Autor Thema: Irgendwo in IRLAND  (Gelesen 46480 mal)

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #500 am: 21.05.2017 | 00:59 »
Nur wenige Augenblicke sind seit dem drehen des Knaufes vergangen. Doch Deine Gedanken fliegen umher. Hierhin und dorthin. Sie haben die Zeit gedehnt. Das Gurren und Flattern der Taube mischt sich mit dem Knirschen und Quietschen von Metall.
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #501 am: 21.05.2017 | 01:17 »
Einen Apfelbaum gepflanzt? Ein Haus gebaut? Ein Kind gezeugt?

Gibt es ein Leben nach dem Tode?

Existiert Gott?

Wie leicht ist Dein Herz?
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #502 am: 21.05.2017 | 15:57 »
Du öffnest die Tür.

Sofort wird die Scheune hell ausgeleuchtet. Eine gleissende Helligkeit brandet Euch entgegen, als würdet Ihr in die Sonne selbst blicken. Eure Augen sind wie geblendet.

Das Innere der Scheune erstrahlt gänzlich in hellstem Weiss. Licht durchflutet jeden Winkel.

Knapp unterhalb des Türrahmens liegt eine Gestalt am Boden. Ihr könnt nicht erkennen, ob Mann oder Frau, ob alt oder jung, aber von gross gewachsener Gestalt.

Das strahlende Licht kommt von unterhalb des Körpers, zeigt lediglich die scharfe Silhouette und wirft einen langen Schatten.
« Letzte Änderung: 21.05.2017 | 16:11 von Der Läuterer »
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #503 am: 22.05.2017 | 09:57 »
Clive

"Oh Gott!", rufe ich aus. "Cainnech ... bist Du das?!"

Ich versuche die gleißende Helligkeit hinwegzublinzeln und beuge mich mehr blind als sehend tiefer in die Öffnung herab, den Arm weit ausgestreckt. Ich versuche nach dem Köper zu greifen ... die Hand zu ertasten ... etwas vertrautes zu erkennen ...

"Cainnech!?!"

Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #504 am: 22.05.2017 | 12:28 »
Geblendet schaue ich an Clive vorbei in das gleißende Licht.

Wo kommt das Licht her?!

Ich glaube zu halluzinieren. Als Clive sich auf das Licht zu bewegt schaue ich für einen Augenblick versonnen zu, doch als er die Hand ausstreckt ....

"NEIN! Was tust du?!", rufe ich, während ich mit der unverletzten Hand nach ihm greifen will ohne zu beachten, dass ich die lächerliche Lichtquelle in Form der Öllampe noch in dieser Hand halte.

"Das kann niemals Cainnech sein!"
 
"PASS AUF!" rufe ich als wäre das Licht Lärm, den es zu übertönen gilt. Und erst jetzt bemerke ich, dass dieser Ausruf auch mir  gilt - scheine ich doch gerade die Laterne gegen Clive werfen zu wollen.
Ich versuche meine Arm in seiner Bewegung zu bremsen, komme ins Straucheln und falle kurz vor der offenen Tür auf den Boden. Ich versuche die Lampe aufrecht zu halten, nicht loszulassen, doch dabei falle ich unsanft auf meine verletzte Seite und stöhne laut auf während die Schmerzen trotz des gleißenden Lichts Schwärze vor meinen Augen auftauchen lässt.

Mit schmerzverzerrter Mine und krafthaft die Lampe umklammernd und aufrecht haltend, liege ich heftig atmend und immer wieder stöhnend auf dem Boden der Scheune.
« Letzte Änderung: 22.05.2017 | 12:36 von Puklat »

Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #505 am: 22.05.2017 | 17:34 »
Clive

Ich nehme kaum wahr, dass Ove hinter mir ruft und stürzt. Das Flackern der Lampe geht unbemerkt unter im gleißenden Licht aus der Grube, als sich meine Finger um die Hand in der Grube schließen und ich mich anschicke, mit aller mir verbliebener Kraft daran zu ziehen.

