Mal was zu Episode I-III, nämlich meine Meinung zu dieser Trilogie - ganz unabhängig von der Diskussion zum neuen Film.
Kurz gesagt: Mich haben diese Filme ganz ehrlich angekotzt!
Ich bin Star Wars Fan der ersten Stunde und habe als elfjähriger beim Intro des ersten Films (Ep4), als der Sternerstörer über meinen Kopf hinweggedonnert ist, die Star Wars Sucht inhaliert.
Für mich ist Star Wars das Star Wars des Kinos, nicht das des EU oder das von Comics oder Büchern.
Für mich ist Star Wars Han Solo und Chewie, blöde Frotzeleien über "einem Gundark das Fell über die Ohren ziehen", sich lieber von einem Whookie küssen lassen und "das ist nicht fair" beziehungsweise "ich habe da ein verdammt mieses Gefühl".
Mein EMailpasswort war Jahrelang 3-26-3827, weil das die Müllpresse im Todesstern war und der Gefangenenblock AA-23 wäre meine Antwort auf die entsprechende Frage auch frisch geweckt nachts um 5:00 Uhr ohne Probleme wie aus dem Blaster geschossen gewesen.
Ich habe jeden Film der Episode IV-VI weit mehr als 50 mal gesehen (Ich habe Mitte der 90er aufgehört zu zählen und damals war ich bei über 50).
Romane waren nie ein Thema für mich - nicht weil ich wenig lese - sondern weil nach der ersten Trilogie viele Jahre lang gar nichts kam und wir damals im Star Wars Fandom (ich war über 10 Jahre lang Mitglied im Europäischen Star Wars Fan Club) unsere eigenen Fictionen schrieben. Insofern fühlte sich alles geschriebene nur als Hypothese an, wie es mit Star Wars weitergehen konnte beziehungsweise was möglicherweise vorher geschehen sein könnte.
Kanon waren die Filme, sonst nichts.
Dann kam Episode I und das zu einer Zeit, wo ich emotional eigentlich recht weit weg von Star Wars war. Studium beendet, Beruf, Partnerin, Leben eben. Rollenspiel war Fantasy, nicht SF (im Gegensatz zu früher).
Trotzdem erfasste mich das Fieber und mir war klar, endlich würde ich was herausfinden, was in den Klonkriegen passierte, warum Lukes Vater so listenreich im Krieg gewesen war und warum Obi Wan mit seiner Ausbildung scheiterte.
Ep1 war dann sogar noch erträglich. Anakin war ein begabter Junge, Padme (was für ein Name) war eine interessante Königin mit eigenem Willen und die Story war viel versprechend - bis auf wenige NoGos
Die NoGos waren...
... Die Medichlorianer, die sich viel zu sehr nach Star Trek Techno-gebabbel anhörten, und die Tatsache, dass Obi Wan sie scheinbar per Teleport zum Raumschiff transferierte und scheinbar jede Luxusjacht einen Medichlorianer-Scanner besaß... WTF?
... Das Pod-Rennen, das einzig und allein in die Story gebastelt wurde, damit Lukas später ein Computergame lizensieren konnte.
... Der Gungan, der so dermaßen bescheuert rüberkam, dass auch die "Hey, in Episode VI hatten sie Ewoks!" Argumentation als Beschwichtigung funktionierte.
... Qui-Gon Jinn, den Jedimeister, der eine Machtfähigkeit entwickelte, mit der man den Tod überwinden kann, der als einziger (wenn vielleicht auch nur intuitiv) wahrnahm, wie sehr der Jedi-Orden im eignen Quark verdarb und der sich dann von einem Sith Praktikanten in einem offenen Duell hat töten lassen. Warum so ein ins Drehbuch geschriebener sinnloser Tod?
Ich glaubte damals zuerst, dass ich zu alt für diesen Kram war und der Film einfach für die Jugendlichen der Generation gemacht sei - falsche Zielgruppe... Das stimmte aber nicht. Die Kids fanden den Film ebenso daneben.
Episode II - a new hope destroyed
Was die Rahmeninformationen die Basis-Story anging, war dieser Film für mich der stärkste der drei. Die Klonkrieger, die nicht gegen die Republik kämpften und ihr das Ende bereiteten (wie von eigentlich allen nach Ep4-6 angenommen), die Sith, die geschickte Machtergreifung durch Kanzler Palpatine, die Jedi, deren Orden nach Jahrhunderten im eigenen Saft stagnierte und nicht in der lage war, sich flexibel einer solchen Entwicklung zu erwehren. Das war - gut. Aber das war nichts, was ich im Kino sehen will, wenn ich Star Wars sehen möchte. Das ist Dokumentation, ein Rollenspiel-Quellenbuch, oder was weiß ich.
