinung, dass Roika einen Fehler gemacht hatte, indem sie Nirka gerettet hatte.
Roika offenbarte TiaLi, dass die Sairan-Hokke ohne die Hilfe der Himmelswölfe verloren wären. Es sei daher ihre Aufgabe, zusammen mit all ihren Gefährten in die Geisterwelt zu reisen und den Himmelswölfen zu beweisen, dass sie ihrer Hilfe würdig wären. Sie schilderte TiaLi ein Ritual, mit dem sie alle die Reise antreten könnten. Doch sie warnte TiaLi auch vor den Gefahren: Es könnte äußerst gefährlich für die Gruppe werden – sowohl auf der Reise, als auch in der Geisterwelt selbst. Mit einigen Schwierigkeiten kehrte TiaLi schließlich ins Diesseits zurück.
Als sie alle um das Feuer versammelt waren, teilte TiaLi ihren Gefährten ihren Plan mit. Alle stimmten recht schnell zu – bis auf Lorion. Durch Gespräche mit TiaLi hatte er erfahren, dass man bei der Reise in die Geisterwelt sich in sein Seelentier verwandeln würde. Da er aber noch immer auf der Suche nach seinem Seelentier war und es nicht auf diese Weise erkennen wollte, verweigerte er sich der Teilnahme an dem Ritual.
In der Zwischenzeit kochten Lialin, Dimeus und Lavandiel aus den vom Humusgeist bereitgestellten Zutaten einen Absud. Die Prozedur war kompliziert und langwierig – und leider nicht von Erfolg gekrönt. Nach acht Stunden Arbeit mussten die drei erkennen, dass der Absud unbrauchbar war. Das überzeugte sie endgültig, dass allein der Ausflug in die Geisterwelt den Nivesen jetzt noch helfen konnte.
AnmerkungenÜber einen Monat habe ich es vor mir hergeschoben, das Abenteuer weiter vorzubereiten. Ich war mittlerweile an einem Punkt angekommen, an dem ich eine mentale Blockade hatte – jedesmal, wenn ich das Abenteuer in die Hand nahm, um mir ein paar Gedanken zu machen, ergriff mich das kalte Grauen und ich legte es sofort wieder weg. So kam es also, dass ich wieder mal einen Tag vor der Sitzung an meinem Schreibtisch saß und mir verzweifelt überlegen musste, was ich bloß tun sollte. Dieses Abenteuer hat mich echt geschafft.
Eine Möglichkeit, die magische Bereitstellung von Xordai-Absud, hatten die Helden schon bei der letzten Sitzung in Angriff genommen. Ich war allerdings heilfroh, dass die Herstellung des Absudes scheiterte, denn dann wäre die Seuche viel zu einfach zu heilen gewesen.
TiaLi spielt in diesem Abenteuer eine sehr gewichtige Rolle, deshalb war mir klar, dass nur sie den Lösungsweg entdecken kann. Der Blick ins Geisterreich war hier Gold wert. Ich habe in dem Moment die anderen Spieler kurz nach draußen geschickt und mit TiaLis Spieler kurz besprochen, wie der Ausflug in die Geisterwelt ablaufen soll und dass es sehr gefährlich wird. Immer wieder kamen wir darauf zu sprechen, warum Roika Nirka geheilt hat und nicht Kuljuk. Das scheint nach Überzeugung von TiaLis Spieler ein extrem unstimmiges Verhalten von Kuljuk und Roika gewesen zu sein.
Leider kam es wieder zu einer sehr unschönen Szene mit Lorions Spieler. Ingame ist es zwar nachvollziehbar, dass sein Elf jetzt noch nicht sein Seelentier erfahren will, vor allem nicht auf diese Weise. Outgame bedeutete es aber, dass der Spieler den Rest der Sitzung (ca. 6 Stunden) nichts mehr zu tun hatte und nur noch rumsaß und in seinem Roman schmökerte. Wir waren einhellig der Meinung, dass er es hier übertrieben hatte, denn sowohl ingame als auch outgame hatten seine Gefährten ihn mehrfach darauf hingewiesen, dass er sich auch einfach für ein bestimmtes Tier entscheiden könne, das nicht unbedingt sein Seelentier sein müsste. Sehr ärgerlich, weil es schon öfter vorgekommen ist, dass dieser Spieler sich aus der Gruppe ausklinkt.