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #506 am: 22.05.2017 | 21:05 »
Deine Hand tastet nach vorne. Tastet nach dem Körper. Tastet blind herum. Und ertastet dennoch nichts. Nichts. Du fühlst nichts. Deine Hand ertastet nichts.

Deine Hand wirft einen Schatten auf Dein Gesicht, so dass Du Deine Augen nicht länger zukneifen musst. Und Du greifst durch den dunklen Körper hindurch.

Du greifst in das Licht hinein. Und Deine Hand verschwindet im Licht.
Blind tastest Du im gleissenden Licht herum, als plötzlich ein stechender Schmerz Deinen Oberkörper durchzieht.
« Letzte Änderung: 22.05.2017 | 21:08 von Der Läuterer »
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #507 am: 23.05.2017 | 13:02 »
Clive

Noch während ich zu verstehen versuche,
  warum dort NICHTS ist, wo ich Cainnech vermute,
  warum dieses NICHTS dennoch einen Schatten wirft,
  warum meine Hand im Licht verschwindet und ich doch mit ihr tasten kann,
trifft mich unvorbereitet der Schmerz. Ich reiße erschrocken meinen Arm zurück und presse ihn gegen meine Brust.

Obwohl ich stechende Schmerzen im Oberkörper nunmehr gewohnt bin, kommt dies doch überraschend und fühlt sich auch anders an. Der Schmerz strahlt nicht in den Magen aus, wie es für einen Herzinfarkt zwar nicht zwingend, aber doch typisch wäre. "Nein, dies hier ist anders ...", analysiere ich überflüssigerweise und kämpfe gegen die aufkeimende Panik an. Ich rolle mich von der Öffnung fort auf meinen Rücken. Mit geschlossenen Augen konzentriere ich mich alleine auf den Schmerz und hoffe inständig, dass er nachlässt.

Was neben dem Schmerz bleibt ist nur die bittere Erkenntnis: "Du bist mir entglitten, Cainnech! ... Wie mir alles zu entgleiten scheint ..."
« Letzte Änderung: 23.05.2017 | 13:13 von Joran »

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #508 am: 23.05.2017 | 19:04 »
Du windest Dich. Drehst Dich weg. Drehst Dich zurück. Streckst Deinen Arm aus. In dem Versuch, die Tür wieder zu schliessen. Und Deine zittrigen Fingerspitzen berühren etwas.

Etwas Hartes. Etwas Glattes. Etwas Rundes.
Etwas, das sich wie ein länglicher, schmaler Zylinder anfühlt.

Ein Ast?
Ein Stab?
Ein Rohr?
Ein Knochen?

Du ertastest es. Du ergreifst es. Du umklammerst es. Du hältst es fest.
« Letzte Änderung: 23.05.2017 | 19:06 von Der Läuterer »
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #509 am: 23.05.2017 | 20:34 »
Clive

Ich klammere mich an den unsichtbaren Gegenstand.

"... Es liegt nicht an mir, dass mir die Dinge entgleiten. ... Es ist die Welt, die weiter aus den Fugen gerät! ... Erst die Huldiger, die auf unerfindlichen Wegen hierher gelangten ... alle zur selben Zeit ... Jetzt Dinge, die ich sehe, aber nicht greifen kann, und solche, die ich zwar greifen kann, die sich dafür aber meinem Augenlicht entziehen. ..."

Obwohl die Berührung mit dem unbekannten ETWAS mich wohl weiter verängstigen sollte, ist erstaunlicherweise das Gegenteil der Fall. Etwas körperliches in der Hand zu haben, beruhigt mich. Etwas Körperliches kann man zerstören, man kann es bekämpfen, man kann es binden, selbst wenn man es nicht sehen kann. "Was man greifen kann, kann man auch begreifen, nicht wahr?", lautet meine durch nichts als einen urtümlichen Instinkt gerechtfertigte Schlussfolgerung.

