Aufgrund der Fragestellung gehe ich von einem Rollenspiel aus, in dem es auch ein Setting gibt, das beschrieben werden könnte. Man also die Wahl hat, wie vollständig und ausführlich es im Regelwerk *beschrieben* wird.
Wenn das Setting gar nicht so viel hergibt, auf mehr als 5 Seiten beschrieben zu werden, dann wäre das ja auch keine Wahl, dann trotzdem 100 Seiten zu schreiben!
Ich habe gewählt „mehr als 100“ Seiten. Damit möchte ich nicht sagen, dass weniger so gar nicht geht. Aber ich bin dann mit 50-100 immer noch zufriedener als mit 10-20 Seiten. Ich mag diese Kurzbeschreibungen von Settings nicht, weil ich ohne das Setting ja das Regelwerk gar nicht bräuchte. Also will ich das Setting bitte auch vollständig genug beschrieben haben, dass ich dieses Setting bespielen kann und nicht am Ende mehr mein eigenes Setting spiele als das gekaufte. (Wie gesagt vorausgesetzt, dass das Setting überhaupt so dicht ist.)
Gute Beispiele für ausreichende und gelungene Weltbeschreibungen sind für mich Talislanta 4th oder Arcane Codex. Wobei AC im Bereich der Geschichte für mich sogar dann tatsächlich zu ausführlich ist. Aber die Beschreibung der verschiedenen Länder, der Fraktionen und der übergreifenden Themen im Setting – damit kann ich sehr viel anfangen. Talislanta ist für mich ein super Beispiel, weil dort ein exzellenter Überblick geboten wird und man dann selber entscheiden kann, wo man nun mehr ins Detail einlesen möchte.
Ein sehr gutes Beispiel ist für mich auch die d20-Version von Iron Kingdoms. Dort man die Weltbeschreibung strategisch ausgelagert in einen eigenen Band. Wenn dies so gemacht wird ist das vollkommen ok für mich, dann muss halt klar vermittelt sein, dass das Regelwerk für sich solche Anteile nicht beinhaltet und man beide Bücher zusammen zum Spielen benötigt. Bei IK war das der Fall.
Ein Beispiel für viel zu wenig Weltbeschreibung war für mich das Midgard-4-Regelwerk. Da stand ja im Grunde nichts drin, nur ein paar Info-Fetzen.
Generell habe ich das Setting lieber in einem Buch beschrieben als in zehn Büchern. Wenn eine Welt auf viele Quellenbücher verteilt wird, dann erwarte ich auch einen Nutzen von diesen Büchern, das heißt konkrete Informationen. Nur Geschwafel und Stimmungs-Blubber bringt mir nichts. Aber ich möchte da gerne wieder Arcane Codex als Positiv-Beispiel anführen. Dort gibt es für mich wieder viel zu lange Historien, aber auch ganz konkrete Sachen: Lange Namenslisten, Infos zur Sprache, Beschreibungen der örtlichen Götter, super nützlich auch die Rechtsprechung im Land (viele Weltbeschreibungen gehen darauf gar nicht ein), Beschreibungen von wichtigen Parteien, Fraktionen und NPCs usw. Das sind also sehr viele Infos, die für mich auch nutzbar sind. Anders als meinetwegen einfach nur eine Spielhilfe in Reiseführer-Format.
Zu meiner Anfangszeit als Rollenspieler vor 20 Jahren habe ich das noch anders gesehen. Gerade auch als Spieler war es für mich toll, die DSA3-Regionalboxen zu lesen, die einfach beschrieben haben und auch als Spieler sehr interessant zu lesen waren. Irgendwann nahm die Textfülle zu (so ab der Horasreich-Box), das war etwas nervig. Aber für mich dienten diese Hefte dazu, in die fremde Welt Aventurien einzutauchen. Das eigentliche Spiel war dann ein Kontrast dazu bzw. es ging mir auch darum, das vorher gelesene nun im Spiel „wirklich“ zu erleben. Also genau so, wie wenn man etwas über einen fremden Ort liest und dann dort hin reist. Jetzt gehe ich eher so da ran, dass ich stärker aus der SL-Perspektive lese und darum handfestes Material brauche und ich mich ärgere, wenn mir wichtige Informationen fehlen und ich dann selber Hand anlegen muss gerade an den Stellen, die ich entscheidend finde und wo ich mir mehr Infos gewünscht hätte.
Im Idealfall möchte ich über die Infos im Grundregelwerk hinaus keine weiteren Informationen, um auch ein dichtes Setting angemessen bespielen zu können.