Ich schreibe gerade für meine eigene 5E-Kampagne eine Zusammenfassung der Ereignisse zwischen dem Ausbruch von Mount Hotenow und der Gegenwart (bei uns: Herbst 1485 TZ). Leider widersprechen sich die online verfügbaren Quellen dahingehend, dass einerseits behauptet wird, Lord Neverember wäre im Jahr 1462 nach Niewinter gekommen und hätte sich dort zum Lord Protector proklamiert. Dann wiederum heißt es, Neverember wäre im Jahr 1467 in Niewinter angekommen und habe sich proklamiert. Ich habe jetzt einfach mal für mich festgelegt: '62: Söldnerheer sorgt für Ordnung; '67: Neverember proklamiert sich zum Lord Protector. Im folgenden Spoiler findest du meinen kleinen Weltüberblick zur nördlichen Schwertküste mit Fokus auf Niewinter (Übersetzungen sind meine eigenen):
Die Welt
Die Kampagne spielt an der nördlichen Schwertküste, dort wo der Kontinent Faerûn seine westliche Grenze am Schwertmeer findet. Die Region war im Lauf der Geschichte niemals wirklich sicher oder friedlich, doch die letzten hundert Jahre, an deren Anfang eine große magische Katastrophe stand, haben die hart erkämpften Fortschritte der Zivilisation weitgehend zunichte gemacht. Heute ist die Schwertküste zu weiten Teilen eine gefährliche Wildnis. Reisen in dieser Gegend sind immer ein Wagnis, denn wilde Tiere, Räuberbanden, zahlreiche Monster und marodierende Barbaren bedrohen jederzeit auch die großen Handelsstraßen. Auch das Klima an der Schwertküste ist alles andere als freundlich: Die Winter sind lang, kalt und dunkel, Frühling und Herbst sind von Stürmen und aus-giebigen Regengüssen geprägt, und der Sommer stattet dieser Gegend im Norden Faerûns nur selten einen Besuch von mehr als ein oder zwei Monaten ab.
Politik
Politisch ist die Region zersplittert wie eh und je. Die Menschen leben in von Mauern und Palisa-denwällen umgebenen Städten und Siedlungen, von denen jede einzelne ums Überleben kämpft. Die einflussreichste Macht an der Schwertküste ist Tiefwasser, die Glänzende Stadt, deren Offener Fürst, Lord Dagult Nimmerglut gleichzeitig auch Lord Protector von Niewinter ist, der zweite Metropole an der nördlichen Schwertküste. Niewinter wurde vor einigen Jahren vom Ausbruch des Vulkans Hotenau in Schutt und Asche gelegt und Nimmerglut kam als Retter in der Not in die ehemals reiche und lebendige Stadt. In der Konsequenz hat dieser Coup Nimmerglut jedenfalls zum mächtigsten Mann zwischen Athkatla und Silbrigmond gemacht. Er ist kein Tyrann und mancher setzt große Hoffnungen in den Fürsten, der nach einem Jahrhundert voller Krieg, Tod und Katastrophen, der erste sein könnte, dem es gelingt, an der Schwertküste wieder für Frieden zu sorgen. Andere hingegen warnen davor, dass zuviel Macht in den Händen eines einzelnen niemals gut ist und im Lauf der Ge-schichte immer wieder die Ursache von Leid und Krieg war.
Tiefwasser und Niewinter sind neben vielen anderen Siedlungen Mitglieder im Grafenbündnis, einer losen Allianz von Städten an der Schwertküste, die miteinander Handel treiben, und sich gemeinsam gegen äußere Bedrohungen zur Wehr setzen. Zwar verpflichten die dem Bündnis zu Grunde liegen-den Verträge die Mitglieder auch militärisch zu gegenseitigem Beistand, dennoch sind sich viele der Fürsten untereinander nicht grün und versuchen daher eine allzu aktive Beteiligung zu vermeiden. So ist das Grafenbündnis heute vielleicht nicht mehr der Machtfaktor, den es noch vor etwas mehr als hundert Jahren darstellte, trotzdem ist dem Bund immerhin als Verdienst anzurechnen, dass sich seine Mitglieder untereinander nicht offen bekriegen.
Gesellschaft
Die Bewohner der Schwertküste leben überwiegend in einer althergebrachten Ständegesellschaft, wobei die Leibeigenschaft in allen Städten des Grafenbündnisses verboten ist – dies ist eine der ver-traglichen Grundlagen des Bundes, die bis heute überlebt haben. Das Leben in Faerûns Norden ist hart und entbehrungsreich, doch ist auch ein Bauer grundsätzlich ein freier Mann, wenngleich er sei-nem Fürsten gegenüber zu Gehorsam verpflichtet ist und den zehnten Teil seiner Einkünfte als Steu-er an diesen abführen muss.
