Autor Thema: Irgendwo in IRLAND  (Gelesen 46544 mal)

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Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #475 am: 30.03.2017 | 10:49 »
Ove
Immer wieder schaue ich auf den Boden und dann hinüber zur Petroleumlampe.

Sicher sind es nur die Strohhalme, die im Licht wie Schlangen sind. Ich merke ja auch nichts, wenn ich dort hintrete... wenn ich dort hintreten WÜRDE.

Obwohl ich mir sicher bin, dass dort keine Schlangen auf dem Boden sind, wage ich es nicht diese Annahme auf die Probe zu stellen.
Licht wäre hilfreich. Aber nicht immer möchte man sehen, was vor sich geht. Doch jetzt, wo ich schon so weit gegangen bin, MUSS ich es probieren.

Ich gehe zur langsam und mit so viel vorsicht, wie es meine zerschundener Körper erlaubt, auf die Lampe zu. Ich nehme sie hoch. Sie ist spakig und matt, aber sie wird zumindest etwas Licht liefern können, da bin ich mir sicher.
Ich schüttel die Lampe leicht um zu hören, ob noch Öl darin ist. Es plätschert leise. Es ist nicht viel Öl, aber ich überlege, ob ich ohne viel Öl zu verschütten nachfüllen könnte. Ich bin mir nicht sicher. Ich greife nach einer Schachtel Streichhölzer, schüttel sie ebenfalls. Ich höre nicht das übliche Klappern der kleinen Hölzchen. Sie ist leer.

Um den Docht zugänglich zu machen, muss ich die schützende, aber beschlagene Glasscheibe öffnen. Vorsichtig, schiebe ich den Sicherheitskäfig, hinter dem später die Flamme gefangen bleiben soll, hoch. Mir strömt träge der süßliche, schwere Geruch des Lampenöls entgegen.

Ich greife mir die nächste Packung. Ich schüttel sie erneut und höre ein leises klappern. Mit schweren, tauben Fingern, schiebe ich die Schachtel auf, nehme mir ein Streichholz heraus und reiße es an. Im ersten Moment blendet mich das Licht des auflodernden Streichholzes. Doch noch bevor ich blinzeln kann, ist die helle Flamme zu einem kümmerlichen Flämmchen geworden. Kaum mehr als ein Glimmen.
Hastig, aber bemüht nicht durch schnelle Bewegungen die Flamme zu löschen, versuche ich den Docht zu entzünden.

Es funktioniert erst beim dritten Versuch.
Vorsichtig senke ich den gläsernen Käfig wieder über die Flamme und drehe dann den Docht höher, um mehr Licht zu haben.

Sind es Schlangen?
Und wo ist das Katzenwesen? In der Grube oder doch im Pferch?

Gerade als ich mich frage, warum ich so lange den jämmerlichen Ruf der Katze nicht mehr gehört habe, ruft sie wieder. Die Laterne vor mich haltend, um besser sehen zu können, schreite ich in die Richtung des Rufs.

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #476 am: 30.03.2017 | 22:23 »
Als Du den Docht hochdrehst, leuchtet das Licht der Petroleumlampe schwach auf. Doch das schwache Leuchten, einem Glimmen gleich, genügt, damit sich die Schatten nicht noch weiter auf Dich zu bewegen. Sie zucken kurz und ziehen sich dann schlagartig zurück. Nur noch kleine Schatten. Obwohl die Lampe nicht viel Helligkeit erzeugt, so scheint sie doch die Finsternis verbannt zu haben.

Seile hängen von der höheren, hölzernen Ebene herab wie Lianen. Schaufeln, Spaten und Sensen an den Balken erinnern an grosse Blätter aus Eisen. Hämmer, Sicheln, Messer und Scheren hängen an der Wand wie skurrile, metallische Blüten. Nägel in den Wänden gemahnen an die dornigen Pflanzen eines dichten Dschungels.

Du gehst weiter. Weiter in den hinteren Teil der Scheune hinein. Nur ein paar kleine Schritte und doch fast in einer anderen Welt. Eine Welt apokalyptischer Gefahren. Ein undurchdringlicher, eiserner Urwald, dessen Blätter stumpf und matt, schwach das Licht Deiner Lampe spiegeln.
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Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #477 am: 31.03.2017 | 12:20 »
In der Küche

Das Auge in der Stirn blinzelt, während die beiden anderen Augen geschlossen sind. Zuerst blickt es Dich an und seine Pupille weitet sich. Dann geht sein Blick hektisch nach links, rechts, oben, unten und erneut nach rechts und links. Danach schliesst sich das Auge mit einem glucksenden Geräusch, als würde das letzte Wasser eines Beckens in den Siphon abfliessen.
Und das Auge ist so plötzlich wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war.

Sprachlos vor Erstaunen und vor Schreck sitzt Du auf dem siffigen, schlonzigen Boden und starrst auf das zerfurchte Gesicht der Witwe. Sie sieht alt aus; älter als noch Tags zuvor. Ihre Gesichtsfarbe ist zu einem teigigen Grau verkommen.

Ein eiseskalter Schrecken fährt Dir durch die Glieder, als durch das zerschossene Küchenfenster Braddock herein schaut. "Der Schwede. Er ist fort."
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #478 am: 1.04.2017 | 13:58 »
Clive

Eine gnadenlose Laune der Natur muss eine einzige Wolke an dem strahlend blauen Himmel vor die Sonne geschoben haben, denn das blendende Rechteck auf dem Boden erlischt und im selben Moment taucht das Auge wieder auf ... für einen Augenblick nur, bevor es sich zurückzieht in den Kopf der Witwe, wie ein polypenartige Wucherung der Zirbeldrüse.

"Dieses DING scheint mich verhöhnen zu wollen: Erst zeigt es sich mir noch einmal zum Beweis, dass es tatsächlich existiert, um dann jeden Hinweis auf sich von Meabhs Stirn zu tilgen. ... Niemand wird mir glauben! Es gibt niemandem mehr, dem ich DAS erzählen könnte! ... Irgendwie muss ich die Witwe aus dem Verkehr ziehen. Wer weiß, was dieser Parasit in ihrem Kopf sie sonst noch anstellen lässt?"

Als Braddocks Stimme mich aus meinen Gedanken reist, finde ich mich auf dem Küchenboden neben dem Fenster wieder. Offenbar haben angesichts des Schauspiels meine Knie nachgegeben. Besorgt fühle ich in mich hinein und greife mir an die Brust, aber noch scheint Karims Medizin zu wirken. "Wie lange noch?", frage ich mich.

"Ove ist fort?", frage ich nach einer Weile verwirrt, noch immer den Blick starr auf die Stirn der Witwe geheftet. "Das kann nicht sein. ... Haben Sie Blut gesehen? Oder Spuren im Gras? ... Ove war verletzt. Er kann nicht weit gekommen sein!" Meine Überlegungen sind fahrig. Zu sehr nimmt mich noch das Geschehen in der Küche in Anspruch. "Wie gut hatte ich Oves Wunden verbunden? Wieviel Blut war noch an ihm, das heruntertropfen müsste? ... Ich könnte Luni holen."

Ich richte mich wieder auf, den Rücken an die Wand gelehnt und sage jetzt fester zu Braddock: "Wenn Sie Ove nicht finden, muss ich meinen ... Matildes ... muss ich Luni holen. Luni verliert keine Spur. ... Ove wird Hilfe brauchen."
« Letzte Änderung: 1.04.2017 | 14:25 von Joran »

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #479 am: 2.04.2017 | 12:28 »
Am Küchenfenster

"Bei allen schleimigen Haaren auf des Teufels schwarzem Arsch. VERDAMMT!" Braddock scheint leicht angesäuert. "Ja, der Schwede ist fort. Und jetzt reissen Sie sich zusammen, Doktor. Schlucken Sie ihre Skrupel runter und verpassen Sie der abgetakelten Fregatte eins mit dem Gewehrkolben. Dann sperren Sie sie in einen Schrank und dann kommen Sie schnell raus."

Braddock schaut sich um. Nach einer kurzen Pause. "Hier ist keine Blutspur zu sehen und darüber sollten wir froh sein. Dennoch ist der Schwede nirgends zu sehen."

"Wenn Sie die Schreckschraube schlafen gelegt haben, dann haben wir nur noch zwei Probleme. Den Affen und den Schweden. Los, Mann, machen Sie. Machen Sie schon."

"Und vergessen Sie die Töle. Das kostest uns zuviel Zeit. Wir müssen handeln. JETZT!"
« Letzte Änderung: 3.04.2017 | 20:02 von Der Läuterer »
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #480 am: 3.04.2017 | 19:47 »
Clive

Der unnötige verbale Ausbruch des Engländers befremdet mich. "Er kann nicht ernsthaft annehmen, jemanden mit diesem Schwall von Zoten und Beleidungen motivieren zu können. Aber warum will er mich provozieren?"

"Was reden Sie da? An der ganzen Wand entlang zieht sich die Spur von Oves Blut! Sperren Sie gefälligst die Augen auf ... oder kümmern Sie sich um 'den Affen'."

Ich habe das Gefühl, dass ich mich besser selbst um Ove kümmern sollte, als ihm Braddock auf den Hals zu hetzen.

"Weder habe ich einen Gewehrkolben, noch werde ich Meabh damit eins überziehen!"

Ich sehe mich nach weiteren Gegenständen um, mit denen ich Meabh's Fesseln verstärken könnte.

