Gibt's hier schon neue Erkenntnisse?
Ich bin aus der Versenkung zurück und berichte - allerdings habe ich bisher nur die ersten 50 Seiten gelesen, die den Anfang der Settingbeschreibung bilden.
Da ist der Eindruck schon mal sehr gut: Die Informationen sind gut sortiert, wobei man am Anfang durchaus mit vielen Fragen dasteht, die aber alle beizeiten beantwortet werden. Die Gesellschaft der 4th Population (also die Menschen und alle Aliens, die gegenwärtig in unserer Ecke der Milchstraße Zivilisation betreiben) ist ziemlich glaubwürdig aus den technischen Gegebenheiten abgeleitet: Überlichtkommunikation gibt es beispielsweise nur über den mit verschränkten Teilchen arbeitenden Ansible; die verschränkten Teilchen müssen wiederum auf Schiffen transportiert werden und fungieren in den Randbereichen auch praktisch als Währung. Mit Überlichtantrieben in die "Gravity Shore" eines Systems einzudringen ist gefährlich, deshalb gibt es an den Rändern besiedelter Systeme üblicherweise Stationen, an denen man andockt. Innerhalb besiedelter Systeme geht die Reise dann üblicherweise mit Light-Luggern weiter, Passagierschiffen, die per Laser mit Fernenergie versorgt werden und im Prinzip wie ein Schienennetz fungieren. Schöne Kombi aus Überlichtreisen und trotzdem Distanz innerhalb von Systemen vermitteln, finde ich.
Posthumanismus-Themen bleiben eher den Erzfeinden des Settings, den menschenähnlichen, aber total durch-nanotechnisierten Shohan vorbehalten. Durch Kontakte einiger Menschen mit Shohan-Nanotech und anschließender Veränderung kann das aber durchaus Gewicht auch für die SC bekommen.
Ansonsten ist der Military-Schwerpunkt zwar deutlich, ich habe aber den Eindruck, dass das Universum noch weitaus mehr zu bieten hat - die Sonnensystem-Beschreibung habe ich gerade erst zu lesen angefangen, aber auch hier scheint die Extrapolation gut gelungen zu sein, sodass ein gewisser Social-Fiction anteil reinkommt.
Die Aliens sind, soweit ich sie bisher überflogen habe, nicht wirklich radikal anders, aber interessant und spielbar - da gibt es beispielsweise den Archetyp "ehrenvolles Kriegervolk", der sich aber gleichzeitig dadurch auszeichnet, das alle Angehörigen der Spezies eine multiple Persönlichkeit haben. Interessante Kombination. Vom Flair würde ich sagen, dass das Ganze zwischen Ashen Stars und Traveller liegt: Das Setting ist sehr viel ernsthafter ausgearbeitet als bei AS, die Aliens sind ein wenig fremdartiger, aber immer noch in einer vergleichbaren Abgefahrenheits-Liga; die Grundstimmung ist altmodisch mit ein paar Updates. Mir persönlich wäre noch ein bisschen mehr modernes "High Concept" á la Mindjammer/Eclipse Phase lieber; Redemption sieht dafür vom Setting her andererseits deutlich zugänglicher aus als diese beiden.
Zur Core Story um den Krieg gegen die Shohan lässt sich noch sagen, dass die Macher anscheinend planen, für die große Frage - warum haben die Shohan überhaupt nach Jahrzehnten des Friedens aus heiterem Himmel angegriffen? - zwar mögliche Antworten zu liefern, die Wahrheit aber jeder Runde selbst zu überlassen. Mal sehen, ob sie das gelungen hinkriegen, zumal der Ansatz wohl ist, dass die SC Shaker & Mover sein sollen.