Dafür wurden die NoGos drastischer...
... Das Roboralley-Factory Jump & Run Spiel, das einzig und allein in die Story gebastelt wurde, damit Lukas später ein Computergame lizensieren konnte.
... Der Lichtschwertkampf zwischen Count Dooku und Joda, der mehr von einem epileptischen Anfall hatte, als von einem Laserschwertduell.
... Dieser bescheuerte, undisziplinierte, spätpubertierende Klugscheißer Anakin Skywalker, der so durch jede Prüfung der Jedi hätte falen müssen und der mit seinem Verhalten niemals das Herz eine erwachsenen Frau hätte erobern können und in jedem Fall auch kein enger Freund seines Ausbilders Obi Wan hätte sein dürfen.
... Diese im Wesen völlig anders wirkende Padme, die diesen Pubertäts-Verehrer auslachen müsste ("Junge, Du warst mal ein niedliches Kleinkind, aber WERD MAL ERWACHSEN UND VERHALTE DICH SO!") und die auch in der folgenden Episode von einer aktiven Person in EP1 zu einer passiven "ich bin schön und doof und tauge nur zum Kinder kriegen" Frau an den Herd Rolle mutierte. (Wir erinnern uns - In Episode I kehrte sie ins herz ihrer Feinde [eine ganze Armee] zurück, um etwas zu bewirken - in Deprisode II läßt sie sich in den Bus nach Hause setzen, weil ein Atentäter zwei Anschläge auf sie vermasselte.)
... Der "Ich hasse das wenn er das tut, dann kneift es mir jedesmal im Tütü!" Obi Wan, der zum "ich bin zu gutmütig und zu treudoof, um ein guter Ausbilder zu sein" mutierte. Man, wer hat dem Kerl die Eier zwischen Ep1 und Ep2 geklaut? Im ersten Film haut der den Sith in zwei Stücke, der seinen Meister getötet hat (wohl unter Nutzung einiges an Dark Force). Und im zweiten Teil läßt er sich von einem Schüler auf der Nase herumtanzen.
... Der "ich verrate mal eben alle Pronzipien unseres Jediordens, um zwei undisziplinierten Kollegen und ihrer bekloppten Prinzessinentussi aus der Patsche zu helfen" Joda, der 900 Jahre lang hat mitglied gewesen sein im Jediorden und Jünglinge ausgebildet hat, aber zu doof zu sein, um zu erkennen, dass man diese Klonarmee nicht einsetzen darf, weil man damit auf der Sith-Sprosse der Star Wars Ethik-Leiter steht.
Am Ende des Films war ich unschlüssig - entweder ist Lukas senil geworden und glaubt, wahrscheinlich durch zu viele ja-Sager im Dunstkreis, verblendet daran, das sei Star Wars at it's best - oder der Kerl will die alte Star Wars Fan Riege verarschen und ärgern, weil wir ihm auf den Star Wars Cons zu oft aus Autositzfellen gebastelte Ewoks auf dem Lagerfeuer verbrannt haben (kein Scherz!).
Deprisode 3
Auch hier wieder: Informell gelungen, der Dramaturgie-Akku wurde leider überladen und explodierte.
Meine NoGo-Top Liste
...Pade "Schatz, ich bin schwanger" - "huch, wie das?" ...und das in einem Zeitalter, wo es kein Thema mehr sein sollte, dann ein Kind zu bekommen, wenn man es möchte, und nicht, wenn man es nicht möchte. Aber leider war Padme ja schon in Deprisode 2 schon zum Heimchen verkommen und vielleicht glaubte sie ja auch, damit ihre Beziehung zu Kindskopf Annie kitten zu können (der Junge wird schon erwachsen, wenn er erst mal eine Familie ernähren muss).
...Anakin Skywalker - aus den oben genannten Gründen
...vom Winde verweht Autor, der es hinbekommen hat, dass seine schwülstige Bürgerkriegsliebesdramatriefstory sogar nach Star Wars schwappte. Nein, das war NICHT romantisch - das war kitschig! Und nein, ich will keine pubertäts-Liebes-Schwüre sehen, wenn ich in einen Star Wars Abenteuerfilm gehe. Indiana Jones hat sich auch nicht so verhalten, als er im romantischen Venedig die schöne Blonde vernaschte.