"Mit Luni werde ich Braddock und dieses Vieh schon einholen, sobald ich hier fertig bin und Ove gefunden habe", hoffe ich.

Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #481 am: 5.04.2017 | 10:18 »
Clive

Obwohl von der Witwe mit gefesselten Händen zumindest keine Gefahr körperlicher Gewalt mehr ausgehen sollte, mache ich einen Bogen um sie herum, als ich mich zu dem kleinen Küchenschrank begebe. Während ich den Korpus wieder aufrichte, rutschen die Schubladen heraus und bleiben am Boden liegen. Schnell finde ich, was ich gesucht habe: Ein Bund mit gesammelten kräftigen Schnüren und Lederbändern.

Aufmerksam nähere ich mich der Witwe und beginne auch ihre Beine an den Fersen und die Arme um den Oberkörper herum zu fesseln. Immer wieder betrachte ich sorgenvoll Meabhs Stirn, aber nichts deutet auf ein drittes Auge hin. Schon beginne ich selbst, an meiner Wahrnehmung zu zweifeln. Während ich hektisch die Knoten binde, rede ich beruhigend auf Meabh ein, in der Hoffnung, dass doch noch ein Rest Vernunft in ihrem wirren Verstand zurückgeblieben ist. Immer wieder entgleitet eine Schnur meiner blutverschmierten Hand, aber ich unterdrücke mühsam meine Ungeduld. Als ich mich nach etwas umsehe, woran ich Meabh fixieren könnte, bleibe ich erfolglos. Außer dem brennenden Herd, der zu heiß ist, um die Witwe daran festzubinden, finde ich nichts geeignetes. Stattdessen entdecke ich jedoch ein paar Patronen für die Schrotflinte, die ich hastig abwische und in meine Tasche stopfe. Schließlich spanne ich eine Schnur von den Fussfesseln zu ein paar Töpfen, deren Henkel und Griffe ich fest verknote. "Nun sollte es ordentlich scheppern, wenn Meabh wegzukriechen versuchen sollte."

"Ich komme wieder, so schnell ich kann, Meabh. Ich verspreche es! Aber zuerst muss ich nach Oves Verletzungen sehen ... und dieses Vieh erledigen, auf das Du vermutlich eigentlich schießen wolltest."

Vorsichtig steige ich durch das Küchenfenster wieder nach draußen, ohne mich erneut zu schneiden. Dann lese ich die im Gras liegende Schrotflinte auf und lade sie. Mir ist bewusst, dass diese Munition keinen ernsthaften Schaden anrichten wird, aber immerhin wird mein Gegenüber das nicht wissen und ich habe ein wenig mehr als nur meinen Stock zu meiner Verteidigung.
« Letzte Änderung: 5.04.2017 | 16:59 von Joran »

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #482 am: 6.04.2017 | 21:21 »
In der Scheune

Du biegst rechts ums Eck und vor Dir siehst Du einen Vorhang aus schweren Ketten, die nebeneinander und hintereinander von der Decke hängen. Rotbraun und rostig. Feuchtigkeit glänzt auf den Kettengliedern.

Schwach erkennst Du im fahlen Licht Deiner Lampe die Umrisse einer fetten Person, einem Buddha gleich, am hinteren Ende des Ganges. Es ist jedoch keine Person, sondern eine Statue.
Krudes, zusammengenageltes Holz. Nicht geschnitzt. Aus zwei Baumstümpfen, Klötzen, Holzscheiben, Ästen und Brettern zusammengesetzt. Alles gespickt wie ein Nadelkissen mit Nägeln verschiedenster Grössen und Spiessen aller Art. Diese Statue erinnert an Werke primitiver Eingeborener. Sie ist überlebensgross und sehr massiv.

Am Boden neben der Statue stehen und liegen Kreuze, auf die Katzen genagelt wurden. Die Tiere sind allesamt bereits tot und befinden sich in den unterschiedlichen Stadien des Verfalls. Ihre Körper sind mit Nägeln gespickt, so dass sie wie eine perverse Form von rostigen Igeln wirken.

Am Boden, einige Meter vor der Statue entfernt, liegt eine Tür auf dem nassen, lehmigen Boden, die von einem Türrahmen umgeben ist, als würde es unter diesem Teil der Scheune noch eine Art Keller geben. Deren Klinke ragt aufreizend, wie eine Stolperfalle, nach oben.

Das Miauen ist von der Decke der Scheune zu hören, wo an einer Kette hängend, eine, auf ein Kreuz geschlagene, Katze baumelt und leicht hin und her schwingt. Bis auf die vier Nägel in den Beingelenken, scheint das Tier unverletzt zu sein. Dennoch ist es unerreichbar von Deiner jetzigen Position aus.

Im Schatten der Decke siehst Du unzählige, scharfe und spitze Gegenstände baumeln. Messer, Sensen, Sägen, Spiesse und Bajonette - wie der gezahnte Oberkiefer einer monströsen Kreatur. Bedrohlich. Sekundenbruchteile vor dem Zuschnappen.

Ein zartes Lüftchen weht durch die Ritzen in den Wänden und trägt den satten, freundlichen Duft von Heu mit sich.
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #483 am: 10.04.2017 | 14:33 »
Clive

Als ich wieder draußen in der Sonne stehe, blicke ich bedauernd an meinem ruinierten Anzug herab. Dann sauge ich die frische, kühle Luft in meine Lungen und sehe mich um. Braddock ist verschwunden. Ich überdenke, was ich bislang über Braddock zu wissen meine, und komme zu dem Schluss, dass er vermutlich nicht nach Ove sucht, sondern eher dieses 'Affenwesen' ... diesen Dämon, korrigiere ich mich in Anlehnung an die Formulierung der Witwe, ... verfolgt. Auf der Suche nach einer Spur von Braddock streift mein Blick den Saum des Waldes, der von dieser Anhöhe wie ein dunkler Streifen die Sicht begrenzt.

Da höre ich ein leises, mir vertrautes Geräusch. Luni blickt aus der geöffneten Tür des Stalls. Ein aufforderndes Nicken genügt und das Tier setzt sich in Bewegung. Als der Wolf sich neben mich gesellt und ebenfalls zum Wald herüberschaut, streiche ich ihm über den Kopf. "Sie fehlt Dir, ich weiß ... mir fehlt sie auch!"

Ich frage mich still, ob Matilde irgendwo dort in die Wälder geflohen ist, um sich alleine ihren Jagdinstinkten hinzugeben. So wie sie es in der Vergangenheit wohl auch schon getan hat. Nur noch sie und John und das Wild ... einfache Regeln ... klare Ziele ... keine Fragen. Ein Augenblick entscheidet über Sieg oder Niederlage ... über Weiterleben oder Tod. Ich gestatte mir die Frage, ob sie jemals zurückkehren wird, obwohl ich die Antwort schon zu kennen meine. Aber ein Wiedersehen als Möglichkeit in meine Überlegungen einzubeziehen, wärmt mich mehr als es die Sonne könnte. Doch gleichzeitig wird mir bewusst, dass sie nichts außer John mitgenommen hat ... nicht Luni ... nicht Marie ... "Sie hat alles hinter sich gelassen, was sie liebt. Das muss ihre schwer gefallen sein. Luni hat sie so lange begleitet. Wenn sie nicht mit Paul gegangen ist, was will sie dann alleine mit John anfangen? ... Der romantischen Idee von einem Einsiedlerleben im Wald nachhängen? ... Wohl kaum! ... Was ist könnte Dein Ziel sein, Matilde?" Ich ziehe das Unaussprechliche in Betracht und meine Hand fährt einer alten Gewohnheit folgend in die Hosentasche. Aber sie findet dort nicht das kalte Eisen, das lange irgendwo in der undurchdringlichen Nacht des Kanals versunken liegt, sondern nur die Schrotladungen für Meabhs Flinte, die mich aus meinen Gedanken ins Hier und Jetzt zurückrufen.

"Ove ... Du musst Dich um Ove kümmern!", ermahne ich mich selbst. Es ist nicht schwer, die doppelläufige Flinte im Gras auszumachen. Mit einem leisen Klicken öffnet sie sich und Luni blickt mich erwartungsvoll an. Ich wechsle die Patronen aus und lasse den Verschluss wieder einschnappen. Dann wende ich mich an Luni: "Wo ist Ove? Such Ove!"
« Letzte Änderung: 19.04.2017 | 11:39 von Joran »

Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #484 am: 12.04.2017 | 12:03 »
Ove
Erschrocken weiche ich einige meiner angeschlagenen Schritte zurück. Ich bringe mich außer Reichweite dieser schauerlichen Sammlung an Damokles-Schwertern, -Äxten, -Beilen, -Sensen und -Stangen.

Ich beginne erst zu Stammeln, und schaue dabei mit Schreckgeweiteten Augen auf die abnorme Szenerie vor mir. Während das klägliche Miauen der Katze über mir wie die Geräusche eines Racheengels in meinen Ohren widerklingen, gewinnt meine Stimme an Kraft:
langsame wiederhole ich immer wieder ein Wort: " ... ii...fffff"

" ....."

"Klei.... ffffff"

" .... "

"Clive..... "

"Clive!"

"Clive.... komm her!"

"CLIVE! ... HIER!...."

Ich erschrecke über meinen eigenen Lärm, ich werde wieder leiser, schaue mich um.

