Autor Thema: Eine dreckige Fantasystadt der Diebe, Meuchler und Intriganten ..  (Gelesen 1455 mal)

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Offline Deltacow

  • Adventurer
  • ****
  • Beiträge: 647
  • Username: mezzimuh
.. ich würde meine Spieler die nächsten Abende gerne in der Hochburg von Diebstahl, Lüge und Verrat graben lassen. Der Motivator sich dort überhaupt hinzubewegen und vll. sogar zu verweilen ist die Suche nach Antworten, ein verschwundener Vater, ein angebliches Geheimversteck des eigenen Ordens wo sich Überlebende zurückgezogen haben könnten ..

Ich würde Antworten gerne an Aufgaben koppeln, idealerweise irgendwas in Richtung Dilemma bzw. nicht sofort deutlichem Dilemma, also eher punkto "reingelegt" werden. Beispielsweise das Abfangen einer Lieferung Gift an das örtliche Schutzhaus um Anschläge mit besagtem Gift zu verhindern. Nach der Vereitelung der Lieferung bekommt man zwar seine Antwort aber letztlich hat man auch dafür gesorgt dass das örtliche Waisenhaus keine "Heiltränke/Salben" (Gift) erhalten hat, was für die Eindämmung einer Krankheit dringend erforderlich gewesen wäre. Sowas in die Richtung.

Auch brauche ich ein paar Parteien die irgendwie alle im grauen sind, aber wie könnte ich die gut ausdifferenzieren? So das es nach Möglichkeit keine "gut empfundene" Wahl für die Helden gibt und es irgendwie alles einen fiesen Beigeschmack hat? Aber genug der beeinflussenden Worte ... was brauchts für Euch in so einer Stadt? Was darf keinesfalls fehlen? WER darf keinesfalls fehlen? Und wieso funktioniert so eine Stadt überhaupt (noch)?

Luxferre

  • Gast
Ich würde eine alte Handelsstadt, mit Hafen empfehlen. Schmuggel, Sklavenhandel und Co dürfen nicht fehlen. Erst recht nicht, wenn die Gruppe grundsätzlich gut gesonnen ist.

Die Stadt könnte aus mehreren Ebenen bestehen. Man hat wegen des Mangels an Platz immer neue Ebenen oben drauf gebaut.
Selbst die Unterstadt, ist nicht der älteste Teil der Stadt ...
Oben, an der frischen Seeluft, wohnen die Adeligen und Reichen (wie auch immer die an ihr Geld gekommen sind).
Darunter wohnen die Bürger, eine dünne Mittelschicht.
Darunter kommt die Unterstadt. Schatten, dreckige Luft, Dreck von oben ...
Der Hafenbereich liegt frei und die Waren werden über komplizierte Hebekräne und Lastenaufzüge, Treppen und Lifte nach oben gebracht und verteilt.

Zugang zur Stadt auf dem Landweg nur und ausschließlich über eine schmale (Zwergen-?)Brücke aus uralten Tagen. Gut zu verteidigen, Zwergenarbeit halt.
Der Hafenbereich ist durch schmale Fahrrinnen durch riesige, bunte und artenreiche Riffe geschützt. Kleine Segel- und Ruderboote sind das Mittel der Wahl. Und bestechliche Lotsen, die beim Navigieren helfen.
Der Hafenbereich hat seine eigene Legislative, Judikative und Exekutive. Steht außerhalb des Restes der Stadt, in jeder Hinsicht.

Die Brückenwächter(-gilde, klingt natürlich noch viel wichtiger ...) sollte man auch speziell aufstellen. Vielleicht hartgesottene Kämpfer, die "ihre" Stadt vor ungebetenen Besuchern, Eindringlingen oder auch Monstrositäten schützen. Hier könnte man mit diversen Klischees spielen.

Brücke und Hafen sind zwei verfeindete Lager, die sich gegenseitig nichts gönnen. Daher führt es täglich zu Schlägereien in den örtlichen Gasthäusern, wo die beiden Lager aufeinander treffen.
Die Hafenmeisterei und Brückenwacht schließen sich in Notfällen aber unbedingt und geschlossen zusammen, wenn es um die Sicherheit "ihrer" Stadt geht.


Somit ist für Neuankömmlinge in jedem Bereich Stress vorprogrammiert. Das finde ich bei Diebesnestern sehr wichtig. Auch (oder gerade) mit den Nicht-Dieben.

