Wieso denn immer?
Es ist ein Unterschied, ob sie - theoretisch - immer angepasst werden kann oder es immer passert.
Ok, das war vielleicht zu allgemein formuliert. Sie kann immer angepasst werden, und es passiert oft genug, dass ich mir nicht mehr sicher sein kann, wann das passiert oder nicht.
Ich brauche jetzt mal eine Erklärung, wofür jetzt 5/10 Orks beispielhaft stehen. 08/15-Standardgegner? Resourcenziehendes Kanonenfutter? Forderndere Gegner/Eliteeinheiten? Oder Endgegner?
Denn diese Einschätzung macht einen sehr großen Unterschied für mich.
Als Schwierigkeit der Szene. In den allermeisten Fällen wird das spontane Anpassen, von dem ich spreche ja in Kampfsituationen stattfinden. In anderen Situationen ist das natürlich auch möglich, aber da Kampfsituationen meist die gravierendsten (Charaktertot) Konsequenzen haben, denke ich schon, dass das dort am häufigsten passiert. Gemeint ist aber im Endeffekt jede Situation, die als Herausforderung an die Spieler und ihre Charaktere herangetragen wird, und dessen Schwierigkeit spontan angepasst wird.
Obwohl ich das Argument durchaus verstehe kommt es nicht zum Kern der Sache, es sind genau die zwei Stichpunkte darin die mich stören:
1) "Welche Situation ich gewonnen habe..." - Gegen Wen gewonnen ??? Gegen den Gegner? Der liegt Tot am Boden, das ist klar. Gegen die Regeln? Das ist ja wohl Unsinn. bleibt eigentlich nur der Punkt, gegen den Spielleiter, und das macht auch die Ablehnung der goldenen Regel klar, den Niemand möchte ein Instrument der Willkür in den Händen seines Gegners.
Und genau diese Art von Spielern mag ich nicht, die den SL als Gegner oder Antagonisten sehen.
Ich gewinne nicht gegen den Spielleiter, und das will ich auch nicht. Aber gegen die Herausforderung des Spielleiters. Oder ich löse die Herausforderung des Spielleiters. Wenn ich ein System mit Regeln habe, dann ist das Anwenden der Regeln auch Teil des Spiels. Wobei das sowohl auf der Regelseite als auch auf der rein erzählerischen Seite.
Das Anpassen einer Szene passiert ja, oder so habe ich es erlebt, eigentlich nur, wenn der Ausgang der Szene feststeht. Wenn die Spielercharaktere die Herausforderung einer Szene überwinden sollen (um es so neutral wie möglich zu formulieren), dann lässt sich die Szene ebenso anpassen, wie wenn sie diese Herausforderung nicht überwinden sollen. In beiden Fällen ist das für mich keine Herausforderung mehr, und mein Interesse an der Szene sinkt gegen 0. Wenn die Herausforderung einmal steht, dann möchte ich, dass sie so durchgezogen wird, wie sie präsentiert wurde.
Alles was danach kommt kenne ich als Spieler noch nicht, und wenn es mich erreicht, dann nehme ich es als "das war schon immer so" auf, auch wenn der Spielleiter es Aufgrund vorheriger Situationen angepasst hat.
Ich bin dabei nicht prinzipiell gegen die goldene Regel. Für mich ist das aber ein konstanter Prozess. Zunächst wird alles angewendet wie es ist (solange eine Regel eine Situation nicht unspielbar macht) und abgehandelt. Wenn ein Problem auftritt, dann kann man die entsprechende Regel ansprechen und unter der goldenen Regel für die Zukunft anders handhaben. In der Situation empfinde ich das allerdings als störend. Ich sage nicht, dass das die richtige oder einzige Möglichkeit ist das handzuhaben, aber es ist die, die ich bevorzuge.
2) Wenn ich die Dinge Proaktiv ändere ist alles in Ordnung, wenn ich sie spontan verändere nicht ??? Wo ist da die Grenze ???
Wenn die 5 Orks Tot am Boden liegen, die Spieler sehr überrascht über ihren Triumph sind und dann spontan mehr Orks aus dem Gebüsch kommen (Quasi Nachschlag) ist das in Ordnung?
Wenn Der Endgegner beim ersten Schlag spontan Weggekritet wird und ich sage: "Gut, gewonnemn, daß ging aber schnell, dann mal bis nächsten Monat" ist das in Ordnung ?
Oder lieber ein spontanes "Daswar gar nicht der böse Magier sondern nur sein Double, der Orginale steht dahinten auf dem Balkon und lacht" ist das besser ?
Das ist eigentlich ein gutes Beispiel für das was ich meine. Die primäre Situation ist erst einmal bereinigt, der Zauberer ist tot. Was danach kommt ist ein Zusatz, der die Sache wieder interessant macht, er ist gar nicht tot, es war eine Illusion. Super. Eine, für mich, schlechte Lösung wäre hier, dass er plötzlich eine Rüstung trägt oder einfach genau so viele Trefferpunkte mehr hat wie er gerade an Schaden bekommen hat oder ähnliches. In der ersten Situation habe ich zunächst meinen Triumph und muss dann feststellen, dass ich ausgetrickst wurde. In der zweiten Situation wird mir dieser Triumph verwehrt, weil eben das in der Situation nicht vorgesehen war.
Mein Beispiel mit den 5 Orks hast du glaube ich falsch verstanden. Es kommen nicht einfach ein paar neue Orks dazu, weil es zu einfach war, das wäre die Art Anpassung, die ich nicht mag. Aber wenn man an der Stelle merkt, dass man die Kampfkraft der Gruppe unterschätzt hat, dann kann man zukünftige Begegnungen entsprechend anpassen. Im Zweifel lässt sich das auch ganz gut begründen, wenn man außer "Ich möchte eine knackige Herausforderung bieten" noch mehr braucht. Die Orks haben eben erstmal nur eine kleine Vorhut geschickt und als sie merken wie stark die Gruppe ist schöpfen sie eben tiefer. Oder sie haben ihre besten Leute vor geschickt und jetzt sind eben nur noch die schwächeren da. Je nachdem in welche Richtung man sich eben verschätzt hat. Wie gesagt sehe ich das hier eher als Mittel um Fehlplanungen (die immer mal passieren können) auszubügeln. Passiert das aber innerhalb einer Szene, dann führt das für mich (als Spieler) dazu, dass ich irgendwann das Gefühl habe eine Szene nicht mehr einschätzen zu können, wenn sie mir präsentiert wird.
Und da geht es nicht einmal darum, dass ich dem Spielleiter mistraue oder ihm böse Absichten unterstelle. Das kann durchaus auch aus den besten Absichten stammen, wenn der Spielleiter z.B. die Gegner plötzlich abschwächt oder wegrennen lässt, aber nur weil das wohlwollend motiviert ist, bedeutet das ja nicht, dass es bei mir als Spieler nicht doch einen schlechten Eindruck hinterlässt. Dann möchte ich lieber ehrlich gesagt bekommen, dass der Spielleiter seine NSCs unterschätzt hat, und dann kann man sicherlich eine Lösung findet die allen gerecht wird. Dann bin ich als Spieler auch wieder in der goldenen Regel mit einbezogen und das ist super. Aber das ist keine Selbstverständlichkeit (bzw. habe ich nicht so erlebt).