Das sehe ich anders. First Contact hat mehrere Fragen gestellt:
- Wie gehst du damit um, wenn du jetzt Einfluss auf deine Vergangenheit nehmen könntest?
- Ist dir deine Rache wichtiger als deine Menschlichkeit und die Menschen um dich herum?
- Würdest du deine Freunde/Familie/die Menschheit verraten, wenn du dadurch etwas erlangen könntest, was dir sonst immer verwehrt war und wohl immer verwehrt bleiben wird, egal wie sehr du dich anstrengst?
Leider werden all diese Fragen zugunsten von "Wir sprengen Borg in die Luft!" links liegen gelassen.
Es sind keine harten Fragen, sondern plumpes "wish-fulfillment":
-Wie gehst du mit Einfluss auf die Vergangenheit um? Cool, wir treffen eine berühmte Celebrity und erleben ein wildes Abenteuer, und eigentlich sind WIR die Erfinder des Warpantriebs.
-Ist dir deine Rache wichtiger als deine Menschlichkeit? Nicht wirklich das Thema, weil Picards Handeln sich ja nicht wirklich ändert. Er rotzt trotzdem Borg weg - dass er es halt nicht mehr aus Rache macht, ist relativ irrelevant (wenn man den kurzen Dialog nach Picards Ausraster auf dem Holodeck wegließe, wäre der Film trotzdem konsistent). Der Film lehrt uns: Gewalt ist (selbst gegen einen eigentlich überlegenen Gegner) immer eine Lösung und seinen Verstand muss man gegen die Borg nicht einsetzen, wenn man einfach ihre Königin platt macht.
- Verrat? Eine recht plumpe Verführungsszene und wir sollen glauben, dass Data (der immerhin schon öfter die Gelegenheit hatte menschlicher zu werden und diese ausgeschlagen hat, wenn damit zu große Konsequenzen verknüpft waren - und das war nichtmal "Ich muss meine Freunde verraten", sondern lediglich "Ich muss Q rechtgeben") plötzlich den heel turn mach? Pures Cheesecake!
Ebenso könnte man sagen, dass es bei Transformers um die Fragen nach dem Umgang mit dem Verlust der Heimat und der politischen Zugehörigkeit zu obsoleten Machtblöcken (Autobots/Decepticons) geht - Das ist nicht falsch, aber hat es wirklich Auswirkung auf das Handeln der Protagonisten? Eher nicht.
Bei Nemesis geht es um Identität und Opferbereitschaft.
Skin of Evil behandelt Themen wie Umgang mit dem Bösen und Verlust.
The last Outpost hat mit dem Thema Zivilisation zu tun.
Alles Sachen, die eher im Hintergrund laufen, zugunsten von:
-plumpen Guter Zwilling/Böser Zwilling-Stereotypen
-plumpen Deus-Ex-Machina, um den Ausstieg einer Schauspielerin zu ermöglichen
- Comic-Relief Ferengi und inkonsistente ("magische") Zivilisationen
Welche Fragen liefert Abrams Trek?
"Ist es besser einem für dich vorgezeichnetem Schicksal zu folgen, oder deinen eigenen Weg zu beschreiten?"
Und diese Frage wird nicht nur
aufgeworfen, sondern auch BEHANDELT, im Handeln der Protagonisten, und in den Konflikten, denen sie sich stellen müssen:
-z.B. dass Kirk sich damit auseinandersetzen muss, ob er Starfleet beitritt (trotz seiner Probleme mit deren Kommandostruktur), das Kommando der Enterprise übernimmt (obwohl die einzige Aussage dass er einen guten Captain abgeben würde, von einem wirren alten Vulkanier stammt), und versucht seine Selbstzweifel im Bezug auf seine Führungskompetenz zu überwinden.
-oder Nero, der - als Gegenpart von Kirk - an seiner Rache für eine Sache festhält, die noch überhaupt nicht geschehen ist (und möglicherweise auch niemals geschehen wird), statt für sich und seine Crew einen neuen Weg zu suchen.
-oder Spock, der sich mit seinem doppelten Erbe herumschlagen muss und versucht den Erwartungen beider Welten gerecht zu werden (und nach der Zerstörung von Vulcan in Zweifel gerät, ob er jetzt das Andenken seiner toten Mutter ehren soll (Gefühle und damit menschliche Seite) oder sich auf die Aufgabe der Rettung der verbliebenen Vulkanier konzentrieren und alles persönliche ausblenden soll (Logik) ).
-oder OldSpock, der versucht sich in einer Zeit zurechtzufinden, welche nicht seine eigene ist - und der trotzdem ein tiefes Vertrauen darauf hat, dass sich der Kern eines Menschen, ungeachtet der Umstände, nicht verändert und der deshalb sein Vertrauen in den jungen Kirk setzt.
usw. usf.