Im Tor der Scheune sehe ich eine Person.

Ob das Clive ist? Hat er so schnell reagieren können? Wie lange stehe ich hier überhaupt schon herum?!

Als die Gestalt näher kommt  fällt mir das Loch im Boden wieder ein. Aufgebracht rufe ich ihr immer noch heiser zu:

 "VORSICHT! Dort ist ein Loch!"

"Geh über die Planke und halt dich fest...!"

Das Miauen der Katze über mir verwandelt sich in meinem Kopf zu einen Sirenen gleichen Gesang. 
Mühsam, wie Odysseus versuche ich auf Kurs zu bleiben, mich auf die Gestalt die sich mir näher zu konzentrieren und nicht dem Verlangen nachzugeben die Tür im Boden zu öffnen, um zu sehen, welche Hölle dort auf mich wartet.

In einem klareren Moment fordere ich die Person, die sich mir nähert auf "Dort, rechts! Dort liegt ein Kanister Lampenöl! Und Streichhölzer! Frag nicht warum, aber bring sie mit!! Es ist wichtig..."

Vielleicht wird es wichtig!

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #485 am: 23.04.2017 | 17:29 »


                        SCHEUNE
---------------:.---------------------------------------------------|
                Ket:.ten            _____                 ^(- ¥ -)^        |
                    .:.                [ Tür ]           T      (|T  T|) krude Statue
                O  :.                                 T         _/W-W\_   T T |
----|            |--:.--------------------------------------------------|
     ~           ~    Sechs Pferche zu beiden Seiten
----|  # #  #|-------
     |    ##    | ### Pferch                  T tote Katze
     | ### # |  #### Stroh
----|||#-##-|-------
     ||| ####|
     |||#### | Pferch
----|||#### |-------
     |||-###--|
     | ####   | Pferch
----| ##  #   |---------------------------
         Weg                          ________
                                         [             ] Werkbank
                                         [_______]
     W
       A               C
         G
           E                  L
             N
--[ Haupttor Scheune ]------------[ Tür ]-------

« Letzte Änderung: 24.04.2017 | 07:50 von Der Läuterer »
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #486 am: 23.04.2017 | 18:38 »
Clive

Luni scheint mich verstanden zu haben ... oder er will mir etwas anderes Zeigen. Jedenfalls kehrt er zielstrebig um und trottet zurück zur Scheune. Ich fasse die Schrotflinte fest mit der einen Hand, den Stock mit der anderen und folge dem Wolf nach. Das Gelände fällt in Richtung Scheune leicht ab. Ich bin froh, den Stock bei mir zu haben, denn taufeuchte Gras ist rutschig. Oder ist es noch der schleimige Belag des Küchenbodens, der hartnäckig an den Sohlen meiner Schuhe haftet? Schon meine ich wieder den Geruch wahrzunehmen und ich kämpfe kurz mit der aufkommenden Übelkeit.

Kurz vor dem Wirtschaftsgebäude flacht das Niveau wieder ab und ich springe über einen schmalen Graben, der ablaufendes Regenwasser auffängt und vor der Scheune ableitet. Der Boden knirscht unter meinen Füßen. Über Jahrzehnte wurden hier Steine verteilt, die fleißigen Hände von den Feldern gesammelt haben. Gerade als ich angesichts der neu gewonnenen Standsicherheit schneller ausschreiten will, höre ich Oves Rufe aus der Scheune. Luni bleibt stehen und blickt unschlüssig zu mir zurück.

Ich wechsele den Stock in die linke und die Flinte in die rechte Hand und eile dann schnellen Schrittes zum Tor. Kurz bevor ich mein Ziel erreiche, fällt der Schatten des hoch vor mir aufragenden Giebels auf mich. Die Fassade aus altem, verzogenem Holz erhebt sich bedrohlich über mir, als neige sich die Wand über mich. Das Gebäude scheint mir im Begriff zu sein, sich jeden Augenblick auf mich zu stürzen und meinen zerbrechlichen Körper gänzlich unter sich zu begraben. Ich haste weiter zu der Öffnung, die mir noch als rettender Ausweg hinter die einstürzende Wand erscheint. Stattdessen tauche ich aus dem Tageslicht erneut in eine undurchdringliche Finsternis, die mich für eine Weile mehr blind als sehend meinen Weg suchen lässt. Schließlich finde ich meinen Weg aus dem ersten Gebäudeteil in die dahinterliegenden Stallungen. Aber hier ist es noch dunkler.

Irgendwo aus dieser Finsternis höre ich das leise klirren von Metall auf Metall. Mein Geruchssinn scheint noch betäubt von dem pestilenzartigen Gestank in der Küche. Tiefer im Gebäude sehe ich ein verhaltenes Flackern einer kleinen Lichtquelle.

"Ich komme, Ove", antworte ich dem Freund. "Ich bin gleich bei Dir. ... Es ist zu dunkel. ... Wo ist das Loch?!?"

Dann sehe ich Oves auf den Gang treten mit einer Öllampe in der Hand. das Glaszylinder scheint rußgeschwärzt oder verdreckt, die Flamme klein und rußig. "Die Witwe scheint am Öl gespart zu haben ... oder sie hat gleich Talg von Tieren verwendet", vermute ich, während ich mich vorsichtig voran taste. Dann verändert sich das Geräusch meines Gehstocks, mit dem ich vor mir den Boden abklopfe, um das Loch zu finden. Die eiserne Spitze trifft auf Holz. "Das muss die Planke sein", denke ich und meine die Umrisse erkennen zu können, während sich meine Augen an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen beginnen. Aber immer wieder kehrt mein Blick zu Ove zurück, dessen Gesicht im flackernden Licht der Lampe wie eine verzerrte, amorphe Maske wirkt. Im Zusammenspiel mit der Erinnerung an seine Schussverletzungen entwickelt sich ein diabolisches Schauspiel in meinem Kopf, dessen Wirkung ich trotzdem vor Ove zu verbergen versuche. Das ganze wird untermalt von dem gelegentlichen Klirren von Metall, das einem trägen Rhythmus zu folgen scheint. "Ich wünschte, er würde die Lampe so weit anheben, dass sie keine Schatten mehr auf sein Gesicht wirft. Ich wünschte, ich sähe wieder das tatsächliche Ausmaß der Verletzungen anstelle von dieser Andeutung weit schlimmerer Verunstaltungen."

Fast hätte ich den Halt auf der Planke verloren, weil ich mich von dem Bild vor mir ablenken ließ. Ich besinne mich auf die vor mir ... unter mir liegende Gefahr und kneife meine Augen zusammen, um den Steg unter mir erkennen zu können. "Wie tief mag der Abgrund unter mir sein? Ein Höllenschlund? Langgezogen und rechteckig wie ... ein Grab? ... Wer hat es geschaufelt ... und für wen? ... Ist das tatsächlich Ove vor mir? ... Oder könnte es der Dämon sein, der die Witwe heimsuchte ... mit Oves Gesicht als Maske ... ein fetzen Fleisch und Haut, um mich in mein Grab zu locken?" Ich verfluche meinen rastlosen Verstand und seine Abschweifungen, wünsche mich für einen Moment zurück in das Weiße Zimmer, in dem die Farben und die Bilder verschwanden. "War Matilde nur eine Verlockung, um mich aus dieser tröstlichen Einöde herauszulocken? ... Herrje, KONZENTRIER DICH, Clive! ... Es wird immer schlimmer mit Dir!"

Als ich endlich die Gestalt vor mir erreiche, hebe ich ihren Arm mit der Linken bis das Licht der speckigen Lampe den Alb in meinem Kopf zurück in die Schatten jagt.
« Letzte Änderung: 23.04.2017 | 18:57 von Joran »

Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #487 am: 25.04.2017 | 16:12 »
Ove
Dem Himmel sei Dank! Es ist Clive, der mich erreicht.

Noch immer scheint mich der Ruf der sterbenden Katzen sirenengleich zu locken.

In dem Augenblick in dem Clive mich erreicht, hebt er meinen Arm an und mit ihm hebe ich die Lampe höher. Ich lasse das ganze völlig passiv geschehen, doch versteh ich nicht warum er das tut. Er hat das Grauen um uns herum doch noch gar nicht wahrnehmen können.

"Clive... Schau!", fordere ich ihn auf. Ich schlucke kurz, ich fühle mich schuldig Clive unvorbereitet das Grauen um uns herum zu zeigen und versuche ihn noch zu warnen.
"Es ist grausam!", füge ich hastig und leise, fast erfurchtsvoll an.

Ich wende die Lampe in die Richtung der Statue und der toten und sterbenden Katzen.

Während ich Clive Zeit lasse einzuordnen was er dort sieht, schaue ich mich stehend um. Ich zucke kurz zusammen als ich Lunis feuchte Nase an der Hand meiner verletzten Schulter spüre. Das Zucken jagt Schmerzen durch meinen Körper. Ich stöhne vernehmlich auf, sauge zischend Luft zwischen meinen zusammengebissenen Zähnen ein und versuche beim Ausatem auch den Schmerz auszuatmen.

"Braver, Luni!", sage ich als der kurze Schmerz wieder abebbt.

Ich wende meinen Blick in die Richtung in die Clive schaut und sehe erst jetzt wie mein Zucken auch die Lampe leicht ins Schwanken brachte. Schaurige, widerwertige Schatten zeichnen nicht im fahlen Licht der trüben Lampe ab.
Widerliche Gestalten in Form von Schatten huschen über die Ketten, die Klingen, Schwerter und diese Götzen-Statue.