"Was geschieht hier nur?", frage ich Ove, ohne zu wissen wo er sich gerade befindet. Die Erinnerung an die Schmerzen in meinem Brustkorb lassen mich vorsichtig sprechen, so dass die Worte nur mehr kraftlos meine Lippen verlassen.

Ich versuche mich weiter aufzurichten und an dem ETWAS zu zerren. Ich erinnere mich an den Schattenriss des unsichtbaren Menschen an die Decke. Hoffnung und Bangen halten sich die Waage, als ich langsam meinen Blick hebe. Ich suche nach einem Schatten, der mir einen Hinweis darauf geben könnte, was ich wohl in meinen Händen gepackt haben mag ... und was menschlichen Augen offenbar nicht zu sehen bestimmt ist.

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #510 am: 23.05.2017 | 20:56 »
Du richtest Dich auf. Du ziehst Dich hoch. Erneut dieser Schmerz in Deiner Brust.

Der Gegenstand lässt sich durch Dich bewegen, ändert aber kaum seine Position im Raum. Rechts. Links. Vor. Zurück. Er widersteht allen Anstrengungen, Dich seiner zu bemächtigen. Als würde er durch etwas, eine Macht oder Kraft, in seiner Position gehalten. Du kannst Dich ihm nähern, kannst ihn aber nicht zu Dir ziehen.

Ein Ast?
Ein Stab?
Ein Rohr?
Ein Knochen?
???
Was ist das?

Die Person im Türrahmen verschwindet, bis nur noch Licht in den Raum hinein scheint.
« Letzte Änderung: 23.05.2017 | 20:58 von Der Läuterer »
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #511 am: 24.05.2017 | 12:34 »
Die Person entfernt sich vom Türrahmen und geht langsam in das Licht hinein, bis sie immer kleiner geworden und schliesslich verschwunden ist.
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #512 am: 25.05.2017 | 18:31 »
Clive

"Cainnech!", rufe ich verzweifelt dem schwindenden Schatten nach, halte mich an dem unsichtbaren ETWAS fest und greifen noch einmal mit dem anderen Arm in die Tiefe. Noch immer kann ich nicht von dem Gedanken lassen, an diesem unwirklichen Ort eine Antwort auf sein Verschwinden zu finden. Aber da ist kein Wort, das mir Trost spenden könnte. Nur Schweigen ... und Licht ... und Schmerz. Der Schatten ist fort.

"Immerhin nicht Matilde ... es war nicht Matilde!", versuche ich mich zu beruhigen, als ich mich hochgezogen habe und den Arm wieder an meinen Körper presse. "Vielleicht war der Schatten auch nicht Cainnech. ... Sei nicht so selbstsüchtig: Eine Antwort würde nur Deine Bedürfnisse stillen. Dem Jungen hilft das gar nicht!"

Ich bedenke meine Optionen, ohne auch nur einen Augenblick von diesem Gegenstand abzulassen.

"Was ist das?", flüstere ich immer noch innerlich aufgewühlt. Ich konzentriere mich auf meine Hand. Gibt sie mir Informationen über die Oberflächenstruktur des Gegenstandes?

"Ove ... kannst Du die Tür schließen? Ich halte etwas in meiner Hand. Ich kann es nicht bewegen ... und ich will es nicht loslassen. ... Vielleicht reicht es, wenn Du mit dem Fuß an der Tür ziehst? ... Probiere es!"
« Letzte Änderung: 25.05.2017 | 18:36 von Joran »

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #513 am: 26.05.2017 | 12:53 »
Deine Hand umklammert den Gegenstand. Er ist glatt. Und er scheint Dir zu entgleiten, als Du einen Druck auf Deiner Brust verspürst, der Dich nach unten und hinten drückt.
Die Kraft ist stark. Der Gegenstand aus Porzellan, Bakelit oder ähnlichem entgleitet Deinen Fingern.
Dann verspürst Du einen schmerzhaften Stich in Deiner linken Schulter.
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #514 am: 29.05.2017 | 10:07 »
Clive

Erfolglos versuche ich, nachzufassen und den kühlen, glatten Gegenstand erneut zu packen, aber ich vermag dem Druck auf meiner Brust nichts entgegenzusetzen.

