Mir fällt es schwer, sowas aus dem hohlen Bauch heraus zu beantworten, ohne zu wissen, was für ein System ich spiele und was, sagen wir mal, der gewünschte Spielstil der Gruppe ist.
Generell bevorzuge ich es, wenn Proben nicht angepasst werden müssen oder nur nach grober Gruppenstärke "angepasst" werden. Beispielsweise wenn es durchgängig leichte, normale, schwere, sehr schwere und nahezu unmögliche Aufgaben mit festgelegten Schwierigkeitszahlen gibt (z.B. 5/10/15/20/25 gegen d20+Attribut+Professionsbonus). Das finde ich vor allem gut geeignet für Rollenspiele/Spielwelten, in denen die Charaktere kompetent in ihren Spotlights anfangen, der Machtzuwachs aber langsam vonstatten geht und das Spiel besonderen Wert auf Pseudorealismus legt.
In der anderen Variante, wenn der Aufstieg raketenhaft vom einfachen Abenteurer über den legendären Helden zum Halbgott stattfindet, finde ich es ganz praktisch, wenn für jede Heldenstufe drei oder vier angemessene Schwierigkeitstufen festgelegt sind. Dann ist natürlich klar, dass Sachen, die für einen Helden eine Heidenarbeit sind, von einem normalen Abenteurer fast nicht und von einem Halbgott nahezu ohne Mühe bewältigt werden.
Diese Schwierigkeiten hätte ich alle gerne unabhängig von den konkreten Charakteren in einer Gruppe. Beispiel: In einem Dungeon in einem Spiel mit mäßigem Machtzuwachs gibt es eine Steintür mit einem komplizierten Schloss. Um das Schloss zu knacken, muss man mit d20+Attributsbonus+Professionsbonus eine Probe gegen Schwierigkeitsgrad 20 bestehen. Auch wenn die Gruppe keinen Dieb oder sonstigen Charakter mit hoher Geschicklichkeit hat, würde ich die Schwierigkeit lieber bei 20 belassen (und im Abenteuer darauf achten, dass etwas Interessantes passiert, wenn die Gruppe das Schloss eben nicht aufkriegt), als dass ich sie der Gruppe zuliebe senke.
Die andere Sache dagegen sind Kämpfe.
Wenn ich bspw. ein Spiel wie Pathfinder (oder was ähnliches aus dem d20-Bereich) spiele, wo davon ausgegangen wird, dass eine Gruppe bei einem Kampf auf ihrem Encounterlevel etwa 25% ihrer Ressourcen verbraucht, und ich ein Abenteuer leite, wo in einem Dungeon für eine Level 5-Gruppe sechs potentielle Encounter mit den Level 4/5/5/5/6/7 untergebracht sind, die Gruppe aber entweder etwas hochstufiger oder besonders kampfstark ist, dann käme es stark auf die Umstände und Absprachen an, unter denen ich leite. Im Normalfall, wenn nicht gerade irgendwas Sandboxiges besonders abgesprochen ist, würde ich in der Vorbereitung des Spielabends die Encounter (auch Belohnungen) etwas dem Gruppenniveau nach oben (!) anpassen.
Aber wie gesagt, das hängt alles davon ab, was die konkrete Gruppe spielen will. Will ich etwas eher ein Erzählspiel spielen, bei dem taktische Kämpfe und Dungeonraids nur geringe Bedeutung haben, dann kann es sein, dass Anpassung von Kämpfen unnötig ist, weil die gewünschte Spannungskurve ganz woanders liegt.