Ich war nie ein bibelfester Mensch. Ich halte nicht viel vom christlichen Glauben oder anderen Religionen. Aber ich glaube an Übernatürliches, an Mächte, Dinge jenseits unseres Verstädnisses, an Fabel- und Traumwesen. Doch waren sie in meiner Vorstellung friedlich, frech selten garstig, gemein und hinterhältig. Aber nichts war so abscheulich wie das Wesen, das dieser Götze versinnbildlichen könnte.

Ich will den Docht höher drehen, gehe ich doch davon aus, dass Clive mehr Lampenöl mitgebracht hat. Doch kann ich meinen anderen Arm nicht heben um das kleine Rädchen zu drehen, das für mehr Helligkeit sorgen könnte.

Da ich den Anblick nicht ändern kann, versuche ich zumindest die Geräusche zu verändern und beginne zu reden:

"Es ist widerwärtig! Hat die Witwe das gemacht?

Warum die Katzen?

Was soll das Metall??

Hast du eine Erklärung? Hast du soetwas schon mal gesehen?!"

Die letzte Frage enthält gleichzeitig einen unbeabsichtigen Vorwurf für jeden der diese Frage mit "ja" beantworten kann.

"Und dieses Tür? Wo ... wo führt sie hin?!"

Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #488 am: 25.04.2017 | 18:29 »
Clive

Nachdem Oves Gesicht nicht weiter mehr als das verletzte Gesicht des Freundes ist, folge ich seinem Hinweis, schiebe die Ketten beiseite und trete in die Nische.

Ich brauche eine Weile, bis ich alles erfasst habe. Den monströsen Puckelmann, die leise klirrenden Ketten, die sich im Gleichklang mit den Schatten zu wiegen scheinen, die Kadaver ... Meine Augen fahren an den Wänden entlang und folgen den Ketten hinauf in die Düsternis über uns. "Als ich den Bericht über den Mord an Kayleigh in Mullingar gelesen habe, fühlte ich mich noch sicher ... 60 Meilen zwischen mir und dem Tatort ... keine Hinweise auf einen Bezug zum 'Sebastians-Mord' ... aber das hier kann ich nicht ignorieren!" Ich betrachte die zweckentfremdeten Werkzeuge, die als stumme Zeugnisse nach einem weiteren Einsatz zu dürsten scheinen. Ich registriere die Nägel in den Körpern der Tiere.

Und mein Blick wandert zurück zu dieser den Raum dominierenden ungeschlachten Skulptur. Sie widert mich mehr an als es die armen gepeinigten Kreaturen um diese Abscheulichkeit herum jemals könnten. "Er ist wie eine monströsen Karikatur eines Nkisi. Ein finsterer Golem ... ohne Seele so hoffe ich! ... Oder doch mehr? Ein dunkler, böser Bruder von IHM? Ein Nkisi voller schwarzer Magie, weit abseits eines ausgewogenen Gleichgewichts und ohne das Versprechen einer Erlösung?"

"Ein Nachahmungstäter vielleicht? Nein, die Zeichen sind zu offensichtlich. Das hier gilt mir. Ich SOLLTE das hier finden!", vermute ich.

Ich bin versucht, den Leib der Statue zu öffnen, um zu sehen, ob darin etwas verborgen ist. Aber wie sollte ich ein so gezieltes Vorgehen Ove erklären, wenn ich fündig würde? "Vielleicht in einem unbeobachteten Moment?"

Und die Tür im Boden ... was mag sie bedeuten?

Über allem liegen die qualvollen Laute der Katze und machen es mir schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Angesichts der denkbaren Tragweite dieses Fundes ist mir das Tier eher lästig als dass ich in mir Raum für Mitleid schaffen könnte. Ich frage mich, warum Ove dem Leiden des Tiers nicht längst ein Ende gemacht hat. Die Gliedmaßen des Tiers sind in einem unnatürlichen Winkel abgespreizt. Die kräftigen Nägel können nicht ohne bleibenden Schaden die Knochen, Sehnen und Muskeln des Tiers durchdrungen haben.

"Diese Katze wird nie wieder jagen können", stoße ich mit heiserer Stimme hervor, ohne mich zu Ove umzuwenden. "Wir können nur ihr Leiden beenden."

Ich blende den Rest der mir an diesem Ort verbliebenen Gefühle aus. Ich habe gelernt, die Grenzen meiner Kunst zu akzeptieren und den Sterbenden beim Loslassen zu helfen. Bis ich ein humaneres Mittel besorgt könnte, müsste das Tier weiter elend leiden. Darum hole ich spontan mit meinem Gehstock aus und beende das grausame Spektakel mit einem einzigen heftigen Schlag. Obwohl ich überzeugt bin, richtig entschieden zu haben, vermag ich Ove nicht sofort wieder in die Augen zu sehen.

"Nein, es fällt mir NICHT leicht, zu töten, Ove. ... Aber hier gab es keinen anderen Ausweg", antworte ich auf eine Frage, die Ove nicht gestellt hat ... zumindest nicht laut. "Hast Du schon mal eine lahme Katze gesehen? ... Diese Tiere brauchen ihre Freiheit. Du kannst Sie nicht einfach einsperren und umsorgen. ... Irgendwann laufen Sie Dir davon, egal welche Schäden sie mit sich herumschleppen und verenden elend und allein." Plötzlich merke ich wie meine Gedanken wieder um Matilde kreisen. "Habe ich sie eingesperrt? Mit unsichtbaren Fesseln auf dem Manor festgehalten? War es von Anfang an aussichtslos?" Ich erinnere mich, in welcher hoffnungslosen Verfassung Matilde war, als ich sie überredete mit nach Irland zu kommen ...

Gegenüber Ove versuche ich mir nichts anmerken zu lassen. Aber auch ihm kann nicht ganz verborgen bleiben, dass ich abgelenkt bin. "Was ihn wohl mehr entsetzt? Dieser Ort oder die Tatsache, dass mich diese Darstellung der unbändigen Gewalt nicht gänzlich aus der Fassung bringt! ... Nein, nicht die Zeichen sadistischer Gewalt können mich noch erschüttern ... Es ist die Botschaft, die all dies hier mir möglicherweise übermitteln soll."

"Soetwas habe ich noch nicht gesehen. Aber ich habe davon gehört. Im Sommer '28 gab es hier schon einmal solche Vorfälle. Damals ist ein Mann ... ein Landstreicher vielleicht ... in einem Bootshaus ermordert aufgefunden worden. In dem alten Bootshaus am Boyle, das zum Manor gehört. Die arme Seele wurde getötet, indem man ihr unzählige Nägel in den Körper getrieben hat. Deswegen sprach man damals von dem 'Sebastians-Mörder', weil die Leiche an den Heiligen Sebastian erinnert haben soll. Auch die Polizei ging von einem religiös motivierten Ritualmord aus."

Ich entschließe mich, die geräucherte und getrocknete Hand eines Afrikaners, die im Bauch der Leiche plaziert worden war, zunächst unerwähnt zu lassen. "Eine abgeschlagene Hand würde Ove jetzt nur auf eine falsche Fährte setzen. Er hat schon an der Last einer Hand genug zu tragen. ... Und ich werde nicht jetzt und hier in diesem finsteren Gemäuer meine Lebensgeschichte vor ihm ausbreiten." Also entschließe ich mich, zum eigentlichen Thema zurückzukommen und überspringe in meinem Bericht ein paar Details und Wochen.

"Eine Weile später fand man dann im Wald einen verborgenen Platz an dem ... Tiere mit Nägeln gemartert worden waren. Pater Brendan hat damals in einem Anflug religiösen Eifers alle Spuren zerstört. Darum konnte ich selbst den Ort nicht mehr in Augenschein nehmen. Es soll dort merkwürdige Zeichen und Tierbilder in die Bäume geschnitzt worden sein ... aber der Pater hat nichts übrig gelassen, was mir einen Hinweis hätte geben können. Inspektor McFlaherty war darüber nicht erfreut. Wahrscheinlich hat ihn das noch misstrauischer gegenüber den Bewohnern von Seillean-Mòr Blàr gemacht. Er nimmt vermutlich an, der Pater habe jemanden aus dem Dorf schützen wollen. Aber dann liegt er falsch! ... Das habe ich jedenfalls bisher immer gedacht. Ich war der Überzeugung, wer oder was auch immer das getan hat, kam nicht von hier ... nicht einmal aus Irland."

"Aber wenn ich mir das hier so ansehe ... Es fällt mir trotzdem schwer zu glauben, dass die alte Meabh selbst dahinter steckt. ... Vor allem nicht hinter dem 'Sebastians-Mord'. Wie hätte sie alleine den Mann überwältigen und so zurichten sollen? ... Aber wenn doch, stellt sich wohl vor allem die Frage, was in drei Teufels Namen sie zu so etwas getrieben haben könnte?!?"

"Du darfst niemandem hiervon erzählen, Ove! Verstehst Du mich? Inspektor McFlaherty muss das sehen, bevor wieder irgend jemand etwas verändert!"

