Autor Thema: RPG-Theorien-Experten und die Praxis  (Gelesen 8885 mal)

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Offline Dreamdealer

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RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« am: 15.02.2016 | 15:55 »
Durch die aktuelle Diskussion über einen Theorie-Artikel, die offensichtlich die Gemüter ein wenig erhitzt, habe ich mich an meinen Anfangseindruck
im Tanelorn erinnert. Damals fand ich das ganze Theorie-Gedönse furchbar versnobbt und konnte wenig damit anfangen. Die Neugier hat mich dann
doch mal den ein oder anderen Artikel lesen lassen und einiges hat auch tatsächlich Sinn gemacht. Ich denke durch den ein oder anderen Artikel hat
sich mein Leitstil verbessert.

Jetzt lese ich den Beitrag über einen Blogger, der wohl nicht die gleiche Meinung hat, wie einer "unser" Theoretiker (von gibt es ja den ein oder
anderen im Forum) und frage mich, warum erhitzt es die Gemüter so sehr? Warum interessiert es mich nicht, was irgendein Mensch am anderen Ende
eine Keyboards über RPGs sagt? Und die eigentliche Frage um die es gehen soll in dem Thread - besonders im Hinblick auf meine Einleitung.

Sind Rollenspiel-Theorie-Experten die besseren Spielleiter? Also hilft oder hindert das Theoriewissen am Spieltisch?



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Luxferre

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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #1 am: 15.02.2016 | 15:59 »
Danke, Du hast mir den Thread aus dem Mu... Den Tasten genommen. Chapeau  :d

Online Ludovico

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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #2 am: 15.02.2016 | 16:07 »
Wieso sich jemand über einen anderen am Computer erhitzt?
Keine Ahnung, findet man aber bei fast allen Themen, die im Internet diskutiert werden.

Mein persönlicher Eindruck und Erfahrung ist, dass die Theoretiker eher den Hang haben, zu verkopft zu sein, um gute SLs abzugeben.

Offline angband

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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #3 am: 15.02.2016 | 16:08 »
das ganze Theorie-Gedönse furchbar versnobbt

[...]

Ich denke durch den ein oder anderen Artikel hat sich mein Leitstil verbessert.
Ich denke, beides gilt auch für mich.

Achamanian

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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #4 am: 15.02.2016 | 16:14 »

Mein persönlicher Eindruck und Erfahrung ist, dass die Theoretiker eher den Hang haben, zu verkopft zu sein, um gute SLs abzugeben.

Sorry, aber: klingt mehr nach Vorurteil als nach Erfahrung.
Meine Erfahrung waren z.B. großartige Tanelorn-Treffen-Runden bei 1of3.

Offline D. M_Athair

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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #5 am: 15.02.2016 | 16:20 »
Für meine Begriffe hängt Theorie mit der Praxis so zusammen:

Theorie, Erklärungsansätze, Hypothesen, genaue Beobachtung und Beschreibung werden dann notwendig, wenn sich neue Problemlagen auftun, die sich nicht mit den bekannten Herangehensweisen lösen lassen.

Vielleicht kann man die "Forge-Theorie" darauf zurückführen, dass die Frage aufkam, warum bei Vampire & Co. die eigentlichen Spielintensionen (Konflikt des SC mit der Bestie im Inneren) am Spieltisch nicht zum tragen kommen. Und weiter: Wo kommt Dysfunktionalität in Spielgruppen her? Warum "klappt" das gemeinsame Spiel in manchen Gruppenkonstellationen nicht?


