Ich unterscheide zwischen "Ich greife mit einem Schwert an" und "Ich benutze das Sondermanöver Wuchtschlag". Gerade aus Zweiterem wird der Kampf ja erst spannend und es eröffnen sich die taktischen Möglichkeiten für den Spieler.
"Ich halte eine Rede" entspricht dabei "Ich greife mit einem Schwert an."
Beim Kampf hat man also
1) Was mache ich? Mit einem Schwert angreifen.
2) Wie mache ich das? Mit dem Sondermanöver Wuchtschlag.
Beim Sozialen hat man häufig nur:
1) Was mache ich? Eine Rede halten.
Da stimme ich zu, das liegt aber doch meist zumindest zum Teil am dazugehörigen System. Im Regelwerk stehen dann irgendwo feste Manöver, die dann +5 auf Angriff, -1 auf Abwehr und +3,5 auf B-Note bringen, die man immer wieder anwenden kann. Die "kauft" ein Spieler dann und wendet sie immer wieder an, weil er sie halt hat, kennt und weiß, was genau sie tun.
Da es nun aber keine Manöver "Verunglimpfen", "Pauschalisieren" und "absichtliche Fehlschlüsse" gibt / nicht absehbar ist, welche Folgen die haben, werden sie auch nicht so häufig genutzt. Wenn ich die jetzt aber habe und weiß, dass ich "Pauschalisieren" und "absichtliche Fehlschlüsse" kombinieren kann und die gegen die Intelligenz des Publikums einsetze, um mir dann damit einen +10-Bonus auf "Verunglimpfen" zu geben, der mir dann +15 auf die Rede gibt, dann würd ich das ja bei einem geeigneten (also in dem Fall: ausreichend blöden) Publikum auch erwägen. Da aber niemand* so einen Regelhaufen für Reden will, muss man sowas halt irgendwie spontan regeln - und das ist dann entweder angebracht und SL+System geben das her, oder es bleibt bei "würfel ma auf Rede halten".
Mechanische Boni würde ich z.B. vergeben für:
Informationen / Argumente in der Rede verbauen, die man vorher gesammelt hat (-> Bonus auf den Wurf)
Verleumden / Argumente herbeilügen (-> Manöver: Publikum erhält Verteidigungswurf, schlägt der fehl, gibt's einen Bonus auf den Wurf, als wären die Argumente wahr)
Passende Wertvorstellungen oder lokale Sprüche verbauen, im lokalen Akzent reden und mit dem Publikum gegen den Gegner "verbrüdern" (eventuell Wurf drauf nötig, wenn der SC nicht von dort kommt. Bonus auf den Wurf, falls angebracht)
Also Aktionen, für die man entweder anderweitig Zeit und Mühe hereingesteckt hat oder irgendwelche Risiken eingeht.
Ob der Spieler das nun in seinem dazugehörigen Rollenspiel verbaut oder mir indirekt sagt, ist mir für den Wurf recht egal - ich unterbreche aber eventuell sein Spiel an geeigneter Stelle, um einen Wurf zu verlangen. Wenn der Spieler eines nuschelnden, hässlichen Axtzwergkriegers mit der Intelligenz eines Ochsens eine geschliffene Rede vor dem Elfen-Konzil hält, ohne dass sein Rhetorikanfall innerweltlich Sinn ergibt, ist das für mich eventuell eine schöne Rede, aber schlechtes Rollenspiel.
Für fantastisches Rollenspiel seitens des Spielers vergebe ich keine Würfelboni, sondern Applaus und - falls vorhanden - System-Gummipunkte. Falls das Würfelergebnis stimmt, gehe ich in der Erfolgsbeschreibung natürlich auch darauf ein.
Abgesehen von den Gummipunkten belohne ich aber engagierte Rollenspieler nicht spielmechanisch, weil ich davon ausgehe, dass wir zusammen ein Rollenspiel spielen und diese Rollen auch ausspielen, weil es uns einfach Spaß macht. Wer seine Erfolge an den Würfeln herbeierzählen will oder lieber mehr Tabletop-Kämpfe ohne dieses alberne Gerollenspielere spielen will, ist halt bei mir an der falschen Adresse (oder ich bei ihm, je nachdem, wo man halt spielt
).
*Ha! Das "Von sich auf andere Schließen"-Manöver!