Autor Thema: Rollenspielmarkt ... Angebot und Nachfrage  (Gelesen 14856 mal)

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Offline D. M_Athair

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Re: Rollenspielmarkt ... Angebot und Nachfrage
« Antwort #75 am: 17.02.2017 | 11:37 »
Uhrwerk stellt 13th Age und Der Eine Ring ein.
Ich bin gespannt, was die Begründung für die Vielzahl an Neuankündigungen/Neuerscheinungen bedeutet.

Zitat
Dies lag [für 13th Age - CDO] vor allem daran, dass der Handel sehr zurückhaltend war, die Bücher ins Sortiment zu nehmen, was automatisch auch zu einer geringeren Sichtbarkeit der Linie führt. Diese Zurückhaltung beobachten wir schon seit 1-2 Jahren generell im deutschen Fachhandel – ob dies aber an einer zu großen „Schwemme“ neuer Systeme liegt oder ob es andere Gründe gibt wissen wir natürlich nicht. (Quelle: Uhrwerk)
« Letzte Änderung: 17.02.2017 | 11:42 von Clausustus Doom Occulta »
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Offline Rhylthar

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Re: Rollenspielmarkt ... Angebot und Nachfrage
« Antwort #76 am: 18.02.2017 | 17:19 »
Naja, eigentlich bedeutet das nur, dass es viel mehr Direktvertrieb geben wird, was allerdings auch bedeutet, dass die Verlage selbständig werben müssen, weil ein Multiplikator wegfällt.

Gründe, warum der deutsche Fachhandel zurückhaltender wird, sind für mich auch zum Teil klar:
Er wird immer kleiner, jedenfalls wenn man das stationäre Geschäft mit RPG betrachtet. Auch die Online-Händler werden nicht mehr.

Und: Jedes unbekannte RPG-Produkt könnte ein "Penner" sein und nimmt einem "Renner" den Platz weg. Oder das Regal einen Tisch für das Trading Card-Game. Oder einfach nur Platz, dass sich ein Kunde bewegen kann.
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"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

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Offline D. M_Athair

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Re: Rollenspielmarkt ... Angebot und Nachfrage
« Antwort #77 am: 18.02.2017 | 19:40 »
Und: Jedes unbekannte RPG-Produkt könnte ein "Penner" sein und nimmt einem "Renner" den Platz weg. Oder das Regal einen Tisch für das Trading Card-Game. Oder einfach nur Platz, dass sich ein Kunde bewegen kann.
Das stimmt natürlich. Wobei ich im FLGS beobachten konnte (gerade was den Dezember & Januar anging), dass die Verkäufe viel breiter gestreut sind als noch vor ein paar Jahren. (Verkäufe, die sichtbare Lücken in die Verkaufsregale rissen, waren: Dragon Age, Aborea, FFG Star Wars, D&D 4 aus der Ramschkiste, Fragged Empire, Savage Worlds.) Und was mir auch aufgefallen ist: Neue Spiele gehen nach Erscheinen 2-3 Monate gut weg. Danach stehen sie lange im Regal. Gerade bei der V20 war/ist das so.

... was darauf hindeuten könnte, dass Verkaufszyklen von RSP tendenziell kürzer geworden sind. (Das läuft natürlich dem generellen Kunden-Wunsch nach langfristigem Support zuwider - schafft aber Fakten, welche die Verlage nicht einfach ignorieren können.)
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Offline Auribiel

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Re: Rollenspielmarkt ... Angebot und Nachfrage
« Antwort #78 am: 19.02.2017 | 21:59 »
... was darauf hindeuten könnte, dass Verkaufszyklen von RSP tendenziell kürzer geworden sind. (Das läuft natürlich dem generellen Kunden-Wunsch nach langfristigem Support zuwider - schafft aber Fakten, welche die Verlage nicht einfach ignorieren können.)

Betrifft das denn auch pdf-Verkäufe? Ich habe den Eindruck, dass die lange/längere Verfügbarkeit von pdfs auf Drivethru&Co da zu einer Verzerrung führt? Oder ist das meinerseits eine verzerrte Wahrnehmung?
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Offline D. M_Athair

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Re: Rollenspielmarkt ... Angebot und Nachfrage
« Antwort #79 am: 20.02.2017 | 04:36 »
Betrifft das denn auch pdf-Verkäufe? Ich habe den Eindruck, dass die lange/längere Verfügbarkeit von pdfs auf Drivethru&Co da zu einer Verzerrung führt? Oder ist das meinerseits eine verzerrte Wahrnehmung?
Nein, das täuscht mMn nicht.
Mongoose fährt mittlerweile ne ganz andere Publishing-Strategie als vor einigen Jahren.
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Offline Rhylthar

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Re: Rollenspielmarkt ... Angebot und Nachfrage
« Antwort #80 am: 20.02.2017 | 06:05 »
Was ich schwer einschätzen kann, ist der deutsche Markt in Bezug auf "pdf-only". Mein, vollkommen subjektiver, Eindruck ist, dass pdfs gerne als Zusatz zum Buch genommen werden, aber das Buch generell noch bevorzugt wird.

Belege habe ich dafür nicht, aber wenn ich mir nur das aktuelle Pathfinder-Crowdfunding anschaue, da wollen gerade mal nur 3 Leute nur die pdfs. Ist dann halt ein wirklich schwieriges Feld, wenn die Händler immer weniger in die Regale stellen wollen, der Kunde aber keine "Cthulhu"-Verhältnisse* will.