Sind Rollenspiel-Theorie-Experten die besseren Spielleiter? Also hilft oder hindert das Theoriewissen am Spieltisch?
Solange theoretische und praktische Begabung nicht dasselbe sind, sind "Theorie-Experten" sicher nicht die besseren Spielleiter.
Wie überall sonst auch schaffen Theoretiker die Basis dafür, dass andere etwas besser tun können. Praktiker, die sich nie mit Theorie auseinandersetzen wiederum, haben nix davon und bleiben auf ihre ureigenen Ideen und Methoden limitiert. Kurz: Die "besseren Spielleiter" sind jene, die Theorie und Praxis wie selbstverständlich kombinieren können.
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Online Maarzan

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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #6 am: 15.02.2016 | 16:23 »
Theorie wäre erst einmal nur eine Suchen nach Mustern und antworten auf Fragen - typischerweise auf "Warum läuft das bei uns immer wieder schief".
Nur passieren solche Diskussionen meist nicht in einem akademischen isolierten Raum.

Gleichzeitig stehen jede Menge Leute (neben dem Wunsch ihre Art Spiele gut darstehen zu sehen) auch in Konkurrenz um Mitspieler und ggf. auch noch der Entwicklung der Szene oder zumindest ihres Systems.

Und dann wird eben ganz schnell aus Theorie mal Werbeauftritt oder politische Propaganda.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline 1of3

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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #7 am: 15.02.2016 | 16:30 »
Sind Rollenspiel-Theorie-Experten die besseren Spielleiter? Also hilft oder hindert das Theoriewissen am Spieltisch?

Wir können leicht erkennen, dass hier Möglichkeiten fehlen. Wenn "Theoretiker sein" und "gute SL" zusammen auftreten, könnte A zu B führen, B zu A oder beide von einer dritten Variable, z.B. allgemeine Intelligenz abhängen.

Offline Boba Fett

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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #8 am: 15.02.2016 | 16:35 »
1. Sind Rollenspiel-Theorie-Experten die besseren Spielleiter?
2. Also hilft oder hindert das Theoriewissen am Spieltisch?

1. nicht automatisch, da es viele weitere Qualitäten gibt, die einen guten Spielleiter ausmachen.
2. prinzipiell hilft es, zumindestens schadet es wohl kaum (höchstens vorstellbar, dass man sich verzettelt, weil man sich, um der Theorie gerecht zu werden, selbst zu viel vornimmt)

Ich glaube, durch die Theorie kann man besser "was läuft schief, warum geht es schief und wie kann ich das vielleicht zukünftig vermeiden / verbessern" erörtern.
Ausserdem kann man sich Techniken aneignen, weil man sie erkennt und versteht.

Das Fehlen von Sozialkompetenz, darstellerischen Qualitäten, Organisationsvermögen, Motivation, Disziplin, Kreativität und ähnlichem wird ein gutes Maß an Theoriewissen aber auch nicht beikommen können.

« Letzte Änderung: 15.02.2016 | 16:42 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline 1of3

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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #9 am: 15.02.2016 | 16:48 »
2. prinzipiell hilft es, zumindestens schadet es wohl kaum (höchstens vorstellbar, dass man sich verzettelt, weil man sich, um der Theorie gerecht zu werden, selbst zu viel vornimmt)

Ein solches Verzetteln halte ich in der Tat nicht für ausgeschlossen, auch wenn ich mir so Themen im SL-Kanal anschaue. Da heißt es dann häufig: "Ich kann das nicht gut, wie mach ich das besser?" - Coaches würden wahrscheinlich eher empfehlen sich auf das zu konzentrieren, was man kann und es ggf. noch weiter zu perfektionieren.

Generell erkennen wahrscheinlich auch die meisten Berufstätigen, wie wenig ihre Praxis mit der formalen Ausbildung zu tun hat. Theorie wird - so behaupten zumindest einige Didaktiker - vor allem dann dienlich, wenn sie durch praktische Erfahrung verwunden ist. Es werden sich also Situationen einstellen, in denen auf einmal einzelne Teile der gelernten Theorie (also nicht die Theorie in ihrer Systematik) nützlich erscheinen, so dass sie dann integriert werden. Ebenso kann praktische Erfahrung durch Analyse zu theoretischen Impulsen führen, wobei aber die die vielfältige praktische Einbindung der Kompetenz verloren geht.

