Ich erinnere mich an eine ähnliche Diskussion nach einem One-Shot Dresden Files bei Blechpirat (wobei das ja sogar eine Art Magiesystem hat ...). Tatsächlich hat es eine Spielerin sehr gestört, dass Magie sich in Fate "anfühlt wie alles andere". Das ist wohl der Feature von Fate: Eigentlich fühlt sich alles an wie alles andere. Dadurch wirkt das System (auf mich) wunderbar schlüssig und elegant - es erzwingt aber auch eine gewisse gleichbleibende Dramaturgie; während Spiele mit deutlich unterschiedlichen Subsystemen (bspw. für Magie) oft auch die Möglichkeit bieten, dass durch die Wechselwirkung zwischen den verschiedenen Elementen auf der Regelebene etwas "ausbricht", was dann auch wieder Auswirkungen auf die Storyebene hat und wodurch einem im besten Falle alles etwas "wirklicher" erscheint, weil man das Gefühl hat, dass hier etwas mit seiner materiellen Eigengesetzmäßigkeit dazwischenfunkt.
Zur Verdeutlichung vielleicht ein Kampfbeispiel:
Fate: "Okay, du hast eine schwere Konsequenz eingesteckt - was könnte dir übles passiert sein?" - "Wie wäre es, wenn der Gegner mir das Ohr abgeschnitten hat?"
Kleinteiliges Kampfsystem: "Okay, wir haben erwürfelt, dass dir der Gegner das Ohr abgeschnitten hat. Das hat folgende Auswirkungen. Deal with it."
Letzteres wird gerne mal als "simulationistisch" bezeichnet, ich glaube aber, das ist gar nicht unbedingt der Kern der Sache. Oft geht es mehr darum, dass die InGame-Welt eigene Gesetzmäßigkeiten hat, nach denen sie dazwischenfunkt, und nicht einfach in den Regeln kodifizierten Gesetzmäßigkeiten einer "guten Geschichte" folgt, wie es bei Fate der Fall ist. Magiesysteme eignen sich (ironischerweise) besonders gut dafür, eine materielle Eigengesetzmäßigkeit der Welt erlebbar zu machen.
Ich finde übrigens beide Spielzugänge je nach Laune gut, tendiere aber inzwischen doch eher wieder zum zweiteren. Denn auch wenn Fate erst einmal von sich behauptet, "einfach gute Geschichten" zu erzeugen, erzeugt es für mein Gefühl vor allem pulpige Geschichten, in denen die Figuren, indem sie entsprechend ihres Archetyps handeln, Hindernisse überwinden, nach Rückschlägen um so stärker zurückkommen und über sich hinauswachsen. Das ist schön und gut, aber nicht die einzige Art von Geschichte - es gibt genug Geschichten (auch in Film- und Romanform), bei denen es enorm wichtig ist, dass die Welt auf eine Art dazwischenfunkt, die sich nicht in ein dramaturgisches Schema einpasst. Und das müsste man bei Fate wohl doch eher forcieren.
Kurz: Gerne Indiana Jones mit Fate. Aber wenn ich es Gritty in dem Sinne haben will, dass die Wirklichkeit gelegentlich einfach ohne Respekt vor den Figuren zuschlägt (beispielsweise in so einem Post-Western wie "Gold" (
https://de.wikipedia.org/wiki/Gold_(2013)), dann nehme ich doch lieber was anderes ...