Sehr spannendes Thema!
Ich muss aber sagen, dass ich als SL und als Spieler unterschiedliche Traumsysteme habe. Darum kann ich mich unmöglich auf 1 Spiel beschränken.
Als Spieler wird mein Traumsystem im Moment am ehesten von
Cortex+ geboten. Ich finde toll, mit was für einer Leichtigkeit es sich spielt, wie wenig Regeln benötigt werden und wie detailliert es gleichzeitig sein kann (detailliert im Sinne von: was für unterschiedliche Situationen behandelt werden können). Auch die Berücksichtigung der Persönlichkeit, ohne sich in Vor/Nachteils-Orgien zu ergehen, finde ich super. Nachteil ist für mich, dass ich kein vernünftiges Regelwerk kenne! Die Spiele sind halt schon sehr speziell und zuletzt haben wir Firefly gespielt, wo das Regelwerk auch als Regelbuch eine Katastrophe ist: Unheimlich schlecht geschrieben und organisiert. Nur aufgrund des Regelbuches ist es sehr schwierig, sich die Regeln anzueignen. Ich habe in einer Session Marvel auf einer Con ohne vorige Regelkenntnisse mehr über das System gelernt als aus dem Firefly-Buch!
Als Spielleiter würde ich es nicht so sehr mögen, weil mir dann das Metagaming denke ich zu kompliziert wäre, immer in Complications usw. zu denken. Auch dieses situative, immer das Spiel vorantreiben und mit Pools arbeiten usw. ist als SL einfach überhaupt nicht mein Ding! Sorry, so sehr ich das Spiel als Spieler liebe, so wenig ist es als SL mein Traumsystem.
Als Spielleiter kann ich gar kein einzelnes System benennen, weil es sich da bei mir wieder breit auffächert – ich möchte über das System auch unterschiedliches Spielgefühl erreichen und ich finde für verschiedene Zwecke verschiedenes erreichen. Wenn mir jemand die Pistole auf die Brust setzte und ich müsste mich für eines entscheiden… Ach du meine Güte, ich glaube, ich müsste es auswürfeln. Ich sage jetzt in diesem Moment
Arcane Codex. Es bietet für mich eine gelungene Mischung aus Komplexität/Regeldichte und Leistung, vieles ist sehr schnell, einfach und intuitiv umzusetzen. Neue Kreaturen sind schnell erfunden und was ich auch sehr toll finde, ist, dass "zero to hero" relativ schwach ausgeprägt ist, da man in den Kernskills schon bei der Generierung recht stark sein kann. Es ist auch schön hart und hat eine gut funktionierende, einfache Trefferzonen-Regel, was ich im Spiel einfach sehr angenehm finde. Außerdem kann ich super für jeden Kampf neu entscheiden, ob ich mit Spielplan/Figuren spielen möchte oder lieber ohne und frei beschreibend: Die Regeln lassen sich super auf einem Spielplan anwenden, aber sie setzen ihn nicht voraus. Kämpfe gehen auch ordentlich zügig. Die Grundhaltung des Spiels ist konventionell-immersiv, es gibt keine großen Überraschungen, was das Spiel auch einfacher macht. Was ich weniger gut finde, ist, dass es auf lange Vor- und Nachteilslisten angewiesen ist und durch Splatbooks ordentlich erweitert wird. Es artet zwar nicht wie in D&D 3.5 aus, aber 1:1 kann man es halt dann auch nicht spielen. Außerdem ist für meinen Geschmack die Fertigkeitenliste viel zu lang. Aber sonst... die Trefferzonenregel ist da für mich so der Inbegriff dessen, was mir an AC gefällt: Ja, es gibt viele Regeln. Es gibt eine Regel für Trefferzonen, es gibt eine Regel zum spontanen Verändern von Zaubern, es gibt eine Regel für Fallen - aber diese Regeln sind alle schnell, einfach und immer auf die Spieltauglichkeit und flüssiges Spiel hin gemünzt. Wer auch immer solche Regeln aus DSA4 und GURPS kennt, in AC ist es einfacher gelöst. Die Sweet Spots sind da natürlich unterschiedlich je nach SL, für mich ist es in AC halt die perfekte Mischung.
Aber wie gesagt, wenn man mich morgen fragt würde ich vielleicht ein anderes System benennen und über die Vorzüge des Spiels schwärmen
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