Der Schmerz in meiner Schulter beendet meinen Kampf. Ich stöhne auf und lasse mich zurück auf den Boden fallen.

"Ove! ... Die Tür! Schließe die Tür!"

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #515 am: 29.05.2017 | 18:36 »
"Ruhig. Ganz ruhig, Herr Doktor Savage."
Erneut spürst Du die Hand auf Deiner Brust. "Lassen Sie los und entspannen Sie sich. Sie befinden sich in Sicherheit."
"Sie haben geträumt. Nur geträumt. Beruhigen Sie sich bitte." Du spürst ein ermutigendes Klopfen auf Deine Schulter.
"Sie haben eine Spritze von mir bekommen. Und Sie werden gleich etwas schlafen."
"Sie sind robuster als Sie aussehen. Sie haben eine bärenstarke Konstitution."
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Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #516 am: 29.05.2017 | 18:37 »
Benommen muss ich mit ansehen, was um mich herum passiert.
Ich sehe, ohne wahrzunehmen, höre, ohne zu verstehen.

Ich sehe wie Clive sich zu winden scheint. Wie er einen Kampf mit einem unsichtbaren Gegner zu führen scheint. Eine Art Ringkampf, oder einfach nur Zuckungen, wie durch mehrere schwache elektrische Schläge.

Ich versuche zu begreifen was passiert. Doch mir gelingt es nicht.

Clive ringt auch mit der Tür, die er eben so zielstrebig geöffnet hat. Ich verstehe nicht genau, was er will. Alles wirkt so unnatürlich in diesem gleißenden Licht.

Ich kann nicht unterscheiden, ob ich wach bin oder träume.

Doch auch im Traum sollte man sich nicht gehen lassen! So stemme ich mich hoch, merke wieder die Schmerzen meiner Wunden, was eigentlich gegen einen Traum sprechen müsste.

Mühsam schiebe ich mich auf die Knie. Ich setze die Lampe neben mir ab, um näher an die Tür zu krabbeln, wozu ich meinen unverletzten Arm brauche. Ich will in den Türrahmen schauen, schauen wo das Licht herkommt, was dort zu sehen ist. Doch Clives mühsame Worte, dienen mir als Mahnung.
Ich muss mich zusammennehmen meiner Neugier nicht nachzukommen.

Ich krabbel auf die andere Seite der Türöffnung, bewege mich hinter das Türblatt, hebe es soweit hoch, dass ich meinen Körper zur Hilfe nehmen kann, falls es zu klemmen beginnt. Dann drücke ich mit meinem Oberkörper dagegen. Ich stemme die Tür zu. Erst jetzt, als ich mit dem Türblatt zusammen in Richtung Boden falle, erinnere ich mich, dass ich eigentlich jetzt, im Moment kurz bevor die Tür sicher geschlossen ist, doch noch einen Blick riskieren wollte. Doch ich schaffe es nicht. Die Tür fällt mit mir darauf zu.

Das Licht ist verschwunden. Es scheint stockfinster. Das schmierig, dämmrige Licht aus der Öllampe fällt nicht auf, im Meer der Dunkelheit.
Noch haben sich unsere Augen nicht an die Dunkelheit gewöhnt. An das Dämmerlicht, das die Lampe verbreitet.

Ich halte meinen Atem an. Ich kann Clive ganz in der Nähe stoßweise atmen hören.

Ich fühle das Türblatt unter mir. Ich fürchte ich würde Schläge spüren. Spüren, wie sich etwas von unten befreien will. Doch nichts dergleichen passiert.

