Ich halte es mit Chiarinas Erklärung; ich habe jedoch auch einen gewissen brecht'schen Anspruch an meine Runden. Meines Erachtens ist es beispielsweise genau dann beispielsweise geboten, wenn die Geschichte eine größere Perspektive braucht, weil die "Ego-Perspektive" der Charaktere nicht ausreicht, um die Zusammenhänge zu erfassen. Sicherlich hängt eine solche Nutzung dementsprechend auch mit dem allgemeinen Storytelling der Spielleitung oder der Spielergruppe zusammen; d.h. je nach Ausprägung kann es auch eben zweckgebundener sein, jegliche Perspektivverschiebung zu verhindern oder zu minimieren. Oder andere Methoden der Aufklärung können zu bevorzugen sein.
In meinen Runden kommen Zwischensequenzen wenig vor, allerdings sind vollkommen immersive Elemente wahrscheinlich noch seltener. Es werden zwar auch die Geschichten von Charakteren als Hauptfokus gesetzt, aber sie funktionieren häufig nur in übergeordneter Wechselbeziehung zur Spielwelt, die eben von den Spieler nicht nur durch ihre Charakterperspektive kennengelernt, sondern aktiv mitgeprägt wird; und damit fast immer automatisch über diese "Ego-Perspektive" hinausweist mit einiger Spielzeit.
Wenn ich Zwischensequenzen nutze, dann im Regelfall, um einem Antagonisten oder einem Verbündeten ein sehr kurzes Spotlight zu setzen, und vorrangig seine Pläne und Motivationen zu schildern; es geht also um ein Kennenlernen, welches ansonsten häufig erst in der direkten Konfrontation stattfinden könnte oder bei sonstiger Information an Drittpersonen oder an schriftliche Darstellungen gebunden wäre. Ein indirektes, beobachtendes Kennenlernen kann Wunder wirken, um seinen Antagonisten, aber auch Verbündeten einen Platz zu geben, und die Gruppe darauf reagieren zu lassen.
Sicher besteht immer die Gefahr dieser Verwerfung Spieler- vs. Charakterwissen, aber darum sorge ich mich weniger; da ich sowieso über die Jahre mit mir übereingekommen bin, dass unbekannte Geheimnisse langweilige Geheimnisse im Rollenspiel sind, und ich meine Spieler darum bitte, auch die Spielwelt mitzuprägen.
Speziell in meinen eigenen Runden ist die Zwischensequenz in ihrem Spielwert gleichrangig anzusehen gegenüber ähnlichen Informationen, welche Weltzusammenhänge oder Charaktermotivationen ergründen respektive erklären; also gegenüber Tagebüchern, Vlogs, Dossiers, Chroniken, Annalen und hast du nicht gesehen.
Gleichwohl kann ich nachvollziehen, dass es furchtbar wirkt, wenn ein Spielleiter (oder auch ein Spieler) sowas nutzt, um einfach nur ein wenig Showeinlage ohne Mehrwert zu bieten. Das habe ich ebenso erlebt, allerdings auch einst selbst so getan, und mich in beiden Fällen furchtbar daran gestört. Ansonsten gilt wie in vielen Dingen: die Dosis macht das Gift.
Allgemein kann ich aber - in Einklang mit den Bedürfnissen der Runde, der Erzählperspektive der Runde und ähnlicher Faktoren - das Nutzen von Zwischensequenzen, um Highlights zu setzen, nur empfehlen.