"Gib mir einmal die Lampe ... wollen sehen, ob hier auch Zeichen und Tierbilder zu finden sind ..."
« Letzte Änderung: 28.04.2017 | 09:56 von Joran »

Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #489 am: 30.04.2017 | 15:41 »
Wie in Tance schaue ich zu, was Clive macht.
Ich sehe den wuchtigen Hieb, den der alten, rüstige Mann nutzt um die jammernde Katze von ihrem Leiden zu erlösen. Mir läuft es kalt den Rücken hinab, als ich das dumpfe knirschende Geräusch höre, als der Stock den Kopf der Katze trifft und zertrümmert. Doch ich rege mich nicht. Ich schaue weiter stumm und still zu.

Clive redet mit mir, auch darauf reagiere ich nicht. Ich bewundere nur seine strukturierte und zielstrebige Vorgehensweise und ich genieße den Moment ohne stechenden Wundschmerz.

Als Clive mich direkt anspricht fühle ich mich genötigt etwas zu sagen.

Meine Stimme ist ruhig, der melodische Dialekt, den meine Schwedische Abstammung mit sich bringt gibt dem ganzen etwas heiteres. Doch Clive wird merken, wie monoton ich spreche. Fehlt mir doch die Kraft und die Fähigkeit noch mehr Stress zu erleiden, um aufgewühlter, angespannter zu klingen.

"Ich sag keinem was. Aber... wer... wer macht soetwas, Clive?! Warum? ... Tieropfer? Nageltotem? War es Kayleigh? Musste sie deswegen sterben? Und ... Meab... sie ist doch von Sinnen!

Heißt es nicht auch, Irre würden übermenschliche Kräfte entwickeln? Wie Menschen in Panik? Und wer weiß wie lang hieran schon gebaut... gearbeitet... wie lang das DING schon erschaffen wurde.

Und was ist mit ... Braddock? Wo ist er... wo ist die Witwe?"

Jetzt schaue ich mich doch noch mal um. Und auf Clives Bitten nach der Lampe trete ich langsam näher. Nur ungern reiche ich ihm die Lampe, das Einzige, was die Geister der Dunkelheit um uns herum fernhält.

"Clive... was sollten wir zuerst tun? Das DING hier verbrennen? Zerstören? Was machen wir mit der Witwe? ... Clive, wem können wir trauen?!"

Ist das ganze hier überhaupt real?

Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #490 am: 30.04.2017 | 22:44 »
Clive

Ove erscheint mir wie in Trance, als nehme er seine Umwelt nur unvollständig und verschwommen wahr, als habe er Schwierigkeiten, meinen Ausführungen gänzlich zu folgen. "Ich muss Ove beruhigen. Die heutigen Erlebnisse werfen ihn wohlmöglich um Jahre zurück!" Gleichzeitig ist mir bewusst, dass auch ich längst einen Panzer aus unangemessener Rationalität um mich gebaut habe ... wie ich es so oft tue. "Ove kennt das. So war es auch, als ich ihn und Matilde aus London fortgebracht habe, als ich mich um die Zerstörung der Hand kümmert, seine Unterbringung, die Überfahrt noch Irland. Ich ließ mich wahrscheinlich sogar nur auf Emma ein, um nicht zurückdenken zu müssen. Irgendwann wird dieser Schild fallen ... wie in jener Nacht der Flammen ... und wie auf Herm ... Und dann? ... Wer wird mir dann zur Seite stehen?" Schmerzlich wird mir die Stille in meinem Innern bewusst. Aber ich reiße mich zusammen und versuche meine Konzentration auf das Hier und das Jetzt zurückzulenken. Ich muss die Zeit nutzen, solange ich noch einen ungetrübten Blick habe.

"Ich glaube nicht, dass Meabh das hier alleine angerichtet hat", sage ich zu Ove. "Entweder es haben ihr andere geholfen oder sie war überhaupt nicht dabei und ist auch nur ein Opfer. Meabh fühlte sich bedroht. Sie wollte sich verteidigen, als sie auf Dich geschossen hat. Sie wollte verhindern, dass irgendein 'Dämon' sich ihrer bemächtigt. ... Andererseits hat sie gestern noch normal die Straße gefegt ... und das hier ist wohl nicht in einer Gewitternacht entstanden, nicht wahr?"

Ich denke einen Augenblick über Oves Fragen nach: "Ob Kayleigh etwas hiermit zu tun hat ... oder auch nur ihr Tod? ... Ich weiß es wirklich nicht. Aber sie war ein liebes, aufgewecktes Kind. Es will mir nicht in den Kopf, dass sie etwas mit DEM HIER zu tun haben könnte ..." "... gehabt haben könnte", verbessere ich mich still. "... Kayleigh hat schon vor einer Weile Seillean-Mòr Blàr verlassen. Wir müssen herausfinden, wie lange genau sie fort war! ... Ich vermute, nachdem 1928 der geheime Treffpunkt im Wald gefunden wurde und sich die Polizei dafür interessiert hat, haben diese kranken Geister erst mal eine Weile still gehalten, bis sich die Wogen geglättet hatten. Irgendwann nach 1928 muss dann das hier begonnen haben ... vielleicht erst vor wenigen Wochen? ... Aber das sind alles nur Spekulationen."

"Zuerst einmal sehen wir uns hier vorsichtig um und zerstören keine Spuren, die uns irgendwelche Hinweise geben könnten." Ich halte die Lampe auf Augenhöhe dicht an die Wand des Verschlages und suche sie Schritt für Schritt ab, während ich weiter in ruhigem Tonfall auf Ove einrede. "... Sonst fängt das ganze nur an anderem Ort wieder von vorne an. Und dann bemerken wir es möglicherweise erst zu spät. Außerdem wird Inspektor McFlaherty uns verdächtigen, wenn er irgendwie herausbekommt, dass wir dies hier verbrannt haben. ... Stell Dir vor, die alte Meabh erzählt ihm in ihrem Zustand hiervon. Dann wird McFlaherty eins und eins zusammenrechnen. Wir waren hier. Braddock weiß das und Deine Verletzungen sind unübersehbares Zeugnis. Nein, wir dürfen hier nichts zerstören!"

"Eigentlich glaube ich nicht, dass Menschen aus dem Dorf dieses Monstrum zusammengezimmert haben. ..." Gerade habe ich beschlossen, Ove von afrikanischen Nkisi zu erzählen, die ich auf meinen Afrikareisen gesehen habe. Ich habe mir die Worte schon zurecht gelegt, mit denen ich diesen Brauch als Aberglauben und Ausdruck eines noch nicht ganz überwundenen heidnischen Glaubens an Zauberei bagatellisieren will, als ich innerlich aufschrecke. "Hat Ove eben von einem 'Nagel-Totem' gesprochen? Woher kennt er solche Dinge?" Ich bin mir sicher, nichts dergleichen ihm gegenüber erwähnt zu haben. "Ist das nur seine zufällige Deutung dieses blasphemischen Götzen? ... Oder könnte es mehr sein?" Ich versuche meine aufkeimende Angst zurück zu drängen, rufe mir die letzten Jahre in Erinnerung und bin bemüht mir zu versichern, dass Arglist und Hinterhältigkeit Oves Wesen fremd sind. Ich erinnere mich an die Schussverletzung, die Ove immerhin gerade erst erlitten hat ... die andererseits so überraschend glimpflich verlaufen ist. Ich halte mir vor, wie sehr dieser Ort Ove offenbar aus dem Gleichgewicht gebracht hat ... oder wohlmöglich nur zu haben scheint? Aber die Saat des Zweifels ist gesät. "Könnte Ove aus anderen Gründen hier sein, als ich bisher annahm? ... Oder trägt er mir etwas nach? ... Macht er mich insgeheim für das verantwortlich, was ihm oder Kristine widerfahren ist und will sich an mir rächen? ... Welchen Einfluss hat Harry Blackberry auf ihn und ist es nicht merkwürdig, dass er den beiden hierher gefolgt ist ... in eine ländliche Region eines ärmlichen Landes mit einer fremden Sprache? Wie kann Mr. Blackberry hier überhaupt seinen Lebensunterhalt bestreiten? ... Sind Ove und Kristine in Wahrheit nur wegen IHM hier? ... Hat Ove mich etwa bewusst hier in die Scheune gelenkt, damit ich das hier sehe und dann vielleicht etwas unbedachtes sage oder unternehme?!? ... Warum will er all dies so schnell durch ein Feuer vernichten und verhindern das Inspektor McFlaherty es sieht?" Mir schwirrt der Kopf angesichts dieser Gedanken. Es erscheint mir noch wichtiger, den Götzen zu untersuchen ... sein Inneres zu erkunden.

Ohne mich umzuwenden frage ich lauernd und mit einem so ruhigen Tonfall, wie es mir in dieser Situation möglich ist: "Ein NAGEL-TOTEM? Hast DU so etwas schon gesehen, Ove? ... Oder hat Dir jemand von solchen Dingen erzählt?"
« Letzte Änderung: 30.04.2017 | 22:47 von Joran »

Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #491 am: 3.05.2017 | 21:50 »
Ove

Ich bekomme kaum mit was Clive macht und sagt. Mein Blick schweift durch die Dunkelheit, über die Schatten, zum Götzen vor uns und immer wieder zur Sicherheit versprechenden Flamme der Öllampe.
Ich höre, dass er redet, aber von seinen Worten bleibt nicht viel bei mir hängen. Immer wieder höre spüre ich den Schmerz, der mich an die Schusswunde erinnert.

