Ich weiß, das wird immer als Optimum hochgehalten und hat auch einiges für sich. Aber so wie es die letzten Jahre bei mir in der Runde gelaufen ist (sehr wechselhafte Besetzung mit tw. sehr schlechter Termineinhaltungsmoral) bin ich (fast) komplett davon abgekommen. Ich biete Setting und Abenteuer an und wer Lust hat mitzuspielen, der kommt. Aber um die Charhintergründe mache ich mir im Gruppenspiel keine Gedanken mehr, [...]
Ich nutze Charakterhintergründe i.d.R. nicht für spezifische Charakterplots sondern für Situationen und mögliche Ereignisse. Man könnte auch sagen, sie gehören zu dem Material aus dem ich "Abenteuer/Sandboxen" stricke. Wie die Spieler das dann nutzen und ob sich die Spieler, aus deren SC-Background bestimmte Elemente stammen, dann auch damit auseinander setzen oder nicht, ist mir "gleich(ermaßen) gültig". Ich schaffe nur Voraussetzungen, dass sie es tun können.
Die Methode ist nicht von einzelnen Spielerinnen abhängig. Aber es braucht schon einen zumindest halbwegs stabilen Spielerpool, dass die Gruppe da was rausziehen kann.
Da kann eine zu detaillierte Beschreibung als Korsett wirken, das genau das verhindert.
Dieses Korsett-Phänomen habe ich vielfach schon bei der Charaktererschaffung einsetzten sehen.
Deswegen liegt mir persönlich viel daran eine gewisse Offenheit der Spielenden in Bezug auf ihre SC zu sichern.
Genau deswegen mag ich es nicht, wenn Spieler(innen) mit einem fertigen Charakterkonzept ankommen. Deswegen
soll zunächst nur die Interpretation der "Spielwerte" eine erste basale Vorstellung von der Figur festigen. Das Gruppengespräch,
der Weiterbau in der Gruppe an den jeweiligen SC, bringt dann nochmal andere Ideen und andere Nuancen der SC zum Vorschein.
Alles Weitere ergibt sich im Spiel.
Kurz: Ich versuche den Mitspielenden so wenig wie möglich die Gelegenheit zu lassen, ihre SC in Stein zu meißeln.
Einfach, weil ich das als spielzerstörend erlebt habe.
Einem "Hintergrund" wie dem, der im OP referenziert wird, fehlen mMn verschiedene wichtige Elemente:
1. Verlässliche Aussagen über Kompetenzen mögliche Rollen in der Gruppe. (Orientierung für die Mitspieler)
2. Vernetzung mit den anderen Spielern und ggf. SC. (Vertrauensbasis)
3. Flags. (Orientierung für die jeweilige Person und die SL)
Die für mich nutzbaren Merkmale des OP-Hintergrunds haben dadurch letztlich "nur" dieselben Qualitäten wie die Erlebnisse der anderen SC, die über den Prozess des Spielens Hintergrund geworden sind. Das ist von großem Wert! Gerade bei Leuten, die einen neuen SC in die Gruppe einführen. Trotzdem sollten die anderen 3 Elemente auch noch Klärung finden.
Ob im OP-Beispiel "Entwicklungschancen" des SC angelegt sind, lässt sich mMn nicht entscheiden.
Da müsste man die Erwartungen der Spielerin besser kennen. Das würde für mich auch noch zum Hintergrund gehören.
Mehr als Andeutungen braucht es da zu Spielbeginn aber nicht.