Offline KhornedBeef

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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #10 am: 15.02.2016 | 17:20 »
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« Letzte Änderung: 15.02.2016 | 17:36 von KhornedBeef »
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Offline Crimson King

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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #11 am: 15.02.2016 | 17:26 »
Mein persönlicher Eindruck und Erfahrung ist, dass die Theoretiker eher den Hang haben, zu verkopft zu sein, um gute SLs abzugeben.

Wer sind denn "die Theoretiker"?

Meine Erfahrung ist, dass ein tiefer reichendes Verständnis von Abläufen jedweder Art den Umgang mit diesen Abläufen nur verbessern kann. Das Auseinandersetzen mit Rollenspieltheorie ist eine Möglichkeit dazu. Auf der anderen Seite wird es auch Leute geben, die einfach eine sehr hohe Begabung an den Tag legen, und es wird Spieler geben, die Ahnung von Theorie haben, in der Praxis aber versagen. Die wären allerdings auch ohne Theorie nicht besser.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
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Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Online Ludovico

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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #12 am: 15.02.2016 | 17:40 »
Wer sind denn "die Theoretiker"?

Meine Erfahrung ist, dass ein tiefer reichendes Verständnis von Abläufen jedweder Art den Umgang mit diesen Abläufen nur verbessern kann. Das Auseinandersetzen mit Rollenspieltheorie ist eine Möglichkeit dazu. Auf der anderen Seite wird es auch Leute geben, die einfach eine sehr hohe Begabung an den Tag legen, und es wird Spieler geben, die Ahnung von Theorie haben, in der Praxis aber versagen. Die wären allerdings auch ohne Theorie nicht besser.

Zur Klärung für jene, die mich absichtlich falsch verstehen oder ihre Lesebrille vergessen haben:
Ich meine Leute, die sich stark mit der Theorie beschäftigen.

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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #13 am: 15.02.2016 | 17:40 »
Sind Rollenspiel-Theorie-Experten die besseren Spielleiter?
Ich kenne sehr starke SLs die Theorieexperten sind, und ähnlich starke SLs die keine Theorieexperten sind. Genauso gibt es da einige SL-Pflaumen, die sich als Theorieexperten sehen und natürlich ähnliche SL-Pflaumen, die mit Rollenspieltheorie aber so garnichts am Hut haben.
Also ein klares Jain!
Zitat
Also hilft oder hindert das Theoriewissen am Spieltisch?
Meiner Erfahrung nach hilft es mehr. Du als Spieler oder als SL bekommst dadurch ne Menge Wissen, wie Du auf Probleme in der Runde reagieren, bzw. wie Du das Spiel mit der Gruppe verbessern kannst.
Natürlich ist das kein Selbstläufer.
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern
Gewinn.

Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

Achamanian

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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #14 am: 15.02.2016 | 17:47 »
Zur Klärung für jene, die mich absichtlich falsch verstehen oder ihre Lesebrille vergessen haben:
Ich meine Leute, die sich stark mit der Theorie beschäftigen.

Ich glaube ja, dass das, was ich bei deiner Aussage reininterpretiere - dass die Theorie den Blick auf die Praxis verstellt - durchaus auch mal zutreffen kann; oft vielleicht auch nur punktuell; ich kenn das ja auch von mir, dass ich jetzt einen neuen Ansatz unbedingt ausprobieren will und das Ganze dadurch verkrampft wird.
Das kann einem mit spezifischen Rollenspiel-Theorien sicher passieren. Es kann einem im Rollenspiel aber auch mit einem Charakterkonzept, einer Storyidee oder der Wahl eines Regelsystems passieren. Das Problem heißt aber schlicht Verbissenheit, die sich an allem festmachen kann, und hat nichts mit "Theoretikern" zu tun.