Ich hätte tot sein müssen. Das überlebt doch kein normler Mensch.
Ist es ... die Hand? Ist das ihre Wirkung?

Sollte ich Clive davon erzählen?


Ich überlege noch, ob ich Clive von der Wunde erzählen sollte, von meinen Überlegungen dazu, als ich die Wunde in Gedanken abtaste, erspüre, sie in Gedanken sich wieder verschließen lasse. Ich kann fast schon spüren, wie sich die Wunde schließt. Wie diie Haut wieder ihre normale Form annimmt, die Wunde sich schließt und die eingedrungenen Projektile aus meinem Körper heraus gedrückt werden. Ich spüre wie die Ladung sich in den improvisierten Verband drückt.
Ein Impuls den Verband zu entfernen, damit die Kugeln, die Projektile, nicht weiter auf die sich schließende Wunde drücken, überkommt mich, doch ich kann mich beherrschen. Ich konzentriere mich lieber weiter auf die Wundheilung.

Doch etwas ist sonderbar.

Clive schweigt. Er hat aufgehört zu reden, macht eine Pause, die den Raum mit einer anderen Art der Spannung und Anspannung erfüllt. Diese Spannung holt mich in meine Umwelt zurück, fort aus den Gedanken, die sich nur um mich, meinen Zustand, meine Verwundung drehen.

Ich höre Clives Frage. Er stellt sie ruhig, aber betont.

Mir stellen sich die Haare am Nacken leicht auf. Irgendetwas kommt mir komisch vor in Clives Art, doch ich weiß nicht genau zu sagen, was es ist.

"Nagel....Totem?", ich brauche einen Moment zurückzufinden zu den Zusammenhängen.

"Ich... ich habe soetwas noch nie gesehen. Ich habe von Totempfählen gelesen, und einige Abbildungen gesehen. Krude gestalten aus Holz. Tiere. Oder andere Wesen... Geister? Götter? Fantasiegestalten? ... Aus Holz. Oder?"

Clive antwortet mir nicht, er wartet ab. So war meine Ausführung auch weniger eine echte Frage als eher eine Aneinanderreihung von Gedanken - Assoziationen.

Wartet er, bis ich fortfahre? Ist etwas lauerndes in seiner Art?


Ich fahre fort: "Dieses ... Ding... dieses Wesen ist ähnlich.... auf eine krude Art. Und voller ... Metall.... wie Nägel.... nur ... anders.... größer.

Aber ich verstehe nicht... warum? Warum Holz und Metall? Warum DAS?!

Hast du soetwas schon mal gesehen?"

Mir dämmert, dass ich vielleicht noch mehr sagen sollte, dass Clive noch mehr Fragen gestellt hat, aber ich kann mich nicht erinnern. Etwas lässt mich auf der Hut sein.... aber ist das vielleicht gerade das Problem?

Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #492 am: 4.05.2017 | 13:27 »
Clive

Ich lasse Oves Antwort auf mich wirken. "Er ist verunsichert ... Aus welchem Grund? Merkt er, etwas unbedachtes gesagt zu haben und fühlt sich ertappt? ... Oder kreisen wir gerade lauernd wie zwei Kater mit ausgefahrenen Krallen umeinander, jederzeit zum Sprung bereit?"

Ich wende mich zu Ove um und betrachte im Schein der Lampe sein bleiches, verunsichertes Gesicht mit dem Verband, der bereits rote Flecken aufweist. Ich vermag keinen Argwohn darin zu lesen. "Das Bild, das Ove im Moment abgibt, ist so weit von einem angriffslustigen Raubtier entfernt, wie es nur sein könnte. Vermutlich ist seine Verunsicherung nur seiner Verfassung und diesem Ort geschuldet? ... ... Für gewöhnlich trägt Ove seine Gefühle am Revers. Warum nicht auch jetzt? ... Und irgendjemandem MUSS ich vertrauen! Es ist völlig irrational, dass ich bereit bin Ayana zu vertrauen aber jetzt nach Jahren an Oves Loyalität zweifle. ... Ich werde Ove im Auge behalten, aber ich muss mich zunächst auf ihn verlassen. Sonst verschwindet er mit Kristine wie Matilde. ... Allerdings wäre das für die beiden vermutlich sicherer." Erneut werfe ich stirnrunzelnd einen Blick auf den provisorischen Verband.

"Wir sollten uns um Deine Wunde kümmern, Ove! Du hast unglaubliches Glück gehabt. Trotzdem müssen wir das Schrot entfernen, die Wunde reinigen und desinfizieren, damit Du keine Entzündung oder gar eine Blutvergiftung bekommst."

Betrachte ich den mitgenommenen Freund, kommen mir meine Zweifel an ihm lächerlich vor. "Ove wäre nicht imstande, mich so zu hintergehen. Vielleicht wenn ihn jemand mit Kristine unter Druck setzen würde, aber sie ist hier ... nun ... wohl nicht in Sicherheit aber doch immerhin nicht in fremder Gewalt. ... Oder? ... Was mich zu Blackberry und seiner Rolle zurückbringt. ... Nein, ich drehe mich im Kreis und kann diese Fragen im Moment nicht lösen." Ich frage mich, ob dieser Ort hier den Zweifel in mir gesäht haben könnte. Aber das scheint mir doch zu abwegig. "Beruhige dich, Clive! Ja, Oves Absicht, hier einen Brand zu legen ist radikal ... und in diesem Zusammenhang ... für mich mit bitteren Erinnerungen belegt. Und ja, Ove hat eine Kategorisierung vorgenommen, indem er die Besonderheit der Nägel hervorhob, aber man braucht kein Ethnologe zu sein, um bei diesem Anblick auf den Gedanken zu kommen. Ich hätte von einem unbedarften Menschen bei dieser kruden Statue eher das Wort 'Götze' erwartet. Aber es ist nicht ausgeschlossen, dass Ove zufällig diese Begrifflichkeit verwendet. Seine Forschungen über Naturgeister und Fabelwesen der nordischen Sagenwelt haben ihn vermutlich annehmen lassen, einer solchen Statue solle im Volksglauben ein Geist innewohnen ... also ein Totem. ... Und woher sollte Ove wissen, welche Bilder er mit dem Vorschlag, dieses Gehöft in Brand zu stecken, bei mir wachruft."

Ich ordne ungeschickt Stock und Flinte die in meiner Linken immer wieder verrutschen und klemme mit schließlich resignierend den Stock unter die linke Achsel.

Als meine Denkpause unangenehm zu werden droht, antworte ich Ove zögerlich: "Es gibt ... geschnitzte Figuren ..., die dem hier zumindest ein wenig ähneln. In Teilen Afrikas sind sie verbreitet. Sie sind aber sonst viel kleiner ... und dienen eher dem Schutz, wenngleich der Glaube verbreitet ist, dass man mit ihrer Hilfe auch Flüche ausbringen kann." "Der Glaube? ... Ich WEISS nur zu gut, dass man es kann." "... Aber dies hier ist viel größer ... und unförmiger ... und zusammengezimmert, nicht geschnitzt. Immerhin die Nägel erinnern daran. ... Jeder Nagel steht bei einem Nkisi für eine Bitte. ... Wenn man das auf diese Statue überträgt, spräche dies dafür, dass es sie schon eine Weile gibt. ..."

"Vielleicht erlaubt sich da jemand aber auch einen ziemlich üblen Scherz und will mich irgendwie an meine Expeditionen erinnern ... oder an den Sebastians-Mörder?", füge ich in dem unbeholfenen Versuch, Ove zu beruhigen, hinzu, als würde in dem hier irgendjemand einen Scherz sehen können.

Ich versuche die Zahl der Nägel in der Statue abzuschätzen und frage mich, wieviele Bitten wohl bereits gewährt wurden und wieviele noch ihrer Erfüllung harren ... und wem sie gelten. ... Es fällt mir nicht schwer, hierüber Vermutungen anzustellen.

"Ob Matildes Zustand auf ihn zurückzuführen ist?", überlege ich und bin in aufkeimendem Zorn versucht, dem hier sofort ein Ende zu bereiten. "Aber es braucht mehr, als einfach eine Figur zusammenzuzimmern und ein paar Nägel hereinzuschlagen, um einen derart gewichtigen Fluch zu wirken."

"Ich gebe Dir recht, Ove, wir sollten die Statue vermutlich vernichten. Aber wenn wir sie nicht Inspektor McFlaherty zeigen und er irgendwie hiervon erfährt, macht uns das verdächtig. Ich hoffe, der Inspektor wird uns nicht davon abhalten, diese Ungeheuerlichkeit zu zerstören, nachdem er sie gesehen hat. ... Vielleicht könnten wir Pater Breandán einen Wink hiervon geben und hoffen, dass er sich der Sache annimmt ... nachdem wir alles untersucht haben? Einen solchen 'heidnischen Götzen' dürfte er mit Freude anzünden ..."

"... und die Folgen solchen Handelns fielen auf ihn zurück, nicht auf uns", ergänze ich mit verhaltenem Unbehagen still. Ich vertraue Pater Breandán nicht, habe es nie getan. Er hat etwas an sich, was sich mir die Nackenhaare aufstellen lässt. Über die Jahre habe ich es aufgegeben, mit ihm zu diskutieren. Aber ich wünsche schon lange vergeblich, der Bischof würde ihm eine andere Kirche und eine andere Gemeinde anvertrauen.
« Letzte Änderung: 4.05.2017 | 13:41 von Joran »

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #493 am: 6.05.2017 | 21:10 »
Die Statue ist mit vielen, vielen Nägeln unterschiedlicher Grösse gespickt. Kleine, viereckige, geschmiedete Nägel, teils alt und verrostet. Unzählige. Gestanzte Zimmermannsnägel. Gross und rund. Und allerhand andere Grössen dazwischen.