Zum Plot:
vielleicht kennt ein SC einen Brückenwächter oder Hafenarbeiter? Oder ein Beamter aus einem der Zweige möchte ein Paket überbracht haben und setzt dieses zum freien Passieren in der Stadt voraus. Die andere Gruppierung will das Paket aber abfangen. Je nach Gesinnung der Gruppe würde ich den Inhalt heikel oder heilend darstellen. Die SC können ruhig wissen, was drin ist. Aber wollen sie den nächsten Streit zwischen den Parteien forcieren? Vielleicht könnte man die SC etwas in die Enge treiben und die Übergabe platzen lassen. Die andere Gruppierung schlägt auf und fordert das Paket ein.
Kurz vor dem Crash bieten die Diebe einen Ausweg durch die Kanalysation. Das kommt denen natürlich genau recht ... die SC schulden den Dieben nun etwas.

Ist etwas railroadig geworden ;-) aber die SC müssen den Ausweg ja nicht annehmen. Sie haben die Wahl zwischen drei Lagern der Stadt.
Was die Zukunft deutlich schwieriger gestalten wird.

Offline Medizinmann

  • grosser Tänzer!
  • Legend
  • *******
  • Pastafari des fliegenden Spaghetti-Monsters
  • Beiträge: 5.155
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Medizinmann
als Oldschooler fällt mir da als erstes Corrinnis ein
war eine Universal Fantasy Stadtbeschreibung (haben wir für Midgard und D&D benutzt)
die hat ImO alles was du brauchst (ist halt nur die Frage ob du die noch bekommst...)

mit Tanz in der Stadt der Diebe
Medizinmann

Offline Lichtschwerttänzer

  • enigmatischer Lensträger
  • Titan
  • *********
  • Wo bin Ich, Wer ist Ich
  • Beiträge: 14.192
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Schwerttänzer
Sanctuary, Thieves World
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
“Crap.”

Luxferre

  • Gast
Jalizar, City of Thieves

Wobei ich Dich, sofeenhaft, so verstanden hatte, dass Du eine eigene Stadt entwickelt haben magst.

Offline Gwynplaine

  • the Laminator
  • Famous Hero
  • ******
  • Häscher™ des Grafen
  • Beiträge: 2.016
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Asuryan
Freeport von GreenRonin wäre auch ein gutes Beispiel...


Offline Deltacow

  • Adventurer
  • ****
  • Beiträge: 647
  • Username: mezzimuh
Jalizar, City of Thieves

Wobei ich Dich, sofeenhaft, so verstanden hatte, dass Du eine eigene Stadt entwickelt haben magst.

Jaein. Ich habe überhaupt kein Problem zu klauen und bin auch über Quellenangaben wo ich das am Besten tun kann sehr froh - also bislang läuft es wohl schon auch in die Richtung die ich mir gewünscht habe.

Super wären ein paar Ideen zur Dynamik der Stadt an sich, was es eben so dilemma-mäßig macht. Oder wer die Stadt eben zu dem macht was sie ist oder zu sein scheint ...


Offline sangeet

  • Hero
  • *****
  • Beiträge: 1.040
  • Username: sangeet
Kratas Stadt der Diebe
Alles schließt Nichts mit ein.

Luxferre

  • Gast
Jaein. Ich habe überhaupt kein Problem zu klauen und bin auch über Quellenangaben wo ich das am Besten tun kann sehr froh - also bislang läuft es wohl schon auch in die Richtung die ich mir gewünscht habe.

Super wären ein paar Ideen zur Dynamik der Stadt an sich, was es eben so dilemma-mäßig macht. Oder wer die Stadt eben zu dem macht was sie ist oder zu sein scheint ...

Kannst Du denn mit der Stadt meines ersten Postings etwas anfangen? Ich könnte meinen Entwurf gern noch etwas ausführen. Neue Parteien einbringen und so weiter ...
Dafür bräuchte ich aber langsam etwas Fleisch am Knochen Deinerseits. Welt, System, Magiegrad etc. pp.

Denn ich habe unlängst eine solche Stadt für mein Setting im Bau und würde das zum Anlass nehmen, hier mal auf die Tube zu drücken und weiterzuentwickeln.

