Es könnte auch sein (wie bei mir), dass die Gruppe vielleicht einfach überhaupt keine Lust hat, Beinarbeit auszuspielen.
Beinarbeit macht nicht selten das Spiel kaputt - es kostet viel Zeit, bringt oft genug jede Menge Komplikationen (die manchesmal den gesamten Run zur Minusrechnung werden läßt),
es bringt oft zweifelhafte Informationen und es läßt einen stundenlang planen, und Pläne aufstellen, die laut Moltke ja ohnehin nicht ansatzweise Bestand haben und in ihrer Weise so ausgeführt werden.
Und die Spieler haben sich ihre Charaktere meistens in der Intention geschaffen, um nen coolen BadAss zu spielen (Streetsam, Magier, Adept, ...) und nicht, um in der Szene nach Infobrocken zu stöbern, deren Beschaffung Zeit kostet, Risiken schafft und oft genug sehr zweifelhaften Wert einbringt. Und hinterher sitzt man 2 Sitzungen rum, und plant und schwafelt, wie man die eingesammelten Informationsbrocken ausnutzt, um einen Handlungsablauf zu planen, der eh zum Scheitern verurteilt ist. Das ist das Leben, dass man sich als Mover & Shaker vorgestellt hat...
Dazu kommt dann noch, dass jeder Spieler eigentlich weiß, dass auch der perfekteste Plan eigentlich zum Scheitern verurteilt ist, weil, ja weil es sonst langweilig wird. Ein "Spielleiter, wir machen das wie folgt: *erklärbär*" - "Okay, dann habt Ihr den Prototyp" - "Super und die Übergabe machen wir so: *erklärbär*" - Na gut, dann habt Ihr das Geld und bekommt von mir eine Zillion Karmapunkte, weil Ihr so klug seid." - "Supa!" wird nicht stattfinden. Der Spielleiter will es nicht, weil er glaubt das ist langweilig. Und die Spieler wären vielleicht einmal äußerst positiv überrascht, werden dem aber schnell überdüssig. "Laaangweiiiliiiig!" sagt selbst Homer Simpson...
Also wird da nichts draus - es MUSS etwas passieren, damit etwas passiert und die Sache "spannend, aufregend und actionreich" wird. Also kann der gemachte Plan nur scheitern.
Plan B ist dann ohnehin Improvisation und Überlegenheit durch größere Feuerkraft.
Uuuuuund dazu kommt, dass man bei Shadowrun dahingehend indoktriniert wird, dass der Auftrag, sofern er nicht ohnehin zum Desaster wird, anschließend entwertet wird, weil der Auftraggeberkonzern von der Konkurrenz geschluckt wird, sich ein Drache einmischt oder die Mafia, oder die Elfen oder die Gewerkschaft...
Da fragt man sich doch zurecht, ob sich Beinarbeit lohnt.