Man sollte als Spielleiter übrigens zwei Dinge direkt bei Ankunft bei den Sairan-Hokke klarstellen: Erstens, dass in der Nähe Goblins, Elfen und Nivesen zu finden sind; zweitens, dass die Situation wirklich gravierend schlecht ist und die Helden allein es nicht schaffen werden, die Nivesen zu retten, weil Nahrung, Brennholz und Medizin fehlen. Hier sollte man sicherstellen, dass die Helden mit mindestens einer Partei verhandeln und Waffen, Werkzeuge oder sonstige nicht herstellbaren Waren eintauschen. Das ist wichtig, um später die Reise ins Bornland glaubwürdig zu machen. Denn es ist nur sinnvoll für die Sairan-Hokke den weiten und gefährlichen Weg ins Bornland auf sich zu nehmen und dort gute Preise für ihre Karene zu erzielen, wenn sie viele Dinge ersetzen müssen. Wenn sie nur ein paar Felle und Schmuck oder sowas verloren haben, lohnt es sich nicht, dafür so einen Aufwand zu betreiben. Sie müssen durch die Seuche in ihrer Existenz bedroht werden, was ihre Ressourcen angeht. Das lässt sich nur durch Verlust von Waffen, Werkzeug und anderen wichtigen Waren realisieren.
Für die Herstellung des Xordai-Absuds gab es leider keine Angabe über die Zubereitungsdauer, darum habe ich einfach acht Stunden angesetzt. Ich weiß nicht, ob es regelkonform war den ganzen Absud aufgrund der vergeigten Probe verkommen zu lassen, aber in SRD und ZooBot habe ich keine Regeln dazu gefunden. Natürlich hätte ich mich im Vorfeld schon mal drüber informieren können, aber … keine Lust. Dieses Abenteuer ist keinen Aufwand mehr wert.
Am Tag vor der Sitzung ist mir zum Glück ein Geistesblitz gekommen: Die Reise in die Geisterwelt, wo die Helden die Himmelswölfe um Hilfe bitten. Auf diese Weise kann die nivesische Kultur näher beleuchtet werden, die Helden haben Einfluss auf den Ausgang der Seuche, es bleibt einigermaßen glaubhaft, weshalb die Helden es schaffen die Nivesen zu retten (oder auch nicht ) und wir können uns die ganze Würfelei mit den HKK-Proben sparen. Innerhalb von zwei oder drei Stunden habe ich das Konzept entworfen und mit Hilfe der Wiki-Aventurica und MGS kurz die Aspekte der Himmelswölfe recherchiert. Den Rest habe ich dann einfach improvisiert, aber darauf gehe ich später noch einmal ein.
15. und 16. Phex 1007, Bei den Sairan-Hokke Am nächsten Morgen begannen die Helden bis auf Lorion mit den Vorbereitungen. Auf TiaLis Geheiß machten sie sich daran, ein Loch zu graben, in dem sie alle sitzend Platz fänden. Da der Boden gefroren war, dauerte diese Arbeit zwei Tage. In der Zwischenzeit beschaffte Lorion einige Kräuter aus dem Wald für das Ritual; den Rest der Zeit schlachtete er einige Karene, um genügend
Essen für die Nivesen bereit zu stellen. Inzwischen zeigten sich bei Lialin erste Anzeichen der Krankheit, an der in der Nacht sechs Nivesen gestorben waren. Noch war sie jedoch bei Kräften und half ihren Gefährten dabei, das Loch auszuheben.
AnmerkungenLialins Krankheit wurde sehr auf die leichte Schulter genommen. Im Grunde interessierte sich keiner der Gefährten für sie.
17. Phex 1007Das Loch war fertig ausgehoben und wurde nun für das Ritual hergerichtet. Felle wurden auf dem Boden ausgelegt, TiaLi befestigte verschiedene Fetische und Talismane an den Wänden. Die anderen Helden besorgten Äste und Zweige, mit denen sie das Loch abdeckten. Schließlich wurde ein Feuer aufgeschichtet. Den Rest des Tages verbrachte TiaLi damit, sich auf den Ritualplatz einzustimmen.
Mittlerweile war die Krankheit bei Lialin ausgebrochen. Sie wurde von Fieber und Übelkeit geplagt und konnte sich kaum bewegen. Zum Glück fand der Doktor Zeit, sich um sie zu kümmern, denn ihre Gefährten waren zu sehr mit der Herrichtung der Rauchhütte beschäftigt.