Und wie schon per PM gesagt: Ich glaube, solche Verbissenheiten und Verkopftheiten lassen sich oft sogar durch die Beschäftigung mit Theorie lösen. Wenn ich einmal (wie bei jeder ernsthaften Theoriebeschäftigung) die Vorstellung loslasse, bereits zu wissen, wie es richtig geht, dann ist schon viel für die geistige Flexibilität getan.

Swafnir

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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #15 am: 15.02.2016 | 17:55 »
Ich denke es komt auf die Masse an. Ich muss sagen, ich hab bisher aber deutlich mehr Leute getroffen die Theorie nicht wollten, aber eigentlich gebraucht hätten, als umgekehrt. Ich weiß noch als wir einen Workshop auf der Con hatten. Die SL, die ihn am Dringendsten gebraucht hätten meinten einstimmig "brauch ich nicht, ich kann alles".  Es ist natürlich so, wenn ich jemanden hab, der vollgepumpt mit Theorie ist, aber nie oder selten leitet, dann wird es wohl auch nix. Theorie und Praxis gehören halt schon auch zusammen.

Offline Sethomancer

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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #16 am: 15.02.2016 | 17:59 »
Je nach Situation kann zuviel Theorie der Umsetzung in die Praxis genauso schaden wie zuwenig theoretische Grundlagen. Das kommt dann sehr stark auf die Faktoren an wer das wunderschöne Hobby RPG mit wem auf welche Weise gemeinsam genießt. Ich persönlich beschäftige mich zwar gerne mit dem theoretischen Aufbau hinter derr Praxis finde aber auchg das manche Diskussionen dann doch zu feinkörnig und "verkopft" sind um mir praktisch mehr zu bieten als  Unterhaltungswert.
Ich denke das die Tiefe der Theorie in die man abtaucht nur bedingt mit praktischen Fähigkeiten zu tuen hat. Ist halt nur ein Bestandteil von vielen der einen guten SL ausmacht, der durchaus von anderen Faktoren kompensiert werden kann, bzw. durch Übertreibung kontraproduktiv werden kann.
Ein guter Praktiker kann halt das nötige Maß an Theorie bedarfsorientiert umsetzen ;D
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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #17 am: 15.02.2016 | 18:04 »
Einen Zusammenhang zwischen der Neigung zum rollenspielbezogenen Theoretisieren und der Qualität als SL kann ich nicht erkennen. Würde mich auch überraschen.

Deine Frage, weshalb der Beitrag die Gemüter so erhitzt, kann ich aber vermutlich ganz gut beantworten. In dem verlinkten Blogeintrag wird unter dem Deckmantel einer vorgeblich wertneutral-theoretisierenden Brille eine bestimmte Rollenspielpräferenz systematisch abqualifiziert. Tümpelritter fasst das sehr weise zusammen:

Das Problem scheint, wenn ich das richtig verstehe, nicht so sehr in der Argumentation zu liegen, sondern in einem möglicherweise damit verbundenen Anspruch, Storygames aus dem Hobby "auszuschließen". Also gewissermaßen eine Art von In-Group/Out-Group Richtlinie zu erstellen, und nicht eine hilfreiche Unterscheidung, um sich z.B. bei den Absprachen einer Spielrunde klar zu machen, in welche Richtung man eine konkrete Kampagne (Abenteuerserie usw.) spielen will.

Dass unterschiedliche Spiele unterschiedliche Schwerpunkte bedienen, auch in ihren Mechaniken, ist mMn nicht ganz von der Hand zu weisen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass man irgendeine Form idealtypisch allein zu Beschreibungszwecken als Storygames bezeichnet, selbst dann, wenn überhaupt kein solches Storygame empirisch nachweisbar ist, und die Merkmale des idealtypischen Storygames sich mehr oder minder gehäuft in allerlei Spielsystemen finden.

Was das "Ausschließen" aus dem Hobby angeht, so wäre dieser Versuch nach meinem Eindruck etwas übertrieben und wird wahrscheinlich seinen Zweck verfehlen.