Offline Boba Fett

  • Kopfgeldjäger
  • Titan
  • *********
  • tot nützt er mir nichts
  • Beiträge: 38.196
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Mestoph
    • Internet-Trolle sind verkappte Sadisten
Super wären ein paar Ideen zur Dynamik der Stadt an sich, was es eben so dilemma-mäßig macht. Oder wer die Stadt eben zu dem macht was sie ist oder zu sein scheint ...

Handelsstadt, Hafenstadt...

Also:

1.
Die Stadt wird von einem Rat regiert, der Fürst aus dem Umland hat aber ein gieriges Auge auf die Stadt geworfen.
Die Stadt selbst darf keine Truppen ausheben, also wird die Stadtwache um das mögliche erweitert.
Ausserdem bildet man ein Freiwillige Corps, das einmal in der Woche ausgebildet wird.
Die Menge an bewaffneter Bevölkerung und die angeheuerte Söldner machen Probleme in der Stadt.

2.
Die erhöhten Zölle, um die Kosten für 1. zu bewähltigen, sorgen für einen regen Schmuggel.
Die Schmuggler machen Ärger, weil sie dem Fürsten (siehe 1.) einen Vorwand liefern könnten, zu intervenieren.
Demenstprechend arbeitet eine Gruppe der Stadtwache speziell daran, den Schmuggel zu bekämpfen.
Und natürlich werden Schmuggler neben den "Zollvermeidungen" auf dem illegalen Wege auch Waren
"importieren", die verboten sind (Rauschgift, schwarzmagische Artefakte, ...).
Das sorgt für weitere Probleme (Drogensüchtige, Schwarzmagier) in der Stadt...

3.
Eine Diebesgilde aus dem Ausland versucht das organisierte Verbrechen in der Stadt unter Kontrolle zu bekommen.
Die einheimische Diebesgilde beginnt einen Bandenkrieg.
und seine Waffen "zu Hause" hat.

4.
Der Stadtrat besteht ausschließlich aus den wohlhabenden Händlern und Reedern der Stadt. Eine echte "Volksvertretung"
ist nicht gegeben. Viele Bürger, insbesondere die Zünfte (Handwerksvereinigungen) sind damit sehr unzufrieden.
Plötzlich werden einige dieser "Demokraten" tot aufgefunden.
Der Vorwurf, dass der Rat oder Mitglieder des Rates hinter den Morden steckt wird sofort lauft.
Dann wird ein Ratsmitglied ermordet.
Die Mächtigen der Stadt werden paranoid und jeder wirft jedem vor, in diesem Machtkampf verstrickt zu sein.
Manche werfen dem Fürsten (siehe 1.) vor, diese Eskalation initiiert zu haben.
Oder steckt eine ganz andere Partei dahinter?

5.
Ein Nekromant experementiert mit Wiedererweckungsritualen und einem geschmuggelten Artefakt herum und etwas geht in diesem Ritual mächtig schief.
Plötzlich beginnen immer wieder besselte Leichen aus dem Friedhof durch die Gassen zu wandern und Menschen anzugreifen.
Ein Muster ist leider nicht erkennbar. Auch frisch verstorbene, stehen manchmal in der gleichen Nacht auf, in der sie verstorben sind,
was eine Lokalisierung sehr schwierig macht.
Das lockt eine Sekte an, die einen Untoten-Gott anbetet und dessen Wiederauferstehung herbeisehnt.
Diese beginnt, Leute umzubringen, damit diese dann "erleuchtet" auf der Erde wandeln.
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Erdgeist

  • Legend
  • *******
  • Beiträge: 7.264
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Erdgeist
Auch brauche ich ein paar Parteien die irgendwie alle im grauen sind, aber wie könnte ich die gut ausdifferenzieren? So das es nach Möglichkeit keine "gut empfundene" Wahl für die Helden gibt und es irgendwie alles einen fiesen Beigeschmack hat? Aber genug der beeinflussenden Worte ... was brauchts für Euch in so einer Stadt? Was darf keinesfalls fehlen? WER darf keinesfalls fehlen? Und wieso funktioniert so eine Stadt überhaupt (noch)?
Bei Stadt der Diebe, Meuchler und Intriganten denke ich als Vorbild zuallererst an die bedeutenden Handelsstädte des Mittelalters und der frühen Neuzeit, allen voran natürlich Venedig und Genua.