AnmerkungenDie Zorganpocken sind im Grunde genommen harmlos, wenn man einen halbwegs kompetenten Heiler hat und sich ausruhen kann. Die Eigenschaftseinbußen sind allerdings extrem lästig und gerade das Absinken der LE-Basis ist fies. Dazu später mehr …
Ich war verärgert, dass keiner der anderen Helden sich ernsthaft um Lialin kümmerte. Sehr unkameradschaftliches Verhalten. Vielleicht hatten die Spieler auch einfach keine Lust darauf.
Aus dem Grund habe ich auf weitere Ansteckungswürfe verzichtet. Mehrere Spieler mit der Kranheit zu infizieren hätte mich wohl in den Wahnsinn getrieben.
18. Phex 1007Schließlich war es an der Zeit, den Weg in die Geisterwelt anzutreten. TiaLi malte allen Helden Liskas Auge auf die Stirn und schärfte ihnen ein, sich auf ein bestimmtes Tier zu konzentrieren, das ihrem Wesen nahe sei – es würde ihnen helfen, in der Geisterwelt zurechtzukommen. Dann wurde das Feuer im Loch entzündet und die Helden, Phileasson, Nirka und Crottet nahmen rundherum Platz. Es war so eng, dass sie Schulter an Schulter, Knie an Knie saßen.
TiaLi warf die von Lorion besorgten Kräuter in die Flammen. Sofort stieg beißender Rauch auf, der den Helden in der Kehle brannte. Sie starrten in die Flammen und ließen ihre Gedanken schweifen. Ihre Augen tränten und die Sicht wurde immer schlechter. Sie röchelten und keuchten, doch keiner verließ die Rauchhütte. Nach einiger Zeit kam es ihnen so vor, als würde der Raum größer werden. Sie saßen zwar alle dicht beieinander, doch sie hatten das Gefühl, als müssten sie ihre Arme weit ausstrecken, um sich gegenseitig zu berühren. Der Rauch verwirrte ihre Geister. Der Raum schien jetzt immer größer und dunkler zu werden – bis auf ein kleines Rinnsal Licht, das aus der Mitte der Decke kam. Seltsame Gestalten huschten durch den dichten Qualm. Dann sahen sie eine Gestalt, die aus der Öffnung in der Decke zu ihnen hinabstieg.
AnmerkungenBei diesem Ritual habe ich mich schamlos bei Stephen Kings ES bedient. Ich habe mir sehr viel Zeit genommen, um die Szene zu beschreiben, und die musikalische Untermalung hat da mMn super geholfen (Conan der Barbar – The Witch) – monotones Trommeln und knisternde Flammen als Soundeffekt. Die Helden mussten sieben Selbstbeherrschungsproben überstehen, die bei 0 anfingen und dann jeweils um 2 Punkte erschwert wurden, bis zu +12. Bei Fehlschlag erlitten sie 1W6 (bis 10 Punkte drüber), 1W6 (zwei W6 werfen und den höheren nehmen, bis 20 Punkte drüber) oder 2W6 SP (3W6 werfen und die beiden höchsten nehmen) durch den Rauch. Gerade für Lialin eine sehr gefährliche Angelegenheit...
Plötzlich standen sie in einer weiten Steppe. Kniehohes Gras, hier und da ein paar Bäume und ein ewig weiter Blick. Vor ihnen stand Roika, die sie begrüßte und ihnen erklärte, dass sie die Helden auf ihrer Reise durch die Geisterwelt begleiten und führen würde. Die Helden betrachteten einander überrascht, denn jeder von ihnen war zugleich in seiner normalen Gestalt wie auch in einer Tierform anwesend: TiaLi, Crottet, Nirka und Lavandiel hatten sich in große Wölfe verwandelt, Lialin in eine Katze, Phileasson in einen Seeadler, Dimeus in einen Falken und Firunjar in einen … zwei Schritt großen Drachen.
Die geflügelten Helden nutzten sofort die Gelegenheit, um in die Lüfte zu steigen und herumzufliegen. Doch dann sahen sie aus den Augenwinkeln schattenhafte Gestalten durch den Himmel huschen und Roika ermahnte sie: Das hier war kein Ort zum Spielen.