Und wenn man dann die abqualifizierten Vorlieben aufweist, fühlt man sich halt angegriffen und bisweilen reagiert dann jemand entsprechend scharf.

Offline D. M_Athair

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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #18 am: 15.02.2016 | 18:31 »
In dem verlinkten Blogeintrag wird unter dem Deckmantel einer vorgeblich wertneutral-theoretisierenden Brille eine bestimmte Rollenspielpräferenz systematisch abqualifiziert.
Das klingt so als wäre diese Interpretation zwingend. Ist sie aber nicht!
Das einzige was für diese Lesart spricht ist die Erfahrung, dass Abgrenzungsversuche zur Abqualifizierung benutzt wurden.
(Zum Beispiel als mit Vampires Storytelling-Ansatz das Dungeon-Crawl-Spiel schlecht gemacht wurde.)

In meinen Augen hat Theorie damit aber nicht grundsätzlich was zu tun.
Starke Reaktionen auf theoretische Gebilde sind aber generell nichts Ungewöhnliches.
Schließlich werden die Anlässe, die zur Theoriebildung führen, von manchen nicht als problematisch wahrgenommen oder die zugrunde liegenden Beobachtung gar als "falsch" beurteilt. Dazu kommt, dass sich manche allein durch das Vorhandensein von Theorien in ihrer (praktischen) Kompetenz zurückgesetzt fühlen.

... das wären meine Erklärversuche.
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Offline Lord Verminaard

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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #19 am: 15.02.2016 | 18:36 »
Die beste Theorie macht aus einem Blindgänger keine Rakete.

Manch schlechte, schlecht verstandene oder falsch angewandte Theorie kann sogar aus einer Rakete einen Blindgänger machen.

Die wesentlichen Kompetenzen, die einen (für einen bestimmten Spielstil) zu einem guten Mitspieler oder SL machen, bringt man entweder mit oder eben nicht. Es kommt aber darauf an, sie richtig einzusetzen und Spielstil-Konflikte als solche zu erkennen.

Diskurs und Analyse können zu Erkenntnisgewinn führen, wenn die Fähigkeit zur Selbstkritik gegeben ist.

Die Leute, die sich bis zur Weißglut über Theoretiker aufregen, sind unausweichlich die, die sich angegriffen fühlen und spüren, dass was dran sein könnte. (Edit: Nachdem ich mal geschaut habe, was der ganzen Aufregung zugrunde liegt: Oder natürlich, andere Theoretiker. ;) )
« Letzte Änderung: 15.02.2016 | 18:40 von Lord Verminaard »
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Offline KhornedBeef

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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #20 am: 15.02.2016 | 18:42 »
[...]
Die wesentlichen Kompetenzen, die einen (für einen bestimmten Spielstil) zu einem guten Mitspieler oder SL machen, bringt man entweder mit oder eben nicht. Es kommt aber darauf an, sie richtig einzusetzen und Spielstil-Konflikte als solche zu erkennen.
[...]
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Nur Spaß.
Aber die Aussage ist natürlich völliger Blödsinn. Oder wolltest du gar keine allgemeine Lernunfähigkeit des rollenspielenden Pöbels behaupten?  ::)
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Offline Lord Verminaard

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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #21 am: 15.02.2016 | 18:57 »
 
Aber die Aussage ist natürlich völliger Blödsinn. Oder wolltest du gar keine allgemeine Lernunfähigkeit des rollenspielenden Pöbels behaupten?  ::)

Sagen wir mal, ein bestimmter Spielstil setzt z.B. Empathie, Eloquenz, dramatisches Gespür, Humor und Kreativität voraus. Oder er setzt taktisches und strategisches Geschick, räumliches Vorstellungsvermögen, Cleverness und Kreativität voraus. Und jeder Spielstil setzt voraus, kein Arschloch zu sein. Inwieweit man diese Kompetenzen auch im fortgeschrittenen Alter, wenn man sie bis dahin nicht erworben hat, noch erwerben kann und ob man das überhaupt will, dazu habe ich keine fundierten Erkenntnisse. Im Hinblick auf das Thema dieses Threads war meine Aussage so gemeint, dass dabei jedenfalls keine Theorie hilft. Wohl aber dabei, diese Kompetenzen richtig (also so, dass man den Spielspaß der Mitspieler erhöht) einzusetzen, und Spielstil-Konflikte zu erkennen.
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Offline KhornedBeef