Ich schelte mich einen Hasenfuß und versuche nicht darüber nachzudenken, dass hier und heute schon so vieles passiert ist, dass diese Schläge nicht das abwegigste wären, was mir heute geschehen wäre.
Ich konzentriere mich auf das was um mich herum ist.

"Clive. Alles in Ordnung?"

"...."

"Was ... woher kam das Licht? War dort Cainnech? Hast du IHN gesehen?!"

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #517 am: 29.05.2017 | 18:43 »
"Schwerster. SCHWESTER! Schnell. Holen Sie zwei Pfleger."
"Machen Sie schon. Patient Ecklund versucht aufzustehen."
"Wenn er stürzt könnten die Nähte wieder aufgehen. Machen Sie. Los. Los."
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #518 am: 30.05.2017 | 00:00 »
Clive

Ich schüttle den Kopf: "Nein, ich darf jetzt nicht schlafen! ... Was haben Sie mir gegeben? ... Ich kann Sie nicht sehen! ... Was ist mit mir geschehen?"

Kurz bin ich versucht, an meinem Verstand zu zweifeln und diese bequeme Erklärung zu akzeptieren: "Vielleicht habe ich das Weiße Zimmer1 auf Herm nie verlassen? ... Und alles danach hat sich nur in meinem Kopf abgespielt! Matilde ist mir genauso wenig begegnet wie Hartmut. Auch nicht Paul oder Ove oder Emma oder Ayana. Cainnech lebt noch. Kein leuchtender Mönch ... keine Änderungsschneiderei ... keine Hand ... kein Roy Dalgliesh ... kein Edward Gavigan ... kein Lord Penhew ... keine Elise Marquard ... kein Feuerwehrmann ... kein Hotelbrand ... keine Auseinandersetzung mit der Londoner Polizei ... keine Tcho-Tcho ... keine Huldiger"

Wie verlockend erscheint mir diese Ausflucht, wie gering der Preis des eigenen Verstandes aufgewogen gegen diese Menschenleben. Logisches Denken, die Wissenschaften und ein aufgeklärter Geist schreien förmlich nach diesem Ausweg, der all jene unerklärlichen Erlebnisse der letzten Jahre mit einem Handstreich wegwischen würde. Die Angst vor der Einsamkeit und eine Sehnsucht nach meiner früheren innengekehrten Sicht erfassen mich.

"Wenn dies alles nicht real war, dann ist auch das Meeresrauschen nicht verstummt. Dann kannst Du es wiederfinden, wenn Du es nur zulässt ... und ich könnte SIE noch spüren ... irgendwo jenseits des Meeres!", lockt es in mir.

Während meine Glieder schwer werden und die Müdigkeit meinen Verstand zu überschwemmen beginnt, lausche ich in mich hinein. Aber da ist nur Stille.


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« Letzte Änderung: 4.07.2017 | 19:02 von Joran »

Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #519 am: 30.05.2017 | 18:25 »
Kräftige Hände oder die Pranken einer Bestie drücken mich wieder zu Boden.

Ich versuche nochmal dagegen aufzubegehren. Aber ich bin zu schwach.

Ich kann nicht erkennen wer oder was sich um mich herum befindet, und so ergebe ich mich meinem Schicksal und erwarte den Kehlbiss oder was auch immer mich stattdessen erwarten wird.

'Ich bin es so leid'

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #520 am: 5.06.2017 | 11:28 »
Ein dämmriger Schlaf. Keine Schmerzen.

Aber Träume. Beunruhigende, rastlose Träume.

Ihr habt das Gefühl, dass etwas auf Eure Brust drückt. Etwas auf Eurem Brustkorb kniet. Vielleicht ein Nachtalb? Eines dieser kleinen, schwarzen Geisterwesen, die auf den Schlafenden hocken, ihnen die Luft abschnüren und ihnen schlimme Träume schicken.