An den Wänden der Scheune wurden vereinzelt Tiere in die Planken geritzt bzw. eingebrannt. Hirsche. In unterschiedlichen Positionen und Stellungen. Darunter auch Hirsche in aufrechter Haltung. Ähnlich einem Tänzer in einem Hirsch Kostüm mit wehenden, langen Haaren und einem enormen, gewundenen Geweih. Ähnlich alten Steinzeit Zeichnungen.

Aus einiger Entfernung sieht man bereits, dass die Nägel zum Teil Fellstücke auf der Götzen Statue fixieren und festklammern. Die Fellstücke sind Handflächen-gross und in unterschiedlichen Stadien. Von frisch - erst einige Stunden alt, bis hin zum verrotteten Leder mit ausfallenden Haarbüscheln.
Power Gamer: 38% | Butt-Kicker: 8% | Tactician: 67% | Specialist: 38%
        Method Actor: 96% | Storyteller: 83% | Casual Gamer: 13%

Nur wenige Menschen sind stark genug, um die Wahrheit zu sagen und die Wahrheit zu hören.
- Luc de Clapiers Marquis de Vauvenargues -

Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #494 am: 8.05.2017 | 22:42 »
Clive

Ich betrachte die Tierzeichnungen und -ritzungen an den Wänden. Auch wenn ich die Kultstätte im Wald vor ihrer Zerstörung nicht gesehen habe, habe ich nun keinen Zweifel mehr, dass ein unmittelbarer Zusammenhang besteht.

"Und auch die Befestigung von Fellstreifen an Minkisi habe ich bereits im Kongo gesehen. Aber die Bedeutung ist mir leider nicht bekannt. Es ist parktisch unmöglich, die Männer, die in die Geheimnisse der Minkisi1 eingeweiht sind, zur Preisgabe ihres Wissens zu bewegen. ... Mir sind auch keine schriftlichen Niederlegungen ihres Glaubens aus erster Hand bekannt. ... Trotz all der Jahre ist mein Wissen über die Minkisi noch so schrecklich begrenzt", denke ich verzweifelt.

Ich nehme die alten Fellreste in Augenschein. "Auf jeden Fall ist dieser hier älter, als ich angenommen hatte!"

"BAKISI! Seit wann verweilst Du an diesem Ort?", murmele ich gedankenverloren. "Wer brachte Dich hierher? Bist Du ein Nkondi? Willst Du das hier oder bist Du ebenso ein Opfer wie die armen Tiere um Dich herum?"

Dann werde ich mir wieder bewusst, dass Ove hinter mir steht. Ich beschließe, dass es am besten ist, ihn in einen Teil meiner Überlegungen einzuweihen:

"Im Kongo sind die Minkisi ein fester Bestandteil der Religion. Es gibt sie dort schon seit Jahrhunderten. Spätestens seit den ersten christlichen Missionierungen gibt es Minkisi mit Nägeln. Teilweise wird vermutet, dass dies eine Verbindung von christlichen und heidnischen Einflüssen ist. Der tratditionelle Nkisi soll sich mit der Geschichte des Heiligen Sebastianus verbunden haben ... Das wäre also dann ein wenig wie die keltischen Ringkreuze mit ihren vorchristlichen Mustern und Motiven. ... Ich habe jedoch Zweifel an dieser Theorie. Zu leicht ist die christliche Welt geneigt, Bezüge in ihrem eigenen Erkenntnishorizont zu suchen, die es oft in Wahrheit nicht gibt."

"Minkisi beherbergen Geister, die Bakisi. Manchmal dient ein Nkisi als transportables Grab für die Seele eines bestimmten Verstorbenen. Zu diesem Zweck wird etwas Erde oder ... etwas anderes aus dem Grab in den Nkisi gefüllt. Mit Hilfe der Geister in den Minkisi kann man Heilen oder auch Krankheiten verursachen. Man kann die Bakisi veranlassen, ein Vorhaben oder einen Menschen zu segnen ... oder zu verfluchen. Aggressive Geister unter ihnen nennt man auch Nkondi. Sie werden eingesetzt, um Straftaten aufzuklären und die Täter zu bestrafen. ..."

"Allgemein dienen die Nkisi den Menschen und damit eher guten Zwecken. ... Nur kann man sie auch missbrauchen."

Mir wird klar, dass ich gerade von den Bakisi und Zauberkräften als Fakten spreche und ich relativiere meine Ausführungen sicherheitshalber gegenüber Ove, auch wenn es sich nicht gut anfühlt:

"Ich mache das, um DICH zu schützen!", rechtfertige ich mich vorsorglich stumm, als könnte ER in seinem Tabernakel meine Gedanken lesen. Und ich bin mir dabei keineswegs sicher, ob ER es nicht kann ... oder jedenfalls früher einmal konnte.

"Das ist natürlich heidnischer Aberglaube, Ove. Aber wer immer diese Figur hier errichtet hat, wollte offenbar einen Nkisi erschaffen oder zumindest den Anschein erwecken. Und er wollte etwas mit diesen Ritualen bezwecken ... ... ... Mir ist nur noch nicht klar, ob der Nkisi mit den Misshandlungen der Tiere gequält werden sollte ... oder ob es sich um eine mir nicht bekannte finstere Variante der Minkisi handeln soll, die boshafte Bakisi beherbergt."

Schweren Herzens wende ich mich während meiner Ausführungen von den Zeichnungen ab und beobachte stattdessen Oves Reaktionen auf meine Ausführungen. Ich lauere auf Anzeichen, die mir Aufschluss darüber geben können, ob meine Ausführungen für ihn neu oder doch garnicht so fremd sind. Aber Oves geschundenes Gesicht im dämmrigen Licht der Laterne bleibt stumm.

"Zudem sind da diese Hirsche", fahre ich mit meinen Ausführungen fort. "Gibt es Hirsche in Afrika? Wenn ja, wie sehen sie aus? Welche Form haben ihre Geweihe?", frage ich mich. Ich lasse meine Gedanken schweifen: "Menschen mit Hirschgeweihen ... frühzeitlicher Schamanismus? ... Gehörnte Menschen? ... DER GEHÖRNTE? Der keltische Gott Cernunnos? ... Ein Gott der Natur, der Tiere und der FRUCHTBARKEIT ... das göttliche Versprechen an den Menschen auf Leben." Ich erschauere bei der Erkenntnis, wohin mich dieses Gedankenspiel führt und sehe ihn vor meinem inneren Auge: den Sarg, der Leben verspricht.

"Nein, ein Feuer zu legen, ist im Augenblick KEINE Option!", wird mir klar. "So einfach liegen die Dinge leider nicht."

"Wenn wir diese ... Statue vernichten ... und rein hypothetisch unterstellen, es gäbe Bakisi ... dann würde wir den Geist töten und eine heilige Stätte schänden. Auch bei heidnischen Religionen sollte man soetwas nicht leichtfertig tun."

Ich hasse die Arroganz der sogenannten zivilisierten Welt, die aus meinen sorgsam gewählten Worten spricht. Aber ich kann es mir auf keinen Fall leisten, jetzt auch noch das Ansehen eines heidnischen Götzendieners zu bekommen. "... Nicht nachdem ich Ayana aufgenommen habe ... in der gleichen Nacht, in der Matilde an einen unbekannten Ort verschwunden ist ... in der gleichen Nacht, in der Blitz und Donner und Sturm vom Himmel gesandt wurden. Nicht nachdem fremdländische Pilger sich wie ein Schwarm Heuschrecken aus dem Nirgendwo auf Seillean-Mòr Blàr gestürzt haben ... Nicht nachdem ich vor aller Augen herzkrank auf der Dorfstraße zusammengebrochen bin ... um dann wie von Geisterhand binnen Stunden zu gesunden." Ich schlucke, als mir das Ausmaß der Situation bewusst wird. "Bisher war ich ein Sonderling, der Expeditionen zu den weißen Flecken auf der Landkarte unternommen hat. Wenn ich jetzt nicht aufpasse, halten die Leute mich wohlmöglich bald für den Antichrist! Und nur zu gerne wird so mancher vergessen, dass er in Wahrheit in meiner Schuld steht."

"Ove, ich bin ganz ehrlich: Ich weiß nicht, ob wir das hier vernichten oder an einem anderen Ort verstecken oder Inspektor McFlaherty zeigen sollten. ... Egal wie wir uns entscheiden, es könnte zu unserem Schaden sein. ..."

"Ich muss versuchen, das hier zu VERSTEHEN, um eine Entscheidung treffen zu können. ..."

Ich wende mich wieder dem Nkisi zu.