Die genaue Standesordnung unterscheidet sich von Stadt zu Stadt, jedoch ist es in den meisten Sied-lungen so, dass alle Bürger als einem Stand angehörig betrachtet werden – ganz gleich ob es sich bei ihnen um Bauern, Handwerker, Arbeiter oder Kaufleute handelt. Der Klerus hingegen ist ein eigener Stand dem zahlreiche Privilegien gewährt werden und der auch von jeglichen Abgaben befreit ist. Gerade die großen und mächtigen Kirchen stehen dabei oft effektiv, wenn nicht über, so doch zu-mindest gewissermaßen neben dem Gesetz und verfügen über ihre eigene Jurisdiktion, nach der Mit-glieder bei Verfehlungen abgeurteilt werden. In manchen Städten ist es einigen Kirchen sogar gelun-gen, eigene Steuern zu erheben.
Zudem sind die Kaufleute in den großen Städten – besonders in Tiefwasser und Niewinter – so reich und mächtig, dass sie de facto einen eigenen Stand bilden, dessen Mitglieder unter sich bleiben und zu dem Außenstehenden der Zugang verwehrt oder zumindest erschwert wird. Gerade in Tiefwasser nutzen die Kaufleute ihre wirtschaftliche Macht, um auch politisch Einfluss in ihrem eigenen Interes-se zu nehmen. Ähnliches gilt auch für die großen und einflussreichen Gilden, die besonders in Tief-wasser im Lauf der Jahrhunderte immer mehr Geld und damit Macht angehäuft haben.
Geschichte
Gegenwärtig schreiben wir das Jahr 1485 Taliser Zeitrechnung. Wir nähern uns dem Ende eines Jahrhunderts, in dessen Verlauf die friedlichen Bewohner Faerûns von zahlreichen Katastrophen heimgesucht wurden. Das letzte kataklysmische Ereignis an der nördlichen Schwertküste war der Ausbruch des Vulkans Hotenau im Jahr des Alterslosen, 1451 TZ. Nachdem zunächst einige kleinere Erdbeben die Region erschüttert hatten, brachte die Eruption des Vulkans Tod und Vernichtung über die Stadt. Die Erde riss auf und ein klaffender Abgrund entstand mitten in der einst so stolzen Stadt. Tausende starben durch den Vulkanausbruch, die Überlebenden flohen aus den zerstörten Ruinen, der verwüsteten „Perle des Nordens“. Aus dem Abgrund krochen derweil unheimliche unto-te Kreaturen, die man bald als Aschezombies zu bezeichnen begann.
Einige Monate nach der Zerstörung der Stadt erwies es sich jedoch einmal mehr, dass die Bewohner der Schwertküste ein unbeugsames Volk sind, als die ersten Bürger in die Stadt zurückkehrten, um die Untoten zu vertreiben und die Ruinen wieder aufzubauen. Doch mit den Heimkehrern kamen auch Diebe und Plünderer, und auch das Problem der Untoten war nicht gelöst, und so war Niewin-ter über Jahre ein Hort der Anarchie und schaffte es nicht zum Glanz früherer Tage zurückzukehren.
Im Jahr 1462 TZ schickte Lord Nimmerglut ein Heer von Söldnern aus Mintarn, die Untote und Gesetzlose von den Straßen Niewinters vertreiben sollten, was fürs erste auch gelang. Trotzdem kam der Wiederaufbau zunächst nur stockend in Gang, denn schon im darauf folgenden Jahr wurde die Stadt zum Schauplatz eines Konflikts zwischen zahlreichen unterschiedlichen Fraktionen, darunter auch die beiden rivalisierenden Magierkönigreiche von Nesseril und Thay, wobei erstere die Stadt gegen letztere verteidigten, sie anschließend besetzten, und schließlich durch einen Aufstand der Bürger vertrieben wurden.
Im Jahr 1467 TZ schließlich proklamierte sich Dagult Nimmerglut zum Lord Protector der Stadt Niewinter und rief das Zeitalter von Neu-Niewinter aus. Er behauptete, der Linie der „alten Herr-scher Niewinters“ zu entstammen und versprach der Stadt wieder zum Glanz alter Tage zu verhelfen. Bis heute konnte dieser Anspruch weder bewiesen noch wiederlegt werden. Fakt ist jedoch, dass Nimmerglut auch heute, 18 Jahre später noch immer den Titel des Lord Protector innehat und de facto über Niewinter herrscht. Und tatsächlich hat Nimmergluts Herrschaft der Stadt bislang nicht geschadet. Das alte Niewinter aus der Zeit vor dem Vulkanausbruch mag nicht wiederkommen, und die Intrigen und Ränkespiele der zahlreichen Fraktionen, die in der Stadt ihre eigenen Interessen ver-folgen, sind möglicherweise eine Bedrohung – dennoch kann niemand in Abrede stellen, dass heute in der Perle des Nordens wenigstens niemand mehr um Leib und Leben fürchten muss – für den Au-genblick.
Warnung: Realms-Kenner finden hier bestimmt ein paar Abweichungen vom offiziellen Lore. Das Ganze basiert auf meiner Version der Reiche und den Bedürfnissen meiner Kampagne. Vielleicht kannst du ja was damit anfangen.