Ich hänge jetzt einfach mal meinen eigenen geplanten Rant an den Thread dran:
Eigentlich geht es für mich wieder ums Thema System-ADHS. Mich interessiert zwar nicht jeder Hype, aber schon jeder, der zwei oder drei passende Knöpfe drückt. Ein bisschen Indie-Einfluss, ein bisschen selbstironischer Charme, alternativ auch BRP-Nostalgie ... es muss dann gar nicht das große neue System sein, aber es muss aktuell Bewegung drin sein. Da passt dann durchaus auch Midgard 5 ins Bild, oder derzeit RuneQuest 6, weil es auf deutsch kommt, oder eben FantasyAge. Oder jetzt ganz neu Earthdawn- Age of Legend und im Zuge dessen auch wieder Equinox.
Andererseits kommt bei mir ganz schnell der Punkt, wo die Systeme kippen und mich abschrecken, weil zu viel Material da ist und ich mich der Sache nicht mehr gewachsen fühle: Splittermond ist gerade an dem Punkt. Midgard ist da schon lange, aber irgendwie kommt es mir da nicht ganz so schlimm vor, weil ich den Eindruck habe, dass die verschiedenen Regionen der Spielwelt weitgehend für sich stehen und man sich ganz gut auf eine Baustelle beschränken kann. RuneQuest6/Mythras scheint mir da derzeit angesichts der Veröffentlichungspolitik (Ein All-in-One-Regelbuch, mehrere Setting, für die jeweils sehr langsam, wenn überhaupt, neue Bände reintröpfeln) noch am sichersten.
Warum ist das wichtig, könnte man fragen, schließlich kann man ja alles, was einem zu viel ist, ignorieren? Da kommt dann ein sehr persönliches Interesse von mir ins Spiel:
(Hier hören die halbwegs verallgemeinerbaren Aussagen auf, wenn ihr euch also verständlicherweise nicht so sehr für meine Problemchen und Befindlichkeiten interessiert, könnt ihr den Rest getrost überspringen oder überfliegen.)
Ich will endlich wieder für Rollenspiele schreiben, und ich will "offizielles" Material schreiben (wenn ich mir die Mühe mache, brauche ich irgendwie auch die Anerkennung von berufener Seite, und außerdem habe ich keine Lust, mich selbst um Lektorat, Layout usw. usf. zu kümmern). Und das treibt ganz gewaltig meine Suche nach dem System an, dass erstens mir gefällt, das ich zweitens auch länger und intensiver mit einer Gruppe bespielen kann, für dass drittens derzeit offizielles Material veröffentlicht wird, bei dem viertens überhaupt Einsendungen angenommen werden und das fünftens eben nicht bereits zu viel publiziertes Material hat, in das ich mich erst einarbeiten müsste, wenn ich dafür schreiben will.
Geklappt hat es dann lustigerweise bei Pelgrane Press, wo ich einfach auf gut Glück was hingeschickt habe und jetzt erscheint es (irgendwann ...) dort. Tatsächlich sind die Gumshoe-Systeme für mich auch am ehesten eine "sichere Bank", auf die ich mich zurückziehen und mit der ich wohl lange zufrieden sein könnte, was aber ehrlich gesagt vielleicht auch mehr an der wunderbar unaufgeregten Veröffentlichungspolitik von Pelgrane liegt als am System selbst. Aber selbst, wenn Pelgrane noch mehr von mir annehmen sollte: Ich merke jetzt schon, dass eine Heimat mir nicht reicht.
Das ist es, was bei mir derzeit am stärksten die Suche nach der perfekten Kombination aus Setting, Regeln, Gruppenkompatibilität, Überschaubarkeit und Offenheit für neue Autoren antreibt. Natürlich ist mir klar, dass ich dabei das Pferd ein bisschen von hinten Aufzäume und sehr viel Energie sinnlos verpulvere, aber ich kann irgendwie nicht davon lassen ...