... Die Chefs des Bankenklans, der Handelsföderation und der restlichen Separatistenfraktionen, die zwar interstellare Unternehmungen führen, aber zu dämlich sind, um vernünftige und weitsichtige Entscheidungen zu treffen. Mein Gott, und am Schluß treffen sich alle an einem geheimen Ort, um sich massakrieren zu lassen und diese Leute haben ALLE weder Stellvertreter oder andere Entscheider, die ihnen im Ernstfall ihr Unternehmen in Abwesenheit (oder Ablebenheit) weiterzuführen.
...General Grievious - wie kann man nur so einen Typ zum Kommandeur machen.
...Mace Windu, die alte Keule - Hey, ich bin Meister im Jedi-Orden, aber wenn es drauf ankommt, dann scheiß ich auf die Regeln und übe Selbstjustiz. Hey, holt doch schonmal die Fackeln und die Mistgabeln, liebe Jedikollegen.
...die Jedi - wie kann man so zentralistisch organisiert sein, dass man alle Jedi in null komma nix erledigen kann. Order 66 blabla. So ein Quatsch mit Soße. Die waren doch vorher schon immer mal auf externe Konflikte eingestellt. Da gibt es doch Exitstrategien, um eine totale Auslöschung zu verhinden.
...die Bevölkerung - Jahrtausende schufen die Jedi den Frieden in der Galaxis und dienten allen Wesen. Und dann in zwei Wochen schaffen es drei Propaganda-Wochenschauen, dass sie plötzlich als Verräter an der Republik angesehen werden. Der Vizekönig der Handelsföderation machte sich schier in die Hose, als er hörte, dass zwei Jedi-Botschafter gegen seine ganze Armee angeflogen kamen, um zu verhandeln. Und dann kommt die Nachricht "oh, die Jedi sind plötzlich Verräter, alle, bis auf den letzten" und die gesamte Galaxis glaubt das, und vergisst dann auch die gesamte Story in weniger als 20 Jahren...
Hab ich was vergessen? Bestimmt eine ganze Menge.
Zwei NoGo fällt mir noch ein:
C3PO und R2D2, das Superhelden Duo. In Episode 4-6 waren das Droiden, die die Story begleiteten und ab und zu einen Schmunzler produzierten. In Ep1-3 konnten sie plötzlich fliegen, hatten Capes, Masken und wahrscheinlich ein geheimes HQ.
CGI und Greenscreen - die dazu führten, dass die Schauspieler sichtbar keine Verbindung zu Story und Kulisse aufbauen konnten. Wie denn auch, wenn ich ausser grünen Leinwänden nichts sehe, teilweise nicht mal einen vernünftigen Interaktionspartner.
Dazu kommt:
Episode 1-3 hatte keine echten Identifikationsfiguren...
Qui Gon in Episode I war einer - der starb...
Padme in Episode I war eine - die mutierte so völlig...
Obi Wan? Vielleicht in Episode I, danach nicht mehr, auch mutiert...
Das war nicht mehr mein Star Wars. Was inhaltlich transportiert wurde, also die Erklärung, warum eine Republik in eine faschistische Diktatur verwandelt wurde, das war akzeptabel. Aber die transportierte Geschichte einzelner Protagonisten war schlicht Scheiße-in-groben-Klumpen.
Star Wars Episode IV-VI war "Bauer wird zum Ritter und rettet Prinzessin" zusammen mit einer prise "Wild West" und einer Portion "Roadmovie".
Es war voller Action, Frotzeleien unter den Protagonisten, es war Abenteuer, dramatische Wendungen und ein bisschen Lovestory. Es war auch manchmal etwas kitschig und die Ewoks als Marketing-Strategie nervten.
Aber das negative blieb im Hintergrund.
Bei Episode I-III wurde alles, was in der alten Trilogie störte in den Vordergund geschubst und hunderfach verstärkt. Und alles was Star Wars ausmachte, ging verloren. Es gab kein Mitfiebern. Es gab keine "Furcht vor dem Bösen" - das Böse war lächerlich geworden oder ein Politiker.
Insofern kann ich nicht verstehen, wie man diese Trilogie als Star Wars Fan über den Rahmen einer "Informationsgebenden Rahmenhandlung" hinaus schätzen kann.
Ach ja, ich vergaß: In Episode II sind zwei meiner guten Freunde (und ebenso Star Wars Fans) während des Films rausgegangen. Hab ich bei denen noch nie erlebt, nicht in den schlechtesten Filmen. Aber es sagt etwas aus, wie Star Wars I-III auf uns alte Säcke, die damals im Kino mitfieberten gewirkt hat: entgeisternd - der Star Wars Spirit schien plötzlich gestorben - getötet von seinem eigenen Schöpfer.