Ihr könnt Euch nach dem Aufwachen nicht daran erinnern, was Ihr geträumt habt, aber es war Angst einflössend.
 
Immer wieder wurdet Ihr in Euren Träumen gejagt, verfolgt und gehetzt. Ihr ranntet um Euer Leben, kamt aber kaum vom Fleck, während irgendetwas Dunkles hinter Euch her war und langsam zu Euch aufschloss. Ihr habt verzweifelt versucht, dieses Etwas abzuschütteln.

Und Ihr habt Stimmen gehört. Botschaften. Euch wurden auch Botschaften gesandt. Stimmen, die auf Euch eingeredet haben. Es waren fremde Stimmen, aber sie haben Euch keine Angst gemacht. Sie waren sogar beruhigend.
« Letzte Änderung: 5.06.2017 | 11:32 von Der Läuterer »
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #521 am: 5.06.2017 | 11:40 »
Eure eigenen wilden Gefühle hatten Euch übermannt und haben Euch Angst gemacht. Sie machen Euch immer noch Angst. Eure unterdrückte Wut macht Euch Angst.

Ihr wollt Eure wütenden Gefühle ausleben und habt dies auch in Euren Träumen getan. Ihr habt aber, wie in der wachen Welt auch, nur Schuldgefühle entwickelt. Immer nur noch heftigere Schuldgefühle.

Wohin wollt Ihr rennen? Wo wollt Ihr Euch verstecken? Wohin wollt Ihr Euch wenden?
Nirgendwohin, denn Ihr wisst nicht, wem Ihr noch vertrauen könnt.
Und wenn niemand mehr da ist, dem Ihr noch trauen könnt, könnt Ihr dann Euch selbst noch trauen? Könnt Ihr Euch auf Euch selbst verlassen?
« Letzte Änderung: 5.06.2017 | 11:43 von Der Läuterer »
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #522 am: 5.06.2017 | 12:16 »
Ihr erwacht.

Es ist kühl um Euch herum. Die Luft ist frisch und angenehm. Der Geruch von just gemähtem Gras wird in Eure Nasen geweht.

Euer Kopf fühlt sich kalt und feucht an. Flüssigkeit rinnt rechts wie links an Euren Gesichtern herab.

Ihr öffnet Eure Augen, aber Ihr könnt nichts sehen. Es ist dunkel.

Etwas weiches, feuchtes liegt auf Eurem Gesicht und bedeckt Stirn und Augen.

Ihr bewegt langsam und zaghaft Eure Gesichtsmuskeln. Irgendetwas stimmt nicht mit Euch.
Etwas ist auf Eurer Haut. Die Haut spannt und scheint aufzuplatzen. Krustig. Scheint sich abzulösen, wie bei einem Sonnenbrand.
« Letzte Änderung: 5.06.2017 | 12:19 von Der Läuterer »
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #523 am: 5.06.2017 | 17:37 »
Ihr liegt. Und Ihr seid benommen.
Eure Arme und Beine sind schwer. Fast so, als wären sie neben Euch festgeklebt.

Der Geruch von Phenol und Äther steigt Euch in die Nase.

Und wieder hört Ihr Stimmen. Dieses Mal jedoch viele. Entfernt und undeutlich. Ein Gewirr von Stimmen. Durcheinander. Unzusammenhängend. Und unverständlich.

Ihr seid nicht allein.
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #524 am: 5.06.2017 | 19:14 »
Clive

Ich versuche Antworten zu finden:

Ich horche in mich hinein und suche nach Indizien für Verletzungen. Mir kommt der Gedanke, dass sich Bréanainn so gefühlt haben könnte, als er in meinem Feldlazarett in Flandern zu sich kam. ...

Ich horche nach den Stimmen um mich herum. Welche Sprache sprechen sie? Kann ich vertraute Stimmen heraushören?

Derweil beginne ich vorsichtig, meine Finger zu bewegen.