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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #22 am: 15.02.2016 | 19:08 »

Sagen wir mal, ein bestimmter Spielstil setzt z.B. Empathie, Eloquenz, dramatisches Gespür, Humor und Kreativität voraus. Oder er setzt taktisches und strategisches Geschick, räumliches Vorstellungsvermögen, Cleverness und Kreativität voraus. Und jeder Spielstil setzt voraus, kein Arschloch zu sein. Inwieweit man diese Kompetenzen auch im fortgeschrittenen Alter, wenn man sie bis dahin nicht erworben hat, noch erwerben kann und ob man das überhaupt will, dazu habe ich keine fundierten Erkenntnisse. Im Hinblick auf das Thema dieses Threads war meine Aussage so gemeint, dass dabei jedenfalls keine Theorie hilft. Wohl aber dabei, diese Kompetenzen richtig (also so, dass man den Spielspaß der Mitspieler erhöht) einzusetzen, und Spielstil-Konflikte zu erkennen.
Ok, da werden wir uns schon eher einig, vielleicht. Ich gehe davon aus, dass man fast alle wichtigen Fähigkeiten zum gut leiten lernen kann, zur Brillianz aber noch etwas dazu kommen muss. Einfach weil das bei fast allem so ist. Und Theorie kann einem Fingerzeige geben, an was man wie arbeiten könnte. Beispiel Kreativität: Das ist für viele Leute Thema gewesen bevor es unsere Rollenspiele auch nur gab. Es haufenweise nützliche Kreativitätstechniken, die inhaltlichen nichts mit dem konkreten Rollenspiel zu tun haben. Ich zähle das mal unter "Theorie" für unseren Zweck.
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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #23 am: 15.02.2016 | 19:13 »
Die Theorie sollte bereits helfen diese bestehenden Vorlieben/Qualitäten identifizieren und benennen zu können und so eine kompatible Gruppe zu finden.

Wer über "du spielst falsch" hinaus kommt, hat eher eine Chance sich zu artikulieren und so Kompromisse oder passendere Mitspieler zu finden - vorausgesetzt Gamer-PC erlaubt dann nicht wieder nur alles unter "Einheitsrollenspiel" labeln zu dürfen.
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Offline Teylen

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Re: RPG-Theorien-Experten und die Praxis
« Antwort #24 am: 15.02.2016 | 19:54 »
Sind Rollenspiel-Theorie-Experten die besseren Spielleiter?
Ich sehe dort keine Korrelation.

Zitat
Also hilft oder hindert das Theoriewissen am Spieltisch?
Theoriewissen kann helfen wenn man es schafft es in einen sinnvollen Zusammenhang zur Praxis zu bringen.
Theoriewissen kann stören wenn man eine große Disonanz zwischen Theorie und Praxis feststellt und es nicht vermag zusammen zu bringen.

Bezogen auf Sprachen.
Wenn du eine Sprache theorethisch gelernt hast kann es u.U. dem Verständnis helfen wenn du das theorethische Wissen dazu nutzen kannst um Inhalte zu entziffern. In dem Fall hat sich das theorethische Studium sehr gelohnt.
Wenn du eine Sprache theorethisch gelernt hast kann es u.U. dem Verständnis entgegen wirken wenn du erwartest das die Sprache die theorethischen Regeln befolgt in der Praxis jedoch diese nicht erkennen kannst (aufgrund von Lautabweichungen, Dialekten). In dem Fall steht das theorethische Studium eventuell dem Lernerfolg entgegen.
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