AnmerkungenBei der Beschreibung der Geisterwelt habe ich mir keine große Mühe gegeben, denn sie ist im Grunde genommen unspektakulär – einfach eine endlose Steppe. Roika begleitete die Helden, damit ich ihnen auf die Sprünge helfen konnte, wenn sie was nicht verstanden. Außerdem konnte ich die Helden so im Zaum halten und schelten, was oft vorkam, denn gerade Lavandiels Spieler hat das Prinzip oder Ziel der Reise nicht verstanden und war etwas überfordert. Zu ihm habe ich dann oft gesagt: „Du hast es immer noch nicht verstanden, Kind...“. Herrlich!
Die Szene drohte gerade zu Beginn ins Lächerliche abzugleiten, deshalb die harten Worte von Roika und die Schattenwesen am Rande. Ursprünglich wollte Lavandiel auch nicht als Wolf, sondern als „Landwal“ erscheinen, was auch immer das sein sollte. Das hat mich genervt, aber zum Glück haben die Spieler später auf solche Späße verzichtet.
Die Helden diskutierten, wie sie mit den Himmelswölfen Kontakt aufnehmen sollten und wo sie sie suchen sollten. Lavandiel sah einen Regenbogen und schlug vor, dorthin zu gehen. Sie machten sich auf den Weg und standen mit einem Mal sie vor einem Höhleneingang, bei dem der Regenbogen zu enden schien. In der Höhle fanden sie eine Wolfsmutter mit einem Dutzend Welpen, die an ihren Zitzen hingen und saugten. Einer der Welpen näherte sich TiaLi und versuchte bei ihr zu saugen. Schnell wurde den Helden klar, welchen Himmelswolf sie an diesem Ort um Hilfe bitten konnten: Grispelz, die Göttin der Fruchtbarkeit. Offenbar sollte TiaLi im Gegenzug für Grispelz' Hilfe ein Kind in die Welt setzen! Doch dazu konnte sie sich nicht durchringen – zu viel hielt sie davon ab. Die Welpen fingen an zu knurren und kurz darauf befanden sich die Helden wieder in der weiten Steppe.
AnmerkungenHierauf habe ich mich sehr gefreut. Diese „Prüfung“ war überhaupt der Ausschlaggeber für mich, die Geisterwelt als Lösung zu implementieren. Diese Art der Aufgabe gefiel mir auch viel besser als eine Herausforderung, die sich durch Würfeln lösen lässt. Alle Prüfungen waren letztlich Herausforderungen an die charakterliche Entwicklung der Helden, keine gamistischen Prüfungen. Schade, dass TiaLis Spieler sich nicht darauf eingelassen hat. Er hat es ingame allerdings sehr gut begründet, es lag also nicht an der prinzipiellen Ablehnung aus der Spielerposition.
Sie hielten weiter Ausschau nach markanten Landmarken und fanden alsbald eine Felsnadel, auf die sie kletterten. Oben angekommen schauten sie ins weite Land. Mit einem Mal wurde es dunkel, Nebel zog auf und am Himmel waren die Sterne zu sehen, die den Nebel in ein silbriges Schimmern hüllte. Es sah aus, als stünden sie inmitten eines endlos weiten Meeres. Dieser Ort musste Gorfangs Herrschaftssitz sein, von dem aus er alles überblickte, Gorfang der Herrscher und Rächer. Doch was sollten sie nun tun? Nach einiger Zeit trat Dimeus vor an den Rand der Felsspitze, gelobte feierlich Rache an Raskir, Beorns niederträchtigem Magierfreund, zu nehmen und sprang in den Nebel. Lialin schwor ebenfalls Rache an Raskir und an Beorn und tat es Dimeus gleich. Firunjar gelobte die Leitung über die Gruppe zu übernehmen und sprang. Lavandiel schwor den Weg bis zum Ende zu gehen und folgte ihm. TiaLi überwand ihre Höhenangst und sprang nach einem stillen Gebet ebenfalls hinunter, dicht gefolgt von Nirka. Nur Crottet und Phileasson mussten lange mit sich kämpfen, dann sprangen auch sie.
AnmerkungenKeine besonders schwere Herausforderung, da die Helden ja Phileasson schon einen ähnlichen Schwur geleistet haben. Mir war es aber wichtig, noch einmal sicher dafür zu sorgen, dass die Helden den Karenzug ins Bornland später begleiten. Phileasson ist hier mein Ass im Ärmel, denn da er zuletzt gesprungen ist, wissen die Helden nicht, was er Gorfang gelobt hat. Hier habe ich also Spielraum und ein Druckmittel. Es war übrigens bezeichnend, dass er bei der Mutprobe vor dem Sprung eine 19, Crottet sogar eine 20 gewürfelt hatte.