*Cthulhu-Verhältnisse:
Ein Buch ist nach wenigen Monaten kaum noch regulär zu erhalten und erzielt schon nach relativ kurzer Zeit Sammlerpreise.
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Offline ArneBab

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Re: Rollenspielmarkt ... Angebot und Nachfrage
« Antwort #81 am: 20.02.2017 | 21:43 »
Was ich schwer einschätzen kann, ist der deutsche Markt in Bezug auf "pdf-only". Mein, vollkommen subjektiver, Eindruck ist, dass pdfs gerne als Zusatz zum Buch genommen werden, aber das Buch generell noch bevorzugt wird.

Belege habe ich dafür nicht, aber wenn ich mir nur das aktuelle Pathfinder-Crowdfunding anschaue, da wollen gerade mal nur 3 Leute nur die pdfs. Ist dann halt ein wirklich schwieriges Feld, wenn die Händler immer weniger in die Regale stellen wollen, der Kunde aber keine "Cthulhu"-Verhältnisse* will.

*Cthulhu-Verhältnisse:
Ein Buch ist nach wenigen Monaten kaum noch regulär zu erhalten und erzielt schon nach relativ kurzer Zeit Sammlerpreise.
Wenn wir das vermeiden wollen, müssen wir von Anfang an Sammlerpreise zahlen. Ich war erst geschockt, als ich das schmale Turbo Fate Heftchen für 10€ gesehen habe. Dann habe ich nachgerechnet und es gekauft.
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Offline D. M_Athair

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Re: Rollenspielmarkt ... Angebot und Nachfrage
« Antwort #82 am: 21.02.2017 | 22:04 »
Wenn wir das vermeiden wollen, müssen wir von Anfang an Sammlerpreise zahlen.
Was auch wieder schwierig ist. Anders gesagt: Bei RuneQuest 6/Mythras habe ich kein Problem damit.
Bei Beyond the Wall und The Sprawl wäre es für mich auch OK. Der meiste andere Kram wäre komplett außen vor.

Was ich damit sagen will: Über den Preis kann man Einfluss auf die Verkaufszahlen nehmen. Viele haben z.B.
Shadowrun 5 deswegen "mitgenommen". (Ich nicht - ich wollte das nicht mal geschenkt.)

... Auflage/Produktionskosten und der Gewinnrücklauf aus Verkäufen führen dann wieder zu Rentabilität.
Möglich, dass manche Spiellinien auf "Gelegenheitskäufer" angewiesen sind bzw. der Preis ein wichtiges Argument
für Leute ist, ein Spiel anzufangen und ein anderes eben nicht.

Anders gesagt: Sammlerpreise haben den Nachteil, dass weniger gekauft wird und dass die Leute ggf. auf günstigere originalsprachliche Ausgaben ausweichen (wenn sie können). Dieses Ausweichen ist eh ein Problem, da es in vielen Fällen auftaucht:
a) wenn die Zeitspanne zwischen Orginalveröffentlichung und Übersetzung zu groß ist b) wenn die Übersetzung nicht stimmig ist UND c) wenn die Verfügbarkeit Probleme macht ("Cthulhu-Verhältnisse") sowie d) wenn die Originalausgabe spürbar günstiger ist.

Stellen an denen Verleger drehen können sind mMn:
1) Aufmachung und Präsentation, 2) Mehrwert der Übersetzung (Übersetzung, die als solche nicht oder kaum erkennbar ist; Errata; zusätzliche Materialien), 3) Eigenentwicklungen und 4) ne Community, die sich spürbar mehr auf die Übersetzung als aufs Original stützt.

Viele Argumente im Bereich von 1-4 zu haben ist ne gute Voraussetzung, um am Markt bestehen zu können. Gerade für die nicht so großen RSP-Brands. Mein Paradebeispiel, das in allen 4 Bereichen punkten konnte wäre da WFRP2.


Was ich schwer einschätzen kann, ist der deutsche Markt in Bezug auf "pdf-only". Mein, vollkommen subjektiver, Eindruck ist, dass pdfs gerne als Zusatz zum Buch genommen werden, aber das Buch generell noch bevorzugt wird.
PDFs/e-books haben es in Dtld. eh schwer, da sie Buch und doch nicht Buch sind. Also das Schlechteste aus beiden Welten vereinen. 19% Mehrwertsteuer (statt 7) und Buchpreisbindung. Damit sind Bundles steuerrechtlich für Verlage unattraktiv geworden.

Bundles in Crowdfundig-Aktionen gehen aber! Sie umgehen effektiv (aber nicht im rechtlichen Sinn) die Buchpreisbindung. Ich weiß nicht wie die Verlage das genau machen. Es gibt aber mMn 2 Möglichkeiten. 1. Das Bundle als eigenes Produkt: Da es nicht in den "regulären Verkauf" geht und die Auflage quasi per Vorabverkauf ausverkauft ist, können bei den separaten (Nach-)Auflagen neue Preise festgesetzt werden. 2. Das andere ist Preisänderung. Hier werden ebook und Buch separat verkauft - inkl. späterer ISBN - und ehe die Sachen in den regulären Verkauf gehen werden die Preise angehoben. Der Witz daran ist die Limitierung des Angebots auf einen Zeitraum, bei dem allein der Verlag als Verkäufer in Frage kommt.

PDF only ... ist für Leute interessant, die ganz auf Bücher verzichten (sind mMn wenige). Gerade im Rollenspiel spricht vieles dafür auf eine physische Ausgabe zurückzugreifen. Außerdem ist das für Personen interessant, die eine rückwärtskompatible neue Edition als Setinbruch verwenden wollen. (Eine dritte Gruppe wäre noch: Leute, die nach einiger Zeit erkannt haben, dass für sie ein PDF hilfreich ist, weil sie gern Sachen ausdrucken wollen und für sie das händische Einscannen keine Alternative ist.) 


... das wären meine Einschätzungen dazu.
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