Man hat bedeutende Handels- und Adligenfamilien, welche die Geschicke der Stadt lenken; die Stadt selbst ist entweder direkt oder doch zumindest de facto (z.B. schwache Zentralgewalt) unabhängig. Auch in der Stadt selbst gibt es zwar einen Dogen, Patrizier oder Obersten Bürgermeister, der (auf Lebenszeit oder alle ~10 Jahre) gewählt wird, natürlich vom Stadtrat oder bestimmten Familien und nicht vom gemeinen Volk, aber auch er hat längst nicht alle Macht in der Hand, sondern kann die Stadt nur bei äußeren Bedrohungen hinter sich vereinen.

Jede der Familien sieht sich selbst natürlich als "die Guten"; es sind "die anderen", deren Lebensweisen, Methoden und Absichten verrucht sind; bei sich selbst sieht jede Familie ihre Methoden als notwendiges Übel oder als moralisch gerechtfertigt an. Es gibt daher per se keine "bösen" Gruppierungen in der Stadt; selbst eine Diebesgilde rechtfertigt sich damit, dass sie ja (angeblich) nur die korrupten Adligen schröpft.

Offline Boba Fett

  • Kopfgeldjäger
  • Titan
  • *********
  • tot nützt er mir nichts
  • Beiträge: 38.196
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Mestoph
    • Internet-Trolle sind verkappte Sadisten
Bei Stadt der Diebe, Meuchler und Intriganten denke ich als Vorbild zuallererst an die bedeutenden Handelsstädte des Mittelalters und der frühen Neuzeit, allen voran natürlich Venedig und Genua.
Wenn Du "nördlicher" gehen und "mittelalterlicher" sein möchtest, kannst Du auch die Hanse und die Hansestädte zum Vorbild nehmen...
Eine Machtkampf mehrerer konkurrierender Städte ist da natürlich immer ein toller Aufhänger.
In der Hanse wären das Bremen / Hamburg / Lübeck, ansonsten fallen mir da Venedig und Byzanz ein.
« Letzte Änderung: 9.05.2016 | 11:43 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Harlekin78

  • Adventurer
  • ****
  • Beiträge: 668
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Harlekin78
Vielleicht ist Lankhmar, City of Thieves etwas für dich. Aktuell umgesetzt für SaWo. Ist aus den Werken von Fritz Leiber entstanden. Die Literatur habe ich selber nicht gelesen, nur das SaWo-Setting.
“The baby has known the dragon intimately ever since he had an imagination. What the fairy tale provides for him is a St. George to kill the dragon.” - G.K. Chesterton

Online Ludovico

  • Ludovico reloaded
  • Legend
  • *******
  • Beiträge: 6.585
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Kaffeebecher
Ich würde als Setting auch eine Handels- oder Hafenstadt wählen. Es müsste ein Knotenpunkt des Handels sein.
Schmuggel, die Industrie, die um die Händler entsteht (wie Prostitution), die Begehrlichkeiten durch Warenströme sind eine gute Quelle für das Verbrechen.

Bei der Regierung würde ich wohl einen möglichst schwachen Herrscher an die Spitze setzen, der nicht durchsetzungsfähig ist.
Darunter könnte ein Rat sein, der aus heillos zerstrittenen Mitgliedern (Händlern oder Adeligen) besteht, die sich gegenseitig das Leben schwer machen.

Die wahre Leitung der Stadt wird von den Behörden und dem organisierten Verbrechen durchgeführt. Die Behörden unterstützen das Verbrechen, vermitteln zwischen zerstrittenen Parteien (Banden oder Clans) und sorgen so für den Frieden, den sie ohne die Unterstützung von oben sowieso nicht wahren können. Ihr Job ist mehr, den Schein zu wahren.

Die Stadt selbst ist in verschiedene Bezirke aufgeteilt, die jeweils von eigenen Banden regiert werden.

Was auch noch interessant wäre, wäre ein Rat aus diesen Verbrecherbanden, der für ein gewisses brüchiges Gleichgewicht sorgt und nicht ganz so zerstritten ist.

Man hat dann quasi einen Rat für das Licht und einen für die Schatten.

Offline Deltacow

  • Adventurer
  • ****
  • Beiträge: 647
  • Username: mezzimuh
Danke für all die Antworten, ich habe wild zusammengefügt!

Luxferre

  • Gast
Schriftlich, oder im Kopf? An Deinen schriftlichen Ergüssen wäre ich interessiert  :d