Sie standen wieder in der weiten Steppe, unsicher, ob Gorfang sie erhört hatte. Sie wussten nicht, wie sie weiter vorgehen sollten, da fanden sie sich auf einmal in einem dichten Wald wieder. Sie sahen einen rötlichen Schimmer zwischen den Bäumen hindurchhuschen. Lavandiel versteckte sich schnell, doch so sehr sie sich auch bemühte, sie hörte immer ein Knurren – hinter sich. Firunjar fand ein paar Spuren, die sie an einen kleinen Bachlauf führten. Auf der anderen Seite standen einige Gestalten; so still und regungslos, dass sie wie Statuen aussahen. Die Helden sahen TiaLi, Crottet, Nirka, Kuljuk, Roika, drei der unheimlichen Wesen aus den Tiefen des Himmelsturms und drei geisterhafte Schattenwesen, von denen ein ekelhafter Gestank ausging. Die Gestalten standen im Kreis um zwei Nivesen, die tot am Boden lagen. Die Helden rätselten sehr lange, was ihnen diese Erscheinung sagen sollte. Mehrere von ihnen versuchten über den Bach zu springen, doch niemand schaffte es, denn sie landeten immer wieder auf ihrer Seite. Schließlich kamen sie ins Grübeln: Alle Gestalten hatten vermutlich mit der Seuche zu tun. Konnte es sein, dass sie den Schuldigen finden sollten? Aber trugen nicht alle in gewisser Weise Schuld, einer mehr, der andere weniger? Nach lagner Überlegungszeit kamen sie zu einer Lösung, als sie einen Wolf mit einem rötlichen Schwanz aus dem Wald treten sahen. Er sprach zu ihnen und fragte sie nach der Lösung für sein Rätsel. Sie nannten ihm der Reihe nach, wer unschuldig sei und wer Schuld trage, angefangen von wenig hin zu viel Schuld: Nirka, Crottet, TiaLi, Kuljuk, Roika, die Geisterwesen, die Wesen aus dem Himmelsturm. Der Wolf grinste sie an und sprach: „Wohlüberlegt. Meinem Vater hättet ihr dadurch gefallen. Aber die Anwort auf mein Rätsel lautet: Es ist gleichgültig – jetzt geht es nur darum, der Sippe zu helfen, nicht Zeit damit zu verschwenden bei der Frage danach, wer schuldig ist...“ Mit diesen Worten verschwand der Wolf und ließ die Helden frustriert zurück. „Rotschweif“, sagte TiaLi, „der Schlaue. Kein Wunder, dass wir ihn nicht überlisten konnten.“
AnmerkungenHier habe ich mich bei „Silent Hill – Shattered Memories“ bedient; in diesem Spiel erzählt ein Psychiater dem Spieler eine Geschichte, in der eine junge Frau stirbt, und fordert ihn dann auf zu bestimmen, welcher Grad der Schuld die einzelnen Beteiligten trifft. Auf diese Weise konnten die Helden auch noch einmal rekapitulieren, wer für die Seuche verantwortlich ist. Aber Rotschweif wäre nicht der schlaue Gott, wenn das die Lösung für das Rätsel wäre. Darum der Twist. Meine Spieler fühlten sich getrollt.
Kurz darauf standen die Helden auf einer Lichtung, die in Mondschein getaucht war. Zwei Wölfe umkreisten einander und schmiegten sich aneinander – das musste der Ort sein, um die Gunst von Rangild und Rissa, den beiden Liebenden, zu erlangen. Doch was sollten die Helden ihnen anbieten? Firunjar dachte offen darüber nach, den Traviabund mit Lenya einzugehen, doch würde das die Himmelswölfe gütig stimmen? Es kam die Überlegung auf, Phileasson mit Lialin zu verkuppeln, genauso wie Crottet mit Nirka oder Lavandiel. Doch letztendlich fanden die Helden keine Lösung und mussten von dannen ziehen.
AnmerkungenDie schwierigste Prüfung, für die mir selbst keine Lösung eingefallen ist. So langsam machte sich dann auch Verzweiflung bei den Spielern breit, weil sie bisher nur Gorfangs Prüfung eventuell bestanden hatten – sie selbst waren da nicht so sicher.