"Wie könnten wir Dich nur hier wegschaffen, ohne dass jemand etwas merkt oder Verdacht schöpft?", frage ich gedankenverloren in Richtung Nkisi. "Wenn McFlaherty wegen der Witwe hierher kommt, dann kann er nicht übersehen, dass an dieser Stelle irgendein großes Objekt gestanden hat. Das würde Fragen aufwerfen. Und wohin sollten wir Dich bringen? ... ... Vielleicht könnte ich McFlaherty ... BENUTZEN? ... Das auffälligste Verhalten ist oft zugleich das unscheinbarste. ... McFlaherty wird Dich als Beweismittel verwahren wollen ... Photos machen und dergleichen ... Aber er wird Dich kaum bis nach Mullingar verfrachten wollen, damit man es am nächsten Tag in allen Zeitungen sieht. ... Ich könnte ihm anbieten, das Beweisstück auf dem Grundstück des Manor zu verwahren ... nicht im Manor selbst ... in einem der Wirtschaftsgebäude ..."

Ich gehe zu der Tür im Boden und stampfe mit dem Stiefelabsatz darauf. Unter der Tür scheint ein Hohlraum zu sein. "Was ist da drunter?", frage ich Ove. Es ist mehr eine Aufforderung als eine Frage, weil mir klar ist, dass er noch nicht nachgesehen hat. "Eine Grube im lehmigen Boden!" Mein Körper scheint schon einen Schritt weiter zu sein, als mein Verstand, denn er reagiert bereits auf ein Grauen, welches mein Verstand erst langsam zu ertasten beginnt. "Piloerektion", klammert sich mein Geist in aufkeimender Furcht an die Rationalität der Profession. "Ist das ein Grab? ... ... Was oder wen werde ich dort finden? ... Nur den Tod ... oder auch das Versprechen auf Leben?" Und plötzlich beschleicht mich ein böser Verdacht, der mein Herz wieder schmerzhaft in meiner Brust klopfen lässt. "Cainnech? ... Oder Matilde?", flüstere ich bestürzt, während das Blut aus meinem Gesicht weicht. Es ist mehr ein atemloser Hauch als gesprochene Worte. Aber ich MUSS jetzt Gewissheit haben.

"Halte Du die Lampe", sage ich ohne Ove anzusehen und reiche ihm das schwache Licht herüber. Als ich fühle, wie er die Laterne aus meiner Hand nimmt, lege ich Stock und Flinte neben mir ab und greife nach dem Knauf der Tür. "BITTE ... erlaube das nicht ... nur DAS NICHT!"


1 Minkisi ist ein Plural des Wortes Nkisi
« Letzte Änderung: 9.05.2017 | 10:37 von Joran »

Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #495 am: 16.05.2017 | 15:41 »
Ove

Nkisi, Bakisi, Mkisi.... WAS faselt Clive? Ich versteh doch gar nicht was er meint!

Nur langsam fügen sich seine Worte zu so etwas, das mir eine grobe Idee davon gibt, was er meint.
Ich höre ich zögernd, abwartend und anfangs ohne zu verstehen zu.

"Clive!", sage ich in einer der kurzen Pausen, die er zum Nachdenken oder Betrachten des DINGS zu brauchen scheint.

"Clive, du hast SOETWAS also schon mal gesehen?! In Afrika? Was macht es dann hier?! Warum Geister? Und hier dran muss doch schon LANGE gebaut worden sein. Das kann niemals der Werk wengier Tage  oder Wochen gewesen sein. Hälst du es wirklich für eine gute Idee hinter diese Tür zu schauen?!"

Ich schlucke und trete wie mir von Clive geheißen mit der Lampe näher, meine Stimme wird rauh. Der Schmerz und die Anstrengung haben mich durstig werden lassen. Mein Mund ist trocken.

"Was ... wenn dieser Geist etwas hinter dieser Tür ... zurück halten soll?! Wenn es ein Schutzgeist ist... eine Art GUTER Geist."

Ich schlucke erneut trocken.

"Aberglaube hin oder her. Dieses DIng wurde nicht ohne Grund erschaffen. Es hat einen Zweck. Sollten wir dieses Kisi nicht erstmal weiter untersuchen? Gibt es hier nicht noch mehr zu finden? Und... Clive... wo ist Braddock?!"

Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #496 am: 16.05.2017 | 16:30 »
Clive

Ich halte inne, als Ove zur Vorsicht mahnt. Während meine Hand unverändert auf der Tür ruht, blicke ich noch einmal zu Ove auf.

"Was ich in Afrika gesehen habe, war ähnlich, aber doch anders. Ich glaube nicht, dass diese Statue aus Afrika stammt. Sie ist zusammengezimmert, nicht aus einem Stück geschnitzt. Sie ist auch viel größer als ein afrikanischer Nkisi. Und sie weist nicht diesen unverkennbaren Stil afrikansicher Schnitzerein auf, einfach und doch eindrucksvoll, mehr als der erste Blick verrät. Afrikanische Schnitzereien wirken einfach ... "primitiv", würden viele sagen ... sagen aber in Wahrheit viel mehr aus, als eine Photographie. Wenn man die Geschichten kennt, von denen die Schnitzereien erzählen ... oder die Tiere lange genug beobachtet hat, die sie darstellen, beginnt man zu verstehen, WIE tief das Verständnis der Künstler war, als sie ihre Arbeiten erstellten. ..."

"Vielleicht sind die Unterschiede zwischen einem afrikanischen Nkisi und dieser Statue hier auch bedeutungslos? Ich kann es Dir nicht sagen. Aber ich glaube nicht, dass es ein Zufall ist. Jemand hat die Statue hier aufgestellt, DAMIT ich die Ähnlichkeit mit einem Nkisi sehe. ... Ich denke, ich sollte das hier finden. Jemand schickt mir eine Botschaft. Und was man mir mitteilen will, befindet sich unter dieser Tür!"

"Ove, ich habe den furchtbaren Verdacht, dass jemand Cainnech ... oder sogar Matilde hier begraben haben könnte. ... Um mich zu quälen. Um mich einzuschüchtern. ... Um meinen Willen zu brechen. ... Ich weiß, dass wirkt jetzt weit hergeholt ... ist es vermutlich auch ... aber ich kann nicht in der Ungewissheit darüber, was sich unter dieser Tür befindet, wieder fortgehen. ... Und Braddock wird uns nicht helfen. Er jagt einem Geschöpf hinterher, das im Haus der Witwe steckte und sie um den Verstand gebracht hat. ... Ich MUSS nachsehen, mit Dir oder ohne Dich! Es ist zwar vielleicht keine gute Idee, denn ich erwarte bei Gott nichts Gutes hinter dieser Tür, aber ich MUSS mich vergewissern."

Daraufhin wende ich meinen Blick erneut auf die Tür und bereite mich innerlich auf das Schlimmste vor. Dann ziehe ich mit einem Ruck an der Tür.

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #497 am: 20.05.2017 | 23:11 »
Du bewegst den Knauf der alten Holztür.
Das Holz ist bereits etwas verwittert. Das Metall ist rostig. Etwas Stroh liegt auf der Tür. Etwas Dreck. Der Staub vieler Jahre. Sowie altem und frischem Vogelkot.

Du versuchst die Tür vom Boden anzuheben. Sie scheint schwer zu sein oder sie klemmt.
Die Tür bewegt sich kaum. Du legst mehr Kraft hinein - ziehst und rüttelst.

Dann bewegt sich die Tür etwas. Metall knirscht und quietscht.

Ein leichtes Zittern geht durch die Tür. Das metallische Knirschen pflanzt sich an den Wänden der Scheune fort. Ein Zittern geht durch die Brettern und die Gegenstände an der Wand.
Staub rieselt von der Decke.

Eine Taube, die irgendwo unter dem Dach ihr Nest zu haben scheint, fliegt hoch und flattert über Eure Köpfe fort.
« Letzte Änderung: 20.05.2017 | 23:16 von Der Läuterer »
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #498 am: 20.05.2017 | 23:48 »
Wie lange ist Cainnech nun schon fort - tot?
Vermutlich liegt er unter dieser Tür nun bereits seit Jahren. Ermordet. Hingeworfen. Verscharrt. Verrottend. Vergessen. Ein seelenloses, einsames Grab. Ohne Einsegnung. Ohne Blumen.

Vielleicht hält sein ruheloser Geist die Tür von innen krampfhaft geschlossen, um Dir, Clive, seinen Grauen-erregenden Anblick und den Schock zu ersparen.

Vielleicht haben sich aber auch die Säfte seines modernden Körpers bereits sowohl Kleister-artig mit der Unterseite der Tür, als auch mit dem Untergrund verbunden und bilden eine kompakte Masse, die sich gegen ein Öffnen stemmt.
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #499 am: 21.05.2017 | 00:27 »
Zwei Federn der Taube sinken langsam zu Boden. Eine landet direkt auf der Tür. Auch Staub rieselt herunter.

Ist dies ein Zeichen? Wenn ja, ein Zeichen wofür?
Liegt die schöne Matilde Visconti unter der Tür? Vielleicht in inniger Umarmung mit Cainnech?

Gibt es einen Keller unter dieser Scheune?
Eine Treppe? Einen Schacht? Vielleicht ein Verlies, wie in alten Burgen?
Wird hier jemand gefangen gehalten? Wer darbt hier under der Erde?

Ist dies der Eingang zur Hölle? Und wenn ja, wessen Hölle wird sich offenbaren?

Du bist neugierig. Unsicher. Erwartungsvoll. Ängstlich. Abgestossen.

Was steckt dahinter? Weshalb ist hier überhaupt eine Tür? Birgt diese Tür die Erkenntnis?

Könnte überhaupt jemand die Wahrheit erfassen? Begreifen? Ertragen?
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